renkLsratgeberLernimpuLse Alexander Renkl, Experte für Pädagogische Psychologie und Entwicklungspsychologie ah, jetzt kommt wieder die klausurzeit. all diese Fakten, eigentlich ist das gar nicht zu schaffen. Aussprüche dieser Art hört man unter Stu- dierenden oft. Und ich als Lehr-Lern-Forscher kann, zumindest zunächst, nur zustimmen. Warum? Wenn Sie das jetzt lesen, denken Sie viel- leicht an Folgendes: einer der großen unterschiede zwischen schule und universität ist die hohe stoff- fülle. zudem wurde bei der umstellung auf bachelor und master der stoff aus den früheren studiengängen oft nicht hin- reichend reduziert. Da ist etwas dran, aber das ist nicht der Hauptgrund. Es wird immer „zu viel Stoff“ geben. Und wenn viel Stoff pro Zeiteinheit zu lernen ist, neigen viele Studierende dazu, sich die Fakten in einem Kraftakt einzupau- ken. Genau das ist ein wesentlicher Teil des Problems. Ihnen mag nun in den Sinn kommen: ah, ich weiß. der psychologe will uns sagen, dass man gedächtnisstrategien anwen- den muss. etwa eselsbrücken: „drei, drei, drei, bei issos keilerei!“ Nein, genau das nicht. Da bleiben die Fakten immer noch sinnlose Fakten, die nicht in einen Zusammenhang eingeordnet werden. Diese zu erlernen und zu erinnern bleibt mühsam, auch wenn man Gedächtnisstrate- gien einsetzt. Zudem ist Erinnern oft gar kein Abrufen von Fakten. Wenn wir an etwas zurückdenken, rekonstruieren wir aus einem Gesamtverständnis vielfach die Einzelheiten, die wir nicht mehr direkt abrufen können. Wenn ich aber isolierte Fakten einpauke, kann ich sie weder über ein Gesamtver- ständnis rekonstruieren, noch habe ich ver- schiedene Zugriffswege (Assoziationen) über verwandte Wissensinhalte. Fakten, Fakten, Fakten – oder: Warum man nicht „Fakten lernen“sollte In seiner Kolumne stellt Prof. Dr. Alexander Renkl Strategien fürs Lernen im Studium vor – und entkräftet Einwände gegen seine Lerntipps. uni'lernen2011 40