06 2011 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 9 von Eva Opitz Was tun, wenn das jetzige System an seine Grenzen stößt und ein neues IT-System die gewünschten Dienste anbietet? Man greift zu, und genau das hat die Universität Freiburg getan. „HISinOne“ heißt das Zauber- wort. Dahinter verbirgt sich ein inte- griertes Campus- und Informationsma- nagement-System der HIS GmbH aus Hannover, die im Auftrag des Rektorats die Geschäftsprozesse im IT-Bereich für die Nutzergruppen der Universität zentralisiert und in ein integriertes Sys- tem überführt. Seit dem Sommer 2011 läuft die Einführung von HISinOne als Pilotprojekt an der Technischen Fakultät (TF). Das Projektteam ar- beitet daran, die Software ab dem Wintersemester 2012/13 parallel zum alten System einzusetzen. „Eine mo- derne Universität braucht ein System, in dem alle Daten integriert sind und nicht wie bisher in mehreren vonein- ander unabhängigen Datenbanken ne- beneinanderstehen“, sagt Dr. Rainer Giersiepen von der TF. Mit der Soft- ware müssen alle Daten nur einmal eingegeben werden und können da- nach von allen autorisierten Nutzern verwendet werden. „Das neue System gibt einen besseren Überblick über die circa 5.300 Lehrveranstaltungen, die innerhalb eines Semesters an der Uni- versität Freiburg angeboten werden.“ Mehr und mehr online Mit der Umsetzung der Bologna- Reform hat sich die Anzahl der Prüfungen in den Studiengängen durchschnittlich verfünffacht. Da- durch haben sich auch die Aufgaben im Prüfungsamt deutlich verändert. Es müssen vermehrt Verwaltungs- arbeiten übernommen werden. Von der neuen Software profitieren Leh- rende, Studierende und Mitarbeite- rinnen und Mitarbeiter der Verwal- tung gleichermaßen. Noteneingabe, Kommunikation, Bestätigungen – mehr und mehr wird online abgewi- ckelt. „Übrig bleibt die Annahme der Abschlussarbeit“, sagt Friederike Schneider vom Prüfungsamt der TF. Das System soll auch Studierenden einen verbesserten Service bieten. „Studierende im ersten Semester se- hen mit einem Blick in HISinOne, was angeboten wird und was sie brauchen, und können diese Veranstaltungen gleich belegen. Zurzeit muss ein Stu- dierender sich mühsam durchklicken, bis er die benötigte Information hat.“ Die Studierenden beklagten sich zu Recht, dass die Suche zu aufwendig sei. „Die Bedienung des neuen Cam- pus-Managementsystems ist auf die unterschiedlichen Benutzergruppen abgestellt“, sagt Roland Bausch vom Rechenzentrum und vom Studieren- den-Management-Services(SMS)- Team der Universität. In der Startsei- te wird das personalisierte E-Portal, kurz PEP, aufgehen, mit dem die Stu- dierenden ihren Einstieg ins System individuell gestalten können. Elektronischer Stundenplan Studierende neuer Studiengänge wie der im Wintersemester 2012/13 beginnenden „Liberal Arts and Sciences“ oder des so genannten IndiTracks, der interessierten Stu- dierenden ein weiteres Studienjahr mit Lehrveranstaltungen ihrer Wahl ermöglicht, können im neuen Cam- pus-Managementsystem auf eine Art Navi zurückgreifen. „Der Studi- engangnavigator ist ideal für dieses Angebot. Der Studierende kann auf einem elektronischen Stundenplan Veranstaltungen eintragen, notfalls verschieben und neu organisieren, wenn Lücken auftauchen“, sagt Lydia Ebner vom SMS-Team. „Das HISinOne-Team wird frühzeitig bekannt machen, dass sich da etwas tut“, sagt Giersiepen. Eine Homepage gibt es schon mal, auf der aktuelle Neuigkeiten zum Projekt veröffent- licht werden. Nach erfolgreichem Ab- schluss der Pilotphase an der Techni- schen Fakultät soll auf der Grundlage der dann vorliegenden Erfahrungen eine Ausweitung auf die Gesamtuni- versität erfolgen. Die Kontaktpersonen: Simon Koch 203-97530 oder 203-8087 Bettina Moschner 203-97955 Friederike Schneider 203-8083 von Claudia Füßler Zugegeben, der Untertitel hätte ein bisschen weniger abstrakt sein dürfen. Doch wer sich von „Wissen- schaftler, Künstler und Schüler erkun- den unsere neurotechnische Zukunft“ nicht abschrecken lässt, den erwarten in dem Buch „Das Gehirn als Projekt“ ein paar inspirierende, nachdenklich machende und mitunter gar irritieren- de Lesestunden. Hauptfigur des Bu- ches ist das titelgebende Gehirn. Des- sen Funktionsweise hat Mensch zwar noch nicht einmal zu einem winzigen Bruchteil wirklich verstanden, dennoch bastelt er intensiv daran, es zu perfek- tionieren. Aber: Dürfen Menschen das überhaupt? Und wo führt das womög- lich hin? Entstanden ist das Buch aus dem mehr als zwölf Monate dauernden Pro- jekt „Die Optimierung des menschli- chen Gehirns“, mit dem das Theater Freiburg und das Institut für Ethik und Geschichte der Medizin der Universität Freiburg pädagogisch-künstlerisches Neuland betreten haben. Freiburger Schülerinnen und Schüler der Klas- senstufen 12 und 13 tauschten sich sowohl mit Neurobiologen, Neurolo- gen und Ethikern als auch mit Regis- seuren und Dramaturgen aus. Im Mit- telpunkt dieser Zusammenarbeit war der Versuch, den wissenschaftlichen Sachstand mit ethischer Reflexion und künstlerischen Ausdrucksformen zu verbinden, schreiben die Herausge- ber und Projektverantwortlichen im Vorwort. Ob das gelungen ist, können allein die Teilnehmer beurteilen. Den Leserinnen und Lesern des aus diesen Prozessen entstandenen Buchs kann das theoretisch egal sein. Praktisch profitieren sie von der Grundidee: der Auseinandersetzung des modernen Menschen mit seiner medizinisch- technischen Zukunft – der möglichen, aber nicht unausweichlichen, möchte man nach der Lektüre des 265 Seiten starken Bandes erleichtert sagen. „Ich war nicht mehr die Einzige mit einem Chip, fast alle hatten einen in ihren Kopf einpflanzen lassen oder sich auf eine andere Art und Weise optimieren lassen“ heißt es zum Bei- spiel in dem Text von Eleonora Dutton. Erzählt wird hier die fiktive Geschichte einer Frau, die aus einer – fernen? – Zukunft zurückblickt auf die Zeit, in der Menschen mithilfe von Technik im Ge- hirn einfach mal unangenehme Erinne- rungen oder auch das Schlafbedürfnis ausknipsten. Ihr Fazit ist kein gutes. Solche literarischen Elemente wech- seln sich ab mit fachlich fundierten In- terviews zu Themen wie „tiefe Hirnsti- mulation“ oder dem Wunsch, wie Gott agieren zu können. Eingestreut in die ab und zu durchaus schwere, aber nie unverdauliche Kost sind Blogeinträge der Schüler aus der Projektzeit. Der Leser schwankt zwischen Faszination, Neugier und ängstlicher Skepsis. Den Herausgebern von „Das Ge- hirn als Projekt“ gelingt Erstaunliches: Sie fesseln mit einem Projektbuch – gemeinhin nicht das spannendste Lesematerial – auch gänzlich Un- beteiligte. Das liegt vor allem dar- an, dass sie auf schulterklopfende Selbstbespiegelung verzichten und viel Raum lassen für Texte, in denen Neurowissenschaftler komplizierte Sachverhalte allgemeinverständlich erklären und junge Künstler provo- zierende Fragen stellen. Durch die vielfältigen Perspektiven und Heran- gehensweisen entsteht ein ebenso detaillierter wie differenzierter Blick auf das große Ganze. Die Frage, wem Menschen in welchem Fall wie viel Zugriff auf ihr Gehirn erlauben wollen, wird noch lange im Kopf so manches Lesers rumspuken und ein leichtes Unwohlsein erzeugen. Kurz: Ein Buch, das Lust auf mehr macht. Oliver Müller, Giovanni Maio, Joachim Boldt, Josef Mackert (Hg.): Das Gehirn als Projekt. Wissenschaftler, Künstler und Schüler erkunden unsere neurotechnische Zukunft. Rombach Verlag, Freiburg 2011, 265 Seiten, 39,80 Euro. kompass Alles auf einen Blick Die Universität Freiburg arbeitet an der Einführung eines integrierten Campus- und Informationsmanagement-Systems www.hisinone.uni-freiburg.de hisinone@tf.uni-freiburg.de Zwischen Faszination, Neugier und Skepsis Wie viel Zugriff auf das menschliche Gehirn ist erlaubt? Beiträge zu einer Diskussion Im HISinOne-Team dabei (von links): Rainer Giersiepen (TF), Bettina Moschner (TF), Friederike Schneider (TF), Roland Bausch (SMS), Simon Koch (TF), Lydia Ebner (SMS) von der Technischen Fakultät und vom Studierenden-Management- Services-Team