Nachhaltigkeitsbericht 2021 Titelfoto: Sandra Meyndt

Nachhaltigkeitsbericht 2021

4 Nachhaltigkeitsbericht 2021 „Universitäten tragen eine besondere Verantwortung für eine nachhaltige Gesellschaft“ Prof. Dr. Kerstin Krieglstein, Rektorin der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Prof. Dr. Daniela Kleinschmitt, Prorektorin für Internatio nalisierung und Nachhaltigkeit Rektorin Prof. Dr. Kerstin Krieglstein und Prof. Dr. Daniela Kleinschmit, Prorektorin für Internationalisierung und Nachhaltigkeit, erläutern im Gespräch, welche Rolle das Thema Nachhaltigkeit für die Universität Freiburg spielt Frau Krieglstein, seit dem Beginn Ihrer Amtszeit als Rektorin im Jahr 2020 stärken Sie das Thema Nachhaltigkeit an der Universität Freiburg, unter anderem haben Sie ein neues Prorektorat für In- ternationalisierung und Nachhaltigkeit eingerich- tet. Warum ist Ihnen das Thema so wichtig? Krieglstein: Wir stehen vor globalen Herausforderun- gen: Die Klimakrise, die Erschöpfung natürlicher Res- sourcen und der Verlust an Biodiversität bedrohen heu- tige und zukünftige Generationen. Die Universitäten tragen eine besondere Verantwortung für die Transfor- mation der Gesellschaft in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung. Es ist unsere Aufgabe, solides Wissen zur Verfügung zu stellen, Lösungen anzubieten und diese auch in die Politik, in die Wirtschaft und in die gesamte Gesellschaft zu tragen. Insbesondere sind wir dafür verantwortlich, unsere Absolvent*innen zu befähigen, Lösungsansätze sowohl für globale als auch lokale Pro- bleme zu entwickeln und sich für eine nachhaltige und gerechte Gesellschaft einzusetzen. Unsere Aktivitäten hierzu bündeln wir im Prorektorat für Internationalisie- rung und Nachhaltigkeit. Frau Kleinschmit, schon vor Ihrer Zeit als Prorek- torin beschäftigten Sie sich intensiv mit dem The- ma Nachhaltigkeit. Kleinschmit: Als Professorin für Forst- und Umwelt- politik habe ich quasi täglich damit zu tun, auch in mei- nen Forschungen zu umwelt- und insbesondere wald- ökologischen Themen beschäftige ich mich mit verschiedenen Aspekten von Nachhaltigkeit in der Forschung und in der Lehre. Aber auch die Vernet- zung mit der Gesellschaft und besonders mit der Poli- tik ist mir ein Anliegen und ich beteilige mich daran aktiv, zum Beispiel als Mitglied des Bioökonomierats von Baden-Württemberg. Was war Ihr erster Schritt als Prorektorin für Inter- nationalisierung und Nachhaltigkeit? Kleinschmit: Durch das Prorektorat ist das Thema Nachhaltigkeit auf oberster Ebene der Universität ver- ankert. Das eröffnet uns in Freiburg die Möglichkeit, Nachhaltigkeit ganzheitlich voranzutreiben, sowohl in der Forschung, als auch in studiengangübergreifen- den Lehrangeboten und in puncto betrieblicher Nach- haltigkeit. Uns ist wichtig, dass wir bei der Entwicklung konkreter Ziele und Maßnahmen sämtliche Gruppen der Universität einbinden.

6 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Governance vernetzen und gestalten Meilensteine im Bereich der Nachhaltigkeit Die Universität Freiburg versteht sich als Nachhaltigkeits- universität, welche ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele in al- len Handlungsfeldern verfolgt: in Forschung, Lehre, Be- trieb aber auch in der Universitätsgovernance und im Transfer. Eine aktive und verantwortungsvolle Rolle im Bereich Nachhaltigkeit einzunehmen, gehört zu den Zie- len der Universität – und das bereits lange bevor das Thema die aktuelle Popularität erreicht hat. So entstehen seit Jahrzehnten diverse Einrichtungen und Projekte, die die (Weiter-)Entwicklung von Inhalten, Strukturen und Prozessen aller universitären Ebenen vorantreiben und Nachhaltigkeit an der Universität Freiburg verankern. Insbesondere wird Nachhaltigkeit seit 2020 vom neuen Rektorat der Universität Freiburg angegangen. So wurde das Prorektorat Internationalisierung und Nachhaltigkeit 2021 eingerichtet, um das Querschnittsthema auf ge- samtuniversitärer Ebene zu etablieren. Seit dem Winter- semester 2021/2021 befasst sich zudem ein neues Gre- mium, das Nachhaltigkeitskonzil, mit einer umfangreichen Strategie- und Zielentwicklung für alle Handlungsfelder im Bereich Nachhaltigkeit. Das in diesem Bericht erst- malig veröffentlichte Nachhaltigkeitsverständnis der Uni- versität wurde vom Nachhaltigkeitsmanagement in einem partizipativen Prozess erarbeitet, in dem alle Statusgrup- pen der Universität involviert waren und in der finalen Version vom Nachhaltigkeitskonzil überarbeitet und be- schlossen. Es liefert nicht nur die Kriterien für die Nach- haltigkeitsberichterstattung, sondern bildet die Grundla- ge für verantwortungsvolles Handeln der Universität als Institution und ein gemeinsames Verständnis zur Ent- wicklung einer nachhaltigen Universitätskultur. Dieses Verständnis wird ebenso wie die Prozesse und Struktu- ren fortlaufend weiterentwickelt und verbessert, ganz im Sinne einer adaptiven und vorausschauenden nachhalti- gen Entwicklung an der Universität Freiburg.

8 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Timeline Meilensteine 1920 Forstliche Ausbildung an der Universität Freiburg 2004 Ausschuss für Umweltschutz 1970 Forstwissen schaften und Geo- wissenschaften (heute Fakultät für Umwelt und natürliche Ressourcen) 2005 Rauchfreie Universität ab 2005 (im Land BW ab 1. August 2007 in Kraft) Arbeitskreis Nachhaltige Universität 2007 Umweltleitlinien Zentrum für Erneuerbare Energien (ZEE) 2008 Stabsstelle Gender and Diversity (ab 2021 Abteilung Gleichstellung, Diversität und akademische Personalentwicklung) 2010 TOTAL E-QUALITY Prädikat mit dem Add-On Diversity (2010, 2013, 2017, 2021) Einrichtung des Familienservice 2009 Umweltpreis der Stadt Freiburg 2004 Verleihung des Öko Verkehrs- Siegels (2008, 2010) Förderung der Nutzung des Jobtickets 2011 Teilnahme am ECOfit Projekt der Stadt Freiburg 2001 Umstellung Entsorgung auf Mehrweg 2006 Projekt Solar-Uni Freiburg im Rahmen der 550-Jahrfeier der Universität Transparenz der umweltrelevanten Daten Betrieb

10 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Nachhaltigkeitsverständnis Die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg versteht Nachhaltige Entwicklung als kontinuierlichen Prozess hin zu einer ökolo- gisch tragfähigen und sozial gerechten Gesellschaft in einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung, in der den Be- dürfnissen lebender und zukünftiger Generationen Rechnung getragen wird. Universitäten haben als prägende Akteure im gesellschaftlichen Diskurs einen Beitrag zur notwendigen ge- sellschaftlichen Transformation hin zu einem verantwortungs- vollen Umgang mit unserem Planeten und einer sozial ge- rechten Gesellschaft zu leisten. • • Die Universität Freiburg versteht ihre zentrale Aufgabe hier- bei darin, solides Wissen zu Umweltthemen und gesellschaft- lichen Herausforderungen zu generieren und zu vermitteln, Lösungen anzubieten und vorzuleben und somit als Impuls- geber auf dem Weg zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft zu agieren. Gleichzeitig tritt die Universität Freiburg für die sie tragenden Werte einer offenen Wissenschaft und Freiheit der Forschung aktiv ein. Als Bildungsinstitution ist die Universität Freiburg insbe- sondere dafür verantwortlich, ihre Absolvent*innen so aus- zubilden, dass sie • wissensbasiert zu einer nachhaltigen Entwicklung bei- tragen, • mögliche Lösungen gesellschaftlicher Herausforderun- gen identifizieren und kommunizieren, sich im interdisziplinären Diskursfeld der Nachhaltigkeit orientieren und mögliche Zielkonflikte zwischen ökologi- schen, sozialen und ökonomischen Dimensionen einer nachhaltigen Entwicklung reflektieren und ihr Wissen kontinuierlich erweitern und anwenden können. • • Im Alltag der Universität Freiburg bedeutet nachhaltige Entwicklung darüber hinaus, • die Leistungsfähigkeit in Lehre und Forschung durch Förderung von Innovationskraft, Interdisziplinarität und Kooperation zu sichern (wirtschaftliche Nachhaltigkeit). die negativen Umweltauswirkungen des Universitäts- betriebs möglichst weitgehend zu reduzieren. Die Uni- versität muss erarbeitetes Wissen selbst anwenden, um Klimaneutralität zu erreichen und positive Beiträge anzu- streben (ökologische Nachhaltigkeit). ein langfristig attraktives und partizipatives Umfeld und eine inklusive Universitätskultur zu schaffen. Es ist es- senzieller Bestandteil von Nachhaltigkeit, Vielfalt und Kreativität aller Universitätsmitglieder zu unterstützen und sie zu befähigen, ihr volles Potenzial zu entfalten. Dies bedeutet unter anderem, eine wertschätzende, ge- schlechtergerechte, familienfreundliche universitäre At- mosphäre zu schaffen sowie sichere und gesunde Ar- beitsplätze anzubieten (soziale Nachhaltigkeit). Die sozialen, ökonomischen und ökologischen Aspekte von Nachhaltigkeit gehören untrennbar zusammen. Daher fördert die Universität Freiburg die wissenschaftliche Auseinander- setzung und die verantwortungsbewusste Reflexion all dieser Aspekte und insbesondere ihrer Verschränkungen unterein- ander. Sie setzt Erkenntnisse und Lösungsansätze als Real- labor bestmöglich um und fungiert so als Vorbild für private und öffentliche Akteur*innen. Die Universität Freiburg setzt es sich zum Ziel, Nachhaltig- keitsdenken fest zu verankern und in alle Entscheidungspro- zesse einzubetten. Studierende und Beschäftigte müssen sensibilisiert und dazu ermutigt werden, ihr eigenes Handeln zu hinterfragen und selbst zur nachhaltigen Entwicklung auf dem Campus und in der Gesellschaft beizutragen. Die Universität verpflichtet sich dem Nachhaltigkeitsverständ- nis des Verbundprojekts HOCHN, welches die Bereiche For- schung, Lehre, Transfer, Betrieb und Governance definiert und jeweils konkrete Ziele und Maßnahmen benennt. Die größte Freude bei der Erstellung dieses Nach­ haltigkeitsberichts war für mich der Dialog mit Be­ schäftigten und Studierenden aus verschiedenen Ein­ richtungen. Der Austausch über die Hintergründe ihrer Projekte, die Herausforderungen, denen sie da­ bei begegnen, sowie die ehrgeizigen Ziele, die sie sich für die Zukunft setzen, haben mich in meiner Arbeit begeistert. Ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg, eine Nachhaltigkeitskultur an der Universität zu etablieren und bin gespannt, was wir in den nächs­ ten Jahren gemeinsam erreichen werden. Lora Gyuzeleva, Nachhaltigkeitsmanagerin der Universität Freiburg

12 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Prorektorat Internationalisierung und Nachhaltigkeit | Nachhaltigkeitskonzil Ebenfalls neu seit dem 1. April 2021 wurde das Rektorat um die nebenamtliche Prorektorin für Internationalisierung und Nach- haltigkeit als zentrale Governance-Instanz ergänzt, die die Verantwortung für die internationalen Kooperationen in Forschung und Lehre sowie die Nachhaltigkeitsagenda und -aktivitäten der Universität in seiner gesamten Breite trägt. „Die Universität Freiburg hat im Bereich Nachhaltigkeit viel zu bieten. Das Nachhal­ tigkeitskonzil stellt sicher, dass aus den einzelnen Mosaikbausteinen ein klares Nachhaltigkeitsprofil der Universität Frei­ burg erkennbar wird. Dieses bereichs­ und statusgruppenübergreifende Gremium sorgt für eine kohärente, umfassende Betrachtung der Nachhaltigkeit und die Kooperation aller Ebenen – den Fakultäten, der Zentralen Verwaltung und Studierenden. Gemeinsam werden die Stärken der Universität erkannt und die Herausforderungen angegangen.“ Prof. Dr. Daniela Kleinschmit (Prorektorin für Internationalisierung und Nachhaltigkeit, Leitung des Nachhaltigkeitskonzils) „Das Nachhaltigkeitskonzil bietet die Chan­ ce, Nachhaltigkeit endlich als Querschnitts­ auf gabe an der Universität anzugehen. Die Zusammenarbeit von Menschen mit unter­ schiedlichen Aufgaben und Perspektiven macht die Suche nach Wegen zur nachhalti­ gen Uni vielfältig, aber auch aufwändig. Das ist demokratische Arbeit – es wird sich zei­ gen, welchen Einfluss das neue Gremium auf die Entscheidungen der Universitätsleitung haben wird.“ Helen Dörr (Studentin, Initiative Nachhaltigkeitsbüro, Mitglied im Nachhaltigkeitskonzil)

14 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Studium und Lehre lehren und lernen

16 Nachhaltigkeitsbericht 2021 16 Nachhaltigkeitsbezogene Studiengänge Nachhaltigkeitsbezogene Studiengänge werden im vorliegenden Bericht als solche verstanden, die sowohl in thematischer Hinsicht als auch in ihrer methodischen Herangehensweise dem Konzept der Nachhaltigen Entwicklung entsprechen. So informieren sie einerseits über lokale wie globale umweltbezogene und soziale Herausforderungen und befähigen Studieren- de, Lösungsansätze für diese Probleme zu entwickeln und sich für die Schaffung einer nachhaltigen, gerechten und inklusiven Gesellschaft einzusetzen. Das Konzept Nachhaltigkeit wird hierbei als ganzheitlicher Ansatz verstanden, explizit thematisiert und reflektiert. Zum anderen wird ein Schwerpunkt auf Interdisziplinarität gelegt, die Fähigkeit zur Reflexion über den eigenen Standpunkt und die Rolle der eigenen Disziplin wird damit angestoßen. Beispiele für Studiengänge mit Nachhaltigkeitsbezug Studiengang Fakultät/ Einrichtung B.Sc. Liberal Arts and Sciences (Major: Environmental and Sustainability Sciences) University College Freiburg B.Sc. Nachhaltige Technische Systeme / Sustainable Systems Engineering (SSE) Technische Fakultät B.Sc. Geographie Fakultät Umwelt und Natürliche Ressourcen B.Sc. Geowissenschaften Fakultät Umwelt und Natürliche Ressourcen B.Sc. Umweltnaturwissenschaften Fakultät Umwelt und Natürliche Ressourcen B.Sc. Waldwirtschaft und Umwelt Fakultät Umwelt und Natürliche Ressourcen M.Sc. Global Urban Health Zentrum für Medizin und Gesellschaft (ZMG) M.Sc. Environmental Governance Fakultät Umwelt und Natürliche Ressourcen M.Sc. Geographie des Globalen Wandels Fakultät Umwelt und Natürliche Ressourcen M.Sc. Umweltwissenschaften Fakultät Umwelt und Natürliche Ressourcen M.Sc. Forstwissenschaften Fakultät Umwelt und Natürliche Ressourcen M.Sc. Geologie M.Sc. Hydrologie Fakultät Umwelt und Natürliche Ressourcen Fakultät Umwelt und Natürliche Ressourcen M.Sc. Renewable Energy Management Fakultät Umwelt und Natürliche Ressourcen M.Sc. Sustainable Systems Engineering (SSE) Technische Fakultät M.Sc. Online Solar Energy Engineering Technische Fakultät M.Sc. Sustainable Materials – Functional Materials Fakultät für Chemie und Pharmazie M.Sc. Sustainable Materials – Polymer Sciences Fakultät für Chemie und Pharmazie M.A. Gender Studies Zentrum für Anthropologie und Gender Studies

18 Nachhaltigkeitsbericht 2021 18 Zertifikat Nachhaltigkeit Das Zertifikat Nachhaltigkeit ist ein freiwilliges Zertifikatspro- gramm, das zum Wintersemester 2021/22 an der Universität Freiburg eingeführt wurde. Es soll Studierenden aus allen Fach- richtungen ermöglichen, sich im Rahmen ihres Studiums inter- disziplinär mit den Nachhaltigkeitsfragen des 21. Jahrhunderts auseinanderzusetzen und gesellschaftliches Verantwortungs- bewusstsein zu entwickeln. Geleitet von dem Gedanken, Nach- haltigkeit als Querschnittsthema zu denken, bündelt und erwei- tert es das Lehrangebot im Themenfeld der Nachhaltigkeit und ergänzt somit die Nachhaltigkeitsbemühungen der Universität. Das Zertifikat Nachhaltigkeit gliedert sich in drei Bereiche — Grundlagen, Vertiefungs- bzw. Wahl und Praxisbereich, in de- nen Studierende insgesamt 14 ECTS-Punkte erwerben können. Das Grundlagenmodul besteht aus einer öffentlichen Ring- vorlesung „Alles im Blick? Interdisziplinäre Vortragsreihe Nach- haltigkeit“, die aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven in Nachhaltigkeitsthemen einführt, sowie einem Grundlagenkurs, in dem Studierende eine aktivere Rolle einnehmen und sich an- hand von Fallbeispielen mit den Herausforderungen einer nach- haltigen Entwicklung auseinandersetzen. Im Wahlbereich kann aus einem interdisziplinären Angebot bestehender sowie neuer Lehrveranstaltungen gewählt und das eigene Wissen im Bereich Nachhaltigkeit erweitert, kritisch diskutiert und reflektiert wer- den. Abgerundet wird das Zertifikat mit einem Praxisbereich, in dem Studierende selbstständig Projektarbeiten umsetzen oder zivilgesellschaftliche aktiv werden können. Durch die Formate der Projektwerkstatt, in der die Teilnehmenden bei der Konzep- tion und Umsetzung eigener Projekte durch Tutor*innen be- gleitet werden, sowie des bereits bestehenden Service-Lear- ning-Angebots des ZfS sollen die praktische Anwendung des Wissens und der transdisziplinäre Austausch mit zivilgesell- schaftlichen Akteur*innen ermöglicht werden. Interview mit der Initiative Nachhaltigkeitsbüro Uni Freiburg: Die Geschichte des Zertifikats Nachhaltigkeit Um von vorne anzufangen: Wie und warum seid ihr dazu gekommen, die studentische Initiative Nachhaltigkeitsbü- ro Uni Freiburg zu gründen? Und was hat das mit dem Zertifikat Nachhaltigkeit zu tun? Die Gründung des Nachhaltigkeitsbüros im Mai 2018 geht auf die Idee eines sogenannten Studium Oecologicum, in Freiburg nun Zertifikat Nachhaltigkeit, zurück. Während eines Vernet- zungstreffens von verschiedenen Initiativen kam die Idee auf, ein solches Zertifikat an der Uni Freiburg einzuführen. Es bil- dete sich eine ehrenamtliche Gruppe Studierender, die sich mit dieser Vision beschäftigte und den Weg über ein studentisches Nachhaltigkeitsbüro weiterging. So sollte das Nachhaltigkeits- engagement der Studierenden in der Uni verankert und die studentische Perspektive sichtbarer gemacht werden. Die drei Schwerpunkte unserer Vision waren, Nachhaltigkeitsakteur*in- nen zu vernetzen, die Nachhaltigkeitsstrategie und Umwelt- berichterstattung der Uni voranzutreiben und, im Bereich der Lehre, Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit zu bündeln und auszubauen. Somit war das Zertifikat Nachhaltigkeit von Beginn an zentraler Bestandteil unserer Arbeit. Wie seid ihr diese Vision angegangen? Welche Rolle hat dabei das Zertifikat Nachhaltigkeit gespielt? Als Erstes galt es für uns, den Bedarf an Lehrveranstaltungen im Themenbereich Nachhaltigkeit aufzuzeigen und auf unsere Initiative aufmerksam zu machen. Dafür starteten wir im Som- mersemester 2019 mit regelmäßigen Ringvorlesungen, die das Themenfeld Nachhaltigkeit aus interdisziplinären Perspektiven beleuchteten und jedes Semester einen anderen Fokus hatten. Unsere erste Vorlesungsreihe beschäftigte sich mit den Blind- spots von Nachhaltigkeitsdiskursen verschiedener Disziplinen. Im folgenden Wintersemester gab es eine Fortsetzung, die das Thema (Un-)Gerechtigkeit diskutierte. Die in Zusammenarbeit mit dem AK Plurale Ökonomik Freiburg organisierten Ringvor- lesungen 2020 und 2020/21 fanden pandemiebedingt online statt. Hier waren die Schwerpunktthemen Transformation so- wie Nachhaltigkeit & Wirtschaft. Und die Vorträge wurden gut angenommen ...? Ja, bereits im ersten Semester konnten wir die Vorlesungssäle füllen und freuten uns darüber, dass die Themen guten An- klang fanden und heiß diskutiert wurden. Daraufhin und als ersten Schritt hin zum Zertifikat Nachhaltigkeit gingen wir im zweiten Semester eine Kooperation mit dem ZfS ein, um für 50 Teilnehmende eine Anrechnung für ihr Studium zu ermögli- chen. Auch in den Corona-Semestern konnten wir trotz der widrigen Umstände zahlreiche Zuschauende aus der Studie- rendenschaft und Zivilgesellschaft erreichen. Nach langer Arbeit startete nun im Wintersemester 2021/2021 das Zertifikat Nachhaltigkeit an der Uni Frei- burg. Wie sahen die Prozesse aus, die das Zertifikat er- folgreich institutionalisiert haben? Der Erfolg der Ringvorlesungen hat deutlich gemacht, dass Interesse und Bedarf an Nachhaltigkeitsveranstaltungen im Lehrangebot der Universität besteht. Dies bestärkte uns, par- allel zu dieser öffentlichkeitswirksamen Arbeit auch im Hinter- grund für die Implementierung eines Zertifikat Nachhaltigkeit zu werben. Wir erarbeiteten Konzepte, stellten Finanzierungs- anträge und suchten von Anfang an das Gespräch mit dem Rektorat und der Stabsstelle Umwelt und Nachhaltigkeit sowie weiteren Akteur*innen der Uni. Im Mai 2020 erhielten wir die Zusage der Universität zur Einführung und Finanzierung des Zertifikatsprogramms, nachdem die verfasste Studierenden- schaft sich bereit erklärt hatte, die anfängliche Projektphase finanziell zu tragen.

20 Nachhaltigkeitsbericht 2021 20 Zentrum für Schlüsselqualifikationen Das Zentrum für Schlüsselqualifikationen (ZfS) bietet allen Studierenden ein fakultätsübergreifendes, überfachliches und bedarfsorientiertes Lehrangebot mit hohem Praxisanteil und vielfältigen Themen- und Anwendungsfeldern. Neben den Pflichtmodulen für grundständige Studiengänge im Bereich Berufsfeldorientierte Kompetenzen (BOK) und der Begleitung des Orientierungspraktikums für Lehramtsstudierende ist das ZfS zuständig für das Transfer-Modul Service-Learning, in dem Studierende bei ihrem gesellschaftlichen Engagement begleitet werden und dafür Credits sammeln können. Mit jährlich 360 Lehrveranstaltungen im BOK-Bereich für durchschnittlich ca. 9.400 Bachelor-Studierende stellt das ZfS eine der sechs größten Lehreinheiten dar. Das praxisorientierte Lehrangebot wird durch mehr als 200 Lehrbeauftragte aus Wirtschaft, Wissenschaft, Schule und Gesellschaft getragen und von einer Qualitätskommission verantwortet. Zum Sommersemester 2020 wurde das Lehrprogramm pandemiebedingt fast ausschließlich online realisiert. Die Angebote der Virtuellen Akademie Nach- haltigkeit mussten vorübergehend aus dem Programm genommen worden, da die Förderung des BMBF ausgelaufen ist. Ab Sommersemester 2021 ist eine Wiederaufnahme geplant. „Ich persönlich freue mich sehr, dass es bald eine enge Verbindung zwischen Service Le­ arning, also das mit Reflexion und Lernen verzahnte Engagement für die Zivilgesell­ schaft, und dem neuen Zertifikat Nachhaltig­ keit geben wird. Für mich sind das Bausteine, in denen Zukunft gestaltet wird.“ Verena Saller, Leiterin des Zentrums für Schlüsselqualifikationen Veranstaltungen mit Nachhaltigkeitsbezug im Berichtszeitraum (Auswahl): Ve r a n t w o r t l i c h h a n d e l n – w a s h e i ß t d a s? E t h i s c h e Fr a g e n i n A l l t a g u n d B e r u f Verantwortung in der Zivilgesellschaft: Focus Technikbewertung, Umweltethik, Nachhaltigkeit Ö ko n o m i e u n d Ve r a n t w o r t u n g vo n M o r g e n – n a c h h a l t i g e W i r t s c h a f t s - u n d L e b e n s s t i l e a n g e s i c h t s d e r K l i m a k r i s e Management von deutschen Nonprofit- Organisationen – Tätigkeitsfelder, Funktions- und Arbeitswesen B e r u f s f e l d N a c h a l t i g k e i t – G e s t a l t u n g s ko m - p e t e n z f ü r e i n e n a c h h a l t i g e E n t w i c k l u n g a m B e i s p i e l vo n To u r i s m u s , S p o r t u n d N a t u r s c h u t z Diversity-Kompetenz für eine vielfältige Arbeitswelt Workshops im Rahmen des Service Learning: • Klimawandel – Folgen und Risiken • Konsumstile und ihre Folgen • Wege zu einer nachhaltigen Chemie Moderation von Konflikten der Stadt-, Raum- und Umweltplanung Vir tuelle Akademie Nachhaltigkeit (in Zusammenarbeit mit der Universität Bremen)

22 Nachhaltigkeitsbericht 2021 „Meine Motivation bzw. mein Ziel für die Zukunft nach der Veranstaltung in Bezug auf das Thema ‚Sustainable Pharmacy‘: Die The­ rapie dient dem Wohl des Patienten, welches in der Pharmazie zentrales Thema ist. Län­ gerfristig haben ökologische und ökonomi­ sche Aspekte auch Einfluss auf dieses. Dieser für mich ungeklärte Sachverhalt motiviert mich das Thema noch einmal aus ethischer Perspektive zu betrachten.“ Studierende der Pharmazie 2 Zitate 1 anonym, 2 sprechblasen mit Kopf abstrakt „Die Verknüpfung der Thematik in Lehre und Forschung über Fächer­ und Fakultäts­ grenzen hinweg ist aus meiner Sicht der alles entscheidende Impuls, den wir geben können – und gerade an der Volluniversität Freiburg leben sollten.“ Prof. Dr. Michael Müller

24 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Digitale Formate erleichtern die hochschulübergreifende gemeinsame Lehre Die europäischen Universitätsallianz EPICUR ist nicht nur in der Forschung sichtbar, sondern wird auch im Bereich der Lehre durch ein innovatives und gesellschaftsrelevantes, di- gitales Lehrangebot gelebt. Eines der Ziele von EPICUR in der Pilot-Phase ist, Studierenden in kollaborativen Lern- und Lehrformaten die nötigen Kompetenzen zu vermitteln, um re- levante Herausforderungen des 21. Jahrhunderts anzugehen. Neben Wissen zu Nachhaltigkeitsthemen stehen daher Kom- petenzdimensionen wie Teamfähigkeit, Kommunikationsfä- higkeit, Kooperation und Kollaboration, Reflexionsfähigkeit, Selbstkompetenz und Perspektivwechsel im Vordergrund der Lehrveranstaltungen. Der Bereich ökologische und gesellschaftliche Nachhaltigkeit der Lehre für EPICUR wird am University College Freiburg koordiniert. Seit dem Projektstart im November 2019 wurden über EPICUR bereits 22 digitalen Lehrveranstaltungen im Be- reich Nachhaltigkeit für alle 9 Universitäten im Verbund an- geboten; teilweise entstanden dabei durch Kooperation ver- schiedener Lehrenden und Team-Teaching-Formate ganz neue Vorlesungen und Seminare. Beispiele bietet das Uni- versity College Freiburg mit dem Kurs Sustainable Cities (Dr. Sabine Sané), der den internationalen Austausch der Studie- renden nutze, um auf virtuelle Exkursion zu gehen und zu erörtern, was eine nachhaltige Stadt ausmacht. Durch eine Kooperation mit Lehrenden der Universität für Bo- denkultur Wien und der Universität Amsterdam entstand zu- dem das Seminar Mediated Modelling for Sustainability (Ste- fanie Klose, Andreas Zitek, Dr. Bert Bredeweg). Mit dem Ziel, qualitative kausale Modelle von Systemen zu Themen der Nachhaltigkeit zu entwerfen, wurde in diesem transnationalen Lehrprojekt die Komplexität von echten Nachhaltigkeitsprob- lemen aus unterschiedlichen internationalen Perspektiven und Disziplinen beleuchtet. Studierende wählten selbststän- dig ihre Themen, erarbeiteten Modelle in digitaler Gruppen- arbeit und wurden dabei von den Betreuer*innen im Rahmen der Fernlehre unterstützt. Neben der Kompetenz des System- denkens bildeten der interdisziplinäre Ansatz, die Teamarbeit und die unterschiedlichen Zugänge der Studierenden weitere Schwerpunkte der Lehrveranstaltung, die kritisches Denken, die Erläuterung des eigenen wissenschaftlichen Standpunkts und den Umgang mit Kritik stärken sollte. Neben EPICUR spielt der Universitätsverbunde Eucor – The European Campus eine zunehmende Rolle in der Zusam- menarbeit und der Ausweitung und Diversifizierung des Lehr- angebots, gerade mit dem Schwerpunkt Sustainability. In der Lehre sollen ab 2021 die bestehenden Nachhaltigkeitszerti- fikate an den Universitäten in Basel, Freiburg und Karlsruhe gegenseitig für Studierende geöffnet werden, zudem ist lang- fristig Eucorweit die Einführung eines Eucor-Nachhaltigkeits- zertifikates geplant, das Veranstaltungen über die bestehen- den Zertifikate hinaus anbietet. Die Aktivitäten der beiden europäischen Partnerschaften EUCOR und EPICUR in den Bereichen Forschung und Transfer sind im Kapitel Forschung beschrieben. „Das tolle an EPICUR ist zu sehen, wie in einem freien Raum neue kreative Ideen entstehen können und wie viel Engagement sowohl bei Lehrenden als auch bei Studierenden für Nachhaltigkeitsthemen existiert.“ Stefanie Klose, Managerin und Dozentin des EPICUR-Studiengangs Natural and Societal Sustainability Studies Kursteilnehmende Mediated Modelling for Sustainability

26 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Forschung forschen und entdecken

28 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Living, Adaptive and Energy-autonomous Materials Systems (livMatS) Abb. 1: Zusammenspiel der eng verzahnten Forschungsbereiche in livMatS (A - Energieautonomie, B – Adaptivität, C – Langlebigkeit, D – Nachhaltigkeit und Gesellschaft). © livMatS / Daniel Hellweg. Die Vision des Exzellenzclusters Living, Adaptive and Energy-autonomous Materials Systems (livMatS) ist, das Beste aus zwei Welten – der Natur und der Technik – zu verbinden. livMatS entwickelt lebensähnliche Materialsysteme, die von der Natur inspiriert sind. Die Systeme werden sich autonom an Umweltbedingungen anpassen, saubere Energie aus ihrer Umgebung gewinnen und unempfindlich gegen Beschädigungen sein oder diese selbstständig ausgleichen. Die Materialsysteme, die zwar rein technisch sind, sich aber quasi-lebendig verhalten, erfüllen die Anforderungen an zukunftsorientierte Umwelt- und Energie- technologien. Forschung zu Akzeptanz und gesellschaftlicher Relevanz autonomer Systeme sowie zu ihrer Nachhaltigkeit sind somit wichtige Bestandteile der Entwicklung. Energieautonomie, Adaptivität, Langlebigkeit und Nachhaltigkeit sind die Kerneigenschaften der in livMatS zu entwickelnden Materialsysteme. Diese anspruchsvollen Themen werden in vier Forschungsbereichen untersucht und miteinander kombiniert. Forschungsbereich A - Energieautonomie untersucht neuartige Methoden der Energiegewinnung und/oder Energiespeiche- rung in einem einzigen, hochintegrierten System und strebt damit die Entwicklung von Materialsystemen mit eingebetteter Ener- gie und eigenem Energiemanagement an. Forschungsbereich B - Adaptivität entwickelt neue Konzepte für (selbst-)adaptive Materialsysteme mit komplexen Energie- landschaften, die sensorischen Input aus ihrer Umgebung erkennen und darauf reagieren können. Forschungsbereich C - Langlebigkeit entwickelt Strategien, die sich auf die Langlebigkeit und Selbststeuerung komplexer Materialsysteme konzentrieren und sich dabei von der lebenden Natur, insbesondere von der Pflanzenwelt, inspirieren lassen, Forschungsbereich D - Nachhaltigkeit befasst sich mit der gesellschaftlichen Dimension autonomer, quasi-lebender Material- systeme und ihrer Nachhaltigkeit. Ein gesellschaftlicher Diskurs über disruptive Technologien, wie z.B. autonomes Fahren oder computerbasierte Expertensysteme, wird oft erst nach der Entwicklung und Einführung dieser Technologien geführt.

30 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Institut für Nachhaltige Technische Systeme (INATECH) Am Institut für Nachhaltige Technische Systeme INATECH wird seit 2015 in den drei Schwerpunkten Nachhaltige Materialien, Energiesysteme und Resilienz geforscht und gelehrt. Das Institut besteht aus einer gleichwertigen Partnerschaft der Albert-Lud- wigs-Universität Freiburg sowie der fünf Freiburger Fraunhofer-Institute. Dieses Fundament macht das INATECH zu einer deutschlandweit einzigartigen Lehr- und Forschungsstruktur, die die gesamte Bandbreite von der Grundlagenforschung bis hin zur industriellen Anwendung abdeckt. Projekt InNOSys – Doch wie kann die Energieversorgung nachhaltiger machen? Sind Energiesysteme umso nachhaltiger, je höher ihr Anteil an erneuerbaren Energiesystemen ist? Oder werden bei sehr hohen Anteilen so viele technische Anlagen, und somit auch so viele wertvolle Rohstoffe, benötigt, um jeden Energiebedarf zu jeder Zeit sicher abdecken zu können, dass dies ebenso mit Nachhaltigkeit unvereinbar ist? Wie unterscheiden sich verschiedene denkbare Szenarien einer Energieversorgung in Bezug auf andere Nachhaltigkeitskriterien als nur die Treibhausgasemissionen? Diese Fragen werden z.B. im Projekt InNOSys nachgegangen. Der Nachhaltigkeitsvergleich von zehn unterschiedlichen Ener- gieszenarien für Deutschland, davon fünf mit moderaten Klimaschutzzielen (80% Treibhausgasemission gegenüber 1990) und fünf mit ambitionierteren Zielen (95-100% Reduktion) zeigte, dass alle Szenarien in den meisten Nachhaltigkeitskriterien besser abschneiden als das heutige System. Ambitioniertere Szenarien konnten jedoch nicht als nachhaltiger bezeichnet werden als die 80%-Szenarien. Alle Szenarien schnitten beim Thema Ressourcenverbrauch und Landnutzung schlecht ab. Umso wichtiger ist es, in Zukunft Materialkreisläufe im Kontext von Energietechnologien stärker in den Blick zu nehmen, und somit auch die INATECH-Themen stärker zu vernetzen. Die Auswirkungen der Szenarien bei ökonomischen Indikatoren wie Bruttoinlandspro- dukt und die Schaffung von Arbeitsplätzen waren bei allen Szenarien sehr ähnlich. Die Untersuchung von Präferenzen der Be- völkerung zeigte hingegen, dass Aspekte wie Gerechtigkeit und Verteilungseffekte eine wichtige Rolle bei der Bewertung von Energieszenarien spielen und deren Berücksichtigung die vergleichende Bewertung durchaus ändern könnte. In aktuellen Pro- jekten werden weitere Aspekte nachhaltiger Energiesysteme untersucht, so z.B. die Elektrifizierung des Energieverbrauchs in der Industrie (Projekt IND-E zusammen mit dem Fraunhofer ISE und anderen Partnern). Dies ist vor dem Hintergrund wichtig, dass die wichtigsten erneuerbaren Energien in Form von Strom nutzbar sind. Dies fördert einen Aspekt bei dem Ziel, Industrie- produktion besser mit Nachhaltigkeit zu vereinbaren. ich besonders deshalb „Mein Fokus liegt auf nachhaltigen Energiesyste­ men, einem Thema, das mich bereits seit meinem Studium am meisten fasziniert. Energiesysteme fin­ de sie für alle Gesellschaften eine essentielle Grund­ lage darstellen und eng mit deren industriellen und wirtschaftlichen Entwicklung verknüpft sind, und weil sie derzeit in der Regel nicht als nachhaltig be­ zeichnet werden können, was es zu ändern gilt.“ spannend, weil Prof. Anke Weidlich, Professur für Technologien der Energieverteilung, INATECH Pflanzung der ersten Versuchsbäume am 05.11.2013 durch den damaligen Rektor der Universität, Herrn Prof. Dr. Dr. Hans-Jochen Schiewer.

32 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Conservation of Forest Biodiversity in Multiple-Use Landscapes of Central Europe (ConFoBi) Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG über den Zeitraum 2016-2025 geförderte Graduiertenkolleg Conser- vation of Forest Biodiversity in Multiple-Use Landscapes of Central Europe (ConFoBi) verbindet ökologische Studien zur Biodiversität mit sozialwissenschaftlichen und ökonomischen Studien zum Biodiversitätsschutz. Während sich junge Ökolog*in- nen am Modellsystem Schwarzwald mit dem Strukturreichtum beschäftigen, das zum Überleben der verschiedensten Organis- mengruppen, von Pilzen über Insekten bis zu Fledermäusen, erforderlich ist, widmen sich Nachwuchswissenschaftler*innen aus Sozialwissenschaft und Ökonomie den Bedingungen, unter welchen Waldbewirtschaftende solchen Strukturreichtum zulassen würden. ConFoBi erforscht, wie wirksam strukturerhaltende Maßnahmen, wie die Anreicherung mit Habitatbäumen und Totholz, für den Erhalt der Biodiversität in Wirtschaftswäldern sind, und wie Biodiversitätsschutz effektiv in andere Waldfunktionen, bei- spielsweise Holzproduktion und Erholungsnutzung, integriert werden kann. Dabei arbeitet das Kolleg eng mit der Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg und ForstBW zusammen. Die Schwerpunkte des Forschungsprogramms sind: • Das Generieren von Know-how für die Bewertung von Struktur auf Skalen von Mikrohabitaten bis Landschaften; • Das Erforschen der Zusammenhänge von Strukturen und Biodiversität entlang von Waldstruktur- und Konnektivitätsgradienten; • Die Bewertung gesellschaftlicher Aspekte der Waldbiodiversität anhand von ökonomischen und sozialwissenschaftlichen Ansätzen und • Das Forschen an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zur Integration von Biodiversitätsförderung in die Waldbewirtschaftung Die ersten Promovierenden konzentrierten sich auf Muster der Biodiversität in Relation zur Wald- und Landschaftsstruktur und auf das dem Biodiversitätsschutz zugrunde liegende Wissen. Auf dieser Basis befassen sich ihre Nachfolger*innen mit ökologi- schen Funktionen und Prozessen, um die gefundenen Biodiversitätsmuster sowie die angewandten Schutzmaßnahmen und ihre Wirkungen zu erklären. ConFoBis Forschungsprozess mündet in einer interdisziplinären Synthese der Erkenntnisse für Wissen- schaft und Praxis, in der auf zahlreichen Organismengruppen basierende Ziele für den Schutz der Biodiversität sowie Optionen ihrer Integration in die Waldbewirtschaftung identifiziert werden. „Effektiver Biodiversitätsschutz er­ fordert ein breites Spektrum an Pers­ pektiven. Daher schätze ich an Con­ FoBi die Zusammenarbeit mit Menschen diverser disziplinärer wie geographischer Hintergründe. Unser Grundsatz ‚Alle Messungen auf allen Untersuchungsflächen‘ sichert Con­ FoBi nicht nur einen einzigartigen Da­ tensatz, sondern gewährleistet einen kontinuierlichen Austausch zwischen den Disziplinen, Projekten und betei­ ligten Wissenschaftlern. So entstehen Vernetzungen im Denken.“ Prof. Ilse Storch, Sprecherin des Graduiertenkollegs

34 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Gendering MINT Digital Im Rahmen des BMBF-Verbundprojekts Gendering MINT digital. Open Science aktiv gestalten wurden von 2018–2020 Erkennt- nisse der natur- und technikwissenschaftlich orientierten Gender- forschung in MINT anwendungsorientiert zur Darstellung gebracht und mit didaktischen Konzepten sowie partizipativen und kollabo- rativen elektronischen Werkzeugen (E-Tools) für Open Science Module aufbereitet. Die Module liefern eine innovative Grundlage für Diskussions- und Reflexionsimpulse in Forschung, Lehre und Gleichstellungsarbeit im MINT-Bereich sowie an ihren interdiszi- plinären Schnittstellen. In drei Teilprojekten wurden verschiedene Schwerpunkte aus- gearbeitet: Das Teilprojekt I der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg in Kooperation mit dem Teilprojekt III der Hochschule Offenburg haben mittels interaktiver Web-Dokumentationen ausgelotet, inwiefern künstlerische und mediale Methoden ei- nen (selbst-)reflexiven Austausch anregen, um den Dialog zwi- schen Genderforschung und MINT zu unterstützen. Die ent- wickelten Webdokumentationen setzen sich unter anderem mit forst- und umweltwissenschaftlichen Themen auseinander. Parallel dazu entstand vom Teilprojekt II der Humboldt Universität Berlin das Portal Gendering MINT digital, das mittels digitalisierter Lerneinheiten niederschwellige Einstiege in Begriffe und Grund- lagen der Genderforschung ermöglicht. Außerdem geht es hier darum, fachspezifische Themen zu vertiefen, für Fragen von Gen- derforschung in MINT zu sensibilisieren, zu motivieren und zur Reflexion anzuregen. Dr. Marion Mangelsdorf, Geschäftsführung Koordinierungsstelle Gender Studies Zentrum für Anthropologie und Gender Studies Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

36 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Europäische Verbünde im Bereich Nachhaltigkeit Die Universität Freiburg ist aktiv an europäischen Verbünden beteiligt und kooperiert auch im Bereich Nachhaltigkeit mit anderen Mitgliedsuniversitäten in Forschung, Lehre und Transfer. Im trinationalen Verbund Eucor – The European Campus hat die Universität Freiburg die Leitung (Pilotage) für den Schwerpunkt Sustainability. Im Rahmen der Europäischen Hoch- schulallianz EPICUR werden Nachwuchswissenschaftler*innen aller neun Partneruniversitäten dabei unterstützt, sich zu vernetzen und Forschungsinitiativen zu drei EPIChallenges zu entwickeln, eine davon ist Sustainability. Die Aktivitäten der beiden europäischen Partnerschaften EUCOR und EPICUR im Bereich Lehre sind im Kapitel Lehre beschrieben. EUCOR – Schwerpunkt Sustainability Eucor ist ein trinationaler Verbund zwischen den Universitäten Freiburg, Basel, Haute-Alsace, Strasbourg und dem Karls- ruher Institut für Technologie. Gemeinsame Stärken nutzen und Kompetenzen bündeln – das ist Ziel der vier Schwer- punktbereiche von Eucor – The European Campus. Dabei zielt der breit angelegte Schwerpunkt Sustainability, für wel- chen die Universität Freiburg die sogenannte Pilotage hat, auf inter- und multidisziplinäre Zusammenarbeit der Eucor-Universitäten zu Fragen der nachhaltigen Entwicklung. In der Forschung bestehen bereits zahlreiche Kooperationsprojekte, die z.T. vom Upper Rhine Cluster for Sustainability Research (URCforSR) gebündelt werden. Hier geht es beispielsweise um regionale Energieversorgung (RES-TMO), nachhaltige Mobilität (SuMo-Rhine) oder Biozideinträge im Grundwasser (NAVEBGO). Bis Anfang 2021 lief eine Mach- barkeitsstudie zur Weiterentwicklung des Gebiets rund um das ehemalige Atomkraftwerk Fessenheim. Das URCforSR erarbeitete darin konkrete Investitionsoptionen in den Kompetenzbereichen Grüne Batterien und Batterierecycling, intel- ligente Stromnetze und Grüner Wasserstoff. Weitere Kooperationen und Veranstaltungen zum Schwerpunkt sind geplant, z.B. zwei Summer Schools für Promovierende 2023 und 2024. Im Raum stehen auch ein Science Slam zum Schwer- punktthema sowie ein ‚Sustainability Forum‘, das als Rat oder Arbeitsgruppe verschiedene Mitglieder der Eucor-Univer- sitäten vereinen und die Schwerpunktgestaltung begleiten könnte. Im Bereich Transfer wurde auf dem Freiburger Wissenschaftsmarkt 2021 der Schwerpunktbereich dem gesellschaftlichen Publikum nähergebracht. Es ist geplant, in Zukunft die Kooperation zwischen den Eucor-Partneruniversitäten und „ihren“ Städten im Bereich Nachhaltigkeit noch weiter auszubauen“. Zudem ist für 2023 Eucorweit eine Städtetour zwecks Wissenstransfer geplant. „Für den Themenschwerpunkt Sustaina­ bility im trinationalen Univerbund Eucor zu arbeiten ist hochinteressant: Die ober­ rheinische Zusammenarbeit in diesem ele­ mentaren Zukunftsthema zu unterstützen, das ist der Antrieb für meine Arbeit als Eucor­Referentin an der Universität Frei­ burg. Im Themenbereich Sustainability gibt es so viele motivierte Personen im Eu­ cor­Raum: Wir können viel voneinander lernen und durch innovative Formate in Forschung, Lehre und Transfer Mehrwerte schaffen.“ Sofia Ganter, Eucor-Referentin

38 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Transfer erfinden und austauschen

40 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Das Angebot ist dreigeteilt: Die wissenschaftlichen Veranstaltungen von Studium generale und Colloquium politicum laden durch Vorträge von Freiburger Wissenschaftler*innen wie von renommierten Gastreferent*innen aus dem In- und Ausland zum ana- lytischen „Blick über den Tellerrand“ ein. Daneben stehen weitere Studium generale-Angebote wie Konzerte, Lesungen und Podiumsgespräche zu Themen aus Literatur und Kultur. Abgerundet wird das Programm mit einem kleinen Kursprogramm aus dem musisch-künstlerischen Bereich sowie Führungen rund um die Universität Freiburg. Die Themen der Vortragsreihen und Veranstaltungen im Studium generale und Colloquium politicum werden jedes Semester neu zusammengestellt. Die pandemiebedingte Umstellung auf ein vollständig digitales Angebot im Wintersemester 2020 sowie in den beiden folgenden Semestern beeinträchtigte weder die Themenvielfalt noch die Besucher*innenzahlen der Veranstaltun- gen. Es ließen sich aber naturgemäß nicht alle Formate sinnvoll in den digitalen Raum überführen, so dass v.a. die diskursiven Formate in dieser Zeit einen deutlich kleineren Raum im Programm einnahmen. Nachhaltigkeits- und Zukunftsfragen sind regelmäßig im Programm vertreten. Beispiele bieten Vorträge zur Verantwortung des Individuums in der Klimakrise (Jun.Prof. Stefan Pauliuk, WiSe 2019/20) und zu Konflikten in der Nutzung natürlicher Ressourcen (Prof. Daniela Kleinschmit, WiSe 2021/21), zum Bedingungslosen Grundeinkommen (Prof. Bernhard Neumärker, WiSe 2020/21), zur Externalisierungsgesellschaft (Prof. Stephan Lessenich, WiSe 2017/18) sowie zu einer neuen Aufklärung für Balance und nachhaltige Entwicklung (Ernst-Ulrich Weizsäcker, Club of Rome, SoSe 2017). Systematisch thematisiert werden Nachhaltig- keitsaspekte bspw. im Rahmen der fortlaufenden Vortragsreihe Konturen der nächsten Gesellschaft (seit SoSe 2018), welche bereits Themen von Smart Cities und Digitalisierung über Migration, Dekolonisierung und Feminismus bis hin zu Ungleichheiten und Nachhaltigkeit behandelte, aber auch durch eine Reihe zur Agenda 2030 (WiSe 2017/18) oder jüngst in einem Samstags- Uni-Zyklus zum Klimawandel (SoSe 2021, in Kooperation mit der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen). Gemeinsam veranstalten seit 2018 die Stadt Freiburg und die Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen die Umweltge- spräche im Jazzhaus. Ziel dieser Vortragsreihe ist es, aktuelle Informationen zum Umwelt- und Klimaschutz direkt für die Öffent- lichkeit zugänglich und leicht verständlich zu machen und vertiefende Diskussionen zum Thema anzuregen. Ebenfalls 2018 begann das INATECH der Technischen Fakultät eine weitere öffentliche Vortragsreihe - The Sustainability Talks, die jedes Jahr auf Englisch stattfindet. Hier werden prominente Expert*innen aus anderen Universitäten, Instituten und der Industrie eingeladen, um über Themen der Nachhaltigkeit zu sprechen.

42 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Bund: Auch die Bundespolitik wird im Wissenschaftlichen Beirat für Waldpolitik prominent durch Mitglieder der Fakultät UNR be- raten: Prof. Dr. Jürgen Bauhus (Professur für Waldbau) steht dem Gremium vor und bringt, wie auch Prof. Dr. Friederike Lang (Professur für Bodenökologie), wissenschaftliche Perspektiven einer nachhaltigen, multifunktionalen Waldbewirtschaftung auf nationaler und internationaler Ebene ein und entwickelt Vorschläge sowie Gutachten zur Umsetzung der Waldstrategie 2020 der Bundesregierung. Im Zukunftsbereich der technologischen Nachhaltigkeit war Frau Prof. Dr. Hannah Bast (Professur für Algorithmen und Daten- strukturen) seit 2018 Sachverständige der Enquete-Kommission Künstliche Intelligenz – Gesellschaftliche Verantwortung und wirtschaftliche, soziale und ökologische Potenziale der Bundesregierung in der 19. Wahlperiode 2017-2021. Als prägende Stimme im Bereich von Wirtschaftspolitik und nachhaltigen Staatsfinanzen, die Belastungen für zukünftige Gene- rationen berücksichtigen, war Prof. Dr. Lars P. Feld (Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik und Ordnungsökonomik) von 2011 bis 2021 Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung der Bundesregierung (sog. Wirtschaftsweise) und wirkt beratend in weiteren Gremien, wie bspw. der Mindestlohnkommission mit. International: Wissenschaftler*innen der Universität Freiburg sind auch in internationalen Gremien, wie im Weltbiodiversitätsrat IPBES (In- tergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) beteiligt, der wissenschaftliche Informationen zum Zustand und zur Entwicklung der biologischen Vielfalt und ihrer Ökosystemdienstleistungen für politische Entscheidungs- träger*innen zur Verfügung stellt. So war Prof. Dr. Alexandra-Maria Klein (Professur für Naturschutz und Landschaftsökologie) als Leitautorin beim Bestäuberbericht des IPBES tätig. „Ich halte es für wichtig, dass einige Wissenschaft­ ler*innen ihr Forschungsfeld und neueste Erkenntnisse der Politik und der breiten Gesellschaft faktenbasiert und neutral erklären. Des­ halb habe ich mich immer in der Wissenschaftskommuni­ kation und Politikberatung engagiert. Die Erstellung von Politikberatungspapie­ ren, wie für den Weltbiodi­ versitätsrat IPBES, nimmt sehr viel Zeit ein. Lehre und Forschung dabei nicht zu vernachlässigen bedeutet konzentriertes Arbeiten an Wochenenden, Abenden und so mancher Nacht.“ Prof. Dr. Alexandra-Maria Klein, Leitung der Professur für Naturschutz und Landschafts- ökologie

44 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Projekte zur Stärkung des Technologietransfers Seit Beginn 2019 ist die Universität Freiburg Partner im über Interreg geförderten Projekt KTUR Knowledge Transfer Upper Rhi- ne, das den Aufbau eines grenzüberschreitenden Netzwerks vorantreibt, in dem alle relevanten Akteure aus dem Transferbereich – von Forschung und Wissenschaft über Intermediäre (wie z.B. Wirtschaftsförderungen) bis zu Startups und Unternehmen ein- gebunden sind. Die Universität Freiburg betreut die Arbeitsgruppe Gründen am Oberrhein und konzentriert sich auf mehrere Teilprojekte zur Gründungsförderung. Dazu zählen u.a. der Aufbau einer regionalen Austauschplattform, Netzwerkprojekte (z.B. zwischen KMU und Startups oder mit den jeweiligen studentischen Hochschulgruppen) sowie die Verknüpfung von Weiterbil- dungsformaten. Mit der Plattform Startup|Energy, die gemeinsam von der Universität Freiburg und der Stiftung Solarenergie 2020 initiiert wurde, soll der Austausch zwischen Start-ups, die im Bereich dezentraler und erneuerbarer Energieversorgung in Deutschland und Ostafrika arbeiten, gefördert werden. Mit dem Fokus auf das universitäre Profilfeld Umwelt und Nachhaltigkeit soll damit Freiburg als Pionierregion für den Ausbau dezentraler Energien regional und überregional gestärkt werden. WEtell: Mit Uni-Expertise zum nachhaltigen Jungunternehmen Eine Erfolgsgeschichte im Transfer hat das nachhaltige Mobilfunk-Startup WEtell zu verzeichnen: Das 2019 u.a. von Absolvent*innen der Universität Freiburg gegründete Unternehmen ist nach eigenen Angaben der erste Mo- bilfunk-Anbieter in Deutschland, der in der gesamten Wertschöpfungskette (nach Greenhouse Gas Protocol-Standard in Scope I-III) klimaneutral ist. Dies wird u.a. durch den Bau von 570kWp-Photovoltaik-Anlagen und Investitionen in Pflanzenkohle möglich. Darüber hinaus wird das digitale Dienstleistungsprodukt, die branchenüblichen Mobilfunktarife, konsequent nach öko-sozialen Gesichtspunkten transformiert, d.h. auch in den Bereichen Datenschutz, Fairness und Transparenz werden gemeinwohlorien- tierte Standards gesetzt. „Mit der Erfahrung aus der Solarzellen­Forschung am Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme und der Unterstützung durch das Gründungsbüro der Universität Freiburg bei dem Exist Gründungs­ stipendium haben wir aus einer Idee ein erfolgrei­ ches Jungunternehmen in Freiburg aufgebaut. Dabei treibt das Team eine sehr idealistische Motivation an, wir wollen mit unserer Energie zur Lösung der Klimakrise beitragen.“ Alma Spribille (Gründerin von WEtell)

46 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Prof. Dr. Rolf Mülhaupt, Freiburger Materialforschungszentrum (FMF) in Kooperation mit Dr. Raimund Jäger, Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik (IWM), Dr. Erik Licht, LyondellBasell und Lukas Pawelczyk, ARBURG GmbH + Co KG. Prof. Rolf Mülhaupt mit seinen Mitarbeitern Dr. Timo Hees und Dr. Carl G. Schirmeister „Die Selbstverstärkung und der 3D­ Druck von werkstofflich recycelbaren Kohlenwasserstoffmaterialien eröff­ nen völlig neue Möglichkeiten für den nachhaltigen Leichtbau“ Prof. Dr. Rolf Mülhaupt

48 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Soziale Verantwortung fördern und engagieren

50 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Gender & Diversity Die Universität Freiburg nimmt die inspirierende Vielfalt der Menschen und Themen als Stärke wahr. Sie arbeitet an der quer- schnittsartigen Implementierung von Gender-und-Diversity-Themen in allen Handlungsfeldern und Prozessen. Grundlage hier- für ist ein Gleichstellungsverständnis, das neben der Gleichstellung der Geschlechter auch andere Dimensionen von Ungleich- heit, insbesondere die im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) genannten Dimensionen Alter, (ethnische und soziale) Herkunft, Religion und Weltanschauung, Behinderung, sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität sowie die komplexen intersektionalen Verschränkungen dieser Dimensionen in den Blick nimmt. Damit bewegt sich die Arbeit an Gleichstellung und Vielfalt in einem Spannungsfeld zwischen gesetzlichem Auftrag zur Gleichstellung von Frauen und Männern und einem ganz- heitlichen Diversity-Ansatz, der auf die Herstellung von Chancengleichheit durch Sensibilisierung und Kulturwandel abzielt. Im Jahr 2010 hat die Universitätsleitung die Charta der Vielfalt unterzeichnet und sich damit verpflichtet, mit Vielfalt bewusster um- zugehen sowie ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das frei von Vorurteilen und Benachteiligungen ist. Chancengleichheit Die Beauftragte für Chancengleichheit der Universität Freiburg begleitet und berät Beschäftigte in den Bereichen Verwaltung, Service und Technik und beschäftigt sich hier mit Fragen der Geschlechtergleichstellung und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Sie wird gemäß dem Chancengleichheitsgesetz von der Personengruppe, die sie vertritt, d. h. allen Frauen, die im Wis- senschaftsmanagement und im wissenschaftsunterstützenden Bereich tätig sind, gewählt und ist durch ihre gesetzliche und demokratische Legitimation in ihrer Tätigkeit weisungsungebunden. Zu ihren Aufgaben zählen u.a. die Begleitung von Bewer- bungsgesprächen für männer- bzw. frauendominierte Stellen und die Beratung der Hochschulleitung bei der Umsetzung beruf- licher Gleichberechtigung, aber auch die Organisation des Girls‘ Day, Boys‘ Day und Mitarbeiter*innen-Kinder-Tags (zusammen mit dem Familienservice), welche einmal im Jahr Schüler*innen einen aktiven Einblick in männer- bzw. frauendominierte Berufe bzw. die Arbeitsstelle der Eltern bieten. Ziel ist es, über die Sichtbarmachung von Frauendiskriminierung an der Arbeitsstelle und deren Begegnung mit entsprechenden Maßnahmen hinauszugehen; stattdessen soll das Thema Geschlecht, mitsamt mög- licher Auswirkungen auf Frauen bzw. Männer, aber auch auf Eltern, bereits bei allen Entscheidungen an der Universität proaktiv mitgedacht werden. Während die unmittelbare Diskriminierung von Frauen und Eltern bereits gesetzlich verhindert und somit sehr selten ist, bestehen Aspekte der mittelbaren Benachteiligung sowie des unconscious bias weiter. So arbeiten Frauen und Eltern beispielsweise häufiger in Teilzeitstellen oder kommen Familienpflichten nach. Dazu kommen Mehrfachbenachteiligungen, beispielsweise von Frauen mit Migrationshintergrund, aber auch mangelnde weibliche Rollenvorbilder in technischen Berufen mit guten Verdienstmöglichkeiten und entsprechend geringe Bewerberinnenanteile auf diese Stellen. Erfolge der Tätigkeit sind z.B. die Förderung von Frauen auf Führungspositionen in den Bereichen Verwaltung, Service und Technik, was in der Annäherung der absoluten Zahlen der Führungskräfte zu erkennen ist. „Berufliche Entwicklung zu ermöglichen, unabhän­ gig von persönlichen Merkmalen, ist mir ein Anlie­ gen. Dafür müssen sich auch die Rahmenbedingungen ändern, damit Menschen ihre individuellen Lebens­ entwürfe mit beruflichem Erfolg vereinbaren können. Dann wird Chancengleichheit erreicht.“ Katharina Klaas, Chancengleichheitsbeauftragte, Mitglied im AK Nachhaltige Universität

52 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Frauenanteile nach Fakultät und Karrierestufe 2020 100% 50% 0% Studierende Promotionen Habilita�onen Professor:innen Die Universität ergreift verschiedene Maßnahmen, um die bestehenden Ungleichheiten abzubauen. So werden Frauen bereits seit 2010 bei der Ausschreibung von Professuren sowie Führungspositionen gezielt zur Bewerbung aufgefordert und bei gleicher Eignung bevorzugt. Bereits im Studiengangsmarketing wird auf eine gender-gerechte Ansprache von Studieninteressierten ge- achtet. Für einen ganzheitlichen Ansatz soll die Sensibilität der Entscheidungsträger*innen an der Universität Freiburg für die Vielfalt der Beschäftigten erhöht werden, indem Schulungen und andere Interventionen durchgeführt werden. „Für eine ganzheitliche und umfassende Betrachtungsweise in der Wissenschaft ist es wichtig, dass die weibliche Perspektive alle ihre Felder nachhaltig durchdringt und Frauen als Leiterinnen von Forschungs­ gruppen und in Führungspositionen die Wissenschafts­ und Forschungslandschaft entscheidend mitprägen.“ Dr. Regina Herzog, Gleichstellungsbeauftragte Stabsstelle Gender and Diversity Die Stabsstelle Gender and Diversity (seit 2021 in der neuen Abteilung Gleichstellung, Diversität und akademische Personal- entwicklung (GDaPE) aufgegangen) ist die strategische Steuerungseinrichtung für Gleichstellungs- und Vielfaltsfragen. Ihre Kernaufgabe liegt in der Beratung der Hochschulleitung in den verschiedenen Entscheidungs-, Planungs-, Umsetzungs- und Bewertungsprozessen der Universität zum Thema Gleichstellung und Vielfalt. Sie berät außerdem die Einrichtungen der Uni- versität zur konkreten Umsetzung von Gleichstellung und Vielfalt sowie zur Konzeption von Gleichstellungsmaßnahmen, u.a. in Drittmittelprojekten. Die Stabsstelle (bzw. Abteilung GDaPE) entwickelt Instrumente und Materialien für bewusstseinsbildende Maßnahmen zu Gender und Diversity an der Universität. Sie arbeitet an der Etablierung einer Gender- und Diversity-sensiblen Datenbasis und hat die Geschäftsstelle der Ständigen Senatskommission für Gleichstellungsfragen inne. Somit geht sie, anders als bei den gewählten Positionen der Beauftragten für Chancengleichheit und Gleichstellung, über die Aspekte der Geschlech- tergerechtigkeit und Familienfreundlichkeit hinaus. Im Folgenden werden einige struktur- und kulturverändernde Maßnahmen aufgeführt, welche die Universität durch die Stabsstelle Gender and Diversity bzw. die Abteilung GDaPE umsetzt, um die oben genannten Ziele zu erreichen.

54 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Beratungsmöglichkeiten für Beschäftigte und Studierende An der Universität Freiburg gibt es eine Vielzahl an Service- und Beratungsstellen, die Beschäftigte und Studierende z. B. in Fällen von Benachteiligung, bei arbeitsrechtlichen Fragen oder bei Fragen zum Studium mit Behinderung oder chronischer Er- krankung aufsuchen können. Auch die Prorektorin für Universitätskultur, Prof. Dr. Sylvia Paletschek, und die Leiterin des Perso- naldezernats, Ursula Seelhorst, fungieren als Ansprechpersonen in Fällen von Diskriminierung bzw. als AGG-Beschwerdestel- le für Studierende und Beschäftigte. Das Service Center Studium ist sowohl für Studieninteressierte, als auch für Studierende und Gasthörer*innen erste Anlaufstelle für Informationen und Beratung rund um das Studium. Entwicklung der Studierendenzahlen (Köpfe, VZÄ) 25.000 20.000 15.000 10.000 5.000 0 WS 2017/18 WS 2018/19 WS 2019/20 WS 2020/21 WS 2021/22 Studierende weiblich Köpfe Studierende männlich Köpfe Stud. unbek./div. Geschlecht Köpfe weibl. Studierende in %. Ausl. Stud. gesamt Ausl. Studierende in % Studienanfänger*innen* Studienanfänger*innen in % Studierende gesamt Köpfe Studierende gesamt VZÄ 13.161 11.731 0 52,9% 4.400 17,7% 5.441 21,9% 24.892 25.709,2 13.054 11.552 6 53,0% 4.474 18,2% 5.311 21,6% 24.612 25.424,5 12.908 11.482 6 52,9% 4.385 18,0% 5.314 21,8% 24.391 25.454,3 12.675 11.260 7 52,9% 4.056 16,9% 5.066 21,2% 23.938 25.775,0 12.941 11.275 24 53,4% 4.349 17,9% 5.168 21,3% 24.240 25.714,3 * Als Studienanfänger/innen werden Erst- und Neuimmatrikulierte zusammengefasst. Erstimmatrikulierte sind die Studierende, die sich erstmalig an einer Hochschule eingeschrieben haben. Neuimmatrikulierte sind Studierende, die sich als Hochschulwechsler bzw. Wiederimmatrikulierte an der Universität Freiburg eingeschrieben haben. Quelle: Studierendenstatistik, SuperX, Stand 15.11. eines Jahres ab WS 2021/22 01.12. des Jahres Freiburger Gender-Kreis Seit 2015 gibt es den Freiburger Gender-Kreis, einen Zusammenschluss aller Einrichtungen an der Universität Freiburg, die sich hauptberuflich mit den Themen Gender und Gleichstellung be- fassen. Der Freiburger Gender-Kreis trifft sich ein- bis zweimal pro Semester zum Wissens- und Erfahrungs- sowie zum strategisch-konzeptionel- len Austausch. Die Mitglieder des Gender-Krei- ses – derzeit die Prorektorin für Universitätskultur, die Abteilung Gleichstellung, Diversität und aka- demische Personalentwicklung, die Gleichstel- lungsbeauftragte und ihre Referent*innen, die Beauftragte für Chancengleichheit, das Gleich- stellungsbüro an der Medizinischen Fakultät und die Gender Studies am Zentrum für Anthropolo- gie und Gender Studies – setzen sich gemein- sam für eine geschlechtergerechte und diskriminierungsfreie Universität ein.

56 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Familienservice an der Universität Freiburg Der Familienservice schafft verlässliche Strukturen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie für die Beschäftigten und Promovie- renden. Um die Kinderbetreuung sicherzustellen, betreibt die Universität vier Kitas, die auf den Bedarf der Universitätsmitglieder ausgerichtet sind und beispielsweise längere und flexiblere Öffnungszeiten bieten als andere Kitas. Eine Besonderheit sind auch die Kontingentplätze, welche für Mitarbeitende von Forschungsverbünde und Exzellenzeinrichtungen reserviert sind und die Gleichstellung und Nachwuchsförderung in diesem Bereich unterstützen. Eine familienfreundliche Infrastruktur mit Still- und Wi- ckelmöglichkeiten, Elternzimmern und gesonderten Kinderbereichen erleichtert den Eltern den Aufenthalt auf dem Campus. Au- ßerdem bietet die Universität ein abwechslungsreiches Ferienprogramm für Kinder und veranstaltet alle zwei Jahre einen Mitar- beiter-Kinder-Tag. Um den Nachfrage-Entwicklungen gerecht zu werden und die Kinderbetreuung zukunftsfähig auszurichten, hat sich der Familienservice zum Ziel gesetzt, eine Notfall- bzw. flexible Betreuung einzuführen; für die Jahre 2021 bis 2023 ist dieses Angebot bereits gesichert. Nachhaltigkeit in den Uni-Kitas Die Uni-Kitas beschäftigen sich seit 2020 im betrieblichen sowie im pädagogischen Bereich explizit mit dem Themenfeld Nachhaltigkeit. Die Fachkräfte achten im betrieblichen Ablauf auf einen nachhaltigen Umgang mit Energie. Nach Möglichkeit verwenden die Uni-Kitas umweltfreundliches Material, so sind z.B. viele Spielsachen aus Holz. Sachen aus Plastik oder Dinge zum einmaligen Gebrauch werden vermieden. Das Mittagessen besteht aus regionalen und ausschließlich kontrolliert biologischen Nahrungsmitteln und wird passend zur Anzahl der anwesenden Kinder bestellt, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. In der Kita Murmelgarten fand 2020 zudem eine Begehung der Räumlichkeiten mit Fachleuten der Stabs- stelle Sicherheit, Umwelt und Nachhaltigkeit statt, um die Nachhaltigkeit der Raumnutzung zu prüfen und Verbesserungen vorzuschlagen. In Planung ist die Anbringung von lichtdurchlässigen Sonnenschutzfolien an den Fenstern, die das Aufheizen der Räume im Sommer verhindern und so ein gutes Raumklima schaffen. Daneben sollen die Kinder verantwortungsvolles Handeln lernen, sowohl sich selbst als auch der Gemeinschaft gegenüber, und Kompetenzen erwerben, die auf einen respektvollen Umgang mit ihrer Umwelt ausgerichtet sind. Um den Kindern einen sorgsamen Umgang mit den Ressourcen vorzuleben, werden sie z.B. beim Wasserverbrauch begleitet. Auch die Weiterver- wendung von Papierresten als Schmierpapier oder für den Stanzer wird vermittelt – um nur ein paar Beispiele aus dem Kita- Alltag zu nennen. Für den Außenbereich haben die Kinder der Uni-Kita Zaubergarten zusammen mit den pädagogischen Fachkräften einen Meisen-Nistkasten aus einem BUND-Bausatz gebastelt und bunt bemalt. Passend dazu wurde das The- ma Vögel behandelt. Im Herbst 2021 soll der Nistkasten im Garten aufgehängt werden. Mit solchen Aktivitäten wird das In- teresse der Kinder für den Schutz der Natur schon früh geweckt. Außerdem wurde von einigen Fachkräften der Uni-Kitas im Jahr 2021 eine Fortbildung zum Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung besucht und anschließend je ein Teammitglied als Nachhaltigkeitsbeauftragte benannt. Hierdurch sollen weite- re Maßnahmen im Kita-Alltag umgesetzt und den Kindern eine Bildung zu einer Nachhaltigen Entwicklung geboten werden. Um den Kindern das Pflanzen- und Tierreich noch vielfältiger näher zu bringen, planen einige Beschäftigte der Uni-Kitas an der Weiterbildung Gartenpraxis mit Kindern teilzunehmen.

58 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Inklusion Interview mit Jasmin Anders, Schwerbehindertenvertrauensperson 1. Welche Aufgaben haben Sie als Schwerbehindertenvertrauensperson? Die Schwerbehindertenvertrauensperson wird von den betroffenen Mitarbeitenden gewählt, um die Eingliederung schwerbehinderter (und deren gleichgestellter) Menschen in Betrieb und Dienststelle zu fördern sowie ihre Interessen in Betrieb und Dienststelle zu vertreten. Insbesondere schafft die Schwerbehindertenvertretung Angebote zur Beratung und Unterstüt- zung von schwerbehinderten Menschen und informiert über Möglichkeiten rund um das Thema Schwerbehinderung. 2. Welche Ansprechpersonen gibt es für schwerbehinderte Beschäftigte an der Universität? Zu welchen Themen können sich Ratsuchende an die Beratungsangebote wenden? Sowohl die Schwerbehindertenvertretung (SBV) als auch der Personalrat sind häufige Anlaufstellen für die schwerbehinderten Kolleg*innen. Aber auch der externe Beratungsdienst oder der medizinische Dienst stehen für Beratungsgespräche zur Verfü- gung. Unterstützt werden betroffene Kolleg*innen in allen Belangen rund um das Thema SBV. Dies gilt sowohl für die Arbeits- platzgestaltung und Probleme am Arbeitsplatz als auch für die Themen Altersteilzeit, Reha, vorzeitiger Renteneintritt und Er- werbsminderungsrente. Auch in Konfliktsituationen unterstützt sowohl die SBV als auch der Personalrat die Betroffenen. 3. Auf welche großen Erfolge und Meilensteine blicken Sie in den letzten Jahren zurück? Besonders erfreulich ist das Einrichten sogenannter Leidensgerechter Arbeitsplätzte. Langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die aufgrund einer Erkrankung oder Behinderung ihre bisherige Tätigkeit nicht mehr ausüben können, sollen so die Möglichkeit erhalten, weiterhin und möglichst lang am Berufsleben teilzunehmen - und zwar mit Aufgaben, die sie noch bewältigen können. 4. Während der Corona-Pandemie wurde Menschen mit Behinderung bei der Impfung durch die Universität Priorität gegeben. Im Zuge dessen haben viele Menschen eine Behinderung angezeigt, die sich vorher nie gemeldet hatten. Bedeutet dies womöglich, dass die Menschen immer noch befürchten, dass sich dies ne- gativ auf ihre Karriere auswirken könnte? Was kann die Universität hier tun? Es ist extrem wichtig, von Seiten der Universitätsleitung ganz deutlich zu signalisieren, dass der Status „schwerbehindert“ keine negativen Folgen für die Karriere hat. Dies betrifft besonders den wissenschaftlichen Bereich und die damit einher- gehenden befristeten Verträge. Es gilt zu verstehen, dass Behinderung nur dann existiert, wenn behindert wird, und dass der Schlüssel darin liegt, sich wertschätzend und auf Augenhöhe zu begegnen. Die Scham, „schwerbehindert“ zu sein, muss aus unseren Köpfen verschwinden. Gleiche Möglichkeiten zu bieten sollte nichts Aanderes bedeuten als dass jede*r etwas Anderes brauchen darf. Um diese Bedürfnisse besser zu erkennen und darauf eingehen zu können, wird ab Januar 20232 eine Schwerbehindertenkartei aufgebaut. Diese ist nur der Schwerbehindertenvertrauensperson zugänglich und soll bei der täglichen Arbeit unterstützen und Schwerpunkte in der Arbeit der SBV herausarbeiten. 5. Welche weiteren Projekte gibt es, um Menschen mit Schwerbehinderung an der Universität Freiburg zu stärken und ihre Sichtbarkeit zu erhöhen? Im Februar 2020 wurde der erste Inklusionstag an der Universität Frei- burg organisiert. In diesem Rahmen kam der Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit Raul Krauthausen an die Albert-Ludwigs-Uni- versität Freiburg. Als Rollstuhlfahrer weiß er, wie wichtig eine bar- rierefreie und inklusive Gesellschaft ist. Seinen Vortrag Nichts über uns - ohne uns, in dem er auf Themen rund um die Inklu- sion einging, fand großen Anklang. Auch die anschließende Podiumsdiskussion mit Kanzler Dr. Matthias Schenek, Raul Krauthausen, Ramon Kathrein (Stadtrat der Stadt Freiburg) sowie Zeno Springklee von Studieren ohne Hürden (SoH) war ein weiteres Highlight an diesem Tag. Aufgrund der besonders wichtigen Thematik möchte die SBV einen solchen Tag alle zwei Jahre wiederholen. „Ich möchte in einer Welt leben, in der anders normal ist.“ Jasmin Anders, Schwerbehindertenvertrauensperson

60 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Gesundheitsförderung und Prävention Um ihren Mitarbeiter*innen bestmögliche Unterstützung im Bereich Gesundheit zu bieten, fördert die Universität Freiburg eine Vielzahl von Programmen. Im Bereich der psychischen Gesundheit wird mit Beratungsstellen und Maßnahmen auf die Präven- tion und Bewältigung körperlicher und psychischer Krankheitssymptome Wert gelegt. Hier sind der Externe Beratungsdienst bei Krisen, Konflikten, Suchtproblemen oder die Präventionsprogramme der Deutschen Rentenversicherung zu nennen. Trotz Pandemie wurden die Angebote 2020 wahrgenommen und besucht. Auch die physische Gesundheit liegt im Fokus zahlreicher Angebote, sowohl intern organisiert wie bspw. UNIFIT am Uni-Klini- kum, als auch durch subventionierte Mitgliedschaften externer Angebote gefördert. Die Angebote des Hochschulsport Freiburg sind für Studierende wie Beschäftigte der Universität offen. Der PausenExpress des Betrieblichen Gesundheitsmanagements in Kooperation mit dem Institut für Sport und Sportwissenschaften fördert Gesundheit durch Bewegung am Arbeitsplatz, was während der Pandemie im digitalen Raum stattfand. Ähnliches wurde durch das Studentische Gesundheitsmanagement neben einer Vielzahl an weiteren Informationsangeboten und Aktivitäten während der pandemiebedingten Online-Lehre als Aktive Pause für Studierende angeboten. Interne Weiterbildung Im Rahmen vielfältiger interner Fortbildungsangebote können sich Beschäftigte des nichtwissenschaftlichen Diensts der Uni- versität, aber auch Wissenschaftler*innen, in verschiedenen Bereichen weiterbilden. Neben Internem Know-How/Verwaltungs- praxis, Kommunikation & Management oder Technik, Labor und Arbeitssicherheit werden Seminare und Workshops zu Füh- rungskräfteentwicklung, Medien & IT, Sprachkompetenzen und Gesundheit konzipiert, organisiert und koordiniert. Zusätzlich wird ein Selbstlernbereich mit Online-Angeboten u.a. zu Spracherwerb, EDV-Kenntnissen und Kommunikation bereitgestellt. Mitarbeitende der Universität können so gezielt ihre Qualifikationen erweitern. Auch zwei Zertifikate tragen zum Kompetenzer- werb bei bspw. im internationalen Austausch über das Zertifikat Interkulturelle Kompetenz. Darüber hinaus betreut das Team der IWB die Leadership Circles und koordiniert Coaching-Angebote für Führungskräfte der Zentralen Universitätsverwaltung (ZV) sowie Fortbildungen zu Führungskompetenzen für Professor*innen. Das Programm umfasste 2019 123 durchgeführte Veranstaltungen Veranstaltungen, an denen über 1.500 Mitarbeitende teil- nahmen. Pandemiebedingt mussten im Sommersemester 2020 viele synchrone Veranstaltungen abgesagt werden. Auch die Umstellung auf Online-Formate führte zu einer geringeren Teilnahme. Das zunehmende Angebot von asynchronen Angebo- ten zum eigenständigen Lernen konnte die Lücke im Verlauf von 2020 schließen. Im SoSe 2020 und WS 20/21 wurden 72 vorwiegend virtuelle Veranstaltungen mit 776 Teilnehmenden angeboten. 1883 1505 2000 1800 1600 1400 1200 1000 800 600 400 200 0 1671 697 636 776 817 725 2019 2020/21 2021/22 Anmeldungen zu Seminarbeginn Teilnahmen bis Seminarende Anmeldungen asynchrone Trainings Entwicklung der Anmeldungen- und Teilnahmezahlen. (Quelle: IWB Programmauswertung 2019/2020)

62 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Studentisches Engagement an der Universität Freiburg

64 Nachhaltigkeitsbericht 2021 64 Die studentische Selbstverwaltung: StuRa und AStA Die Studierendenvertretung hat die Aufgabe, studentische Interessen gegenüber der Universität sowie nach außen zu vertreten. Ihr höchstes beschlussfassendes Organ ist der Studierendenrat (StuRa), in den 34 Vertreter*innen der Fachbereiche und 10 Abgeordnete verschiedener Hoch- schulinitiativen gewählt werden. Darunter waren im Bericht- zeitraum als meistgewählte Listen auch campusgrün Frei- burg und die Juso Hochschulgruppe, welche sich explizit für Nachhaltigkeitsthemen einsetzen. Im StuRa wird über alle Angelegenheiten der Studierenden entschieden. Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) besteht aus bis zu 21 Referaten, deren Vertreter*innen vom StuRa ge- wählt werden, und führt die Beschlüsse des StuRa aus. Je- des der Referate arbeitet selbständig an einem langfristigen Aufgabenbereich. Beispielsweise gibt es ein Antidiskriminie- rungsreferat, ein Referat für Hochschulpolitik, ein Sozialre- ferat, und ein Umweltreferat. Fünf der Referate sind soge- nannte autonome Referate, die Minderheiten vertreten und sich für den Abbau von Benachteiligung einsetzen, wie z.B. das Regenbogen-Referat. Alle Studierenden haben außerdem die Möglichkeit, durch die jährliche Vollversammlung oder Urabstimmung direkt- demokratisch Einfluss zu nehmen. Auch hier können Nach- haltigkeitsthemen aufgegriffen werden, was sich in der sym- bolischen Ausrufung der Klimanotlage und der Verabschiedung weiterer klimapolitischer Forderungen an die Universität, sowie in der Erweiterung der Definition von Diversity im Jahr 2019 zeigte. „Die Vollversammlung fordert die Landesregierung, das Wissen­ schaftsministerium und das Finanzministerium auf, die Rahmen­ bedingungen zu schaffen, sodass Hochschulen zügig klimagerecht umgestaltet werden können. (...) Die Vollversammlung fordert von Universität, Studierendenwerk und der Stadt Freiburg, sich Klima­ ziele zu setzen, um spätestens 2030 klimaneutral zu werden.“ (Auszug aus dem Beschluss der Vollversammlung der Studierendenschaft, November 2019) BU. Foto: ?

66 Nachhaltigkeitsbericht 2021 66 Studentische Initiativen und Hochschulgruppen – Eine Auswahl Arbeitskreis Plurale Ökonomik Freiburg Der Arbeitskreis Plurale Ökonomik Freiburg hat sich im Juli 2019 gegründet mit dem Ziel, auf eine kritischere und plurale Gestaltung der Lehre der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Freiburg hinzuwirken. Neben den gängigen Wirt- schaftstheorien sollen auch Ansätze wie die Ökologische, Fe- ministische oder Komplexitäts-Ökonomik ins Studium einflie- ßen. Der AK besteht aus Bachelor- und Master-Studierenden der Wirtschaftswissenschaften und anderer Fachbereiche. Sie beschäftigen sich mit Themen wie Postwachstumsöko- nomie, Bedingungsloses Grundeinkommen, Care-Arbeit, Wirtschaft in der Literatur, der Umweltproblematik aus neo- klassischer Perspektive und Ansätzen der Selbstorganisation in der BWL. Zudem organisiert der AK öffentliche Vorträge und Workshops zur Pluralen Ökonomik wie beispielsweise eine Online-Vorlesung zum Thema Transformation - von der Idee zur Umsetzung (SoSe 2020) und die Vortragsreihe Ist das Wirtschaft oder kann das weg?, die im Winter 2020 in Kooperation mit der Initiative Nachhaltigkeitsbüro Uni Frei- burg stattfand. Im Rahmen der Vernetzung und hochschul- politischen Einflussnahme führt der AK Gespräche auf lan- desweiter politischer Ebene, aber auch mit der Fachschaft der Wirtschaftswissenschaften und Dozierenden der Univer- sität Freiburg über Möglichkeiten der Mitgestaltung für eine zukünftige plurale VWL-Einführungsveranstaltung. „Vor dem Hintergrund der wirtschaft­ lichen, ökologischen und sozialen Krisen unserer Zeit bedarf es ökonomischer Lösungen, die über den Tellerrand des neo­ klassischen Mainstreams hinaus weisen. Wo kann man solche Lösungen besser diskutieren als in einer Hochschulgruppe, die Studierende verschiedenster Disziplinen und Hintergründe zusammenbringt?“ (Tabea Heppner, AK Plurale Ökonomik Freiburg, BA Politikwissenschaften)

68 Nachhaltigkeitsbericht 2021 68 MIO Die Menschenrechtsinitiative der Offenen Fachschaft Me- dizin (MIO) bildet als Arbeitsgruppe einen Teil der Fach- schaft und besteht aus Medizinstudierenden verschiede- ner Semester. Sie setzen sich für mehr Offenheit und Solidarität in der Gesellschaft ein und engagieren sich dort, wo es in der eigenen Umgebung nötig ist, für die Ein- haltung der Menschenrechte. Durch ihre internen Diskus- sionstreffen sowie die Organisation von Workshops und Vorträgen beschäftigen sie sich jedes Semester mit einem wechselnden Schwerpunkt. So informierte die Gruppe bei- spielsweise über die Auswirkungen der Klimakrise und or- ganisierte u.a. im Rahmen der Hochschultage für Nach- haltigkeit 2020 einen Workshop zu Planetarer Gesundheit. Mit einem Vortrag zu Female Gender Mutilation und dem Thema der medizinischen Versorgung von Migrant*innen und wohnungslosen Menschen widmete sich die Gruppe sozialen Aspekten ihres Themenschwerpunkts. Über das regionale Engagement hinaus versuchen die Studieren- den mit Spendenaktionen internationale Menschenrechts- projekte zu unterstützen. In einer Kooperation mit dem Wohnheim für Geflüchtete am Schlierberg bietet MIO monatliche Freizeitaktionen für die dort lebenden Kinder an, wie zum Beispiel gemeinsa- mes Kürbisschnitzen oder Teddybär-Krankenhausbesu- che, welche sich unter Corona-Bedingungen jedoch auf Briefkontakt beschränken mussten. Weitblick Freiburg – AK Nachhaltigkeit Weitblick ist eine studentische Initiative, die sich für Bil- dungsgerechtigkeit lokal sowie weltweit engagiert und in verschiedenen Arbeitskreisen organisiert ist. Ihre Hand- lungsfelder sieht die Gruppe in der Förderung von lokal initiierten Bildungsprojekten im In- und Ausland, im Aus- tausch zwischen Menschen verschiedener Hintergründe, Kulturen und Generationen, sowie im Angebot außerschu- lischer Bildungsangebote. Vor diesem Hintergrund organi- sierte der Arbeitskreis Nachhaltigkeit in Freiburg Kleider- tausch-Börsen, eine Führung bei der Freiburger Abfallwirtschaft und gestaltete 2018 einen Saisonkalender zur regionalen und saisonalen Ernährung. Außerdem ver- anstaltet er regelmäßige Workshops und Vorträge, bei- spielsweise zu Menschenrechten und Umweltschutz im weltweiten Wirtschaften, zu nachhaltiger Ernährung, so- wie zum Zusammenhang von Geschlechtergerechtigkeit und Klimapolitik. Diese fanden u.a. im Rahmen der Hoch- schultage für Nachhaltigkeit statt, an deren Organisation sich Weitblick von Beginn an beteiligte.

70 Nachhaltigkeitsbericht 2021 70 Hochschultage für Nachhaltigkeit Die Hochschultage für Nachhaltigkeit sind eine studen- tisch organisierte Veranstaltungswoche, deren vielfältige Formate verschiedene Nachhaltigkeitsthemen beleuchten und sich primär an Studierende, aber auch an weitere In- teressierte richten. Sie wurden in Freiburg 2017 ins Leben gerufen und fanden seitdem jedes Sommersemester statt. Das Programm der Hochschultage für Nachhaltigkeit be- steht aus Workshops, Vorträgen, Diskussionen, kulturellen und kreativen Veranstaltungen, bei denen sich Wissen- schaft und Praxis begegnen und Studierende die Möglich- keit haben, sich aktiv einzubringen. Thematisiert werden dabei unterschiedliche Nachhaltigkeitsaspekte wie Klima- schutz, Stadtplanung, Postwachstum, Verkehrswende so- wie Handlungsebenen des sozial-ökologischen Wandels vom Individuum bis hin zur Gesellschaft. Auch in ihrem Umfang haben sich die Hochschultage für Nachhaltigkeit stets weiterentwickelt: Das anfangs dreitä- gige Programm wurde auf zuletzt zwei Wochen ausgewei- tet; die ursprünglich von Präsenz geprägte Reihe wurde 2020 und 2021 pandemiebedingt vollständig digital umge- setzt. Als Kooperationsprojekt wurden die Hochschultage für Nachhaltigkeit in den letzten Jahren ehrenamtlich von den studentischen Initiativen Weitblick, campusgrün, dem Um- weltreferat, dem Nachhaltigkeitsbüro, EcoAlas, dem Foun- dersclub, Health for Future, MIO, Fossil Free und Students for Future Freiburg organisiert. Sie tragen daher nicht nur zur Sichtbarkeit von Nachhaltigkeitsthemen, sondern ebenso zur Vernetzung der Studierenden und Engagierten bei. Auch die Universität mit Ihren fakultären und zentralen Einrichtungen trägt zum Gelingen der Hochschultage bei, durch inhaltliche Beiträge sowohl durch finanzielle Unter- stützung wie zum Beispiel im Jahr 2020. „Die Hochschultage für Nachhaltigkeit sind für mich eine tolle Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen rund um das Thema Nachhaltigkeit“ (Björn Spegel, Organisationsteam 2019, Lehramt Philo- sophie & Wirtschaft)

72 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Betrieb erleben und mitmachen

74 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Bilanz 2: Ökostrom 2020 Der zertifizierte Ökostrom aus Wasserkraftwerken macht in der CO2-Bilanz dahingegen nur ca. 8% aus (berechnet mit dem Emissionsfaktor „aus Wasserkraft“ 2020 des Umweltbundesamts). Dadurch verschieben sich die Anteile: Die Heiz- und Kühl- energie bewirkt ca. 43% der Emissionen, die Beschaffung 42% und die Mobilität insgesamt über 5%. Dies legt andere Reduk- tionsschwerpunkte nahe und verdeutlicht, dass die theoretische Ökostrom-Bilanz über 30% niedriger ist als die realistische Strommix-Bilanz. Insgesamt betragen die Emissionen 2021 pro Universitätsmitglied je nach Strom-Erzeugungsart 1,7 t bzw. 1,2 CO2-eq. Darüber hinaus sollte man auch die Emissionen des Privatlebens addieren, um alle verursachten Emissionen zu erfassen. Im Vergleich verursacht die durchschnittliche deutsche Person 11,2 CO2-eqTonnen pro Jahr (UBA), wobei das CO2-Budget zum Erreichen des Pariser Klimaabkommens zur Begrenzung der Erderwärmung auf 2°C bei 2,3 t CO2/a pro Person (IPCC) liegt. Datengrundlage Die Emissionsfaktoren für Strom und den Fuhrpark stammen aus den Quellen des Umweltbundesamtes. Die Emissionen durch Heiz- und Kühlenergie wurden auf Basis von GEMIS berechnet und die Emissionsfaktoren des Heizkraftwerks wurden von der Uniklinik zur Verfügung gestellt. Als Grundlage der Berechnung der Emissionen durch Abfall und Wasser dient die Ökobilanz- Datenbank Ecoinvent 3.6. Die Emissionen der Dienstreisen und -fahrten mit Auto resultieren sowohl aus den Dienstwagen-Emis- sionen durch Benzin- und Dieselkraftstoffe als auch aus Kilometer-Daten der privaten PKW-Fahrten. Leider liegen keine kon- kreten Daten zu den Flugemissionen für das Jahr 2021 vor. Daher wurde eine Hochrechnung auf der Grundlage der Daten des Reisebüros und mit den Emissionsfaktoren von atmosfair vorgenommen. Das Pilotprojekt zu den Emissionen durch Dienstreisen an einer Fakultät im Jahr 2018 hat gezeigt, dass nur 46% aller Reisen über das Reisebüro gebucht wurden. Die Emissionen durch Beschaffung aus dem Jahr 2017 wurden im Rahmen der Masterarbeit von Marcel Eichler ausgewertet. Auf Grundlage dieser Bewertung wurde eine Hochrechnung für das Jahr 2020 durchgeführt. Die Daten zur Sachkosten für das Jahr 2021 liegen noch nicht vor, deshalb wurden die Daten für 2020 für die Hochrechnung verwendet. 60000 50000 40000 30000 20000 10000 0 CO2 Bilanz - Szenarien Bundesmix und Ökostrom 2,9%; Pendlerverkehr 29,0%; Beschaffung 29,8%; Heiz/Kühlenergie Abfall Wasser Dienstreisen-und fahrten mit Auto Flugreisen 4,2%; Pendlerverkehr 42,2%; Beschaffung 36,8%; Strom 43,4%; Heiz/Kühlenergie Bundesmix 8,0%; Strom Ökostrom Strom Heiz/Kühlenergie Beschaffung Pendlerverkehr Abfall Wasser Dienstreisen-und fahrten mit Auto Flugreisen

76 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Zwischen 1990 und 2020 ist die Nutzfläche der Universität Freiburg um knapp 100.000 m2 (etwa +45 %) angewachsen. Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll, in einer Gesamtbetrachtung auch die spezifischen Veränderungen von Energieverbrauch und Emissionen zu betrachten. CO2-Emissionen bezogen auf die Fläche stagnierten bis zum Jahr 2004, seitdem sinken die Emissionen kontinuierlich auf einen Wert von 87 kg/m2 a Nutzfläche im Jahr 2020 (Ausgangswert 1990: 197 kg/m2 a), sofern die Emissionszertifikate für Strom be- rücksichtigt werden, sogar auf einen Wert von nur 49 kg/m2 a (nahezu -75 %). n i h c u a r b r e v e g r e n e r ä m i i r P ) 2 m a ( / h W M 500 400 300 200 100 0 250 200 150 100 50 0 ) 2 m a ( / t n i i n e n o s s m E - 2 i O C 1990 2004 2011 2015 2020 Abbildung 2: Entwicklung spezifischer Primärenergieverbrauch und spezifische CO2-Emissionen 1990 bis 2020 (ohne Berücksichtigung von Emissions-Zertifikaten Strom) Szenarien Im Rahmen Klimaschutzkonzepts wurden vier Szenarien erarbeitet, in denen die zukünftige Entwicklung des Primärenergie-Ein- satzes sowie der CO2-Emissionen an der Universität Freiburg prognostiziert werden. In allen Szenarien wird davon ausgegan- gen, dass im vorgelagerten Stromnetz die Ziele der Bundesrepublik zur Deckung der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Ener- gien erreicht werden. Szenario 1: Umsetzung von investiven und nicht investiven gebäudenahen Maßnahmen zur Minderung der Emissionen (Basis- Szenario) Ohne den Bezug von Grünstrom-Zertifikaten zu berücksichtigen, wird bis zum Jahr 2045 eine Reduzierung der CO2-Emissionen bezogen auf 1990 um 72 % erreicht. Flächenbereinigt beträgt die CO2-Emissionsminderung in diesem Szenario knapp 82 %. Szenario 2: Umsetzung von investiven und nicht investiven gebäudenahen Maßnahmen zur Minderung sowie schrittweise An- passung des Gasbezugs im Heizkraftwerk des Universitätsklinikums Freiburg mit bis zu 50 % Anteil emissionsfreien Brennstoff entsprechend des derzeit erwarteten Gasmixes im Versorgungsnetz beginnend im Jahr 2030 Szenario 3: Umsetzung von investiven und nicht investiven gebäudenahen Maßnahmen sowie einer emissionsfreien Wärme- versorgung beispielsweise mit Geothermie Szenario 4: Umsetzung von investiven und nicht investiven gebäudenahen Maßnahmen, schrittweiser Anpassung des Gasbe- zugs im Heizkraftwerk des Universitätsklinikums Freiburg mit bis zu 50 % Anteil emissionsfreien Brennstoff sowie Bezug von emissionsfreiem Strom Bis zum Jahr 2045 erfolgt eine Reduzierung der CO2-Emissionen bezogen auf 1990 um etwa 86 % erreicht wird. Flächenberei- nigt beträgt die CO2-Emissionsminderung in diesem Szenario 91 %.

78 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Energie Der Gesamtenergieverbrauch der Universität Freiburg wird maßgeblich von der technischen Ausstattung der Gebäude und von der Gebäudenutzung beeinflusst. Die Anzahl der technischen Anlagen hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen, allerdings verbunden mit mehr Effizienz als bei vielen Bestandsanlagen. Für den Rückgang beim Wärmeverbrauch gibt es verschiedene Ursachen. Einmal resultiert dieser aus Effizienzsteigerungen im Zusammenhang mit dem Heizbetrieb, aus Sanierungs- und Mo- dernisierungsmaßnahmen und aus einem geringeren Verbrauch von Dampf zur Kälteerzeugung in Absorptionskältemaschinen. Um die Kälteerzeugung möglichst effizient zu gestalten, wird der im Institutsviertel vorhandene Kältering sukzessive weiter aus- gebaut. Dieser wird hauptsächlich durch ein zentrales Kälteaggregat gespeist, welches mit Grundwasserkühlung arbeitet. Das Grundwasser wird durch die Kühlleistung leicht erwärmt und in einem Kreislauf wieder in den Boden zurückgepumpt. Neben dieser zentralen Anlage kann noch durch weitere dezentrale Aggregate in den Ring eingespeist werden, die mit Strom oder mit Dampf Kälte erzeugen. Das Betriebskonzept sieht vor, dass die im Versorgungsverbund benötigte Kälte immer durch die effizientesten verfügbaren Aggre- gate erzeugt wird. Die konsequente Grundwassernutzung trägt bei dieser Art der Kältebereitstellung dazu bei, dass gegenüber einer rein dezentralen Erzeugung Energie in Form von Dampf und Strom zur Kälteerzeugung in großem Umfang eingespart werden kann. Der Ausfall der zentralen mit Grundwasser betriebenen Kältemaschine im Zeitraum 2012/2013 ist deutlich am sprunghaften Anstieg der Heiz/Kühlenergie-Kurve infolge des Dampfverbrauchs im gleichen Zeitraum erkennbar, da zur Kompensation umfang- reich auf die Kälteerzeugung mit dampfbetriebenen Absorbern ausgewichen werden musste. Das Jahr 2018 war eines der wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, sodass der Wärmeverbrauch der Universität entsprechend deutlich niedriger ausfiel als in anderen Jahren. Der im Folgejahr zu beobachtende leichte Anstieg des Strom- und Wärmeenergieverbrauchs geht neben Änderungen in der Struktur der genutzten Flächen und einem in Relation tieferen Tempera- turniveau auch darauf zurück, dass aufgrund technischer Probleme und Bauarbeiten die zentrale Grundwasseranlage zur Kälte- erzeugung nochmals in zeitlich erheblichem Umfang nicht betrieben werden konnte und erneut verstärkt auf weniger effiziente, dezentrale Aggregate zur Kälteerzeugung zurückgegriffen werden musste. Witterungsbedingt stieg der Heizenergieverbrauch im Jahr 2021 aufgrund des sehr kalten Frühjahrs, in dem die Heizung bis Mai in Betrieb war, drastisch an. Spezifischer Energie- und Wasserverbrauch pro Mitglied d e i l g t i M / h W k 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Stromverbrauch Heiz/Kühlenergie Trinkwasserverbrauch d e i l g t i M / ³ m 12 10 8 6 4 2 0

80 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Wasser Zahlreiche Maßnahmen zur Verringerung des Wasserverbrauchs an der Universität haben in den letzten dreißig Jahren zu einem kontinuierlichen Verbrauchsrückgang geführt, obwohl die Zahlen der Beschäftigten, der Studierenden und der Fläche erheblich gestiegen sind. In diesem Zeitraum hat die Universität gemeinsam mit Vermögen und Bau Baden-Württemberg - Amt Freiburg kontinuierlich langfristig wirksame Investitionen in trinkwassersparende Maßnahmen umgesetzt, wie z.B. Grundwassernutzung statt Trinkwasser für Kühlung, wassersparende Armaturen und Urinale und Vakuumpumpen statt Wasserstrahlpumpen in den Laboren. Am Otto-Krayer-Haus werden die Toiletten durch die Regenwasser-Anlage des Gebäudes versorgt. Auch die seit mehr als 5 Jahren kontinuierlich laufenden Sanierungen im Chemischen Laboratorium haben signifikant zur Reduzierung des Wasser- verbrauchs beigetragen. Im Ergebnis wird dadurch in Laboratorien nur noch in technisch unvermeidbaren Ausnahmefällen mit Trinkwasser gekühlt. Jährlicher Trinkasserverbrauch / 1.000 m³ 500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 442 402 366 327 300 248 237 232 224 214 180 165 171 158 154 157 152 160 151 155 156 149 152 161 157 150 148 132 121 105 91 1 9 9 1 1 9 9 2 1 9 9 3 1 9 9 4 1 9 9 5 1 9 9 6 1 9 9 7 1 9 9 8 1 9 9 9 2 0 0 0 2 0 0 1 2 0 0 2 2 0 0 3 2 0 0 4 2 0 0 5 2 0 0 6 2 0 0 7 2 0 0 8 2 0 0 9 2 0 1 0 2 0 1 1 2 0 1 2 2 0 1 3 2 0 1 4 2 0 1 5 2 0 1 6 2 0 1 7 2 0 1 8 2 0 1 9 2 0 2 0 2 0 2 1 Abfall Im Jahr 2020 lag das Abfallaufkommen bei 1080 t und somit 2% niedriger als im Vorjahr (1107 t). Im Jahr 2021 führten die Folgen der Pandemie zu einer weiteren Senkung der gesamten Abfallmenge, die mit 855 Tonnen 22 % weniger betrug als im Jahr 2019. Aus sozialen und ökologischen Gründen wird Elektroschrott der Universität nicht in Übersee entsorgt, sondern nur in Deutschland, Frankreich oder in der Schweiz recycelt. Die thermische Verwertung der Bioabfälle findet in einer Bio- gasanlage statt, die Strom ausschließlich aus solchen produziert (und nicht aus Energiepflanzen) und die gesamte anfallende Wärme zur Trocknung von Kompost nutzt. Die Garten- und Parkabfälle werden kompostiert. Das Mehrweg-Sonderabfallmanagementsystem an der Universität Freiburg wurde 2001 eingeführt und hat zu großen ökologischen und wirtschaftlichen Vorteilen sowie deutlich weniger Arbeitsunfällen in diesem Bereich geführt. Durch die Verwendung von Mehrweg-Kanistern und Mehrweg-Fässern für gefährliche Abfälle spart dieses System in erheb- lichem Umfang Material und reduziert zugleich CO2-Emissionen. Das umweltschonende Sonderabfallmanagement- system der Universität Freiburg ist in einem Artikel des Journal of Environmental Safety gewürdigt . In allen Bereichen der Universität werden Sammelboxen für leere Tintenpatronen und Tonerkartuschen aus Arbeits- platz-Druckern aufgestellt, damit sie wiederverwendet anstatt entsorgt werden können. Die Tintenpatronen und Toner- kartuschen werden abgeholt und wenn möglich wieder befüllt. In den Jahren 2020 und 2021 wurden über 1100 Tin- tenpatronen und Tonerkartuschen zum Refill an die entsprechende Firma zurückgegeben, von denen ungefähr 80 % wieder gefüllt und der Rest verwertet oder beseitigt wurden.

82 Nachhaltigkeitsbericht 2021 Hauptverkehrsmittel für den Weg zum Arbeitsplatz Mehr als die Hälfte der Befragten Mitar beiter*innen der Universität Freiburg gelangt CO2-neutral zum Arbeitsplatz. (n = 1424) Hauptverkehrsmittel Auto 16,2% Zufußgehen 4,7% Fahrgemeinschaft 0,4% ÖPNV 23,9% Pedelec (E- Bike) 4,4% Fahrrad 50,5% Verkehrsmittel der Beschäftigten mit Wegstrecken Ergebnis Umfrage - Verkehrsmittel Beschäftigte (einfache Wegstrecken pro Monat) ) t a n o M o r p m k ( e k c c e r t s g e W e h c a n E f i 6500 5500 4500 3500 2500 1500 500 -500 Werden die durch Corona-Pandemie hervorgerufenen Veränderungen eine langfristige Auswirkung auf Ihr Mobilitätsverhalten haben? Aufschlussreich waren die Ergebnisse zu den langfristigen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Mobilitätsverhalten. Die Umfrage hat gezeigt, dass infolge der Pandemie mehr Beschäftigte im Home-Office arbeiten, was sich grundlegend auf die Mobilität auswirkt und einige das Fahrrad oder das Auto gegenüber den öffentlichen Verkehrsmitteln bevorzugen. Dennoch ga- ben 72% an, dass sie ihr Mobilitätsverhalten nicht geändert haben. Seit der Corona-Pandemie arbeiten Beschäftigte der Uni- versität im Durchschnitt 7 Tage pro Monat im Home-Office im Vergleich zu nur 1,5 Tagen pro Monat vor Beginn der Pandemie. Berechnungen auf der Grundlage der Mobilitätsumfrage ergaben, dass die Emissionen durch das Pendeln während der Corona- Pandemie im Vergleich zu 2019 um 18 % reduziert wurden. Dies ist vor allem auf eine geringere Nutzung öffentlicher Verkehrs- mittel zurückzuführen. Die mit dem Auto gefahrenen Kilometer wurden nur um 1 % reduziert, da die Zunahme des Autoverkehrs wegen der Pandemie die eingesparten Mobilitäts-Emissionen durch das Home Office kompensierte. Außerdem kamen durch die zahlreichen freien Kommentare der Teilnehmenden verschiedene Sichtweisen auf das Thema Mo- bilität zum Ausdruck. Diese reichten von Kritik am Fehlen von Sicherheitschecks für Autos als Pendant zum Gratis-Fahrrad- Check, bis hin zu Begeisterung für eine nachhaltige Mobilität.

Nachhaltigkeitsbericht 2021 E-Mobilität an der Uni Freiburg Das Ersetzen von Verbrennerfahrzeugen durch E-Mobilität ist ein wichtiger Schritt in Richtung Klimaschutz und wird im Mobili- tätskonzept der Universität, das aktuell erarbeitet wird, als eine Maßnahme genannt. Die Universität hat im Jahr 2021 drei Die- sel-betriebene Dienstfahrzeuge durch elektrische ersetzt. Im April wurde die erste E-Ladestation exklusiv für Mitarbeitende der Universität am Institut für Psychologie infolge von Interes- sebekundungen der dort Beschäftigten gebaut. Weitere sind beim Gebäude des BIOSS Zentrum für Biologische Signalstudien (in der Schänzlestraße) und in der Katharinenstraße für Beschäftigte geplant. Eine zusätzliche Ladesäule für den dienstlichen E-Bus ist auch bei der Parkraumbewirtschaftung BW beantragt. Es gibt außerdem weitere Ladesäule in den Tiefgaragen der Universität, die für alle zur Verfügung stehen. Flugemissionen Dienstreisen, und insbesondere Flugreisen machen einen nicht unerheblichen Teil der gesamten Emissionen der Universitäten aus. Vorläufige Berechnungen zeigen, dass Dienstreisen vor der Pandemie mehr als 10 % der Gesamtemissionen der Univer- sität verursachten, und mehr als 90 % dieser Emissionen durch Flugemissionen entstanden sind (Umweltbericht 2018/2019). Deswegen befasst sich die Universität Freiburg seit 2019 aktiv mit dem Thema Emissionen durch Dienstreisen. Im Juni 2019 wurde die interdisziplinäre Arbeitsgruppe Fliegende Fakultäten gegründet, die ein Pilotprojekt zur Auswertung der Emissionen durch Dienstreisen einer Fakultät für das Jahr 2018 durchgeführt hat. Die Ergebnisse des Pilotprojekts sind im Umweltbericht 2018/2019 beschrieben. Diese Daten wurden verwendet, um eine Hochrechnung der Flugemissionen der gesamten Universität zu erstellen. Eine Intrex-Anwendung zur genauen Erfassung der Emissionen durch Flugreisen wird momentan erarbeitet und bald eingesetzt. Alle Beschäftigten, die einen Dienstreiseantrag stellen, müssen dann zusätzlich Daten zur Flugreise in diese Anwendung eingeben und ihre eigenen Emissionen selbst auswerten. Die Universität Freiburg hat sich im Rahmen der Hochschulfinanzierungsvereinbarung 2021-2025 des Landes zur Erhebung einer Klimaabgabe auf Flugreisen ab 2021 verpflichtet. Die Universität sieht die Kompensation von Flugemissionen nur als eine zusätzliche Maßnahme und ist bestrebt, die Flugemissionen so weit wie möglich zu reduzieren, ohne die Qualität der Forschung und der internationalen Zusammenarbeit zu beeinträchtigen. Mit einer neuen Flugreisen-Richtlinie wird die Universität deutliche Reduktionen der Flugemissionen anstreben. Die AG Fliegende Fakultäten hat konkrete Empfehlungen zur Reduktion der Flug- emissionen erarbeitet, darunter ein Verbot von Kurzstreckenflügen, definiert als Ziele, die mit der Bahn innerhalb von acht Stun- den erreichbar sind. Ausnahmen von dieser Regel aus z.B. familiären oder logistischen Gründen bedürfen einer Begründung. Die Klimabelastung durch Dienstreisen wird in die Liste der Entscheidungskriterien für Dienstreisen mit hoher Priorität aufge- nommen. Die Umsetzung der Flugreisen-Richtlinie soll in den nächsten Jahren erfolgen und das Bewusstsein der Universitäts- mitglieder für die Auswirkungen des Fliegens auf den Klimawandel soll gestärkt werden. Flugreisen werden immer noch ein unverzichtbarer Bestandteil des universitären Lebens und der Forschung bleiben, zum Bei- spiel für Feldforschung, Konferenzen und Kooperationen mit anderen Universitäten. Die Corona-Pandemie hat jedoch gezeigt, dass Routine-Absprachen, viele Vorträge und einige Konferenzen problemlos virtuell umgesetzt werden können. Weitere Vor- teile solcher digitalen Lösungen außer der Einsparung von Emissionen sind z.B. eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Pri- vatleben und die Gelegenheit für Forschende aus finanziell schwächeren Ländern an den Veranstaltungen und Diskussionen teilzunehmen.

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