4 forschen unı leben die zeitung der albert-ludwigs-universität freiburg www.leben.uni-freiburg.de 05 2017 fotos: friedberg, c. schüssler, johnwilhelm, mari_ art, kwasny221, edgar schepul/alle fotolia stars im schwarzwald schwarzwald schwarzwald wildtiere wecken bei menschen wildtiere wecken bei menschen wildtiere wecken bei menschen unterschiedliche assoziationen – unterschiedliche assoziationen – unterschiedliche assoziationen – das reh ist der liebling, und das das reh ist der liebling, und das das reh ist der liebling, und das auerhuhn verspricht, was es nicht auerhuhn verspricht, was es nicht halten kann symbol des symbol des schwarzwalds: schwarzwalds: das auerhuhn das auerhuhn das auerhuhn steht in der das auerhuhn steht in der werbung für ursprüngliche werbung für ursprüngliche natur. in der vergangenheit natur. in der vergangenheit bot ihm der stark übernutzte bot ihm der stark übernutzte schwarzwald einen optima- schwarzwald einen optima- len lebens- len lebens- r a u m . schlechte zeiten für den zeiten für den wald waren also wald waren also immer gute zeiten für immer gute zeiten für das auerhuhn. inzwischen das auerhuhn. inzwischen ist es selten. es reagiert be- ist es selten. es reagiert be- sonders sensibel auf störun- sonders sensibel auf störun- gen und gehört zu den schutz- gen und gehört zu den schutz- bedürftigen tierarten. im bedürftigen tierarten. im artenschutz werden häufi g die artenschutz werden häufi g die seltensten und aus ökologischer seltensten und aus ökologischer sicht spannendsten arten zu sicht spannendsten arten zu symboltieren auserkoren. „doch symboltieren auserkoren. „doch wenn besucherinnen und besucher wenn besucherinnen und besucher der region ans auer- der region ans auer- huhn denken, huhn denken, denken sie dann denken sie dann wirklich zuerst an einen seltenen, scheuen, vorsichtigen vogel, der be- hütet werden sollte?“, fragt schraml. „das auerhuhn wird immer als männ- lich, balzend, potent und vital darge- stellt. mit dem bild bringt man also eine ganz andere botschaft rüber.“ zudem fällt den menschen zu keinem wildtier weniger ein. „man könnte die- ses alte schwarzwaldsymbol durch einen anderen vogel ersetzen, der auch für schutzziele steht“, schlägt jaeger vor. wild und wild und sympathisch: sympathisch: der specht der specht „wir haben einen shootingstar ent- „wir haben einen shootingstar ent- deckt, der sich auf vielen ebenen als deckt, der sich auf vielen ebenen als symbol für die region eignet“, erzählt symbol für die region eignet“, erzählt symbol für die region eignet“, erzählt symbol für die region eignet“, erzählt jaeger. der specht lebt wild und jaeger. der specht lebt wild und jaeger. der specht lebt wild und jaeger. der specht lebt wild und gehört zu den fünf beliebtesten wild- gehört zu den fünf beliebtesten wild- gehört zu den fünf beliebtesten wild- gehört zu den fünf beliebtesten wild- tieren des nordschwarzwalds. „er ist tieren des nordschwarzwalds. „er ist tieren des nordschwarzwalds. „er ist tieren des nordschwarzwalds. „er ist präsent. diesen vogel nimmt man präsent. diesen vogel nimmt man präsent. diesen vogel nimmt man präsent. diesen vogel nimmt man wahr: man hört ihn, und man sieht wahr: man hört ihn, wahr: man hört ihn, und man sieht wahr: man hört ihn, ihn“, bringt es selter ihn“, bringt es selter ihn“, bringt es selter ihn“, bringt es selter auf den punkt. der auf den punkt. der auf den punkt. der specht trägt durch seine lebenswei- seine lebenswei- seine lebenswei- se zur aufrecht- se zur aufrecht- se zur aufrecht- erhaltung des erhaltung des erhaltung des erhaltung des ökosystems wald ökosystems wald bei. er braucht bei. er braucht eine umge- eine umge- bung, in der bung, in der totholz vorkommt – und der pro- totholz vorkommt – und der pro- zessschutz, der dazu führt, dass tot- zessschutz, der dazu führt, dass tot- holz entstehen kann, steht wieder- holz entstehen kann, steht wieder- um ganz oben auf der liste des um ganz oben auf der liste des nationalparks. „daran sieht nationalparks. „daran sieht man, dass sich bestimmte tier- man, dass sich bestimmte tier- arten mit manchen regiona- arten mit manchen regiona- len zielen gut verknüpfen len zielen gut verknüpfen lassen“, sagt jaeger. lassen“, sagt jaeger. faszinierend faszinierend faszinierend und zum fürchten: und zum fürchten: der wolf der wolf zum wolf haben menschen eine ge- zum wolf haben menschen eine ge- teilte meinung. die einen haben angst, teilte meinung. die einen haben angst, die anderen fi nden ihn gerade wegen die anderen fi nden ihn gerade wegen seiner gefährlichkeit spannend. die er- seiner gefährlichkeit spannend. die er- gebnisse zeigen, dass man im städti- gebnisse zeigen, dass man im städti- schen bereich mit wölfen deutlich mehr schen bereich mit wölfen deutlich mehr leute begeistern könnte als auf dem leute begeistern könnte als auf dem land. „tierarten, die stark einen aspekt land. „tierarten, die stark einen aspekt von wildnis verkörpern, werden von ur- von wildnis verkörpern, werden von ur- ban sozialisierten menschen positiver ban sozialisierten menschen positiver gesehen als von denen, die das land gesehen als von denen, die das land nutzen und ihre weidetiere schützen nutzen und ihre weidetiere schützen möchten“, erklärt selter. die faszination, möchten“, erklärt selter. die faszination, die der wolf auslöst, kommt unter ande- die der wolf auslöst, kommt unter ande- rem aus den massenmedien. „man kriegt rem aus den massenmedien. „man kriegt vom wolf anders als vom wildschwein vom wolf anders als vom wildschwein viel darüber mit, wie er lebt, welche öko- viel darüber mit, wie er lebt, welche öko- logie er hat und was für ein interessan- logie er hat und was für ein interessan- tes tier er ist“, so selter. wie das auer- tes tier er ist“, so selter. wie das auer- huhn wird auch er in der werbung als symbol für wildnis eingesetzt. „aller- dings muss die projektion in keinem realen zusammenhang zu den biologi- schen zusammenhängen stehen“, erklärt schraml: „menschen wundern sich immer wieder, dass wölfe aus direkter nähe fotografi ert werden können. aus biologi- scher sicht ist das nicht überraschend. warum sollte ein junger, unerfahrener warum sollte ein junger, unerfahrener wolf, dem noch nie etwas schlimmes wolf, dem noch nie etwas schlimmes passiert ist, weglaufen? aber in unserer passiert ist, weglaufen? aber in unserer vorstellung ist der wolf wild und geheim- vorstellung ist der wolf wild und geheim- nisvoll. dieses bild hat sich von der nisvoll. dieses bild hat sich von der lebensweise der art entkoppelt.“ lieblingstier: das reh das reh ist das beliebteste tier im nordschwarzwald. „es ist eine allerweltsart, die keinen ökologen oder artenschützer interessiert. aber es hat alles, was man für eine kampagne braucht“, sagt schraml: rehe sind relativ klein, werden ger- ne mit weiblichkeit und dank walt disneys „bambi“ auch mit einer trau- rigen geschichte assoziiert. „eigent- lich könnte man das, was man mit dem auerhuhn transportieren möch- te, mit dem reh viel besser vermit- teln.“ selter ergänzt: „das reh ist viel beliebter als das auerhuhn. ob es schäden in wäldern verursacht und ob es selten vorkommt oder nicht, scheint gar nicht so wichtig zu sein. sogar landwirte und waldbe- sitzer stufen das tier als sympa- thisch ein.“ das wildtiermanagement kommt, wenn es ums jagen geht, in sensible gefi lde. gerade in die rot- wildpopulation wird momentan inten- siv eingegriffen. mit der jagd, insbe- sondere auf rehe, bedroht man die ideale vorstellung eines wilden, un- berührten nationalparks. „wenn tie- re geschossen werden, kommen re geschossen werden, kommen schnell wieder assoziationen zu schnell wieder assoziationen zu bambi“, sagt schraml. „das muss bambi“, sagt schraml. „das muss eine nationalparkverwaltung den eine nationalparkverwaltung den leuten gut erklären, sonst tritt sie in leuten gut erklären, sonst tritt sie in viele fettnäpfchen.“ viele fettnäpfchen.“ www.wissensdialog-nordschwarzwald.de von sarah schwarzkopf von sarah schwarzkopf ob im tourismus, in der öffent- lichkeitsarbeit oder in der politik: im nordschwarzwald werden bot- schaften an unterschiedliche ziel- gruppen häufi g über tiere vermittelt. doch welche inhalte lassen sich zum beispiel über reh, auerhuhn und wolf kommunizieren? damit beschäftigt sich dr. andy selter von der professur für forst- und umwelt- politik der universität freiburg. ge- meinsam mit prof. dr. ulrich schraml von der forstlichen versuchs- und forschungsanstalt baden-württem- berg und julian jaeger, student der interdisziplinären anthropologie, untersucht selter, wie menschen verschiedene tierarten wahrneh- men. „wir wollen verstehen, wo wildtiere in der politischen diskussi- on im nordschwarzwald eine rolle spielen“, erläutert schraml. in wel- chen zusammenhängen werden sie als symbole genutzt? welche ge- schichten „erzählen“ sie? und was bedeutet das für den austausch zwischen verschiedenen akteurin- nen und akteuren? das projekt ist teil des „wissensdialogs nord- schwarzwald“ – ein verbund, der die entwicklung des ersten national- parks in baden-württemberg über drei jahre hinweg begleitet hat. die wissenschaftler befragten 480 einheimische sowie gäste des naturparks. deren assoziationen zu 13 tierarten setzten sie mit kultur- geschichtlichen überlieferungen in zusammenhang. „wildschwein und wolf sind am wenigsten sympa- thisch und polarisieren am meisten. dann gibt es ein mittel- dann gibt es ein mittel- feld, bestehend aus feld, bestehend aus auerhuhn, fleder- auerhuhn, fleder- maus, fischot- maus, fischot- ter, luchs, fuchs ter, luchs, fuchs und bachforelle. und bachforelle. die beliebtesten die beliebtesten wildtiere sind wildtiere sind reh, rothirsch, reh, rothirsch, eule, falke und eule, falke und specht“, resü- specht“, resü- miert selter. „wir miert selter. „wir haben aber auch haben aber auch methoden aus den methoden aus den gender und den gender und den human-animal stu- human-animal stu- dies genutzt, um den dies genutzt, um den kulturellen rucksack der tiere kulturellen rucksack der tiere auszupacken. es ist eine der ers- auszupacken. es ist eine der ers- ten derartigen studien im deutsch- ten derartigen studien im deutsch- sprachigen raum“, erklärt jaeger. sprachigen raum“, erklärt jaeger. „das besondere an unserem pro- jekt ist der intensive diskurs mit der bevölkerung“, betont selter. regionale akteure können die ge- wonnenen erkenntnisse nutzen, um zu entscheiden, welche tiere sie in welchen bereichen symbo- lisch einsetzen möchten. „wir wollen die leute dafür sensibilisie- ren, dass sie auch fehler machen können, wenn sie politisch oder in der öffentlichkeit mit tiersymbolen arbeiten“, erklärt schraml.