8 lernen 04 2017 unı leben die zeitung der albert-ludwigs-universität freiburg www.leben.uni-freiburg.de richtig zweifeln team berät studierende in den ersten semestern – zum beispiel solche, die über einen studienabbruch nachdenken das projekt „fokus erstes studien- jahr“ der zentralen studienberatung (zsb) soll studierenden dabei helfen, besser an der universität freiburg anzukommen. es bietet kurzwork- shops zu fragen an, die insbeson- dere in der studieneingangsphase auftauchen. in gruppen von sechs bis zwölf personen können studie- rende die eigenen erfahrungen re- flektieren und sich mit gleichge- sinnten austauschen. außerdem fördert das projekt den fakultäts- übergreifenden austausch unter denjenigen, die sich mit den anlie- gen studierender im ersten studien- jahr beschäftigen. ziel ist es, die beratungsqualität weiter zu verbes- sern. emilie häberle hat sich mit projektleiter dr. friedrich arndt über zweifel am studium unterhalten. uni’leben: herr arndt, welche fragen stellen ihnen studierende, die an ih- rem studium zweifeln, besonders oft? friedrich arndt: die leute sind oft unsicher und unzufrieden mit ihrer situation – warum genau, wissen sie häufi g gar nicht. sie fragen sich, ob sie etwas falsch machen oder ob es das falsche studium für sie ist. hinzu kommt die angst davor, zu versagen und nicht zu wissen, wie es ihnen gelingen kann, sich ein klares bild von ihrer situation zu verschaffen. empfi nden studierende oder ihr umfeld einen studienabbruch als scheitern? die leute berichten häufi g, dass sie angst vorm scheitern haben, und trauen sich nicht, mit ihrem umfeld darüber zu sprechen. und wenn sie es später doch machen, stellen sie fest, dass es das umfeld vielleicht gar nicht so negativ auf- nimmt oder sie sogar mehr unterstützt, als vorher angenommen. einen studien- abbruch als scheitern anzusehen hilft niemandem weiter. vielmehr sollte ich mir überlegen, wie man die situation al- ternativ betrachten könnte: was sagt es eine phase des zweifelns kann wichtig sein, um herauszu- fi nden, was man will, sagt friedrich arndt – er und seine kollegen der zentralen studien- beratung verstehen sich als begleiter, die hilfe zur selbsthilfe leisten möchten. foto: patrick seeger über mich als person aus, wenn ich mich dafür entscheide, im studium zu bleiben, oder mich entschließe, etwas neues zu beginnen? was kann ich in dieser situa- tion über mich lernen? was kann ich jetzt tun? die perspektive verschiebt sich dann vom gefühl des scheiterns zur wiedererlangung der handlungsfähigkeit. wann befi nden studierende sich in einer normalen phase des zweifelns, und wann sollten sie ernsthaft über eine umorientierung nachdenken? grundsätzlich kann eine phase des zweifelns durchaus wichtig sein, um herauszufi nden, was man will. deswe- gen ist es wichtig, dass ich kompetenz darin erlange, mit solchen situationen gut umzugehen. wenn ich jedoch schon viele maßnahmen in gang ge- setzt habe, um meine lage zu ändern, und trotzdem hohen leidensdruck in meinem jetzigen studium verspüre, kann das ein deutlicher hinweis darauf sein, dass ich dort gerade nicht richtig bin. vielleicht hat jemand ein fach ge- wählt, welches einfach nicht seinen talenten entspricht und deshalb nicht so gut für ihn geeignet ist. schlechte prüfungsergebnisse trotz hoher an- strengung und verschiedenen lernme- zuwachs für das archäologische institut fritz ruf (rechts) hat rektor hans-jochen schiewer und dem institut für archäologische wissenschaften die keilschrifttafel übergeben. foto: patrick seeger die universität freiburg hat eine schenkung erhalten: der lebensmittel- chemiker und alumnus dr. fritz ruf und seine ehefrau gerda ruf haben dem institut für archäologische wis- senschaften einen abguss einer anti- ken keilschrifttafel überlassen. das original der tafel stammt aus dem 13. jahrhundert vor christus und wurde 1906 in boğazköy/türkei gefunden. die tafel, die den verzehr von verbo- tenen und behexten speisen sowie die danach erforderlichen reinigungs- rituale beschreibt, gilt in verschiedenen standardwerken zum lebensmittel- recht als reinheitsgebot und „ältestes lebensmittelgesetz“. ihr text ist vor- wiegend in hethitischer sprache ver- fasst, die zum indogermanischen zählt, und enthält einsprengsel in hurritisch. beide keilschriftsprachen werden an der universität freiburg gelehrt, weshalb die tafel in zukunft als praktisches lehrmittel für studie- rende der altorientalischen philologie dienen wird. fonds für lehrprojekte zum thema gründen die universität freiburg hat einen fonds für lehrprojekte zum thema gründen eingerichtet. ziel ist, lehrver- anstaltungen sowie weitere grün- dungsrelevante projekte und maßnah- men mit direktem bezug zu studium und lehre in der frühphase des studi- ums anzustoßen. antragsberechtigt sind lehrende und studierende aller fächer der universität; aufgerufen wird insbesondere zu projekten in geistes- und sozialwissenschaften. die mittel stammen aus dem vom ministerium für wissenschaft, forschung und kunst baden-württemberg mit 600.000 euro finanzierten projekt „zug: zugänge zum gründen – gründerkultur erler- nen. erleben. entwickeln.“ für die aus- wahl der geförderten projekte ist die leitung des projekts zug zuständig. ansprechpartner ist dr. markus strauch, koordinator für lehre und weiterbil- dung in der freiburger akademie für universitäre weiterbildung (frauw). thoden können ein zeichen dafür sein. ich glaube trotzdem, dass jemandem, der etwas unbedingt will und eine ent- sprechend hohe motivation hat, viele sachen gelingen werden, für die er vielleicht nicht optimal geeignet ist. wie lässt sich feststellen, woran es liegt, dass studierende zweifeln – am studiengang, an äußeren rah- menbedingungen wie studienort oder wg oder daran, dass ein univer- sitätsstudium nicht das richtige ist? wenn wir jetzt in einer beratungs- situation wären, würde ich fragen, wo- ran sie es merken. wenn ich gerade eine schwierige situation erlebe und zum beispiel mit dem lernen nicht zu- rechtkomme, dann könnte ich an situa- tionen in meinem leben zurückdenken, in denen ich schon mal erfolgreich lernsituationen gemeistert habe. dann kann ich überlegen, wie da die bedin- gungen waren. welche kriterien waren ausschlaggebend dafür, dass es da- mals gut geklappt hat? und wie sieht es heute aus? vielleicht habe ich mo- mentan zu wenig ausgleich und sollte mehr sport treiben, um meine aktuelle situation zu verbessern, oder ich kann nicht alleine lernen und bräuchte wie- der eine lerngruppe. um herauszufi n- den, worum es bei mir gerade geht, kann ich mich zum beispiel mit ande- ren austauschen, die in einer ähnli- chen situation stecken. auch ein bera- tungsgespräch kann hilfreich sein. wie bewerten arbeitgeber einen studienabbruch? es kommt nicht darauf an, einen ge- radlinigen lebenslauf zu haben, sondern darauf, dass man den personalverant- wortlichen erklären kann, warum man bestimmte entscheidungen getroffen hat. das kann für einen künftigen arbeit- geber eine hilfreiche rückmeldung über den charakter eines bewerbers oder einer bewerberin sein. abgesehen da- von interessiert der abbruch nicht mehr, wenn man erst einmal im beruf verankert ist – da zählen ganz andere kriterien. wann sollte man das studium ihrer meinung nach durchziehen? oder gilt es eher, „besser spät als nie“ abzubrechen? wenn ich unmittelbar vor meiner ab- schlussarbeit stehe, ist es schon nahe- liegend, das studium zu ende zu bringen. trotzdem kann ich parallel überlegen, was ich danach mache. gibt es viel- leicht die option, noch ein anderes studium aufzunehmen? aus der pers- pektive von hochschulen und politik ist ein später studienabbruch oder -wechsel weniger wünschenswert. sub- jektiv kann es trotzdem immer noch eine sinnvolle entscheidung sein, und meiner ansicht kommt es insbesondere darauf an, dass jemand das bewusst und wohlüberlegt tut. generell geben wir hier in der zentralen studienbera- tung ungern empfehlungen und rat- schläge, sondern wollen eher hilfe zur selbsthilfe leisten. wir verstehen uns als begleiter. wir wollen ein problem nicht für die ratsuchenden lösen, son- dern sie im gespräch in die position bringen, dass sie es selbst lösen können. warum richten sich die neuen beratungsangebote an studierende in den ersten beiden semestern? dafür gibt es zwei gründe. der exter- ne grund ist der wunsch von politik und hochschulen, zweifelnden möglichst frühzeitig hilfe zur verfügung zu stellen. ein weiterer grund ist, dass bei früh- zeitiger auseinandersetzung mit auf- kommenden zweifeln einem großen leidensdruck vorgebeugt werden kann. so merken studierende beispielsweise bereits im zweiten semester, dass der aktuelle studiengang nicht die richtige wahl war, und verzweifeln nicht erst nach zwei oder drei jahren studium. trotzdem sind unsere angebote für alle studierenden offen, denn zweifel können zu jedem zeitpunkt aufkommen – egal, wo im studium man sich gerade befi ndet. www.studium.uni-freiburg.de/service_und_ beratungsstellen/zsb/fokus-erstes-studienjahr das volle programm für gute unterhaltung m o c . o t o h p k c o t s i : s o t o f geschichten – so spannend wie das leben. für jedes alter und jeden geschmack. zum lesen, hören, sehen. und verschenken. kontakt telefon: 0761/203-67798, e-mail: markus.strauch@wb.uni-freiburg.de buchhandlung rombach bertoldstraße 10 mitten in freiburg www.rombach.de lesen, was gefällt: rombach bei facebook