05 2011 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 2 von Eva Opitz Pünktlich zum Wintersemester häuf- ten sich Horrormeldungen im bun- desweiten Blätterwald: Die Universitä- ten würden völlig überfüllt sein, weil in zwei Bundesländern zwei Jahrgänge gleichzeitig das Abitur machten, Zivil- dienst und Wehrpflicht wegfielen und wegen der Bologna-Reform mehr Räu- me gebraucht würden. Die Hochschul- Informations-System GmbH (HIS) ging das Problem im Auftrag des Ministeri- ums für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) Baden-Württemberg jetzt praktisch an und ließ zählen. In Zusammenarbeit mit der Universität schickte sie Helferinnen und Helfer los, die eine Woche lang täglich von morgens bis abends die Belegung der Hörsäle protokollierten. Die Ergebnis- se sollen im Frühjahr 2012 veröffent- licht werden. Hier eine kurze, zufälllige Momentaufnahme. Vorsichtig öffnet Irina Johann am Donnerstagmorgen um 8.10 Uhr die Tür zum Hörsaal. Noch trudeln die Studierenden ein, frühstücken auf Mi- nimalbasis oder richten ihren Laptop ein. Auch Irina Johann bereitet sich vor. Sie hängt sich ihren Ausweis um den Hals und nimmt Stift und Zähl- blatt in die Hand. Jetzt darf sie zählen. Wer den Raum betritt, geht sofort zu den hinteren Stuhlreihen. Die vorde- ren vier Reihen bleiben nahezu leer. Gegen 8.14 Uhr steigt der Lärmpegel, letzte Hustenanfälle füllen den Raum, und der Dozent der Theologie betritt den Hörsaal. Um 8.17 Uhr kommen die letzten vier Hörer. Mit geübtem Blick erfasst Johann die Zahl der Teil- nehmerinnen und Teilnehmer: 45 Stu- dierende füllen die Bänke. Platz wäre für circa 160. „So können wir die Zahl der Plätze und die tatsächliche Teil- nehmerzahl direkt vergleichen“, sagt Gertrud Dischinger von der Univer- sitätsverwaltung, die die Aktion ko- ordiniert. Als Zählerinnen und Zähler verpflichtete Studierende kontrollieren im Zweistundentakt die Auslastung der Räume und ob die eingetragenen Veranstaltungen auch stattfinden. Das MWK gehe von einem Planungswert aus, der für die Veranstaltungen bei 60 Prozent Belegung im Wochenmittel liege. Selbe Route, andere Zeit Im nächsten Hörsaal ein anderes Bild: Die Struktur von Aminosäuren hat wesentlich mehr Studierende angezogen. Doch die ersten Reihen bleiben auch hier leer. An der biolo- gischen Grundlagenvorlesung hätten 328 Studierende teilnehmen können – tatsächlich waren es 165. Statt gleich in den nächsten großen Hörsaal führt die Route zu einem der kleineren Räume. „Wir haben uns den Weg gut überlegt“, sagt Johann. Um einen kor- rekten Eindruck zu bekommen, be- geht sie die einmal festgelegte Route mehrmals am Tag, immer zu Beginn der Vorlesungen. So weiß sie auch, dass ein jetzt leer stehender Raum bei einer Tutoratsveranstaltung am Vortag aus allen Nähten platzte. Im Hörsaal 1015, direkt am Nebeneingang des Kollegiengebäudes I, fallen sofort die ergrauten Köpfe inmitten der Studie- renden auf. Das Thema „Archäologie und Spätantike“ ist wie geschaffen für Gasthörerinnen und Gasthörer. Aber selbst mithilfe von Freiburgs Bildungs- bürgerschicht ist der Raum nicht zu füllen. Nicht einmal 60 Studierende teilen sich die 187 verfügbaren Plätze. Ein anderer Hörsaal, in dem laut Angaben 60 Leute Platz finden sollen, ist mit den gezählten 29 Studierenden schon völlig ausgelastet. Am Ende der Tour ist ein Hörsaal fast optimal besetzt: Von den 24 Plätzen sind le- diglich zwei frei geblieben. Um Latein geht es bei diesem gut angenomme- nen Kurs. „Wir nehmen die Zählung zum Anlass zu überlegen, ob neue Räume erforderlich sind oder vorhan- dene besser belegt werden sollten“, sagt Dischinger. In einer großen Uni- versität mit vielen dezentral angeleg- ten Räumen sei es jedoch schwierig, Platzangebote auszugleichen. „Wer sein Institut in der Stadt hat, wird nicht auf einen Hörsaal an einem weitab gelegenen Ort ausweichen wollen.“ aktuell Zahlen auf dem Prüfstand Das Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg ließ eine Woche lang zählen, ob Hörsäle und Seminarräume ausgelastet sind Der Hörsaal ist gut ausgelastet. Foto: Mesenholl „Ein Blick zurück in die Zukunft“: Un- ter diesem Motto hat Rektor Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Jochen Schiewer fei- erlich das Akademische Jahr 2011/12 eröffnet. Im Mittelpunkt seiner Rede über die vergangenen vier Jahre stan- den die Erfolge in den großen Bundes- wettbewerben zu Forschung, Lehre und Weiterbildung. Schiewer begrün- dete diese Erfolge mit der Umsetzung des ganzheitlichen Selbstverständ- nisses der Universität. Als höchsten Trumpf sieht er das Freiburg Institu- te for Advanced Studies (FRIAS) mit seiner disziplinübergreifenden Arbeit an. Darüber hinaus ging er auf neue Lehrkonzepte ein. Schiewer bezeich- nete die Einrichtung des vierjährigen englischsprachigen Bachelorstudien- gangs „Liberal Arts and Sciences“, der Studierende mit einem nicht in Fach- richtungen eingebundenen Studienein- stieg locken soll, als Kernstück des University College Freiburg (UCF). In der Weiterbildung decke die Freiburg Academy for Science and Technology (FAST) den Bedarf an Freiräumen mit Forschungsnähe und Praxisbezug ab. Der Verbund mit der Fraunhofer-Ge- sellschaft soll dafür sorgen, dass sich Freiburg zum Zentrum industrieller Weiterbildungsinteressen entwickelt. Ganzheitlich zum Erfolg Rektor Hans-Jochen Schiewer (Mitte) bei der Eröffnung des Akademischen Jahres 2011/12. Foto: Kunz Das Austauschprogramm „Acade- mic Year in Freiburg“ (AYF) feiert sein 50-jähriges Bestehen. Damit ist das AYF das älteste aktive Programm die- ser Art an der Universität Freiburg. Bis zu 60 US-amerikanische Studentinnen und Studenten kommen jährlich dank der Partnerschaft mit mehreren Uni- versitäten in Wisconsin, Michigan und Iowa an die Albert-Ludwigs-Universität. Im Gegenzug bietet sich Freiburger Studierenden die Möglichkeit, ein Jahr lang gebührenfrei die amerikanischen Universitäten zu besuchen. 2011 lock- te das Angebot 29 Studentinnen und Studenten nach Freiburg, die in Abstim- mung mit den akademischen Instituten der Heimatuniversitäten von Mitarbei- tern des AYF vor Ort betreut wurden. AYF-Teilnehmende kommen aus den verschiedenen Fachrichtungen. Im Vordergrund des Programms steht der menschliche, kulturelle, wissenschaftli- che und politische Austausch. 50 Jahre „Academic Year in Freiburg“ Das erste Projekt der Kooperati- on der Albert-Ludwigs-Universität mit der US-amerikanischen Harvard University startet: Ab Januar 2012 nehmen 20 Studierende und ein Professor für ein halbes Jahr am Freiburger Universitätsleben teil. Im Gegenzug geht der Historiker Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Brüggemeier als Dozent in die USA. Das Thema des Projekts lautet „European answers to the challenges of the modern world“. Die amerikanischen Gäste haben zwei inhaltliche Ausrichtun- gen: „Natural Sciences“ und „Social Sciences or Humanities“. Sie können aber Seminare aller Fachrichtungen besuchen, auch in Straßburg und Ba- sel. Darüber hinaus sind Exkursionen in verschiedene europäische Groß- städte geplant. Das „Harvard College Europe Program“ ist das erste Aus- tauschprogramm der Universität im regulären Semesterbetrieb mit einer europäischen Hochschule. Wenn es erfolgreich ist, wird das Pilotprojekt fortgesetzt und eventuell ausgebaut. Die Planung dafür begann bereits 2008 mit einem Forschungsauf- enthalt von Prof. Sven Beckert aus Harvard beim Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS). Austausch mit Harvard Prof. Dr. Jürgen Rühe ist in der Se- natssitzung vom 19. Oktober 2011 in seiner Funktion als Prorektor für Internationalisierung und Technolo- gietransfer für eine zweite Amtszeit bestätigt worden. Rühe kümmert sich unter anderem um die Kooperationen mit den Technischen Fachhochschu- len und der Fraunhofer-Gesellschaft. Darüber hinaus ist er für internatio- nale Angelegenheiten wie die För- derung ausländischer Studierender, Universitätspartnerschaften sowie EU-Bildungsprogramme zuständig. Jürgen Rühe bleibt Prorektor Wenn ein Artikel von uni'leben Sie besonders beschäftigt hat, wenn Sie sich gefreut oder geärgert haben: Das Redaktionsteam freut sich über Ihre Meinung, Kritik und Anregungen. Die Redaktion behält sich vor, Ihre Zuschrift gegebenenfalls in gekürzter Form als Leserbrief zu veröffentlichen. unileben@pr.uni-freiburg.de Schreiben Sieʼs uns. Ihre Meinung ist gefragt!Badische Spezialitäten Durchgehend warme Küche INSEL 4 79098 Freiburg, Tel. 0761/35697 Olga & Hans Schmidt www.rauher-mann.de G ASTSTÄTT E Zum rauhen Mann Freiburgs Weihnachts-Circus 22.12. bis 7.1. Täglich 15 und 19Uhr, Messe Freiburg www.circolo-freiburg.de Karten an allen bekannten Vorverkaufsstellen