Lernangebote Hiob, Hebräisch und koscheres Essen Dreh dich: Der Kreisel („Dreidel“) ist ein beliebtes Spielzeug zum jüdischen Lichterfest Chanukka. Foto: zee/FotoLia Als Gabrielle Oberhänsli-Widmer 2004 die Professur für Judaistik antrat, hielt sie ihre Vorlesungen vor zehn Studieren- den. Heute sind es mehr als 50. Was in der Zwischenzeit passiert ist? Eine neue Ausrichtung des Fachs. Da verliert Hiob seine Kinder, seinen Besitz, bekommt ein bösartiges Geschwür – und bleibt trotzdem fromm. Doch die rabbini- schen Gelehrten der Antike und Neuzeit ver- bannen ihn aus der jüdischen Liturgie. Warum sollte solch ein rechtschaffener Mann von Gott bestraft werden, fragen sie. Im 20. Jahrhundert erlebt die Figur allerdings ein Revival: In Romanen, Gedichten und Theater- stücken inszenieren Autorinnen und Autoren Hiob als den Inbegriff jüdischer Identität – ewig leidend, von Gott verflucht. Der Sprung zwischen Jahrhunderten und Jahrtausenden gehört für die Studierenden der Freiburger Judaistik zum Alltag. In ihrem Studium untersuchen sie, wie sich Motive und Figuren der hebräischen Bibel ent- wickelt haben, verfolgen die Spielarten von Themen wie Gott, Liebe oder Tod – und das nicht nur in theologischen Texten. Seit der Umstellung auf den Bachelor 2007 hat die Judaistikprofessorin Gabrielle Ober- hänsliWidmer dem Fach ein neues Profil verpasst: „Das Kerngeschäft sind nach wie vor talmudisch-rabbinische Texte, also theo- logische Schriften aus den ersten fünf Jahr- hunderten“, erklärt sie. Dazu kommt das Studium moderner Inhalte, durch die sich die Freiburger Judaistik von anderen deut- schen Universitäten unterscheidet. „Wir konzentrieren uns ebenso auf zeitgenössi- sche jüdische und israelische Literatur und Kultur. Das macht das Fach auch außerhalb des religiösen Rahmens interessant.“ Lernen mit Kinderbüchern So stehen biblisches und modernes Hebrä- isch auf dem Programm – eine Herausforde- rung für die Studierenden, denn zu Beginn des Studiums sind ihre Hebräischkenntnisse gleich null. Da kommt ein Seminar über Kinderbücher gerade recht. Die lassen sich leichter lesen und übersetzen. Neu an dem Studiengang sind außerdem viele Kooperationen in Forschung und Lehre – nicht nur uni'lernen2011 24