recht entfaltet keine Wirkung bei uns. Stu- dierende müssen eine Prüfungsleistung erbringen, für die der Dozent laut Prüfungs- ordnung die Anforderungen bestimmt. Wenn er sagt, Sie dürfen nicht mehr als dreimal fehlen, ist das so. Aber schafft Anwesenheitspflicht ein konstruktives Arbeitsklima? Wagschal: Ich finde schon. Ein Fußball trainer muss mit der gesamten Mannschaft trainieren, um eine effektive Spielweise einzustudieren. Genauso müssen die Teil- nehmerinnen und Teilnehmer eines Semi- nars gemeinsam arbeiten. Gerade in den Geistes- und Sozialwissenschaften ist es wichtig, sich Inhalte durch Diskussionen zu erschließen. Koch: Geht es beim Fußball nicht um Teamgeist, um Motivation? Es ist die falsche Logik, dass es Diskussionen gibt, wenn die Leute durch Anwesenheitspflicht in die Ver- anstaltungen geschoben werden. Die Leute diskutieren, wenn sie angeregt werden, sich zu beteiligen. Wie kann ein Dozierender in Lehrver- anstaltungen erreichen, dass Studie- rende Wissen erwerben, wenn sie kom- men und wegbleiben, wie sie wollen? Koch: Es liegt in der Verantwortung der Studierenden, einen Ausgleich zu schaffen. Bei Seminaren können wir zum Beispiel die Diskussionsprotokolle online stellen. Da können die Leute reinschauen, wenn sie in einer Sitzung nicht da waren. Wagschal: Wir haben die Aufgabe, allen Studierenden Lehre zu vermitteln. Und wir erreichen die meisten, wenn die Anwesen- heitspflicht gilt. Das Trittbrettfahrertum, also wenn die Leute nur zu den Sitzungen kommen, die sie interessieren, halte ich für problematisch. Koch: Dieses Problem existiert immer. Man kann die Veranstaltungen auch einfach ab- sitzen. Das ist nicht mehr oder weniger Trittbrettfahrertum als bei jemandem, der sein Referat hält, die Hausarbeit schreibt und ansonsten wegbleibt. >>> Fotos:kunz 19 uni'lernen2011