19 Prof. Dr. Thomas Speck hat Biologie an der Universität Freiburg studiert. 1996 wurde er dort in Botanik und Bio- physik habilitiert. Nach ver- schiedenen Forschungs- und Lehrtätigkeiten, unter anderem als Gastprofessor an der Universität Wien/ Österreich, kehrte er nach Freiburg zurück. Seit 2002 ist er Direktor des Botani- schen Gartens der Albert- Ludwigs-Universität, seit 2006 Leiter der Abteilung „Botanik: Funktionelle Mor- phologie und Bionik“. Zu seinen Forschungsschwer- punkten zählen bioinspirierte Oberflächen und Materialien, Biomechanik, funktionelle Pflanzenmorphologie und die Evolution pflanzlicher Strukturen. Foto: Jürgen Gocke Das Wasserrad trägt seinen Namen aufgrund der Blätter, die wie Speichen an einem Rad abstehen. Prof. Dr. Jürgen Rühe vom Institut für Mikrosystem- technik integriert. Hier ist die Falle bei Zimmer- temperatur in aufgespanntem Zustand fi xiert: Durch Austrocknen hat sich ein Hydrogel im Fallen- rückgrat aus Kunststoff zusammengezogen und Letzteres gebogen. Feuchtigkeit kehrt den Vorgang um, und die Falle lässt sich auslösen – sofern es warm genug ist. Wenn nicht, ist das Rückgrat näm- lich zu steif. Nur eine Kombination aus Feuchte und Wärme kann das System aktivieren, erklärt Speck: „Dadurch wird die Falle feiner steuerbar.“ Aktuell ist geplant, mit der Forschungsgruppe von Prof. Dr. Stefan Glunz am Freiburger Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE kleine Solar- zellen in das System einzubauen. Sie sollen die Magnete und Luftpumpen am Fallenmodell mit Strom versorgen. Zudem soll der Fallenvogel Sinne bekommen, denn noch fehlen ihm Rezeptoren. „Bisher haben wir uns auf die Aktivierung konzentriert“, berichtet Speck. Nun möchte er beispiels weise Mechanorezeptoren anbringen, Tastfühler wie bei der natürlichen Venusfl iegenfalle. Danach ist ge- plant, auch deren mechanisches Gedächtnis und ihre Kontrollmechanismen zu kopieren. Eigentlich sollte die Falle als eines von drei Demonstrator-Vorhaben von livMatS nur das technisch Machbare zeigen. Doch Forschende aus dem Bereich der Robotik melden konkretes Interesse an: Schnapper und Klapper nach Fallenart drängen sich als „Hände“ für moderne Soft Robots, die aus weichen Materialien be- stehen, geradezu auf. „Damit könnten sie sanft greifen und halten“, sagt Speck, der auch bei GrowBot mitarbeitet. In diesem fächer- und länder- übergreifenden EU-Projekt entwickeln Teams komplette Roboter nach dem Vorbild von Pfl anzen. Herausforderungen, die unüberwind- lich erscheinen, schrecken Speck nicht – etwa die Vorstellung, dass die Kunstfalle irgendwann einmal sogar Fliegen fangen soll. Zum Weiterlesen Esser, F., Scherag, F. D., Poppinga, S., Westermeier, A., Mylo, M. D., Kampowski, T., Bold, G., Rühe, J., Speck, T. (2019): Adaptive biomimetic actuator systems reacting to various stimuli by and combining two biological snap-trap mechanics. In: Martinez-Hernandez, U. et al. (Hrsg.): Biomimetic and Biohybrid Systems, Living Machines 2019. Basel, S. 114–121. Westermeier, A., Sachse, R., Poppinga, S., Vögele, P., Adamec, L., Speck, T., Bischoff , M. (2018): How the carnivorous waterwheel plant (Aldrovanda vesiculosa) snaps. In: Proceedings of the Royal Society B, 285: 20180012. DOI: 10.1098/rspb.2018.0012 Poppinga, S., Bauer, U., Speck, T., Volkov, A.G. (2017): Motile traps. In: Ellison, A. M., Adamec, L. (Hrsg.): Carnivorous plants: physiology, ecology, and evolution. Oxford, S. 180–193.