04 2011 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 6 forschen Im Oktober 2011 jähren sich zwei bedeutende Ereignisse in der Ge schichte der Universität Freiburg: Das Kollegiengebäude (KG) I wurde im Jahr 1911 als neues Hauptgebäude der Universität Freiburg eingeweiht. Zudem feiert die „Wissenschaftliche Gesellschaft Freiburg im Breisgau“ ihr hundertjähriges Bestehen – ihre Gründung wurde im Oktober 1911 im Rahmen der Einweihung des KG I verkündet. Die Gesellschaft fördert bis heute die universitäre Forschung in allen Disziplinen und unterstützt den wissenschaftlichen Nachwuchs der Universität. Als Hinweis auf die beiden Jubiläen hat die Gesellschaft zwei Briefmarken zu 0,35 Euro und 1,35 Euro anfertigen lassen, auf denen eine historische Aufnahme des KG I abgebildet ist. Unter dem Titel „For schung fördern und Wissen schaffen“ hat die Wissenschaftliche Gesell schaft eine Informationsbroschüre zum hundertjährigen Bestehen her ausgegeben, die sie 1.600-mal mit den neuen Briefmarken verschickt hat. Das KG I auf Briefmarken Im Juli 2011 setzte Prof. Dr. Hans- Jochen Schiewer, Rektor der Universi tät Freiburg, den Spatenstich für den Bau eines neuen Studierendenwohn heims auf dem Campus der 11. Fakul tät. Das Gebäude am Flugplatz ist ein Kooperationsprojekt, an dem das Stu dentenwerk als Bauherr und Betreiber sowie die Universität Freiburg und das Universitätsklinikum beteiligt sind. Das Wohnheim wird nach seiner Fertig stellung 2012 nicht nur 104 Studieren den ein neues Zuhause bieten – im Erdgeschoss des Gebäudes entsteht außerdem eine Kindertagesstätte mit 60 Plätzen für Kinder von Angestellten der Uniklinik, Universitätsangehörigen und Studierenden. Wohnen und spielen auf dem Campus Euro 0, Bezügekonto für den öffentlichen Sektor Seit ihrer Gründung als Selbsthilfeeinrichtung für Beamte im Jahre 1921 betreut die BBBank erfolgreich Beamtinnen, Beamte und Beschäftigte im öffentlichen Dienst und ist mit einem besonderen Produkt- und Dienstleistungsangebot bis heute bevorzugter Partner der Beschäftigten des öffentlichen Sektors. 0,– Euro Bezügekonto • Kostenfreie Kontoführung (ohne Mindesteingang) und BankCard und viele weitere attraktive Extras! 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So sind Blüten zum Beispiel bei ihrer Fortpflanzung auf Tiere angewiesen: Diese verbreiten die Samen und bestäuben andere Blüten. Tiere wiederum erhalten von der Pflanze Früchte und Nektar als Nahrung. Solche Interaktionen zwi schen Tieren und Pflanzen sind Thema des Buches „Plant and Animal Communications“, das von dem Frei burger Ökologen Dr. Martin Schäfer mitherausgegeben wurde. Der Band ergründet auch, wie sich die Signale bei Pflanzen und Tieren im Laufe der Zeit entwickelt haben. „Die Kom munikationsformen haben sich während der Evolution wechsel- seitig angepasst. Tiere und Pflanzen haben eine Koevolution durch gemacht“, sagt der Wissenschaftler. Die Erforschung dieser Wechsel wirkungen werde der Ökologie und der Evolutionsbiologie neue Erkennt nisse bringen. Ein Beispiel für die Kommunikation zwischen Pflanze und Tier stammt aus Schäfers eigener Forschung. „Die Farbe einer Frucht signalisiert dem Tier ihren Nährstoffgehalt. Die Fruchtfarbe beruht auf Anthocyanen und Flavonoiden. Je mehr von diesen Farbmolekülen eine Frucht enthält, desto dunkler ist sie gefärbt“, erklärt der Wissenschaftler. Mit einem Experiment konnten Freiburger Bio logen zeigen: Mönchsgrasmücken bevorzugen dunklere Früchte. Diese Vögel nehmen also mehr Anthocyane und Flavonoide zu sich – und das tut den Tieren gut, denn diese Stoffe unterstützen die Immunabwehr und schützen die Zellen vor schädlichen Chemikalien. Ehrlich währt am längsten Doch wie ehrlich sind die Signale der Pflanzen? „Ein Insekt, das eine farbige Blüte anfliegt, geht stets ein Risiko ein“, erläutert Schäfer. Schließlich weiß das Insekt nicht, ob ein Mitstreiter den Nektar schon für sich beansprucht hat. Aber Pflan zen sind deshalb nicht unehrlich. Ihre Signale sind sogar ausgespro chen verlässlich. Viele der Geruchs- und Farbstoffe sind mit dem pflanz lichen Stoffwechsel gekoppelt. Ein Bestäuber, der von einer Pflanze nicht enttäuscht wurde, wird ihr auch in Zukunft treu bleiben, denn Tiere lernen aus Erfahrung und passen ihr Verhalten an. Wird eine bestimmte Verhaltensweise irgendwann in den Genen fixiert und an die Nachkommen weitergegeben, hat die Pflanze das große Los gezogen: eine Schar treuer Kunden für alle nachkommenden Generationen. Tiere bringen Pflanzen jedoch nicht immer einen Nutzen. Pflanzenfresser bedeuten eine Lebensgefahr, denn sie ernähren sich von dem gesamten Pflanzenkörper. Doch obwohl eine Blume keine Beine besitzt, um vor dem Feind wegzulaufen, ist sie ihm nicht schutzlos ausgeliefert: Pflanzen kommunizieren untereinander und warnen sich gegenseitig vor einem Fressfeind. Wird eine Pflanze ange knabbert, sendet sie chemische Signalstoffe aus. Die anderen Pflan zen in ihrer Umgebung registrieren diese und beginnen mit der Produktion von chemischen Abwehrstoffen. So sind sie gegen das Tier gewappnet. Andere Pflanzen versuchen erst gar nicht, selbst mit schädlichen Insekten wie Blattläusen und Raupen fertig zu werden, und holen sich Hilfe – zum Beispiel bei Schlupfwespen. Die Pflan ze sendet bei Gefahr einen Signalstoff aus, dem weibliche Schlupfwespen nicht widerstehen können. Davon angelockt, eilen die Tiere herbei – aller dings nicht aus Verbundenheit mit der Hilfe suchenden Pflanze. Die weib lichen Schlupfwespen sind sorgende Mütter: Sie legen ihre Eier in Blatt läusen oder Raupen ab. Somit finden die jungen Schlupfwespen nach dem Schlüpfen eine üppige Mahlzeit vor. Am Ende sind sowohl die Pflanze als auch die Schlupfwespe zufrieden. Pflanzen sagen mehr als tausend Worte In seinem neuen Buch erkundet der Freiburger Ökologe Martin Schäfer, wie Tiere und Pflanzen miteinander kommunizieren Gutes Team: Um sich vor Fressfeinden zu schützen, sendet die Pflanze ein Signal, dem Schlupfwespen nicht widerstehen können. Die sorgen dafür, dass Blattläuse oder Raupen keinen weiteren Schaden anrichten können. Foto: Goebel/Fotolia