leistungsschwächere Studierende. Die wer- den in Seminaren besser, wenn sie Unter- stützung erfahren. Ohne Anwesenheits- pflicht steigen sie vielleicht vorzeitig aus. Mit dem Laissez-faire-Studium hatten wir früher riesige Abbrecherquoten. Wir haben das Studium durch den Bologna-Prozess stärker verschult, aber auch die Lehrpläne entschlackt und strukturiert. Dazu gehört die Anwesenheitspflicht – und heute sind die Abbrecherquoten deutlich niedriger. Gibt es Fälle, in denen Sie sich jeweils der Gegenposition annähern können? Wagschal: Nicht in jeder Veranstaltungs- form muss die Anwesenheitspflicht durch- gesetzt werden. Bei Seminaren, Methoden- schulungen, Übungen macht sie Sinn, aber nicht bei jedem Tutorium und auch nicht bei jeder Vorlesung. Wir wollen keine Über- bürokratisierung. Koch: Der u-asta hat die Fachschaften gefragt, wie sie die Situation betrachten. Generell wurde die ablehnende Haltung unterstrichen, aber es kann zum Beispiel sinnvoll sein, eine Lehrveranstaltung mit der Teilnahme an einer Exkursion zu verknüpfen. Das kann ich voll und ganz bestätigen. David Koch studiert Politik und Sozio- logie. Er ist Vorstandsmitglied des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA), der offiziellen Studierenden vertretung der Universität, und engagiert sich gleichzeitig im Vorstand des Unab- hängigen Allgemeinen Studierenden- ausschusses (u-asta). Uwe Wagschal ist seit September 2009 Inhaber des Lehrstuhls für Vergleichende Regierungslehre an der Universität Freiburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind die vergleichende Staatstätigkeits- forschung, direkte Demokratie, öffentliche Haushalte sowie die Konfliktforschung. 21 uni'lernen2011