05 2011 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 5 von Eva Opitz Wo die asphaltierte Straße „Maura- cher Berg“ in Denzlingen aufhört, empfängt sofort ein dichter Laubwald die Besucher. Ein steiler, enger Wald- weg führt weiter ins grüne Dickicht hinein. Eine mehr als meterlange Rin- gelnatter schlängelt sich weg und gibt den einzigen Parkplatz zwischen den Bäumen frei. Nach einem kurzen An- stieg, diesmal zu Fuß, öffnet sich der Blick auf die im Schatten der Sonne liegende Ruine der St.-Severin-Ka- pelle aus dem 15. Jahrhundert. Einen Schritt weiter zum Eingangsportal der ehemaligen Wallfahrtskirche stoppt die Besucherin: Auf einem Friedhof liegen offen Schädel und ganze Skelette, die Studierende der Mittelalterarchäologie gerade freilegen. Unterhalb des weit geöffneten Kie- fers eines noch halb mit Erde bedeck- ten Toten kommen die skelettierten, über der Brust verschränkten Arme zum Vorschein. „Wir haben hier oben mit den Studierenden nach alten Mauerresten gegraben“, sagt Prof. Dr. Sebastian Brather, Leiter der Abtei- lung für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie und Archäologie des Mittelalters der Universität Freiburg, „und dabei diesen Friedhof gefunden.“ Dem Wissenschaftler entfährt im Ge- spräch sogar das Wort „ungelegen“, denn die Ausgrabung der ehemaligen Ruhestätte bedeutet mehr Aufwand und eine längere Grabungszeit. „Auf der anderen Seite ist es eine span- nende Aufgabe, herauszufinden, wer hier wann begraben wurde und wie viele Generationen übereinanderlie- gen.“ Die Archäologen haben bisher bei den Skeletten keine Grabbeiga- ben und somit keine Indizien für die sozialen Beziehungen der Toten zu- einander gefunden. „Keramikscher- ben und der Mauerzug einer älteren Bebauung deuten auf eine Zeit zwi- schen dem 13. und 15. Jahrhundert hin“, sagt Grabungsleiter Benjamin Hamm. Schädel bedeuten Knochenarbeit In der Grube haben die Studieren- den elf Skelette, von denen teilweise nur Schädel sichtbar sind, freigelegt. Diese müssen „geputzt“, dokumen- tiert und geborgen werden, bevor die Grabung beendet wird. Der Grabungs- leiter mahnt zur Vorsicht bei den Knö- chelchen der Füße und Hände. Be- hutsam setzt Natalie Kurz aus dem 10. Semester Archäologie den Spatel an und kratzt langsam die Erde rechts und links von den Knochen weg. Dann geht sie vorsichtig mit dem Pin- sel drüber. Archäologiestudent David Caspar schafft die Erde mit bloßen Händen auf die Seite. Für Natalie ist die Grabung eine Reise durch die Ge- schichte ihrer Heimat, in der sie sich verwurzelt fühlt. Ein kurzes Lachen unterbricht ab und zu die konzentrier- te Knochenarbeit, wenn philosophi- sche Gedanken geerdet werden. „Für kurze Zeit ist es unheimlich, die Toten auszugraben, aber man gewöhnt sich dran“, sagt die Archäologiestudentin Karen Schröder. Sie hat bisher wenig Erfahrung mit Grabungen. Der Friedhof erweist sich als ein weiteres Puzzleteilchen in der Ge- schichte des Mauracher Bergs. Sie beginnt urkundlich im Jahr 962, als das Mauracher Gut an den Bischof von Konstanz übertragen wird. Eine erste Kirche an dieser Stelle wird 1155 zum ersten Mal genannt. Schon 952 wird ein elsässischer Graf Guntram als Besitzer erwähnt, der jedoch we- gen Ungehorsams enteignet wurde. „Auch wenn wir nicht wissen, wie diese frühmittelalterliche Anlage ausgese- hen hat, so zeigen die hochrangigen Besitzer doch, dass das Interes- se an diesem strategisch wichtigen Platz groß gewesen sein muss“, sagt Brather. Daran knüpfte die Grabung an. Die Denkmalpflege hatte zuvor mit Bodenradarmessungen das Um- feld der Kapelle und die Kirche selbst untersucht und dabei „archäologisch relevante Strukturen“ wie Mauerreste unter dem Boden im Innenraum der Kapelle festgestellt. „Diese Mauer haben wir auch tatsächlich gefun- den“, sagt Hamm. „Da stimmte die Radarmessung.“ Andere Messungen erwiesen sich als irreführend, was die Wissenschaftler damit erklären, dass geomagnetische Untersuchun- gen stets interpretiert werden müssen. „Sicherheit geben nur Punktgrabungen an Ort und Stelle“, sagt Brather. Schicht um Schicht entsteht ein Profil Mit Zollstock und Maßband vermes- sen die Studierenden die circa 1,50 Meter breiten Mauerreste aus dem Hochmittelalter im Innenraum der Ka- pelle. Schnell werden die Messdaten weitergegeben. Ein Studierender foto- grafiert die einzelnen Abschnitte, sein Kommilitone sitzt auf der Mauer und zeichnet. Schicht um Schicht entsteht das gezeichnete Profil dieses Mauer- abschnitts. „Wir wüssten natürlich ger- ne, wozu diese massive Mauer diente und wo sie im Boden weiterverläuft“, sagt Brather. Aber da ist wieder die Kapelle im Weg. Die Schädel, die nur zum Teil aus der Erde herausragen, werden wohl auch noch eine Weile da- rauf warten müssen, ebenfalls gebor- gen zu werden. „Wir vermuten, dass ein- bis zweihundert Tote hier beerdigt wurden“, sagt Brather, „und dass eine spätmittelalterliche Pfarrkirche nach- zuweisen ist.“ forschen Impressum uni'leben, die Zeitung der Universität Freiburg, erscheint sechs Mal jährlich. Herausgeber Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, der Rektor, Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Jochen Schiewer Verantwortlich für den Inhalt: Rudolf-Werner Dreier, Leiter Öffentlichkeits- arbeit und Beziehungsmanagement Redaktion Eva Opitz (Redaktionsleitung), Rimma Gerenstein, Nicolas Scherger Anschrift der Redaktion Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Albert-Ludwigs-Universität Fahnenbergplatz 79085 Freiburg Telefon 0761/203-4301 Fax 0761/203-4278 E-Mail: unileben@pr.uni-freiburg.de Auflage 20.000 Exemplare Fotos Soweit nicht anders gekennzeichnet, von der Universität Konzeption, Gestaltung, Herstellung qu-ınt. Marken | Medien | Kommunikation Alter Zollhof, Freiburg www.qu-int.com Projektleitung, Anzeigen Daniel Adler, qu-int Telefon 0761/28288-16 Fax 0761/28288-69 uni-publikationen@qu-int.com Druck und Verarbeitung Freiburger Druck GmbH & Co. KG Vertrieb Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit und Beziehungsmanagement Jahresabonnement Euro 9,– ISSN 0947-1251 © Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Alle Rechte vorbehalten. 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Jetzt einsteigen ! Tel. 0761 / 89 36 48 SalsastudioRomano·Lagerhausstr.25·Freiburg www.salsastudioromano.de • Sa/So 05./06. November Anfänger Intensiv Workshop 13 – 16 h • Gratis Schnupperkurs Anfänger Sa 19. November um 19 h • Ab 28. Nov. Start der neuen Kurse; Anfänger Mo 20 h/Mi oder So 19h Jetzt einsteigen ! Tel. 0761 / 89 36 48 SalsastudioRomano·Lagerhausstr.25·Freiburg www.salsastudioromano.de Salsa