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uni'leben 05-2011

05 2011 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 9 Besondere Vorsicht ist geboten, wenn sich das Rektorat einschaltet. Zum Beispiel bei folgendem Schild: „Universitätsgebäude. Zutritt nur für Mitglieder der Universität und be- rechtigte Besucher sowie Nutzer der Tiefgarage. Zuwiderhandlung wird als Hausfriedensbruch verfolgt. Der Rek- tor.“ Der Aufkleber „Studiengebühren verbieten“ hingegen stammt nicht vom Rektorat. Auch er findet sich in Univer- sitätsgebäuden. Zum Beispiel in der Alten Universität. Ein Stockwerk unter dem Institut für Finanzwissenschaft. kompass von Lukas Baumann Termine, Fristen, Formulare: Keiner entkommt der Bürokratie. Auch Studierende nicht: Viele tun sich schon schwer damit, ihr Studium zu organi- sieren. Nicht jeder behält den Überblick im Paragrafendschungel. Aber es geht auch anders. Täglich spricht die Uni- versität zu ihren Besuchern. Klar und unmissverständlich – mit Hunderten von Hinweisschildern, die an den Uni- versitätsgebäuden angebracht sind. Kein Ort für Pudel und Raucher Große Vielfalt, klare Botschaften: Verbotsschilder an der Universität Freiburg www.personalentwicklung.uni-freiburg.de/pilotphase/mitarbeitergespraeche Die Universität Freiburg fördert Nachwuchswissenschaftlerinnen mit abgeschlossener Promotion bei ih- rer weiteren Wissenschaftskarriere. Sie vergibt gemeinsam mit der Neu- en Universitätsstiftung Freiburg zum zweiten Mal vier „STAY!“-Stipendien. Die Förderung beginnt am 1. Februar 2012, Bewerbungsschluss ist der 6. November 2011. Die vier Stipendien werden für besonders qualifizierte Wissenschaftlerinnen aller Diszip- linen ausgerichtet, die ihre akade- mische Laufbahn fortsetzen wollen, aber noch keine Finanzierung für die Monate nach der Promotion haben. „STAY!“-Stipendien werden als Vollsti- pendien gewährt. Der Förderzeitraum beträgt maximal zwölf Monate, nach sechs Monaten müssen die Stipendi- atinnen eine Fortsetzung beantragen. Monatlich erhalten sie 1.300 Euro; der Betrag wird je Kind um 200 Euro im Monat aufgestockt. Das Stipendium bietet den ausgewählten Forscherin- nen den Freiraum, den sie benötigen, um ein Projekt- oder Habilitations- exposé zu verfassen und geeignete Projektstellen, Forschungs- oder Ha- bilitationsstipendien zu beantragen. Karriereschub für Wissenschaftlerinnen www.gleichstellung.uni-freiburg.de Die Universitätsleitung hat im Au- gust 2011 beschlossen, in der zen- tralen Universitätsverwaltung Mit- arbeitergespräche (MAG) zwischen Vorgesetzten und Beschäftigten ein- zuführen. Die Gespräche sind Be- standteil des Personalentwicklungs- konzepts, das seit 2009 läuft: Damals wurden Mitarbeiterinnen und Mitar- beiter der zentralen Universitätsver- waltung per Fragebogen zu ihrem Arbeitsalltag befragt. Die Ergebnisse gaben Aufschluss über die Zufrie- denheit und Belastung der Beschäf- tigten, die Arbeitsatmosphäre und den Führungsstil der Vorgesetzten. In einem zweiten Schritt bereitete der Arbeitskreis Personalentwicklung die Belegschaft mit Schulungen auf die MAG vor. Der letzte Schritt des Kon- zepts sieht Vier-Augen-Gespräche zwischen Vorgesetzten und Beschäf- tigten vor und bietet die Möglichkeit einer persönlichen Rückmeldung. Die MAG sollen auf gleicher Augenhöhe geführt werden und auf gegenseiti- gem Respekt basieren. Inhalte und konkrete Vereinbarungen werden in einem vertraulichen Protokoll fest- gehalten. Beim nächsten MAG kann nachvollzogen werden, ob die Ver- einbarungen umgesetzt worden sind. Gespräche auf Augenhöhe zwischen Chefs und Mitarbeitern Ob Mittelschnauzer, Königspudel, Jagdhund oder Scottish Terrier: Draußen bleiben müssen sie alle. Fotos: Baumann www.uni-freiburg.de/universitaet/ organisation/stellenboerse Generation Praktikum: Bieder? Oder retro? Kabarettist Florian Schroeder beschreibt das Dilemma junger Erwachsener von Benjamin Klaußner Warum gibt es bei Starbucks Kaffee in den Größen „tall“, „grande“ und „venti“? Der Kabarettist Florian Schroe- der macht sich in seinem Buch „Offen für alles und nicht ganz dicht“ lustig über die Generation, die zu Starbucks Stammkundschaft gehört. Schroeder nennt sie wahlweise „Generation Prak- tikum“, „Generation digital“ oder „Gene- ration ‚Was mit Medien‘“ – eben seine Generation. Deshalb erzählt er auch aus der Ich-Perspektive in 27 kurzen Kapiteln Anekdoten aus seinem Leben: von Schlagerpartys in der Dorfdisco über den Horror vor Bundesjugend- spielen, das Germanistik- und Philoso- phiestudium an der Uni Freiburg bis hin zum Umzug und zur Wahl des richtigen Wohnviertels im hippen Berlin. Generation der Karriere-Coaches und Reihenendhäuser Schroeder schert kräftig über einen Kamm: Junge Erwachsene sind alle Jein-Sager, die sich nicht entscheiden wollen. Sie verwenden eine Menge Zeit darauf, ihre Meinung in Internetfo- ren kundzutun und ihren profanen All- tag mit Handyfotos zu dokumentieren und in Social Networks auszustellen. Sie sind durch Smartphones perma- nent mit der Welt verbunden und arbei- ten an wohlklingenden, aber schlecht bezahlten Projekten. Sie glauben an Bildungsstreiks und Karriere-Coaches, ihre Ikonen sind Coffee to go, Apple und Work-Life-Balance. Das sei nicht allein ihre Schuld, meint der Autor, vielmehr ein Makel der Zeit, in der sie geboren wurden: aufgewachsen unter Helmut Kohl, ausgebildet von antiau- toritären Waldorfschullehrern, von al- len Seiten bekuschelt und verstanden. Schon in der Ausbildungsphase wür- den sie zu Gratisarbeit (Praktika) und Bulimielernen (Bachelor) gezwungen: Eingekeilt zwischen Zukunftsangst, Rebellion und Sicherheitsdenken, blie- be vielen – auch Schroeder selbst – nur ein Ausweg: Dauerironie und Jein- Sagen, bloß nicht festlegen. „Ich sage überrascht ‚Nee, nicht wirklich?‘, weil eine Meinung ja endgültig wäre. Und endgültig ist immer schlecht.“ Schroeders Buch ist gut geschrie- ben, kreativ und herrlich eindimen- sional. In kleinen Lesehäppchen beschreibt er schonungslos seine Generation, lässt kein gutes Haar an FDP-Politikern, Sportlehrern, jungen Eltern und Silbermond-Fans. Dieser Humor funktioniert in Buchform häu- fig, aber nicht immer: Viele Gedanken und Sprüche bleiben auf dem Papier blass, und die dauernde Wiederholung der Marotten der digitalen Generation wäre live ein Genuss, wird geschrie- ben aber schnell anstrengend. Live ist Schroeder besser. Florian Schroeder: Offen für alles und nicht ganz dicht. Rowohlt-Taschenbuchverlag, Reinbek bei Hamburg 2011. 233 Seiten, 9,99 Euro. Bei einem Rundgang fällt auf: Die Hauptzielgruppe sind Raucherinnen und Raucher. Hinweise an sie fehlen an kaum einer Tür. Klassisch sind die quadratischen Aufkleber im Kollegien- gebäude IV: schwarze Zigarette auf weißem Grund, mit rotem Diagonalbal- ken durchgestrichen. Andere Hinweise orientieren sich an Verkehrszeichen: rundes Schild, die Zigarette perspek- tivisch gezeichnet, ebenfalls mit rotem Balken. Von diesem Motiv gibt es zwei Varianten – eine mit weißem und eine mit schwarzem Rauch. Und sogar auf Abfallbehältern innerhalb der Gebäude sind kleine Sticker mit der Aufschrift „Rauchen verboten“ angebracht. Keine Essensreste ins Waschbecken Besonders groß ist die Vielfalt der Verbotsschilder für Hunde: Es gibt durchgestrichene Königspudel, Mit- telschnauzer, Vertreter des Scottish Terrier und comicartig gezeichnete Jagdhunde – draußen bleiben müssen aber alle. Auch bei den Infotafeln zur Mülltrennung bleiben kaum Fragen of- fen. Manchmal gibt es aber zusätzliche Erklärungen. Zum Beispiel vor der Bi- bliothek des Orientalischen Seminars. Dort heißt es: „Liebe Studierende! Essens- und Teereste gehören nicht ins Waschbecken. Bitte entsorgen Sie diese in die entsprechenden Abfall- behälter.“ Allgemein gilt: Verbote wer- den eher beachtet, wenn sie einleuchten. So liefern man- che Schilder gleich eine Begründung mit. „Bitte Türe schließen, Energie sparen, Klima retten!“, heißt es an einem Neben- eingang der Alten Univer- sität. Aufgeschlossener ist man in den Seminar- räumen im Breisacher Tor an der Rempartstraße: „Nach jeder Lehrveranstaltung Türe öffnen wegen Schimmelgefahr!“ Und an einem Raum des Romani- schen Seminars gilt: „Bitte nach dem Anklopfen eintreten, ohne zu zögern!“ Nicht jeder hat offenbar eine derartige Ermutigung nötig. So steht an der Tür der Hausverwaltung des Kollegienge- bäudes I: „Wenn bereits belegt, bitte draußen warten! Höfliche Menschen klopfen an!“ Das Rektorat schaltet sich ein Wer also auf das Rauchen und Gassigehen in den Universitäts- gebäuden verzichtet und darauf achtet, die Türen zu schließen beziehungsweise zu öffnen, wird kaum Anstoß erregen. Anders in den Bibliotheken: In der Universi- tätsbibliothek sind neben Zigaretten und Hunden auch Jacken, Taschen, Handys sowie Speisen und Getränke verboten. Verschlossene Wasserfla- schen jedoch sind erlaubt und dürfen zur Aufnahme von Flüssignahrung so- gar kurzzeitig geöffnet werden. Das Zentrum für Schlüsselqualifika- tionen organisiert jedes Semester Lerhveranstaltungen zu „Berufsorien- tierten Kompetenzen“ (BOK). Dieser Artikel ist im Rahmen eines BOK-Kur- ses im Bereich Medien entstanden.