frisch aus dem lernlabor 04 2016 geblendet: wie werbung das konsumverhalten prägt > s. 3 gewusst: wo in freiburg geheime ecken zu finden sind > s. 7 gedacht: wie ein „superhirn“ sich alles merken kann > s. 12 foto: thomas kunz zwei naturwissenschaftlich aus- gerichteten fächern – lebens- wissenschaften und geo- und umweltwissenschaften – stehen ein humanwissenschaftlicher zweig mit kultur und geschichte sowie das sozialwissenschaftliche fach governance zur wahl. selbst bestimmen die studierenden bestimmen selbst, wie sie die jeweiligen teil- gebiete gewichten – zum beispiel mehr geschichte oder mehr philo- sophie im humanwissenschaftli- chen zweig, mehr jura oder mehr wirtschaft bei governance. dazu belegen sie wahlfächer aus er- gänzenden oder auch anderen gebieten. ein kernprinzip des ucf ist interaktives und problem- orientiertes lernen: wissen wird nicht vorgesetzt, sondern die stu- dierenden erarbeiten es selbst anhand konkreter fragen. für julia wertheim war vor allem die interdisziplinarität an- ziehend: „ich wollte schon immer naturwissenschaften und geis- teswissenschaften miteinander verbinden.“ nach einigen anläu- fen fand sie im zweiten studien- jahr „ihr“ fach, die lebenswissen- schaften. diesen herbst beginnt sie an der universität freiburg mit einer promotion in kognitiven neurowissenschaften. „die freiheit zu haben, genau die richtung zu bestimmen, in die wir gehen wollen, ist nicht immer einfach, aber sehr sinnvoll, weil es uns zwingt, uns selbst mit unseren talenten und schwächen zu er- kennen“, sagt veronika vazhnik. die 22-jährige aus minsk/weiß- russland hatte ihr hauptfach geo- und umweltwissenschaften eher nach gefühl gewählt – heute sei es ein teil von ihr. sie arbeitet inzwischen an der pennsylvania state university/usa an ihrer pro- motion über nachhaltige bioöko- nomie und träumt davon, ihre kenntnisse eines tages in ihrem heimatland einsetzen zu können. english only ein wechsel ins ausland ist für las-absolventen sprachlich hür- denfrei, denn das ucf spricht und schreibt „english only“. das bringt internationale anwärterinnen und anwärter nach freiburg: 30 pro- zent kommen aus dem europäi- schen und außereuropäischen ausland, die deutschen ucf-stu- dierenden hingegen lassen sich auf ein fremdsprachliches studi- um ein. wie matthias haslberger, der sein abitur als internats- schüler der regensburger dom- spatzen abgelegt hat. sein aus- landssemester an der pennsylva- nia state university im dritten ucf-studienjahr war sein erster aufenthalt in einem englischspra- chigen land. „ich habe das expe- riment einfach gewagt“, sagt er. nach seinem las-abschluss mit dem hauptfach governance hat er einen masterstudienplatz an der universität oxford/england be- kommen. dort befasst er sich mit vergleichender sozialpolitik und liebäugelt bereits damit, später in den usa zu promovieren. studen- tische initiativen werden im las- studium großgeschrieben. wäh- rend er seine abschlussarbeit vorbereitete, organisierte hasl- berger eine zweitägige experten- konferenz über migrationsbewe- gungen mit, die im global order project in freiburg stattfand. clara gerstner, hauptfach lebens- wissenschaften, kam zum ucf, weil sie auf der suche nach einer ver- knüpfung von psychologie und biologie war. in ihrem zweiten stu- dienjahr entwickelte sie in einem kurs ein modell, das die soziale und analytische kompetenz von kindern und jugendlichen messen kann. die 22-jährige unterrichtet die ersten absolventen des university college freiburg berichten über ihre vier jahre in einem bundesweit einzigartigen studiengang von verena adt die schrecklichste erinnerung an ihre vergangenen vier stu- dienjahre in freiburg, sagt julia wertheim, sei der moment gewe- sen, „als wir uns alle voneinander verabschiedet haben“. wertheim gehört zu den 50 ersten gradu- ierten des university college frei- burg (ucf), das 2012 an den start ging. nach vier jahren hat der ers- te jahrgang im sommer 2016 mit dem bachelor of liberal arts and sciences (las) den abschluss erreicht. für die absolventinnen und absolventen ging eine zeit zu ende, in der sie gemeinsam teil eines in deutschland bisher ein- zigartigen lehrexperiments waren. denn las ist anders: vier jahre statt drei für den bachelorab- schluss, vier fachliche optionen, die „majors“. keines dieser haupt- fächer ist nur einem einzigen wis- sensgebiet zuzuordnen, alle sind fächerübergreifend angelegt. im ersten jahr stehen kernkurse auf dem programm, die für alle pflicht sind und basiswissen, wissen- schaftstheorie und -methodik ver- mitteln. danach wählen die stu- dierenden ihr hauptfach: neben inzwischen an einer amerikani- schen highschool biologie und physik und macht parallel dazu an der johns hopkins university ihren master in erziehungswissenschaf- ten. ihr kommilitone yared abdeta debelo, hauptfach governance, entwarf als projektarbeit zusam- men mit drei teamkollegen eine plattform zur privaten fahrradver- mietung – bei einer realisierung steht das studierendenwerk freiburg-schwarzwald als partner bereit. der gebürtige äthiopier schließt nach seinem las-bachelor ein sozialwissenschaftliches master- studium an der humboldt-universität zu berlin an. dr. ursula glunk, akademische direktorin des ucf, denkt daran, nach der graduierungsfeier mitte oktober 2016 gemeinsam mit dem alumni-büro der universität ein alumni-netzwerk für absolventen des ucf aufzubauen. der gelun- gene erste durchgang und die guten anschlussmöglichkeiten der studierenden bestätigen für sie den ansatz und die zukunftstaug- lichkeit des 2012 als „lernlabor“ lancierten university college. der geschäftsführende direktor paul sterzel meldet für das winterse- mester 2016/17 mehr als 300 be- werbungen – für 80 plätze. raum für neue ideen: die studierenden des university college freiburg treffen sich in der alten universität. foto: patrick seeger www.ucf.uni-freiburg.de  alles auf einen blick: der semesterkalender für das akademische jahr 2016 /17 liegt bei. foto: thomas kunz die zeitung der albert-ludwigs-universität freiburg www.leben.uni-freiburg.de 042016

04 2016 unı leben die zeitung der albert-ludwigs-universität freiburg www.leben.uni-freiburg.de 3 aktuell www.css.uni-freiburg.de  www.german-u15.de  wie können freiwillige helferinnen und helfer in den katastrophenschutz eingebunden werden? wie lässt sich der schutz vor betrug beim online- banking verbessern? wie sehen neue strategien zur vorsorge für den ernäh- rungsnotfall aus? ziel des aktuellen rahmenprogramms „forschung für die zivile sicherheit“ des bundesministeri- ums für bildung und forschung (bmbf) ist es, den schutz der gesellschaft vor naturkatastrophen, terrorismus und kriminalität zu verbessern. das centre for security and society der universität freiburg wird für die nächsten drei jah- re im „fachdialog sicherheitsforschung“ den austausch des bmbf mit der wis- senschaftlichen community betreuen. das team wird treffen des wissen- schaftlichen beratungskreises organi- sieren, workshops und konferenzen veranstalten sowie ein graduiertennetz- werk begleiten. die ergebnisse der treffen werden regelmäßig aufbereitet und in broschüren, sammelbänden und im internet veröffentlicht. starker dialog für mehr sicherheit www.diversity.uni-freiburg.de/ tagdervielfalt/tdv2016 tag der vielfalt beim diesjährigen tag der vielfalt an der universität freiburg am 14. no- vember 2016 wird – wie schon im ver- gangenen jahr – das thema „her- kunft“ im mittelpunkt stehen. in einer lockeren abendveranstaltung mit inter- nationalem mitbring-buffet wird die vielfalt von herkünften für alle mitglie- der der universität sichtbar und erleb- bar – ob aus gundelfingen, greifswald, griechenland oder ghana. der tag der vielfalt 2016 will zur diskussion über vielfalt an der universität freiburg an- regen und den austausch unter ihren mitgliedern fördern. die stabsstelle gender and diversity richtet die veran- staltung aus. alle angehörigen der universität sind herzlich eingeladen. nähere informationen und anmeldung in kürze unter: prof. dr. dieter k. tscheulin ge- hört zu einer besonderen gruppe menschen: er schaut sich gerne werbespots an. der inhaber der professur für marketing und ge- sundheitsmanagement an der uni- versität freiburg arbeitet seit mehr als 20 jahren als professor für be- triebswirtschaftslehre. eines seiner interessengebiete, die tv-werbung, feiert im herbst 2016 ihren 60. ge- burtstag. welchen einfluss hat sie auf konsumentinnen und konsu- menten? was haben privatsender und web-tv verändert? über diese und andere fragen sprach jürgen schickinger mit dem experten für marktforschung und marketing. uni’leben: herr tscheulin, macht es ihnen spaß, werbung im fernse- hen anzuschauen? dieter k. tscheulin: ich schaue sie mir hauptsächlich von berufs wegen an, mit interesse. aber es kann auch spaß dabei sein. vereinzelt kann ich mich an einer gewissen ästhetik erfreuen. kaufen sie wegen der tv-werbung anders ein? vielleicht. studien haben eindeutig gezeigt, dass werbung unser konsum- verhalten beeinflusst. nur in einzelfäl- len funktioniert das nicht. selbstver- ständlich behaupten alle, dass sie einzelfälle sind. aber auch sie können keine produkte kaufen, von deren exis- tenz sie nichts wissen. darüber infor- miert werbung zunächst einmal. sie liefert noch weitere wertvolle informati- onen, beispielsweise über eigenschaf- ten und preise von produkten und dienstleistungen. darüber hinaus ma- nipuliert sie uns, indem sie etwa mit farben, klängen und bildern arbeitet, die bestimmte assoziationen und wünsche wecken. wie zeigt sich das konkret? ein kaufanreiz ist edle optik. män- ner würden nie zugeben, dass sie technische produkte nach dem ausse- hen auswählen. sie behaupten, bei autos oder tv-geräten würden techni- sche features entscheiden. doch un- sere studien haben das gegenteil ge- zeigt. darum stellen marken wie loewe oder bang & olufsen in der werbung ihr erlesenes design in den vordergrund. neben imageprägenden effekten hat das zur folge, dass die zahlungsbereitschaft der kundinnen und kunden sich erhöht. sind frauen resistenter gegen den schönen schein? nein. der kosmetikhersteller l’oréal hat vor 20 jahren einmal frauen be- fragt, was sie von verpackungen halten. „überflüssig“, lautete der tenor. da- raufhin hat l’oréal schlichte ökoverpa- ckungen getestet. der absatz ließ nach. tatsächlich wollen die kundin- nen produkte in hochglanzkartons, und sie bezahlen dafür auch mehr. was hat sich in 60 jahren tv- werbung am stärksten verändert? die inhalte. werbung ist ja ein spiegelbild ihrer zeit. in den 1960er jahren war es das größte glück für frau sommer aus der werbung für „die krönung“ von jacobs, wenn ihr mann mit ihrem kaffee zufrieden war. heute wäre das undenkbar. auch der slogan für küchengeräte „bauknecht weiß, was frauen wünschen“ hätte heute eine andere, eher erotische bedeutung. war es ein starker einschnitt, als die privatsender auf den markt kamen? sie haben die ganze tv-werbeland- schaft verändert. die privaten haben zum ersten mal fernsehsendungen durch werbung unterbrochen. sie ha- ben den markt auch für kleine unter- nehmen und nischenangebote wie telefonerotik geöffnet. vorher hatten sich nur großkonzerne teure werbe- spots leisten können. mit den vielen privatsendern gingen die preise für 30-sekunden-spots deutlich nach un- ten, da es plötzlich mehr raum für werbung gab. seit 1990 hat sich die zahl der werbespots und werbestun- den im fernsehen verzehnfacht. heute laufen täglich 9.706 spots oder 67 stunden werbung. schaltet die mehrheit da nicht ein- fach um? ja, die massenhafte werbung nervt viele menschen. sie schalten um. des- halb platzieren firmen verstärkt pro- dukte in den spielfilmen. einer der ers- ten filme mit „product placement“, früher sprach man von „schleichwer- bung“, war „james bond“. der agent ist jahrelang kostenlos aston martin gefah- ren, bis sich die produzenten dachten: „sind wir denn blöd?“, und bei merce- des anklopften. die haben es abge- lehnt, bond gegen bezahlung mit autos auszurüsten. daraufhin hat bmw zuge- schlagen, und 007 ist in „golden eye“ einen z3 roadster gefahren. welche neuerungen brachten internet und web-tv? neu sind etwa personalisierte wer- bung, selbst geschriebene „bewertun- gen“ und virtual-reality-anwendungen. da kann ich mit einer entsprechenden brille beispielsweise virtuell durch das hotel spazieren, in dem ich den nächs- ten urlaub verbringen will. davon ab- gesehen, hatte das internet dieselben effekte wie das privatfernsehen. der raum für und die menge an werbung sind erneut gestiegen. könnte zu viel werbung nicht irgendwann den produkten und marken schaden? nein, es gibt keinen „wear out“, wie wir sagen. das haben studien gezeigt. die große mehrheit der konsumenten denkt nicht: „jetzt räche ich mich und boykottiere produkt x“ – auch wenn sie die werbung dafür erheblich nervt. „ein spiegelbild ihrer zeit“ „bauknecht weiß, was frauen wünschen“: mit diesem slogan machte das unter- nehmen seit den 1950er jahren für haus- und küchengeräte reklame. 2010 hat die firma den werbespruch abgeschafft. foto: bauknecht hausgeräte gmbh die massenhafte werbung nervt viele menschen, sagt dieter k. tscheulin – deshalb platzieren firmen verstärkt pro- dukte in spielfilmen. foto: thomas kunz seit 60 jahren gibt es tv-werbung – marketingexperte dieter k. tscheulin analysiert ihre wirkungsweise eröffnung des akademischen jahres die universität freiburg eröffnet am 19. oktober 2016 das akademische jahr 2016/17 mit einem festakt. zu- nächst findet ab 9 uhr in der universi- tätskirche, bertoldstraße 17, ein öku- menischer gottesdienst statt. der anschließende festakt beginnt um 10:15 uhr im audimax, kollegienge- bäude ii, platz der alten synagoge 1, 79098 freiburg. den festvortrag „uni- versität und industrie – die lebens- ader für innovationen“ hält caroll h. neubauer, mitglied des vorstandes der b. braun melsungen ag, vizepräsi- dent der deutsch-amerikanischen handelskammer und alumnus der albert-ludwigs-universität. weitere programmpunkte sind unter anderem die ansprache von rektor prof. dr. hans-jochen schiewer, die würdigung studentischen engagements und die verleihung der nachwuchsförderpreise. www.pr.uni-freiburg.de/publikationen  rot, blau, chic und praktisch: die universität freiburg hat die knapp 60 aufsteller für die universitätszeitung uni’leben und das forschungsmagazin uni‘wissen auf dem gesamten campus ausgetauscht. das neue modell ent- spricht den brandschutzauflagen des landes baden-württemberg: es be- steht komplett aus nicht brennbarem material und verfügt über einen de- ckel, der sich selbst schließt. damit kann er, sollten die in der box auslie- genden publikationen feuer fangen, einen brand sofort ersticken. die auf- steller wurden vom tüv nord geprüft und zertifiziert. die zeitung uni’leben erscheint fünfmal, das forschungsma- gazin uni’wissen zweimal im jahr. beide publikationen sind an den aus- lagestellen kostenlos erhältlich. neue aufsteller für publikationen rot, blau, chic und praktisch: die universität freiburg hat die knapp 60 aufsteller für die universitätszeitung uni’leben und das forschungsmagazin uni‘wissen auf dem gesamten campus ausgetauscht. das neue modell ent- spricht den brandschutzauflagen des landes baden-württemberg: es be- steht komplett aus nicht brennbarem material und verfügt über einen de- ckel, der sich selbst schließt. damit kann er, sollten die in der box auslie- genden publikationen feuer fangen, einen brand sofort ersticken. die auf- steller wurden vom tüv nord geprüft und zertifiziert. die zeitung uni’leben erscheint fünfmal, das forschungsma- gazin uni’wissen zweimal im jahr. beide publikationen sind an den aus- foto: sandr a meyndt hans-jochen schiewer ist vorsitzender von german u15 prof. dr. hans-jochen schiewer, rektor der albert-ludwigs-universität freiburg, hat am 1. september 2016 für zwei jahre den vorsitz der strategi- schen interessenvertretung forschungs- starker universitäten in deutschland übernommen. „wir wollen u15 als akteur in hochschul- und forschungs- politik weiter etablieren, indem wir uns mit entsprechenden statements in deutschland und europa sichtbar po- sitionieren“, sagt schiewer. wichtige themen seien beispielsweise die zu- kunft des deutschen wissenschafts- systems nach den entscheidungen zur exzellenzstrategie, die nach- wuchsförderung und die promotion in der medizin. rektor hans-jochen schiewer will den verbund german u15 europaweit sichtbar machen. foto: silvia gehrke 042016

04 2016 unı leben die zeitung der albert-ludwigs-universität freiburg www.leben.uni-freiburg.de 5 forschen bevor es das radio gab, wurden musikalische hits auf liedflugdrucken an straßenecken feilgeboten – ein massenmarkt, der aufschluss über verschiedene epochen gibt sex, crime und action seit beginn des druckzeitalters und bis in die 1920er jahre hinein gab es einen eigenen markt für lied- flugdrucke. erst als sich immer mehr menschen zeitungen leisten konn- ten und radio hörten, starb das me- dium aus. das zentrum für populäre kultur und musik (zpkm) der univer- sität freiburg hat zusammen mit dem archiv des österreichischen volksliedwerks und der staatsbiblio- thek zu berlin 14.000 dieser zeitdo- kumente digitalisiert und in einem online-portal der breiten öffentlich- keit zugänglich gemacht. sarah schwarzkopf sprach mit dr. dr. mi- chael fischer, dem geschäftsführen- den direktor des zpkm, über den musikmarkt von damals. uni'leben: herr fischer, was wa- ren das für texte, die über liedflug- schriften verbreitet wurden? michael fischer: viele dieser dru- cke verbreiteten in der vergangenheit das, was heute die boulevardpresse oder reality-formate im fernsehen bieten: es ging in den liedern oft um sex, crime und action. die käuferin- nen und käufer versprachen sich da- von aufregung, spannung und eine wohldosierte portion grausamkeit. zu hause am küchentisch konnte man mitleiden, vorhandene aggressionen kanalisieren und dabei eine art angst- lust empfinden – wie heute vor dem bildschirm. bedeutet das, dass die histori- schen drucke auch zum verständ- nis aktueller phänomene beitragen können? natürlich, liedflugdrucke sind auch für aktuelle fragestellungen wichtig: wie wird von schrecklichen ereignis- sen berichtet? was passiert dabei me- dial und emotional? welche sozialen und psychischen funktionen hatten solche berichte damals, und welche haben sie heute? wenn medien viel über morde, erdbeben und schiffsun- tergänge berichten, sagt das etwas über die gesellschaft aus. der reißeri- sche titel „das zerschnittene kind, welches von der mutter, einem dienst- mädchen in hamburg, nach der ge- burt zerstückelt und in ein closet ge- worfen wurde“ von 1863 würde noch heute interesse finden. zu welchem zweck verbreitete man solche liedtexte? flugschriften waren vor allem eines: träger und vermittler von innovationen. es ging um die verbreitung von infor- mationen und neuigkeiten, aber auch um unterhaltung, religion und politik. aus produktionsperspektive stellt sich die lage natürlich nüchterner dar: man wollte damit geld verdienen und den lebensunterhalt bestreiten – als text- autor, drucker oder sänger. wer hatte interesse an den gedruckten liedern? liedflugschriften waren ein städ- tisches phänomen, denn sie setzten lesefähigkeit und kaufkraft voraus. sie waren für den massenmarkt konzi- piert, nahmen also weniger die gebil- deten schichten in den blick. oft machten sängerinnen oder sänger auf der straße auf die neuen drucke auf- merksam. insbesondere im 18. und 19. jahrhundert schaute das gehobene bürgertum verächtlich auf diese spek- takuläre form der informationsverbrei- tung herab. später nahm es die dru- cke als zeugnisse einer vermeintlichen „volkskultur“ wahr – eine interessante wendung der dinge. enthielten die drucke neben lied- texten auch noten? die meisten drucke, gerade die frühen, enthalten keine noten. das liegt daran, dass notendruck teuer war und ein eigenes herstellungsver- fahren erforderte. man begnügte sich mit der angabe eines „tons“, also einer melodie, nach der das lied ge- sungen werden sollte. musikhistorisch ist das spannend, weil die liedflug- schriften uns zeigen, welche melodien früher als populär galten. erst mit dem aufkommen der lithografie im 19. jahrhundert wurden vermehrt noten beigegeben. präsentiert das online-portal lieder, die auch heute noch bekannt sind? die meisten der früher populären lieder sind heute eher unbekannt. das ist durchaus typisch: jede generation hat ihre eigenen hits. eine der aus- nahmen ist das lied von der vogel- hochzeit, heute als kinderlied bekannt. so harmlos war es in der frühen neu- zeit aber beileibe nicht. in einem druck aus dem 16. jahrhundert heißt es am ende vielsagend: „noch weiß ich einen vogel gut/den darff ich euch nit nen- nen/ja wenn jrn secht/je würdt in all wol kennen.“ es handelte sich um ein frivoles und anspielungsreiches scherzlied mit vielen „vögeln“, das in geselliger runde erklang. www.vd-lied.de  die heute gerne mit kindern gesunge- ne „vogelhochzeit“ galt in der frühen neuzeit als frivoles scherzlied. die albert-ludwigs-universität hat das freiburger zentrum für interaktive werkstoffe und bioinspirierte techno- logien (fit) eröffnet. in dem gebäude an der georges-köhler-allee erfor- schen wissenschaftlerinnen und wis- senschaftler werkstoffe und systeme, die sich an natürlichen vorbildern ori- entieren. diese smarten materialien und intelligenten systeme sollen menschen den alltag erleichtern, indem sie zur verbesserung ihrer lebensqualität, sicherheit und ge- sundheit beitragen. das gebäude bie- tet bis zu 140 wissenschaftlern eine modern ausgestattete forschungs- umgebung. dazu gehört etwa ein speziallabor für mikroskopie und tomografie, in dem strukturen von pflanzen bis in den subnanometer- bereich, in dem die atome sichtbar werden, präzise dargestellt werden können. ein anderes beispiel sind ge- räte, mit denen die wissenschaftler werkstoffe mittels folien- oder 3-d- druck herstellen können. das spielt unter anderem bei der produktion von prototypen aus neu entwickelten materialien eine rolle. www.fit.uni-freiburg.de  neues forschungszentrum eröffnet das freiburger zentrum für interaktive werkstoffe und bioinspirierte tech- nologien bietet raum für 140 wissenschaftler unterschiedlicher disziplinen. foto: ingeborg lehmann wissenschaft entdecken auf surprising science die wurzeln des heldentums archäologinnen und archäologen haben die fundamente heroischer figuren und bildnisse alexanders des großen untersucht. das gehirn im rechner neurowissenschaftlerinnen und neurowissenschaftler erforschen netzwerke von nervenzellen mit- hilfe von computersimulationen. www.pr.uni-freiburg.de/pm/ surprisingscience die käufer versprachen sich von liedflugschriften aufregung, spannung und eine wohldosierte portion grausamkeit, sagt michael fischer. foto: patrick seeger quelle: sta atsbibliothek zu berlin – preussischer kulturbesitz foto: jan stopka/fotolia 042016

04 2016 unı leben die zeitung der albert-ludwigs-universität freiburg www.leben.uni-freiburg.de 7 von petra völzing gleich zweifach ausgezeichnet wurde das online-lernprogramm jurcoach: roland hefendehl, professor für kriminologie und wirtschaftsstraf- recht der universität freiburg, und sein team erhielten für ihr lehrkonzept und die entwicklung der plattform den mit 15.000 euro dotierten ars-legendi- fakultätenpreis, den der stifterverband, der deutsche juristen-fakultätentag und das kompetenzzentrum für juristi- sches lernen und lehren an der uni- versität zu köln vergeben. für ihre ideen zur weiteren entwicklung des projekts wurde die gruppe außerdem von der universität freiburg mit dem instructional development award (ida) belohnt – diese auszeichnung bringt ein preisgeld von 70.000 euro mit sich. mit der lernplattform können sich jurastudierende aus allen semestern auf ihre klausuren vorbereiten. kern- stück ist das falltraining. die nutzerin- nen und nutzer lösen fälle online, und zwar nach dem gleichen muster, das in den klausuren verlangt wird. das pro- gramm wertet die lösungsvorschläge unmittelbar aus. eine weitere säule ist das problemfeld-wiki, in dem die teil- nehmerinnen und teilnehmer für die klausuren relevante inhalte diskutieren und erläutern. die dritte säule ist ein multiple-choice-test, den die studie- renden nutzen können, um das erwor- bene wissen noch einmal zu überprü- fen. nach dem prinzip des blended learning lassen sich alle module un- abhängig voneinander einsetzen. zu- dem ist die online-plattform eng mit den präsenzveranstaltungen verzahnt. mitdenken statt mitschreiben hefendehl stellt in seiner lehre die bedürfnisse der studierenden in den mittel- punkt – kommunikation und interaktion sind seine didakti- schen prinzipien. „die studieren- den sind nicht nur adressatinnen und adressaten für den lehrstoff, sie sollen sich auch in die lehre einbringen“, sagt der rechtswis- senschaftler. in den präsenzveran- staltungen gibt es viel raum für diskussionen, auch über aktuelle und politisch relevante themen. die studierenden müssen nicht mitschrei- ben, denn die lehrmaterialien sind in form digitaler karteikarten online verfügbar und können kom- mentiert werden. „diese form des lernens entspricht den heutigen studierenden mehr als das schlichte rezipieren.“ auch bei jurcoach haben die studie- renden die möglichkeit, sich einzubringen. sie können selbst wiki-beiträge ver- fassen, fragen zum multiple-choice- test erstellen oder einen fall für das falltrainingsmodul entwerfen. das ins- titut prüft die bei- träge, bevor sie online gehen. „wenn sich die studierenden aktiv einbringen, profitie- ren wir ebenfalls, denn wir erhalten anregun- gen, die wir nutzen, um unser ange- bot zu erweitern und zu ver- bessern.“ hefendehl hofft, die studierenden mit dieser form der lehre stärker zu motivieren: „kre- atives mitge- stalten macht eben auch spaß.“ das besondere an jurcoach ist zudem, dass es online frei verfüg- bar ist. es gibt kein pass- wort, persönliche daten werden nicht gespei- chert. jeder, auch der interessierte von außerhalb, kann direkt „hin- einspringen“ und mit dem trai- ning beginnen. die vorgehensweise erschließt sich intuitiv. „der nutzer braucht nur ein strafrechtliches grundwissen, dann kann er bereits trainieren“, sagt julian sigmund, teammit- glied von jurcoach. einen gro- ßen vorteil des trainings sieht er darin, dass den studierenden mit der praxis die angst vor den klausuren genommen wird. rafael gieschke, student der infor- matik, hat das programm entwickelt; livia hinsken, juristin und psycholo- gin mit einem händchen für grafik und layout, hat die webseiten von jurcoach klar und übersichtlich gestal- tet. selbst gezeichnete grafiken ver- anschaulichen darüber hinaus die trainingsinhalte. „damit junge leute etwas annehmen, muss es schon gut gemacht sein“, bemerkt hefendehl. in seinem team hat er menschen mit unterschiedlichen fähigkeiten zusam- mengebracht – so ist sichergestellt, dass die plattform rundum gut funktio- niert. und es geht weiter. „wir befin- den uns in einem prozess“, betont der rechtswissenschaftler. mit dem preis- geld des ida will das team unter anderem die auswertung des fall- trainings erweitern und verfeinern. und erläutern. die dritte säule ist ein multiple-choice-test, den die studie- renden nutzen können, um das erwor- bene wissen noch einmal zu überprü- fen. nach dem prinzip des blended learning lassen sich alle module un- abhängig voneinander einsetzen. zu- dem ist die online-plattform eng mit den präsenzveranstaltungen verzahnt. mitdenken statt mitschreiben hefendehl stellt in seiner lehre die bedürfnisse der studierenden in den mittel- punkt – kommunikation und interaktion sind seine didakti- schen prinzipien. „die studieren- den sind nicht nur adressatinnen und adressaten für den lehrstoff, sie sollen sich auch in die lehre einbringen“, sagt der rechtswis- senschaftler. in den präsenzveran- staltungen gibt es viel raum für diskussionen, auch über aktuelle und politisch relevante themen. die studierenden müssen nicht mitschrei- ben, denn die lehrmaterialien sind in form digitaler karteikarten online verfügbar und können kom- mentiert werden. „diese form des lernens entspricht den heutigen studierenden mehr als das schlichte rezipieren.“ auch bei jurcoach haben die studie- renden die möglichkeit, sich einzubringen. sie können selbst wiki-beiträge ver- fassen, fragen zum multiple-choice- test erstellen oder einen fall für das falltrainingsmodul entwerfen. das ins- titut prüft die bei- träge, bevor sie online gehen. „wenn sich die studierenden aktiv einbringen, profitie- ren wir ebenfalls, denn wir erhalten anregun- gen, die wir nutzen, um unser ange- bot zu erweitern und zu ver- bessern.“ hefendehl hofft, die studierenden mit dieser form der lehre stärker zu motivieren: „kre- atives mitge- stalten macht eben auch spaß.“ das besondere an jurcoach ist zudem, dass es online frei verfüg- bar ist. es gibt kein pass- wort, persönliche daten werden nicht gespei- chert. jeder, auch der interessierte von außerhalb, kann direkt „hin- einspringen“ und mit dem trai- ning beginnen. die vorgehensweise erschließt sich intuitiv. „der nutzer braucht nur ein strafrechtliches grundwissen, dann kann er bereits trainieren“, sagt julian sigmund, teammit- glied von jurcoach. einen gro- ßen vorteil des trainings sieht er darin, dass den studierenden mit der praxis die angst vor den klausuren genommen wird. rafael gieschke, student der infor- matik, hat das programm entwickelt; livia hinsken, juristin und psycholo- gin mit einem händchen für grafik und layout, hat die webseiten von jurcoach klar und übersichtlich gestal- tet. selbst gezeichnete grafiken ver- anschaulichen darüber hinaus die trainingsinhalte. „damit junge leute etwas annehmen, muss es schon gut gemacht sein“, bemerkt hefendehl. in seinem team hat er menschen mit unterschiedlichen fähigkeiten zusam- mengebracht – so ist sichergestellt, dass die plattform rundum gut funktio- niert. und es geht weiter. „wir befin- den uns in einem prozess“, betont der rechtswissenschaftler. mit dem preis- geld des ida will das team unter anderem die auswertung des fall- trainings erweitern und verfeinern. von claudia füßler ein ort, an dem freiburgerinnen und freiburger übrig gebliebe- ne lebensmittel ablegen, die andere kostenlos abholen können. läden, die besonders viel wert auf nachhaltig hergestellte produkte legen. ein radio- sender, der aus der anti-atomkraft-be- wegung entstanden ist. es sind über- raschende und interessante einblicke, die die smartphone-app „freiblick“ ih- ren nutzerinnen und nutzern gewährt. unter der leitung von dr. anna cha- tel und monika nethe haben studie- rende der geographie „freiblick“ in einem seminar der universität frei- burg entwickelt. die ursprüngliche auf- gabe lautete, apps für stadtrundgänge zu entwerfen – das thema war freige- stellt. so entstanden viele unterschied- liche ideen für touren, die den nut- zern zum beispiel verraten, wo es in freiburg sehenswerte, aber wenig be- kannte ecken gibt, und sie auf kleine ausflüge in die geschichte mitnehmen. die gelungensten ideen wollten chatel und nethe für ein breiteres publikum umsetzen. „das war eine ziemliche herausforderung, schließlich haben wir alle zum ersten mal eine app entwi- ckelt“, sagt chatel. variables system vor allem die umsetzung des ersten stadtrundgangs in einer app sei eine ziemliche knobelei gewesen. dann entwickelten die lehrenden und stu- dierenden eine art baukastensystem: nachdem der prototyp funktionierte, wurden zwei weitere stadtrundgänge in die rahmen-app „freiblick“ inte- griert. „ein solch variables system kommt uns entgegen. so können wir bei bedarf neue inhalte einspeisen und haben die möglichkeit, das ange- bot ständig um touren zu erweitern“, erklärt nethe. vor allem touristinnen und touristen, aber auch freiburger, die mal mit ei- nem anderen blick durch ihre stadt gehen wollen, sind die zielgruppe des projekts: „wenn sich einer zum bei- spiel besonders für ökologisch rele- vante themen interessiert und ent- sprechende orte sucht, ist er mit der app gut bedient“, sagt lena münch, die geographie des globalen wandels studiert. für sie war die arbeit an einer app, die dann auch tatsächlich reali- siert wird, eine neue erfahrung: „es ist super, dass wir da etwas mit einem greifbaren ergebnis geschaffen haben. unsere arbeit wird genutzt – das ist ein tolles gefühl.“ da spielt es auch keine rolle mehr, dass der zeitplan recht straff war. drei rundgänge die studierenden hatten ein semes- ter zeit, um einen virtuellen stadtrund- gang zu entwickeln, ihn zu überarbei- ten und zu perfektionieren. die umsetzung für den google play store sei dann gar nicht mehr so schwierig gewesen. „das lief für uns alles ziem- lich reibungslos, die dozentinnen hat- ten das super organisiert“, berichtet münch. hilfe bekam das team auch vom medienzentrum der universität, der pädagogischen hochschule frei- burg und von dem webunternehmen „in medias res“. die universität zeich- nete das seminarkonzept bereits 2015 mit dem mit 70.000 euro dotierten lehrentwicklungspreis „instructional development award“ aus. entstanden sind die apps nach dem methodisch- didaktischen ansatz „heritage inter- pretation“, der in den nationalparks der usa entwickelt wurde und im englisch- sprachigen raum bereits als eigenes fach an universitäten gelehrt wird. bisher enthält „freiblick“ drei stadt- rundgänge. bei „konsumenten im blick“ werden die nutzer von der kon- sumente begleitet und erhalten viele tipps, wo und wie sie in freiburg ihr leben umweltverträglicher und nach- haltiger gestalten können. der rund- gang „alles nur kirschgrünes theater – green city freiburg“ zeichnet die entwicklung von den ursprüngen der ökologischen bürgerbewegung bis heu- te nach und zeigt möglichkeiten auf, wie bürgerinnen und bürger den nach- haltigkeitsgedanken in ihr leben inte- grieren können. „(un-)sichtbare bewe- gungen in freiburg – die andere stadtführung“ führt an orte des pro- tests und des widerstands aus vergan- genen tagen und erklärt, welche be- deutung sie einst für die gesellschaft hatten und zum teil bis heute haben. die app kann kostenlos über den google play store heruntergeladen werden. lernen trainierte falllöser die app „freiblick“ führt freiburger und touristen an ungewöhnliche orte in der stadt mit einer preisgekrönten lernplattform können sich jurastudierende selbstständig auf klausuren vorbereiten auf alternativer tour http://strafrecht-online.org/jurcoach  foodsharing-kasten, gartenstraße: die tauschstation für übrig gebliebene lebensmittel ist eine anlaufstelle beim stadtrundgang „alles nur kirschgrünes theater – green city freiburg“. foto: thomas kunz foto: jörg hackemann/ fotolia 042016

04 2016 unı leben die zeitung der albert-ludwigs-universität freiburg www.leben.uni-freiburg.de 9 campus wie positioniert man sich als neu- ling im team? welche ansprüche darf man an den arbeitgeber und die kolle- ginnen und kollegen stellen? hilfreiche tipps für einen erfolgreichen start ins berufsleben bietet die veranstaltung „die ersten 100 tage im job“ – eine kooperation zwischen der universität freiburg und der wochenzeitung die zeit. studierende, absolventen und berufseinsteiger können mit experten aus universität und wirtschaft disku- tieren und im anschluss bei zwei pa- rallel stattfindenden workshops fra- gen vertiefen. die podiumsdiskussion findet am 7. november 2016 ab 18 uhr im peterhofkeller, niemensstraße 10, 79098 freiburg statt. die beiden work- shops werden ab 19 uhr im hörsaal 3044 und im seminarraum 3117, kolle- giengebäude iii, platz der universität 3, 79098 freiburg veranstaltet. die teilnah- me ist kostenlos, alle fächer sind will- kommen. um anmeldung wird gebeten. „die ersten 100 tage im job“ beim festkolloquium anlässlich des 75. geburtstags von horst weitzmann hat die universität freiburg ihrem eh- rensenator und honorarprofessor eine überraschung bereitet: sie taufte den bekannten und stark genutzten hör- saal 1098 im kollegiengebäude i auf den namen „horst-weitzmann-hör- saal“ und ließ damit erstmals einem stifter diese art der würdigung zuteil- werden. „horst weitzmann hat sich seit den 1990er jahren wie kein ande- rer als freund und unterstützer um unsere universität verdient gemacht“, sagt rektor prof. dr. hans-jochen schiewer. weitzmann war vorstands- vorsitzender und mitgesellschafter der badischen stahlwerke in kehl und an- schließend aufsichtsratsvorsitzender der südweststahl ag. er entfaltete sein herausragendes engagement als mäzen und botschafter der universität insbesondere als universitätsratsvor- sitzender (von 2003 bis 2011) und als vorstandsvorsitzender der von ihm 2007 gegründeten neuen universitäts- stiftung freiburg, die er mit einer per- sönlichen spende von einer million euro an den start brachte. 1098 heißt jetzt „horst-weitzmann- hörsaal“ von nicolas scherger in der serie „abgezockt!“ treffen sich redaktionsmitglieder von uni’leben mit forscherinnen und forschern der universität freiburg zu einer spiel- partie. ziel ist, gesellschaftsspiele aus wissenschaftlicher perspektive zu beleuchten – freilich mit einem augenzwinkern. das spiel ein block, ein becher, fünf würfel: kniffel ist ein klassiker. in maximal drei versuchen müssen dreierpasch, full house oder große straße gewür- felt sein. passt das ergebnis in keines der felder, wird eines gestrichen. wer die meisten punkte erzielt, gewinnt. ein einfaches spielprinzip, das dauer- haft für spaß sorgt. wobei – so ein- fach, wie es auf den ersten blick erscheinen mag, ist es gar nicht. zumindest nicht aus mathematischer perspektive. die spieler prof. dr. peter pfaffelhuber, abteilung für mathematische stochastik rimma gerenstein, presse- und öffentlichkeitsarbeit der ablauf „das fängt ja gut an“, sagt peter pfaffel- huber und eröffnet das spiel mit einem full house: drei 2er im ersten wurf, zwei 5er im zweiten. rimma gerenstein zieht nach: 1, 2, 2, 5, 6. die 1 und die 5 kommen zurück in den becher. „inte- ressante variante“, kommentiert pfaffel- huber ihre entscheidung, die 6 nicht erneut zu würfeln, „so ist der weg zum kniffel verbaut.“ aber, siehe da: der nächste wurf ergibt eine 2 und eine 6. damit ist gleichstand nach runde eins. „schwein gehabt“, meint gerenstein. vorerst bleibt es beim glücklichen händchen. 1, 2, 3, 5, 6 lautet pfaffel- hubers nächster wurf. nur die 6 zu- rück in den becher und versuchen, eine 4 zu würfeln und damit die große straße zu erreichen? oder die 5 und die 6 zurück, um die wahrscheinlich- keit einer 4 zu erhöhen und zumindest die kleine straße zu bekommen? der mathematiker entscheidet sich für das risiko, mit erfolg. „na, geht doch“, kommentiert er fröhlich. gerenstein kommt dran: 1, 2, 3, 3, 5. eine 3 geht zurück in den becher – sie will nun auch die große straße nachlegen. pfaffelhuber ist skeptisch: die wahr- scheinlichkeit, eine dritte 3 mit drei würfeln im becher zu werfen, wäre höher. und der experte behält recht, der versuch scheitert. gerenstein muss zwei 3er eintragen und gerät da- mit im oberen teil des blocks schon unter druck: sie braucht nun mindes- tens vier 4er, 5er oder 6er, um die laut spielregeln vorgesehenen bonuspunkte zu bekommen. zwei runden später folgt der große wurf. pfaffelhuber hat erst zwei 1er und dann noch mal drei. kniffel! wie hoch ist die wahrscheinlichkeit dafür? „kann man ausrechnen, aber nicht in zwei minuten.“ also erst ein- mal weiterspielen. gerenstein würfelt: 1, 1, 2, 2, 6. soll sie die 1er oder die 2er liegen lassen? „zur beruhigung: ist beides gleich wahrscheinlich“, sagt pfaffelhuber schmunzelnd. die dritte 2 folgt. drei runden später wird es wieder eng. gerenstein hat ebenfalls einen kniffel erzielt. pfaffelhuber würfelt eine seiner vielen beinahe-straßen: 1, 2, 4, 5, 6. obwohl er noch 4er und 6er im oberen teil braucht, entscheidet er sich nicht für eine dieser zahlen, sondern lässt beide liegen. „da ist die chance größer, dass etwas passendes kommt.“ wieder stimmt seine vorhersage: er erreicht drei 4er. wenig später hat er die bonuspunkte gesichert. gerenstein dagegen benötigt dafür mit ihrem letz- ten wurf vier 5er. es werden aber nur zwei – womit sich die entscheidung rächt, früher im spiel vier 5er als vie- rerpasch gezählt zu haben. endergeb- nis: 319 zu 272 für den mathematiker, die bonuspunkte gaben den ausschlag. die analyse der jeweils erste wurf ist reine glückssache. „aber dann ist schon tak- tik mit dabei“, sagt pfaffelhuber. auf der grundlage des ersten ergebnisses geht es darum, chancen und risiken abzu- schätzen. in manchen fällen ist das vergleichsweise leicht. ein schon zuvor genanntes beispiel, nun ausführlich be- trachtet: der erste wurf ergibt 1, 2, 3, 3, 5. für den versuch, eine 4 mit einem würfel zu würfeln, beträgt die wahr- scheinlichkeit in jedem versuch ein sechstel; die wahrscheinlichkeit, in den verbleibenden würfen eine 4 zu werfen, ist also etwa ein drittel. dagegen liegt die chance, mit den verbleibenden wür- feln mindestens eine 3 zu erzielen, bei etwa 67 prozent: die wahrscheinlich- keit, mit drei würfeln bei zwei versu- chen keine 3 zu erzielen, beträgt fünf sechstel hoch sechs, also etwa 0,33 – abgezogen von 1 ergibt das etwa 0,67. aber wie hoch ist die wahrscheinlich- keit eines kniffels? pfaffelhuber beginnt eine formel zu notieren. jeden fall gilt es zu erfassen – und das sind viele. fünf gleiche im ersten wurf. fünf glei- che im zweiten, wenn alle würfel neu geworfen werden. ein würfel bleibt lie- gen, vier gleiche folgen im zweiten wurf. ebenso erst zwei, dann drei; erst drei, dann zwei; erst vier, dann eine – das sind alle fälle, bei denen kniffel schon im ersten oder zweiten wurf fällt. ein vielfaches unterschiedlicher mög- lichkeiten besteht, wenn der dritte wurf einberechnet wird. „die berechnungen werden bei solchen fragen schnell re- lativ komplex“, sagt pfaffelhuber. „da ist lotto viel einfacher.“ bei kniffel gilt es, chancen und risiken einzuschätzen – was mitunter gar nicht so einfach ist erst zwei, dann nochmal drei der mathematiker peter pfaffelhuber trifft beim kniffel viele gute entscheidungen. fotos: patrick seeger www.pr.uni-freiburg.de/go/berufseinstieg  „kniffel“, schmidt spiele, 6,79 euro. www.schmidtspiele.de 15 punkte für drei 5er im oberen oder 24 für den dreierpasch im unteren teil des blocks? was war für die wahl der universität ausschlaggebend? wie vielfältig ist das lehrangebot in den jeweiligen fächern? wie lange hat es gedauert, nach dem abschluss eine anstellung zu finden? und hat das essen in der mensa geschmeckt? im wintersemes- ter 2015/16 und im sommersemester 2016 fanden an der universität frei- burg zum zweiten mal die zentralen befragungen zum thema studium und lehre statt. die abteilung lehrentwick- lung befragte etwa 4.000 absolventin- nen und absolventen sowie alle einge- schriebenen studierenden – mehr als 10.000 personen haben geantwortet. die daten können von allen mitgliedern der universität eingesehen werden. befragung zu studium und lehre www.lehrentwicklung.uni-freiburg.de/ projekte/befragungen/zbarchiv/berichte mit ihrer „molae quaesitae“ – einer messenden mühle – haben der mikrosystemtechnikstudent thomas schaechtle und der informatiker eiko bäumker vom institut für mikrosystem- technik der universität freiburg eine energieautarke wetterstation entwi- ckelt. das system nimmt nicht nur meteorologische daten auf und spei- chert sie zur späteren verwendung, sondern lädt passantinnen und pas- santen auch zum mitmachen ein. im gewerbekanal der gerberau im frei- burger stadtzentrum nimmt das aus wasserkraft gespeiste system mess- daten wie pegelstand, luft- und was- sertemperatur sowie ozonwerte auf und zeigt sie an. das geschieht über eine rotierende led-anzeige. auf ihr haben grafiken, kleine texte und infor- mationen wie etwa historische fakten oder anekdoten platz. über ein smart- phone können sich passanten vor ort in das wlan „molae quaesitae“ ein- wählen, die daten herunterladen und eigene sprüche oder botschaften beisteuern, die dann von der wetter- station angezeigt werden. thomas schaechtle (links) und eiko bäumker haben teilweise mit einfa- chen mitteln gearbeitet – der ins wasserrad eingebaute prozessor ist ein gebrauchtes handy in höhe von 20 euro. foto: thomas kunz wetterstation im gewerbekanal foto: patrick seeger 042016

04 2016 unı leben die zeitung der albert-ludwigs-universität freiburg www.leben.uni-freiburg.de 11 unı leben die zeitung der albert-ludwigs-universität freiburg www.leben.uni-freiburg.de 11 wer chinesische listen anwenden kann, ist im vorteil – nicht nur in verhandlungen die 36 strategeme sind eine sammlung von chinesischen listen, mit denen man sich in verhandlun- gen, im konkurrenzkampf oder in der politik einen vorteil verschaffen kann. harro von senger, emeritier- ter professor für sinologie der uni- versität freiburg, beschäftigt sich seit den 1970er jahren mit den stra- tegemen und war der erste, der sie westlichen leserinnen und lesern zugänglich gemacht hat. martin jost hat den sinologen gefragt, wel- che weisheiten sich in der samm- lung verbergen und ob er im laufe seiner karriere selbst zu listen greifen musste. uni’leben: herr von senger, wa- rum sprechen sie bei strategemen nicht von listen? harro von senger: das wort „stra- tegem“ ist weniger wertend. anders als im deutschen wird in china „list“ nicht unbedingt mit gemeinheit oder heim- tücke assoziiert. strategemkompetenz wird dort als klugheit anerkannt. ist es in china legitim, seinen ver- handlungspartner auszutricksen? list im abstrakten sinne wird nicht bewertet. erst ihre anwendung wird entweder als destruktiv, konstruktiv oder scherzhaft eingestuft. chinesi- sche autorinnen und autoren ziehen den vergleich zu einem küchenmes- ser: es ist ethisch neutral. erst wenn jemand damit brot schmiert oder einen menschen umbringt, wird dessen an- wendung bewertet, das eine mal als neutral, das andere mal als kriminell. aus chinesischer sicht kann listan- wendung in einer verhandlung einem legitimen anliegen dienen. listanwen- dung mit dem ziel, jemanden zu betrü- gen, wird aber verurteilt. sie haben ihr buch „36 stratege- me für manager“ genannt. sollten sich westliche geschäftsleute die strategeme zu eigen machen? unbedingt, und nicht bloß ge- schäftsleute! und sei es nur, um die eigene listenblindheit zu überwinden. man kann sich nur gegen ein strate- gem zur wehr setzen, wenn man rechtzeitig erkennt, dass es angewen- det wird. man kann strategeme aber auch als kreativitätstechnik sehen. sie erschließen eine parallelwelt aus un- orthodoxen verfahrensweisen. sind menschen in der westlichen welt grundsätzlich listenblind? unsere literatur ist zwar voll von strategemanwendungen, es wird aber immer nur anekdotisch beschrieben, was passiert, und nie die angewandte list genannt. als odysseus das troja- nische pferd baut, schildert homer das als einmaligen einfall. dabei ver- kettet odysseus hier das tarnkappen- strategem nummer 1 mit dem strate- gem nummer 17: „einen backstein hinwerfen, um einen jadestein zu erlangen.“ wer die grundsätzliche systematik der listen kennt, dem er- scheint nicht jede strategemanwen- dung als geniestreich aus dem nichts. im westlichen kulturraum hat eben niemand die listen je systematisiert. wir haben nur wenige sprichwörter, die chinesischen strategemformeln entsprechen. ein beispiel ist das stra- tegem nummer 26: „auf den maul- beerbaum zeigend die akazie schel- ten.“ wir sagen: „auf den sack schlagen, aber den esel meinen.“ oder nummer 19: „unter dem kessel das brennholz wegziehen.“ dem ent- spricht: „jemandem den wind aus den segeln nehmen.“ wie sind sie auf die strategeme gestoßen? ich habe von 1971 bis 1973 in tai- wan studiert. da hörte ich zum ersten mal davon, als ein lehrer sagte: „von den 36 strategemen ist ‚wegrennen bei sich abzeichnender ausweglosig- keit‘ das beste.“ von 1975 bis 1977 war ich in beijing. damals war mao gerade noch an der macht und der so genannte klassenkampf in vollem gange. die zeitungen berichteten täg- lich von den jüngsten angeblichen an- griffen der „klassenfeinde“. diese be- richte nutzten die strategeme als analysemethode: schachzüge der gegner wurden oft als anwendungen bestimmter strategeme entlarvt. in der universitätsbibliothek bestellte ich mir damals ein buch über die 36 stratege- me, bekam aber immer den bescheid, es sei gerade ausgeliehen. als westler sollte ich das offenbar nicht in die hände bekommen. haben sie in ihrer karriere oft auf strategeme zurückgreifen müssen? in meinen 20 jahren an der univer- sität freiburg hatte ich zum glück im- mer das gefühl, dass ich intrigenfrei und ohne list meiner arbeit nachge- hen konnte. ich war ja professor und kein politiker. ich hatte eine gute stelle und erledigte meine arbeit ohne stra- tegeme. manchmal stellte ich im un- terricht aber eine frage und tat so, als wüsste ich die antwort selbst nicht. das ist strategem nummer 27: „ver- rücktheit mimen, ohne das gleichge- wicht zu verlieren.“ das macht doch eigentlich jeder lehrende. kompass harro von senger war der erste, der die strategeme für ein westliches pu- blikum übersetzte. foto: günther reisp produkte finden sie im online-shop: www.shop.uni-freiburg.de und in den buchhandlungen rombach und walthari neue produkte im sortiment -mal besser vorbereitet mit . dieses giro- und erlebniskonto hat in ihrer studien- und azubizeit alles parat. infos zu den vorteilen – banking und service, sicherheit und preisvorteile in der regio – gibt’s bei der sparkasse vor ort oder per contomaxx-app. … lebe dein konto! contomaxx.de ein konto für alles mögliche. contomaxxx_studi_111,6x158.indd 1 09.06.16 16:09 harro von senger: 36 strategeme für manager. carl hanser verlag, 5., überarbeitete auflage, 2016. 240 seiten, 26 euro. 36 strategeme carl hanser verlag, von petra völzing nur selten hat der monitor beim ar- beiten am schreibtisch die richti- ge höhe. laut bundesanstalt für ar- beitsschutz und arbeitsmedizin sollte sich die obere bildschirmkante unge- fähr auf augenhöhe befinden. viele menschen sitzen allerdings mit rundem rücken und hängendem kopf vor ihren laptops. eine häufige folge sind na- ckenverspannungen und kopfschmer- zen. in manchen fällen können sogar die arme einschlafen, weil sie durch die versteifte haltung nicht mehr richtig mit blut versorgt werden. zeit, sich wieder mal aufzurichten und den nacken zu dehnen, um die verspannung zu lockern. die übung ist altbekannt und sehr effektiv, wenn sie in der richtigen haltung ausgeführt wird. dafür zunächst auf die stuhlkante vorrutschen und den oberkörper auf- richten. die schultern leicht nach hin- ten ziehen, damit sich der brustkorb öffnen kann. die arme locker hängen lassen. die übung selbst ist statisch: den kopf auf die seite legen, so dass auf der anderen nackenseite ein leich- ter zug entsteht. zur verstärkung mit der gegenüberliegenden hand ein wenig richtung boden drücken. dabei den handrücken nach oben ziehen. diese position 20 bis 30 sekunden halten, dann die andere nackenseite auf die gleiche weise dehnen. ein- bis zweimal je seite reicht aus. wich- tig ist, dass der oberkörper während- dessen stabil bleibt. übertreiben ist natürlich auch nicht sinnvoll: wehtun sollte es nicht. einfach, aber effektiv: die nackendehnung sport am schreibtisch regungslos dasitzend, den blick auf den bildschirm geheftet: so verharren studierende und büroangestellte häufig stundenlang. rücken dann noch abgabetermine und klausuren näher, ist es mit der entspannung ganz vorbei. kein wunder, dass sich mit der zeit oft rückenschmerzen, nackenverspannungen, kopfweh oder einfach nur unbehagen wegen des unterforderten kreislaufs einstellen. dabei ist es gar nicht so schwierig, sich erleichterung zu verschaffen. in einer serie zeigen mitarbeiterinnen und mitarbeiter des fitness- & gesund- heitszentrums (fgz) der universität freiburg übungen, die sich jederzeit leicht am schreibtisch ausführen lassen. bewegt euch! wer lust auf sport hat, kann sich an das fitness- & gesund- heitszentrum wenden oder den pausenexpress für regelmäßige turntermine im büro buchen. www.fgz.uni-freiburg.de www.gesunde.uni-freiburg.de/angebote/ projekte/pausenexpress  20 bis 30 sekunden je seite reichen aus: sonja lindgen vom fitness- & gesund- heitszentrum zeigt, wie man den nacken dehnt. foto: klaus polkowski foto: uwimages/fotolia backstein werfen, jadestein erlangen 042016 contomaxxx_studi_111,6x158.indd 109.06.1616:09

04 2016 unı leben die zeitung der albert-ludwigs-universität freiburg www.leben.uni-freiburg.de 13 stipendium beworben, das herausra- gende forscherinnen und forscher aus schwellen- und entwicklungsländern fördert. doan forscht während seines gastaufenthaltes am institut für mikro- systemtechnik bei prof. dr. moritz diehl, nedeljkovic bei prof. dr. marc hanewinkel am institut für forstwis- senschaften. folgende wissenschaftler haben ein humboldt-stipendium für postdoktorandinnen und postdoktoran- den erhalten: dr. weiwei fang von der fudan-universität schanghai/china, der sein projekt am institut für organi- sche chemie bei prof. dr. bernhard breit umsetzt, jimmy chalanchini von der university of california/usa, der am institut für psychologie bei prof. dr. karl christoph klauer forscht, dr. ian riddlestone von der universität bath/england, der am institut für anor- ganische und analytische chemie bei prof. dr. ingo krossing tätig sein wird, und dr. laurent de forges de parny von der école normale supérieure de lyon/frankreich, der für einen gast- aufenthalt an das physikalische institut kommen wird. gastgeber ist prof. dr. andreas buchleitner. ilka diester, professorin für neuro- wissenschaften an der universität frei- burg, hat sich erfolgreich um ein fens- kavli-stipendium beworben. das fens- kavli network of excellence vergibt die- ses stipendium an talentierte junge forscherinnen und forscher mit dem ziel, die neurowissenschaften in euro- pa zu fördern. diester beschäftigt sich mit den neuronalen grundlagen der bewegungskontrolle. die freiburger umweltsozialwissen- schaftlerin dr. cristina espinosa hat für ihre dissertation den diesjährigen „erasmus prize for the liberal arts and sciences“ erhalten. in ihrer promotion beschäftigt sie sich mit der frage, wie sich die verständnisse der mensch- natur-beziehung im zuge umweltpoliti- scher entwicklungen verändern, die wesentlich von sozialen bewegungen und nicht von staatlichen akteurinnen und akteuren getragen werden. die auszeichnung wird vom university col- lege freiburg (ucf) der albert-ludwigs- universität und der sparkasse freiburg vergeben und ist mit 5.000 euro dotiert. die atlas-kollaboration hat den ele- mentarteilchenphysiker prof. dr. karl jakobs vom physikalischen institut der universität freiburg zu ihrem neuen sprecher gewählt. jakobs wird ab dem 1. märz 2017 für zwei jahre die leitung des atlas-experiments übernehmen und damit an der spitze einer der welt- weit größten forschungskollaborationen stehen. das experiment findet am teil- chenbeschleuniger, dem large hadron collider, am europäischen forschungs- zentrum für elementarteilchenphysik cern in genf/schweiz statt. dort unter- suchen forscherinnen und forscher grundlegende fragen zur physik der kleinsten teilchen. juniorprofessorin dr. lena henning- sen erhält den von der commerzbank- stiftung geförderten und mit 30.000 euro dotierten „leopoldina early career award 2016“. die nationale akademie der wissenschaften leopoldina ehrt die freiburger sinologin damit für ihre herausragenden forschungsarbeiten zur gegenwartskultur chinas sowie für ihr engagement im interkulturellen dia- log und bei der vermittlung eines diffe- renzierten chinabildes. für seinen vortrag „neue materialien und konzepte für biobrennstoffzellen“ erhält der freiburger mikrosystemtech- niker dr. sven kerzenmacher den mit 1.000 euro dotierten hochschullehrer- nachwuchspreis der dechema. das deutsche netzwerk für chemische tech- nik und biotechnologie vergibt den preis für vorträge, die beim vortragstreffen des hochschullehrer-nachwuchses be- sondere anerkennung gefunden haben. in seinem vortrag berichtete kerzenma- cher über die forschung seiner arbeits- gruppe an biobrennstoffzellen und über versuche, organische substrate wie zum beispiel zucker direkt in elektrische energie umzuwandeln. der chemiker dr. martin r. lich- tenthaler hat beim ersten „science slam“ der wissenschaftlichen gesell- schaft freiburg den spitzenplatz belegt. bei dem wettbewerb stellten fünf slam- merinnen und slammer ihre for- schungsprojekte in zehn minuten allge- meinverständlich vor. das publikum bewertete die vorträge anschließend mithilfe von karten, die von eins bis zehn nummeriert waren. lichtenthaler erklärte anschaulich, wie salze aufge- baut sind, was passiert, wenn sich ihre zusammensetzung ändert, und wozu neue salze verwendet werden können. der preis des freiburger exzellenz- clusters bioss centre for biological signalling studies für den erfolgreichsten „schreiber“ des vergangenen jahres geht an prof. dr. marco prinz, ärztlicher di- rektor des instituts für neuropathologie am universitätsklinikum freiburg und assoziiertes mitglied bei bioss. er pu- blizierte 2015 unter anderem in den fachmagazinen „nature immunology“, „nature neuroscience“ und „cell“. das bundesministerium für bildung und forschung fördert den freiburger biochemiker und physiker dr. günter roth und seine arbeitsgruppe für die entwicklung eines biomolekül-kopierers mit mehr als 1,6 millionen euro. das team soll mögliche anwendungsfelder des kopierers erschließen und auf ihre wirtschaftliche verwertbarkeit prüfen. die entwicklung der forscherinnen und for- scher könnte beispielsweise waschmittel- enzyme verbessern, antikörper kopieren und in wenigen tagen potenzielle impf- stoffkandidaten gegen erreger finden. die salzburger hochschulwochen eh- ren eberhard schockenhoff, professor für moraltheologie an der universität freiburg, mit dem „theologischen preis“. die mit 5.000 euro dotierte auszeich- nung wird wissenschaftlerinnen und wissenschaftlern für ihr theologisches lebenswerk verliehen. die jury begrün- dete ihre entscheidung sowohl mit dem theologischen werk als auch mit dem öffentlichen wirken schockenhoffs. zu- dem habe er in seiner funktion als mit- glied des deutschen ethikrats aktuelle debatten geführt und mitgeprägt, insbe- sondere um bioethische fragen. michael schwald, student der ma- thematik und chemie im lehramt an der universität freiburg, hat den luftpisto- lenwettbewerb der deutschen hoch- schulmeisterschaften 2016 gewonnen. mit 385 von 400 punkten im vorkampf sowie 197,2 von 218 möglichen punk- ten im finale mit zehntelwertung setzte er sich gegen 22 konkurrentinnen und konkurrenten durch. prof. dr. andreas urs sommer, der am philosophischen seminar der uni- versität freiburg lehrt und die for- schungsstelle „nietzsche-kommentar“ der heidelberger akademie der wissen- schaften leitet, ist für das akademische jahr 2017/18 mit der carl friedrich von siemens fellowship ausgezeichnet wor- den. die carl friedrich von siemens stiftung vergibt die förderung jährlich an ein oder zwei herausragende wis- senschaftlerinnen und wissenschaftler, damit diese für zwölf monate von allen universitären verpflichtungen freigestellt werden und ungestört an einem größe- ren werk arbeiten können. während der fellowship wird sommer am kommentar zu nietzsches streitschrift „genealogie der moral“ und an der verteidigung des relativismus arbeiten. die gesellschaft deutscher chemiker (gdch) hat den freiburger chemiker dr. michael sommer mit dem reimund stadler-preis geehrt. die auszeichnung ist mit 5.000 euro dotiert und wird alle zwei jahre von der fachgruppe makro- molekulare chemie der gdch für he- rausragende wissenschaftliche leistun- gen auf dem gebiet der materialchemie vergeben. sommer erhält den preis für die von ihm entwickelten ansätze zur herstellung organischer funktionsmate- rialien, die energie nachhaltig speichern und umwandeln sollen. das deutsche liturgische institut hat dem freiburger theologen privatdozent dr. stephan wahle für seine habilitations- schrift den „balthasar-fischer-preis“ ver- liehen. es vergibt die mit 3.000 euro do- tierte auszeichnung seit 2004 alle zwei jahre für herausragende wissenschaft- liche arbeiten zur geschichte, theologie und zur praxis des christlichen gottes- diensts. für seine habilitation unter- suchte wahle die verschiedenen facet- ten des phänomens weihnachten. persönlich ausgezeichnet das land baden-württemberg fördert zwei junge forscherinnen und einen jungen forscher der universität freiburg im juniorprofessuren-programm. junior- professorin dr. ruth bartholomä, ori- entalisches seminar, analysiert debat- ten über die sprachpolitik der republik türkei von 1980 bis in die gegenwart. juniorprofessorin dr. nadine große, mathematisches institut, beschäftigt sich mit fragen und aspekten rund um rand- wertprobleme der dirac-gleichung – ei- ner gleichung, mit der die eigenschaf- ten und das verhalten von fermionen beschrieben werden, zu denen auch elektronen gehören. juniorprofessor dr. stefan pauliuk, institut für umweltsozi- alwissenschaften und geographie, be- fasst sich mit szenarien für einen nach- haltigen globalen kupferkreislauf. die medizinische fakultät der uni- versität freiburg hat in diesem jahr zwei lehrpreise für human- und einen lehrpreis für zahnmedizin vergeben. einer der mit je 17.500 euro dotierten lehrpreise für humanmedizin geht an dr. domagoj damjanovic, klinik für anästhesiologie und intensivmedizin des universitätsklinikums freiburg. sein lehrprojekt hat das ziel, schon im studium mehr theoretische und prakti- sche kenntnisse zum thema ultra- schall zu vermitteln. den anderen lehrpreis für humanmedizin erhalten dr. irmgard streitlein-böhme, marit stenzel, dr. paul von poellnitz, janine günther und michael uhl aus dem lehrbereich allgemeinmedizin und dem studiendekanat der medizini- schen fakultät für das praktikum „ein- führung in die klinische medizin“ und den „famulaturreifekurs“, in dem die studierenden lernen, eine ganzkörper- untersuchung vorzunehmen. den mit 5.000 euro dotierten lehrpreis für zahnmedizin erhält dr. dr. fabian duttenhöfer, klinik für mund-, kiefer- und gesichtschirurgie des universi- tätsklinikums freiburg, für seinen kurs über den „sinus lift“, ein chirurgisches verfahren mit dem ziel, den kiefer von patientinnen und patienten mit körper- eigenem knochen- oder knochener- satzmaterial zu verstärken. die albert-ludwigs-universität hat in diesem jahr drei projekte mit dem „instructional development award“ (ida) – ihrem mit 70.000 euro dotier- ten lehrentwicklungspreis – ausge- zeichnet. prof. dr. roland hefendehl und sein team vom institut für krimi- nologie und wirtschaftsstrafrecht er- halten den preis für „jurcoach 2.0“, eine computerbasierte lernplattform, auf der jurastudierende die methodik von falllösungen trainieren können und unmittelbares feedback erhalten. prof. dr. bernd kortmann, katja roller und marten juskan vom englischen seminar werden für ihr projekt aus- gezeichnet, in dem die linguistische sammlung fred (freiburg english dialect corpus) zu einer multimedialen lehr- und lernplattform unter dem namen freddie weiterentwickelt wird. prof. dr. barbara koch, abteilung fernerkundung und landschaftsinfor- mationssysteme, dr. helmut saurer, abteilung physische geographie, und prof. dr. sebastian brather, abteilung archäologie, bekommen den ida für ihre „science trails freiburg“, die theoretisch vermitteltes wissen anhand von zwölf wissenschaftsstationen in freiburg und umgebung veranschaulichen sollen. sechs wissenschaftlerinnen und wissenschaftler ausländischer univer- sitäten haben ein stipendium der alexander von humboldt-stiftung er- halten, das ihnen einen forschungs- aufenthalt an der universität freiburg ermöglicht. dr. minh dang doan von der universität can tho/vietnam und dr. jelena nedeljkovic von der uni- versität belgrad/serbien haben sich erfolgreich um ein georg forster- glückwunsch dienstjubiläum 25 jahre eva anjard, zentrale universitätsverwaltung prof. dr. karsten buse, institut für mikrosystemtechnik prof. dr. ulrich dahmen, institut für biblische und historische theologie beatrix doucha, zentrale universitätsverwaltung claudia melchior, zentrale universitätsverwaltung martina muy, zentrale universitätsverwaltung elisabeth neuhauser, romanisches seminar axel scherle, institut für sport und sportwissenschaft peter sponda, zentrale universitätsverwaltung dienstjubiläum 40 jahre bernhard hege, zentrale universitätsverwaltung isabel garcia manzano, romanisches seminar jürgen schlemmer, zentrale universitätsverwaltung venia legendi für dr. pia bergmann, germanistische linguistik dr. ulrike ehmig, provinzialrömische archäologie dr. olav krämer, neuere deutsche und vergleichende literaturwissenschaft dr. peter kramper, wirtschafts-, sozial- und umweltgeschichte dr. heidi angelika rzehak, physik dr. armin schikorra, mathematik dr. philipp späth, environmental governance and urban studies fakultät für chemie und pharmazie prof. dr. rolf schubert, institut für pharmazeutische wissenschaften, ist nach erreichen der altersgrenze mit ab- lauf des monats september 2016 in den gesetzlichen ruhestand eingetreten. fakultät für biologie prof. dr. josef müller, institut für biologie i, ist nach erreichen der altersgrenze mit ablauf des monats september 2016 in den gesetzlichen ruhestand eingetreten. fakultät für umwelt und natürliche ressourcen privatdozentin dr. kerstin stahl, bisher vertretungsprofessorin für um- welthydrologie am institut für geo- und umweltnaturwissenschaften, wurde mit wirkung vom 3. august 2016 zur professorin für umwelthydrosysteme am selben institut ernannt. technische fakultät der rektor hat dr. peter ochs, institut für informatik, mit wirkung vom 1. september 2016 für die dauer von zwei jahren zum akademischen rat ernannt. aus den fakultäten rechtswissenschaftliche fakultät der rektor hat prof. dr. jan lieder, christian-albrechts-universität kiel, mit wirkung vom 1. august 2016 zum professor für bürgerliches recht, handels- und wirtschaftsrecht am institut für wirtschaftsrecht, arbeits- und sozialrecht ernannt. prof. dr. dietrich murswiek, institut für öffentliches recht, ist nach errei- chen der altersgrenze mit ablauf des monats september 2016 in den ge- setzlichen ruhestand eingetreten. wirtschafts- und verhaltens- wissenschaftliche fakultät privatdozentin dr. krisztina kis- katos hat den ruf an die georg- august-universität göttingen ange- nommen. sie verlässt die hiesige pro- fessur für internationale wirtschafts- politik am institut für allgemeine wirtschaftsforschung. der rektor hat dr. volker lindenthal, institut für allgemeine wirtschaftsfor- schung, mit wirkung vom 1. septem- ber 2016 für die dauer von drei jahren zum akademischen rat ernannt. der rektor hat dr. ramona ritz- mann, institut für sport und sportwis- senschaft, mit wirkung vom 1. oktober 2016 für die dauer von drei jahren zur akademischen rätin ernannt. philologische fakultät der rektor hat dr. nicole falken- hayner, englisches seminar, mit wirkung vom 1. oktober 2016 für die dauer von drei jahren zur akademi- schen rätin ernannt. prof. dr. henrike manuwald hat den ruf an die georg-august-universität göttingen angenommen. sie verlässt die hiesige juniorprofessur für germa- nistische mediävistik am deutschen seminar. philosophische fakultät prof. dr. peter eich, seminar für alte geschichte, hat den an ihn ergan- genen ruf der universität potsdam abgelehnt. fakultät für mathematik und physik prof. dr. alexander blumen, physi- kalisches institut, ist nach erreichen der altersgrenze mit ablauf des monats september 2016 in den ge- setzlichen ruhestand eingetreten. prof. dr. martin ziegler, mathemati- sches institut, ist nach erreichen der altersgrenze mit ablauf des monats september 2016 in den gesetzlichen ruhestand eingetreten. 042016