05 2011 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 6 forschen Treibhausgas hilftWasser sparen Freiburger Hydrologen erforschen, wie sich der Einsatz von Kohlenstoffdioxid bei Nutzpflanzen auf das Boden- und Grundwasser auswirkt von Nicolas Scherger Kohlenstoffdioxid (CO2) ist nicht nur ein Treibhausgas, sondern wirkt auf einige Pflanzen auch wie ein Dünger. Wenn Nutzpflanzen wie Wei- zen, Gerste oder Zuckerrüben mehr CO2 bekommen, als in der Atmosphäre ursprünglich vorhanden ist, wachsen sie schneller und nutzen Wasser effi- zienter. Das heißt: Sie reduzieren ihre Transpiration, geben also im Verhältnis zu ihrer Größe weniger Wasser durch Verdunstung ab, und sie sind wider- standsfähiger gegen Trockenheit. „Wie sich dieser Effekt aber auf das Boden- und Grundwasser auswirkt, ist noch kaum untersucht“, sagt Dr. Christoph Külls vom Institut für Hydrologie der Universität Freiburg. Der Wissenschaftler hat mit zwei Unternehmen aus der Umwelttechnik ein Forschungsprojekt angestoßen (siehe Infokasten). Das Team will Kon- zepte dazu erarbeiten, wie Landwirte ihre Felder so bewirtschaften können, dass die Wechselwirkungen von CO2 und Wasser optimal berücksichtigt werden. Zudem entwickeln die For- scherinnen und Forscher eine Mess- technik, die innerhalb von wenigen Tagen Aussagen darüber ermöglichen soll, welche Folgen der globale An- stieg des CO2-Anteils in der Atmosphä- re oder der technische Einsatz von CO2 in der Landwirtschaft für die Tran- spiration der Pflanzen hat – und damit auch für das Boden- und Grundwasser. „Das für einen Standort in Zahlen zu ermitteln war noch vor zehn Jahren der Inhalt einer Doktorarbeit.“ Die Forscher vermuten, dass eine ge- ringere Transpiration die Wasserbilanz stark verändern kann. Denn in Mitteleu- ropa kehren bis zu 80 Prozent des Nie- derschlags über die Wasserabgabe der Pflanzen zurück in den Wasserkreislauf, der Rest fließt in Bächen und Flüssen ab oder sickert ins Grundwasser. Wenn aber die CO2-Anreicherung dazu führt, dass die Pflanzen bis zu 20 Prozent weniger Wasser verbrauchen, könnte sich die versickernde Wassermenge auf landwirtschaftlichen Flächen deutlich erhöhen. Um das zu überprüfen, legen die For- scher bei Offenburg (Ortenaukreis) ein Testfeld an, auf dem sie die Pflanzen mit zusätzlichem CO2 versorgen. Dazu verwenden sie einen Dünger, der sich im Boden nach und nach zersetzt, so- wie Schläuche, die das Gas unter der Erde langsam abgeben. Das CO2 kommt aus einer benachbarten Biogasanlage. „Im besten Fall schaffen wir eine Win- win-Situation“, erklärt Külls: „Landwirte steigern die Erträge, Energieversorger lösen ihr Entsorgungsproblem, der Was- serbedarf sinkt.“ Nutzen für die Bewässerung in Trockengebieten? Allerdings müssen die Forscher mit Messungen überprüfen, ob das zusätz- liche CO2 tatsächlich in den Pflanzen ge- bunden wird. „Es darf weder in größeren Mengen in die Atmosphäre entweichen, wo es den Treibhauseffekt verstärken würde, noch das Grundwasser versau- ern.“ Außerdem ist unklar, ob es ange- sichts der wachsenden CO2-Menge in der Atmosphäre überhaupt einen deut- lichen Effekt bringt, das Gas künstlich zuzuführen. Sollten die Ergebnisse aber positiv ausfallen, würden sie den Fir- men neue Dienstleistungsmöglichkeiten eröffnen – etwa bei der Beratung von Landwirten, Behörden oder Wasser- und Energieversorgern. Und Christoph Külls denkt an Chancen für andere Regionen: den Nutzen für die Landwirtschaft und für die Neubildung von Grundwasser in Trockengebieten, in denen Pflanzen bis zu 95 Prozent des Regenwassers ver- brauchen. „Wenn sich dort die Transpi- ration der Pflanzen auch nur geringfügig ändert, sind die Auswirkungen auf die Wasserbilanz erheblich.“ Enable WCM Seit Juni 2011 läuft das auf drei Jahre angelegte Forschungsprojekt „Umweltanalytik und Bilanzierungs- verfahren für Wasser-Kohlenstoff- Management“ (englischer Kurztitel: Enable WCM). Das Bundesministeri- um für Bildung und Forschung fördert das Vorhaben, an dem sich das Frei- burger Institut für Hydrologie sowie die mittelständischen Unternehmen Hydroisotop GmbH und Fader Um- weltanalytik beteiligen, mit mehr als einer Million Euro. Projektträger ist das Forschungszentrum Karlsruhe. www.uhydro.de/enable/start Rein damit: Die Hydrologen Dr. Christoph Külls (links) und Jakob Garvelmann ziehen einen Bohrkern, um das Bodenwas- ser zu analysieren. Mit einer neuen Messtechnik wollen sie zeigen, welche Folgen die CO2-Anreicherung in der Landwirt- schaft für die Wasserbilanz hat. Euro 0, Bezügekonto für den öffentlichen Sektor Seit ihrer Gründung als Selbsthilfeeinrichtung für Beamte im Jahre 1921 betreut die BBBank erfolgreich Beamtinnen, Beamte und Beschäftigte im öffentlichen Dienst und ist mit einem besonderen Produkt- und Dienstleistungsangebot bis heute bevorzugter Partner der Beschäftigten des öffentlichen Sektors. 0,– Euro Bezügekonto • Kostenfreie Kontoführung (ohne Mindesteingang) und BankCard und viele weitere attraktive Extras! 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Die Universität Freiburg möchte Führungskräfte aus Wirtschaft und Gesellschaft und Wissensträger der Universität stärker miteinander vernetzen. Rektor Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Jochen Schiewer gab im Juli 2011 den Startschuss für den „Know- ledge Management Service“. Die Idee: Die Albert-Ludwigs-Universi- tät stellt ihre Experten – emeritierte Professorinnen und Professoren mit hervorragenden Kontakten innerhalb der Hochschule – als Ansprechpart- ner für Anfragen meist kleiner oder mittlerer Wirtschaftsunternehmen zur Verfügung. Das gesamte The- menspektrum der Universität wird abgedeckt: Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften, Sozial- und Verhaltenswissenschaften sowie Technik und Medizin. Mit dem Know- ledge Management Service gibt es erstmals eine zentrale Kontaktstelle für spezifische Anfragen. „Ich habe in den letzten Jahren gezielt das Ge- spräch mit regionalen Unternehmern gesucht. Dabei wurde mir klar, dass ein Knowledge Management Ser- vice die ideale Lösung wäre, um an der Universität vorhandenes und für die Gesellschaft und die Unterneh- men nützliches Wissen ohne große Hürden abrufbar zu machen“, sagt Hans-Jochen Schiewer. Partner des Service sind die Industrie- und Han- delskammer Südlicher Oberrhein und der Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden. Agenten im Auftrag ihrer Universität