uni wissen 01 2017 53 Semesterwoche immer eineinhalb Stunden etwas zu Lernstrategien erzählen. Das haben wir auch gemacht, aber mit dem Wissen, dass man in die- ser Zeit nichts lehren kann, was zu substanziellen Effekten aufseiten der Lernenden führt. Deshalb dachten wir an ein Onlinetraining“, erläutert Renkl. mehrmals hintereinander zu lesen? Nachdem Lisa die verschiedenen Antwortmöglichkeiten mit Schul- noten bewertet hat, berechnet das Programm im Hintergrund, was sie über Lernstrategien weiß, und leitet sie weiter in die drei Lernmodule mit Aufga- bentypen, die an ihr Vorwissen angepasst sind. Dieses wurde 2015 mit dem Lehrentwicklungs- preis Instructional Development Award (IDA) der Universität Freiburg ausgezeichnet. Eine Förder- summe von 70.000 Euro war mit dem Preis verknüpft. Damit wurde die Plattform im Labor weiterentwickelt und anschließend in einer ersten Anwendungs- phase im Wintersemester 2016/2017 von rund 150 Psychologiestudierenden getestet. Anders als die marktübliche Ratgeberliteratur zu dem Thema hilft ELIS den Studierenden bei der Umsetzung von Lernstrategien im Alltag. „Bisher gab es kein syste- matisch angelegtes Online-Lernstrategietraining, das darüber hinaus noch an die authentische Lern- situation gekoppelt ist“, betont Leber. Das Programm ermittelt Vorwissen Eine skizzierte Figur, die ebenfalls den Namen ELIS trägt, führt die Nutzerinnen und Nutzer durch die drei Module zu unterschiedlichen Lernstrategien. Diese werden durch Videos, Texte und Grafi ken veranschaulicht. „Wir haben uns bei der Entwick- lung von den so genannten MOOCs, Massive Open Online Courses, inspirieren lassen, die ein individu- elles Lernen möglich machen“, erklärt Endres. Im Gegensatz zu den MOOCs kann das Tool jedoch terminunabhängig genutzt werden. Die Anwende- rinnen und Anwender steuern das Lernen also selbst. Sie wählen aus, wann sie mit welchem Modul begin- nen möchten, und wiederholen den Stoff in mehreren aufeinanderfolgenden Lernphasen. Das Besondere dabei: ELIS passt sich dem Vorwissen der Nutzer an, funktioniert also adaptiv. Wenn Lisa die Lernplattform nutzt, absolviert sie deshalb zunächst einen Test, bei dem sie unter- schiedliche Aussagen zu ihren Lernstrategien und Szenarien aus dem Lernalltag bewerten muss. Was macht sie, wenn sie sich nicht mehr konzentrieren kann und hinter ihrem Zeitplan zurückliegt? Macht sie lieber ein zwanzigminütiges Nickerchen, oder wechselt sie das Lernumfeld? Welche Taktik hilft ihr bei großem Zeitdruck? Soll sie einen Text für eine Seminarsitzung erst einmal überfl iegen, um seine Grundstruktur zu erfassen, oder ist es besser, ihn „Studierende sind zunächst völlig überfordert mit der Menge an Lernstoff“ Lisa entscheidet sich, mit dem Modul zu res- sourcenorientierten Lernstrategien zu starten. Diese helfen dabei, die Lernumgebung zu ver- bessern, den Lernprozess zu organisieren und Motivation zu entwickeln. Lisa erfährt nun bei- spielsweise, dass sie ihre Konzentrationsspanne aktiv steigern kann, indem sie die Dauer des konzentrierten Arbeitens kontinuierlich verlän- gert. Im Modul zu kognitiven Lernstrategien lernt Lisa, wie sie die Komplexität des Lernstoffes re- duzieren kann. Das Tool schlägt ihr vor, die Fachbegriffe in visuellen Darstellungen wie Mind Maps oder Concept Maps zu ordnen. Das kennt sie bereits aus der Schule. „Studierende lernen nicht völlig strategielos“, ist sich Renkl sicher. „Die meisten Studierenden schaffen es mit der Zeit ganz gut, Ordnung in den Stoff zu bringen. Sie machen sich Schaubilder und unterstreichen. Aber auch das lässt sich mit unserem Training noch optimieren.“ Die metakognitiven Lernstrategien des dritten Moduls sollen sicherstellen, dass Lernziele tat- sächlich erreicht werden. „Studierende geben sich häufig Verständnisillusionen hin. Sie über- wachen ihr Verständnis nicht, sondern denken: ‚Das habe ich schon einmal gehört, das kann ich.‘ Da sollen sie mithilfe des Tools kritischer wer- den“, sagt Renkl. Empfehlenswert sei beispiels- weise das Abgleichen von Lernzielen und Wissensfortschritt, etwa durch Lernprotokolle: Mithilfe von Leitfragen überprüfen die Studieren- den selbst, wie viel sie über ein Thema schon wissen. Am besten geschehe dies direkt nach einer Lerneinheit, wenn das Gelernte noch ganz frisch ist, und dann einige Tage später noch einmal. Die Strategien, die im Onlinetraining dargestellt werden, konzentrieren sich vor allem auf das Aufru- ELIS ist zufrieden. Die in unterschiedliche Module unterteilten Lernstrategien sollen Studierende unter anderem dabei unter- stützen, ihren Lernpro- zess besser zu planen und zu kontrollieren.