haben sich 15 Schulen aus den Landkreisen Lör- rach, Waldshut und dem Ortenaukreis, darunter Hauptschulen, Werkrealschulen, Gewerbeschulen und Realschulen. 778 Fragebögen kamen bis März 2009 zurück. Mit 41 Fragebögen sei der Rücklauf von jugendlichen Eltern dagegen noch relativ klein, so Fuchs. „Wir warten noch auf Frage- bögen und werden auch noch weitere verteilen.“ Aber auch qualitative Details wollen die Wissen- schaftlerinnen und Wissenschaftler mithilfe von Einzelfallstudien herausarbeiten: Eigens dafür wurde in drei Mutter-Kind-Einrichtungen die Lebenssituation von neun Elternpaaren mit Kind ausführlich dokumentiert. Um zu verstehen, was ihr Miteinander ausmacht, haben die Forscher Spielsituationen auf Video aufgezeichnet – Mutter und Kind, Vater und Kind, alle drei zu- sammen. Die Kamera erfasste unter anderem Blicke, Gestik und Mimik aller Beteiligten, und auch der Ton wurde aufgenommen. Weil die Wissenschaftler interessiert, wie sich die Bezie- hungen entwickeln, wird – wenn möglich – jede Spielsituation zweimal inszeniert: Beim ersten Mal ist das Kind zwischen drei und sechs Monate, beim zweiten Mal neun Monate alt. Parallel dazu wurden Lebenserzählungen der minderjährigen Mütter und jugendlichen Väter sowie Leitfaden interviews mit ihnen aufgezeichnet. Auch die Betreuerinnen und Betreuer wurden zu den Beziehungskonstellationen befragt. Ausgewählt haben die Forscher darum Eltern, die regelmäßig miteinander in Kontakt sind und sich um eine gemeinsame Elternschaft bemühen. Extrem auf- wendig sei das, sagt Fuchs. „Gerade sind wir da- bei, die synchronisierten Filme anzusehen und auszuwerten.“ Ein erstes Ergebnis der Analyse ist, dass die jungen Väter analog zu den Müttern sehr wohl eine Bindung zu ihren Babys aufbauen können und wollen: „Wir erleben sie als sehr bemüht, sehr feinfühlig. Trotz ihrer großen inneren Spannungen.“ Bis alle Ergebnisse vorliegen, wird es noch zwei Jahre dauern. Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft hat eine Verlän- gerung des Projekts in Aussicht gestellt. Dass ausgerechnet die Caritaswissenschaft sich dieser Forschungslücke annimmt, begrün- det Klaus Baumann unter anderem mit dem theo- logischen Wert des Projekts. Stichwort: Förde- rung sozialer Kompetenzen. „Schließlich soll unsere Untersuchung vor allem dazu beitragen, Jugendliche in Not zu unterstützen.“ Wichtig sei dabei, Jugendliche in dem zu bestärken, was sie können, und nicht nur das zu beklagen, was sie nicht können. „In anderen Untersuchungen ging es stets vorrangig um die Defizite jugendlicher Eltern und um die Frage, wie sich diese Defizite über externe Hilfe beseitigen lassen. Uns hingegen interessieren die Kompetenzen junger Menschen und wie wir sie fördern können – sowohl beim Elternsein als auch bei dem Prozess des Erwachsenwerdens, der durch die Kinder be- schleunigt wird.“ „Statt sie zu integrieren, werden viele jugendliche Väter von vornherein als Störfaktor wahrgenommen“ Jugendliche Väter wurden von der Forschung bislang vernachlässigt – diese Lücke wollen die Freiburger Wissenschaftler schließen. Foto: eyezoom1000/ Fotolia Zum Weiterlesen Baumann, K. (2008): Triadische Beziehung. Martin Buber weiterdenken – ein Versuch. In: Katholische Ärztearbeit Deutschlands (Hrsg.): „Rückfrage bei Martin Buber – Leben ist Beziehung“ – „Abschiednehmen“ – „Auf der Suche nach Gewissheit – Nachfrage bei John Henry Newman“ – „Die posttraumatische Belastungsstörung“. Ahrweiler, S. 55–74. Fuchs, D. (1999): Beziehungsmuster in Lebensgeschichten – Konzeption und Beispiele sozialarbeitswissenschaftlicher Biografie forschung unter Aspekten von Ko-Präsens und Ko-Konstruktion. Würzburg. Fuchs, D. (1996): Offene Türen für Väter. Von der Bedeutung des Männlichen in der Erzie- hung. In: Kindergarten heute 26 / 7–8, S. 3–9. 38 uni'wissen 03