Die Umfragen davor, die Hochrechnungen am Wahlabend, die Analyse danach: In politi- schen Diskussionen haben Ergebnisse der Wahl- forschung regelmäßig ihren festen Platz – in den Medien, in Parteien und Ministerien, bei Wähle- rinnen und Wählern. Weniger verbreitet ist dage- gen das Wissen, wie die Forscherinnen und For- scher zu den Ergebnissen kommen. Wie ist es zum Beispiel möglich, vor der Landtagswahl in Baden-Württemberg aus Interviews mit knapp 1.400 Befragten auf die Stimmung der mehr als 7,6 Millionen Wahlberechtigten zu schließen? Uwe Wagschal, Professor für Vergleichende Regierungslehre an der Universität Freiburg, hat diese Frage in einem Proseminar gemeinsam mit Studierenden beantwortet: Ende Februar 2011 haben er und seine Nachwuchsforscher eine Umfrage veröffentlicht, die das Wahlergebnis besser vorhergesagt hat als alle anderen Erhe- bungen, die von Dezember 2010 bis zur Land- tagswahl am 27. März 2011 entstanden sind. „Mein Ziel war es, Wahlforschung praxisnah von A bis Z zu vermitteln“, sagt Wagschal. Um die Studierenden auf die empirische Arbeit vor- zubereiten, hat er Wahlforscher des Umfrage instituts Infratest dimap, der Forschungsgruppe Wahlen und des Sozialwissenschaftlichen Instituts für Gegenwartsfragen als Referenten eingeladen. Hinzu kamen Schulungen in Statistik, Interview- technik und den Computerprogrammen, mit de- nen die Daten später erhoben und ausgewertet wurden. Als Projektpartner hat er unter anderem die Badische Zeitung und die Landeszentrale für Die Universität Freiburg an der Spitze: Die Grafik zeigt zum einen, um wie viele Prozentpunkte die Ergebnisse der Umfragen von den tatsächlichen Stimmanteilen der Parteien bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg 2011 abweichen. Zum anderen veranschaulicht sie, bei wie vielen Parteien die Abweichungen innerhalb der statistisch tolerierten Bereiche – der so genannten Vertrauensintervalle – bleiben. Grafik: qu-int 9uni'wissen 03 0 % 13,4 % 11,7 % 11,4 % 10,0 % 10,0 % 9,6 % 9,2 % 9,2 % 9,0 % 8,8 % 8,8 % 8,8 % 8,4 % 5,2 % 5,2 % 4,8 % 4,4 % 3,6 % 3,4 % 3,2 % 3,2 %Uni Freiburg 26.02.11 Infratest Dimap 17.03.11 Emnid 25.03.11 Forsa 24.03.11 FGW 18.03.11 Emnid 20.03.11 Infratest Dimap 03.02.11 Emnid 27.02.11 Emnid 29.01.11 YouGov 25.03.11 FGW 04.02.11 Emnid 13.02.11 Emnid 12.03.11 Infratest Dimap 14.03.11 Emnid 20.02.11 Forsa 11.03.11 Forsa 02.03.11 Emnid 04.03.11 Infratest Dimap 02.12.10 Customer Research 26.02.11 Emnid 19.12.10 Summe der absoluten Abweichungen (CDU, Die Grünen, SPD, FDP, Die Linke) UmfrageinstitutundVeröffentlichungsdatum 2,5 % 5 % 7,5 % 10 % 12,5 % blaue Balken: alle 5 Parteien in den Vertrauensintervallen graue Balken: 4 Parteien in den Vertrauensintervallen rote Balken: 3 oder weniger Parteien in den Vertrauensintervallen