LernkuLtur Was auf den ersten Blick wie eine glatte, weiße Pille aussieht, entpuppt sich unter der Lupe als Minizahnrad aus Kunststoff. Nicht einmal einen Millimeter ist es groß – aber funk- tionstüchtig. Hunderte davon liegen in einer Box in Prof. Dr. Holger Reineckes Büro. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Prozesstechno- logie am Institut für Mikrosystemtechnik (IMTEK) und Sprecher des neuen Promo- tionskollegs „Generierungsmechanismen von Mikrostrukturen“, einem Gemeinschafts- projekt mit der Hochschule Furtwangen (HFU). „Die Ansätze beider Institutionen ergänzen sich ideal“, sagt Reinecke. An der Univer- sität werden vor allem die physikalisch-che- mischen Vorgänge untersucht – zum Beispiel, mit welcher Formel bestimmte Material- eigenschaften ausgedrückt oder Vorgänge wie Schmelzen, Schneiden oder Bohren exakt beschrieben werden können. Die HFU bietet vor allem praktisch-technisches Fachwissen im Galvanisieren, Ätzen oder Automati sieren. Beide Institute verfügen über ausge- zeichnete Kontakte in die Wirtschaft. Im Promotionskolleg soll erforscht werden, wie technische Geräte, etwa das Minizahn- rad, noch präziser hergestellt werden kön- nen. Denn wenn der Maßstab kleiner wird, wird die Bearbeitung schwieriger. Die gängige Maßeinheit ist der Mikrometer. 100 davon sind 0,1 Millimeter – das entspricht etwa der Dicke eines menschlichen Haares. Für den Umgang mit Materialien in solchen Maß- stäben ist Fachwissen aus Chemie, Mathe- matik, Physik, Ingenieurs- und Lebenswissen- schaften erforderlich. Kleiner Maßstab, hohes Niveau In einem Promotionskolleg der Universität Freiburg und der Hochschule Furtwangen erforscht der wissenschaftliche Nachwuchs Mikrostrukturen. So winzig: Zahnstange auf dem Finger und unterm Rasterelektronenmikroskop – die Aufnahmen veranschaulichen, in welchen Dimensionen die Mikrosystemtechnik arbeitet. uni'lernen2011 50