Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

uni'wissen 02(4)-2011

­Aktivitätsmuster zeigen wie bei normalen Sprün- gen, sodass derselbe Trainingseffekt erzielt wird. Geräte im Fitnessstudio seien damit nicht ver- gleichbar, erklärt die Doktorandin. Dort werde die Platte gegen den Widerstand von Gewichten mit den Füßen weggedrückt. Beim Gleich­ gewichtstraining schließlich schwingt die auf ­Federn gelagerte Platte unter den Füßen und zwingt den Trainierenden zu Bewegungen, mit de- nen er die Schwingungen ausgleicht – ebenfalls unter dem Einfluss der künstlich erzeugten Schwerkraft. Das solle helfen, die Koordinations- fähigkeit zu erhalten, sagt Gollhofer: „Wenn ­Astronauten auf dem Mars landen sollen, ist es enorm wichtig, dass der Gleichgewichtssinn funk­ tioniert. Denn auch dort gibt es eine Schwerkraft.“ Die Freiburger Forscher entwickeln die Geräte gemeinsam mit den Raumfahrtbehörden und Partnern aus der Industrie. Derzeit testen sie die Systeme noch einzeln. „Ideal wäre aber am Ende ein einziges Gerät, mit dem die Astronauten nach allen drei Varianten trainieren können“, sagt Ritzmann. Das würde nicht nur Platz spa- ren, sondern auch Zeit: Nach etwa 20 Minuten Vibrationstraining oder einigen Dutzend Sprün- gen stoßen selbst gut trainierte Sportlerinnen und Sportler an ihre Grenzen. In zwei bis drei Jahren, schätzt Gollhofer, könnten die in Frei- burg entwickelten Trainingssysteme auf der ISS getestet werden. Hinzu komme, dass in vielen Projekten der Weltraumforschung technische ­Innovationen für den Alltag quasi als Neben­ produkte entstehen. So eignen sich die Trainings- geräte auch für Übungen auf der Erde – zur ­Rehabilitation von Patienten nach Unfällen oder Krankheiten ebenso wie für die Prävention, vor allem bei älteren Menschen, die nur einge- schränkt mobil sind. Für den Leistungssport ­dagegen seien sie untauglich: „Spitzenathletinnen und -athleten brauchen Trainingsanreize, die ­genauer auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sind.“ Erst steil nach oben, dann freier Fall: Die ­Piloten fliegen ein Manöver, bei dem die Flugbahn einem Parabelwurf ­entspricht. Damit ermöglichen sie Wissenschaftlern Experimente in der Schwerelosigkeit – zumindest für 22 Sekunden. Grafik: Novespace Ramona Ritzmann promoviert an der Albert- Ludwigs-Universität Frei- burg im Arbeitsbereich ­Motorik und am Institut für Trainings- und Bewegungs- wissenschaft der Univer­ sität Potsdam. Sie hat von 2001 bis 2008 an der ­Universität Freiburg studiert und 2007 das erste Staats- examen in den Fächern Sportwissenschaft und ­Mathematik abgelegt. Ein Jahr später folgte der ­Magisterabschluss in ­beiden Fächern. Sie forscht auf dem Gebiet der biomechanischen Bewe- gungsanalyse und der Funktionsweise des Ner- vensystems beim Training in der Schwerelosigkeit. Prof. Dr. Albert Gollhofer ist seit September 2000 Direktor und Ordinarius am Institut für Sport und Sport- wissenschaft der Albert- Ludwigs-Universität. Er hat Sport, Leistungsphysio­ logie und Physik an der Universität Freiburg studiert, wurde 1986 promoviert und 1993 mit einer Arbeit über „Belastungsvariation und motorische Koordination“ habilitiert. Anschließend wechselte er als Professor für Sportwissenschaft mit dem Schwerpunkt ange- wandte Biomechanik an die Universität Stuttgart. Von 2005 bis 2009 war er zudem Präsident der sportwissen- schaftlichen Organisation European College of Sport Science. Seine Forschungs­- schwerpunkte sind neuro- muskuläre Anpassungs­ mechanismen, motorische Kontrolle und Biomechanik. Zum Weiterlesen Eine Bildergalerie auf der Internetseite www.surprising- science.de/einzelforschungsprojekte/raumfahrtforschung/ zeigt weitere Fotos, die während des Forschungsprojekts entstanden sind. Sportwissenschaftlerin Ramona Ritz- mann erklärt, was auf den Aufnahmen zu sehen ist. Kramer, A./Ritzmann, R./Gollhofer, A./Gehring, D./Gruber, M. (2010): A new sledge jump system that allows almost natural reactive jumps. In: Journal of Biomechanics 43/14, S. 2672 – 2677. Ritzmann, R./Kramer, A./Gruber, M./Gollhofer, A./Taube, W. (2010): EMG activity during whole body vibration: motion artifacts or stretch ­reflexes? In: European Journal of Applied Physiology 110/1, S. 143 – 151. 23uni'wissen 04