4 aktuell 03 2018 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de Messen mit dem Meteobike Studierende sammeln Daten zum Freiburger Stadtklima – die mobile Wetterstation lässt sich nachbasteln Startklar für die Stadt: Die mobile Wetterstation kostet etwa 60 Euro und liefert zuverlässige Daten. FOTO: JÜRGEN GOCKE von Jürgen Reuß Wenn jede Revolution mit ei nem Auflauf beginnt, wie die Fertiggericht industrie einmal geworben hat, kann die Freiburger Umweltmete orologie jetzt sogar die Geschmacks richtung vor geben. Es ist Himbeere, präziser gesagt: Raspberry Pi Zero W. Das ist nicht etwa die Bezeichnung für ein neues künstliches Aroma, son dern der Name eines zu drahtloser Kommuni kation fähigen Microcompu ters. Der revolutioniert bisherige Stan dards und braucht auch einen gewis sen Auflauf an Studierenden. Damit enden die Parallelen zum Werbespruch auch schon, denn es geht mitnichten um Ernährungswissenschaft, sondern um die Datenerhebung in der Meteo ro logie. Und da hat der Raspberry das Zeug zum Helden der Daten er fassung. Allerdings kommt es, wie seit dem berüchtigten Ei des Kolumbus bekannt, nicht nur auf die verwendete Technik, sondern auch auf eine zündende Idee an. Die hatte Andreas Andreas Christen betreut die neue Wetterstation, die sich auf dem Dach des Chemie-Hochhauses befindet. FOTO: JÜRGEN GOCKE Christen, Professor für Umweltmeteo rologie an der Universität Freiburg. Klassischerweise werden Wetter daten weltweit vor allem an Flughäfen gemessen. Schließlich braucht der Flugverkehr möglichst präzise Daten für die Routen. Für Meteorologinnen und Meteorologen ist aber auch die Tat sache wichtig, dass an Flughäfen und über Freilandflächen überall etwa gleiche Bedingungen vorherr schen: eine weite, flache Landschaft, kurz gemähter Rasen und keine Strömungshindernisse. Das macht Klimadaten weltweit besser mit ei nander vergleichbar. „Andererseits wohnen mehr als 50 Prozent der Weltbevölkerung in Städten“, sagt Christen. „Die möchten über Wetter und Klima in ihrem Lebensumfeld Bescheid wissen und weniger, was draußen auf dem Flug feld vorgeht.“ Das Klima unterscheidet sich auch in Freiburg durchaus von den Gegebenheiten am Flugplatz. Seit 1999 betreibt die Universität da her eine Wetterstation auf dem ChemieHochhaus im Institutsviertel, die inzwischen durch eine neue Station mit erweiterten Funktionen ersetzt wurde und demnächst auch einen neuen Internetauftritt bekommt. Auf die Website greifen täglich mehr als 1.000 Interessierte zu, und im Ver gleich zu den am Flugplatz er hobenen Daten lässt sich gut der Effekt nach vollziehen, dass Städte so genannte Wärmeinseln bilden, in denen die Temperatur bis zu fünf Grad wärmer sein kann als im Umland. Kühler Höllentäler Nun ist aber auch innerhalb der Stadt das Klima nicht überall gleich. Da kommen die digitale Himbeere und Christens bestechende neue Idee ins Spiel. Der Forscher kombinierte die Fähigkeiten des Raspberry Pi Zero W und die ortsflexible Datensammlung zu einer mobilen Wetterstation in Gestalt eines Meteobikes. Das funktioniert so: Aus Micro computer, SD Karte, GPS Empfänger, Tempe ratur sensor, Power bank, Fahrrad tasche, Rohrstück und Schaumgummi basteln Christens Studierende sich eine mobile, mit dem Smartphone verbundene Wetter station, klemmen sie sich ans Rad, kurven auf ausge klügelten Strecken durch Frei burg und erheben und übermitteln so in Echtzeit meteorologische Daten, die die Unterschiede zwischen Münster platz, Sonnhalde und Schwarzwald straße unmittelbar sichtbar machen. sie darin, aus zuarbeiten, wie diese Daten beispielsweise aussagekräftig zu visualisieren sind.“ Wenn 25 Studierende anderthalb Stunden mit diesen Meteobikes kreuz und quer durch die Stadt radeln, ergibt sich aus den gesammelten Daten ein sehr differenziertes Bild des Stadt klimas – das übrigens ganz nebenbei die jüngst von Promi Meteo rologe Jörg Kachelmann aufge stellte Behauptung widerlegt, der Es gibt noch ein anderes Argument für die mobile Datenerfassung: Ein komplettes MeteobikeSet inklusive Tasche kostet 60 Euro, eine hochwer tige Wetterstation wie die auf dem ChemieHochhaus um die 10.000. „Natürlich gibt es bei dem niedrigen Preis qualitative Abstriche, aber die Studierenden müssen sich dadurch auch darin üben, Abweichungen Freiburg im Juni 2018: An den blauen Punkten haben die Studierenden tiefere Temperaturen gemessen, die roten Farbtöne zeigen Orte, an denen der Effekt der städtischen Wärmeinsel besonders ausgeprägt ist. QUELLE: ANDREAS CHRISTEN Höllentäler wirke wie eine nächtliche Heizung: „Im Dreisamtal, das unter dem Einfluss des Höllentälers steht, haben die Studierenden nachts eine drei Grad tiefere Temperatur als im restlichen Stadtgebiet gemessen“, bestätigt Christen das subjektive Empfinden der Freiburgerinnen und Freiburger, die den Wind schon immer als Abkühlung wahr genommen haben. Preiswert und einfach nachzubauen „Das Meteobike ist gerade in der Lehre eine ungewöhnliche und spannende Methode, Klima wirklich erfahrbar zu machen, also das, was die Studierenden an Witterung auf dem Rad empfinden, direkt über das Smartphone mit den erhobenen Daten ab gleichen zu können“, sagt der Forscher. „Gleichzeitig schult es zu kalibrieren und mit Messfehlern zurechtzu kommen“, bekräftigt Christen den Nutzen für die Lehre. Doch auch in der Forschung kann das Meteobike weltweit Schule machen: Gerade Großstädten in weniger wohlhabenden Ländern bietet es die Möglichkeit, bisher noch fehlende, für die Erforschung des Stadt klimas aber wichtige Daten, etwa aus tropischen Regionen, kosten günstig beizusteuern. Auch das ist ein Grund, warum Christen sowohl den Bastelplan für die mobile Wetter station als auch die erhobenen Daten als Open Source frei im Netz zur Verfügung stellt. www.weather.uni-freiburg.de https://github.com/achristen/Meteobike German U15: Hans- Jochen Schiewer im Amt bestätigt Die Mitgliederversammlung von German U15 hat Prof. Dr. Hans Jochen Schiewer, Rektor der Uni versität Freiburg, im Juli 2018 erneut zum Vorstandsvorsitzenden des Verbunds gewählt. Sein Stellvertreter bleibt Prof. Dr. Georg Krausch, Präsident der Universität Mainz. Die neue Amtszeit beginnt am 1. September 2018 und beträgt zwei Jahre. Schiewer ist seit September 2016 Vorsitzender von German U15, dem Interessenverbund von fünfzehn traditions reichen, medizin führenden und forschungs star ken Universitäten. In seiner zweiten Amts zeit will er besonders für eine zeit gemäße, international wettbewerbs fähige Finanzierung von Universitäten eintreten. www.german-u15.de Geschenk zum 900. Geburtstag 900. Stadtjubiläum im Jahr 2020: Die Freiburger Stadtverwaltung fordert alle Organisationen, Ein richtungen, Vereine, Initiativen sowie alle Bürger innen und Bürger dazu auf, Ideen für das Jubiläums programm einzureichen. Prof. Dr. Gisela Riescher, Prorektorin für Redlichkeit in der Wissenschaft, Gleichstellung und Vielfalt, arbeitet eng mit der Planungs gruppe der Stadtver waltung zusammen und ruft alle Studie renden, Forschenden, Lehrenden so wie Mit arbeiterinnen und Mitarbeiter aus Verwaltung und Technik dazu auf, sich an der Gestaltung zu beteiligen. Wer mitmachen möchte, schildert das Projekt in dem ent sprechenden Formular, das auf der Website der Stadt zum Download bereitsteht. Mitglieder der Universität Freiburg schicken ihre Beiträge bis zum 31. Juli 2018 an Gisela Riescher, die diese koordiniert und an die Projektgruppe übergeben wird. E-Mail: gisela.riescher@zv.uni-freiburg.de www.freiburg.de/pb/,Lde/1031968.html Die Wahlergebnisse liegen vor Bei den Universitätswahlen am 19. Juni 2018 haben Studierende und eingeschriebene Promovierende der Universität Freiburg ihre Vertreter innen und Vertreter im Senat und in den Fakultätsräten gewählt. Die Wahl beteiligung bei den Wahlen zum Senat lag bei etwa 13,5 Prozent und war damit zwei Prozentpunkte höher als im vergangenen Jahr. Zeitgleich fand die Wahl zum Studierendenrat der Ver fassten Studierendenschaft statt. Studentische Senatsmitglieder ab dem 1. Oktober 2018 sind: Katharina Krahé, Wahlvorschlag „BVS a“, Mira Kopp, Wahlvorschlag „campusgrün Freiburg“, Ines Frankenhauser, Wahlvorschlag „JusoHochschulgruppe“, und Robin Eger, Wahlvorschlag „BVS b“. Der Senat repräsentier t alle Berei che der Hochschule. Die Amtszeit der neu gewählten studentischen Mit glieder dauert ein Jahr, die Amts zeit der derzeitigen Wahlmitglieder der weiteren Gruppen läuft ebenfalls noch bis zum 30. September 2019. Die Fakultätsräte beziehungsweise Großen Fakultäts räte haben auf der Ebene der Fakultäten ähnliche Aufgaben und Funktionen wie der Senat für die Gesamt universität. Für diese Gremien wurden jeweils fünf bis sechs stu dentische Mitglieder gewählt.