uni wissen 02 2020 19 In einer Datenbank sammeln die Frei burger Forschenden die räum liche Verteilung der Karstgebiete, blau markiert, und Quellen, rot markiert. Grafik: Tunde Olarinoye zu früheren hat es für seine Forschungen hinzugezogen. Da sich damit deren Neubildungsrate besser abschätzen lässt, lassen sich mit seiner Hilfe Interpretationen klimatischen Bedingungen korrigieren. Hartmanns Modell zeigt beispielsweise, dass in Regionen mit saisonalem Niederschlag nur im Winter genügend Wasser tropft, um Stalagmiten wachsen zu lassen. Die bisherigen Temperaturberechnungen sind also in Richtung der Jahreszeiten verzerrt, in de- nen es mehr regnet. „Wenn man das weiß, kann man die Berechnung auch wieder entzerren“, erklärt Hartmann. Vielleicht wird er auf der Grundlage seiner bisherigen Arbeit bald Klima- forschung anhand hydrologischer Modelle betreiben — die Forschungsanträge dazu sind gestellt. www.subsurface-heterogeneity.com www.hydmod.uni-freiburg.de/research/ research#karst-research www.twitter.com/sub_heterogenty Juniorprofessor Dr. Andreas Hartmann studierte von 2003 bis 2008 Hydrologie, Geologie, Meteorologie und Mathematik an der Universität Freiburg. Dort wurde er 2013 mit seiner Arbeit über Karstmodelle promoviert. Nach Forschungs- und Lehrtätigkeiten an der Universität Bristol/England und der McGill-Universität in Montreal/Kanada arbeitete er ab 2014 parallel an den Uni- versitäten Bristol/England und Freiburg. Seit 2017 ist er Juniorprofessor und Gruppen- leiter für Hydrologische Modellierung und Wasser- resourcen am Institut für Geo- und Umweltnatur- wissenschaften der Albert- Ludwigs-Universität. Seine Forschungsgruppe wird durch das Emmy Noether- Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Foto: Patrick Seeger In einem dritten Schritt führten die Freiburger Hydrologen die Daten aus den Testgebieten und den Karstquellen in einem Modell für die Berech- nung der Grundwassererneuerungsrate zusammen. Dieses Modell wird ab Frühjahr 2021 verfügbar sein und zukünftig genauere Aussagen darüber er- lauben, wie stark welche Karstregionen von Wasser- mangel betroff en sein werden. Aber Hartmann denkt schon weiter: Um auch den Wasserver- brauch besser abschätzen zu können, möchte er über Oberfl äche und Quelle hinaus auch die Flüsse, die hauptsächlich vom Karst gespeist werden, in seine Berechnungen einbeziehen. Hydrologische Klimaforschung Auch im Hinblick auf den noch ausgesparten Bereich zwischen Oberfl äche und Quelle, also das Innere des Karstgesteins, eröff net Hartmans Karstmodell, das eigentlich als Modell zur nach- haltigen Trinkwassernutzung gedacht war, interes- sante Perspektiven: Ein australischer Kollege, der anhand der Zusammensetzung von Stalagmiten das Klima der letzten Jahrzehntausende rekonstruiert, Zum Weiterlesen Olarinoye, T., Gleeson, T., Marx, V., Hartmann, A. et al. (2020): Global karst springs hydrograph dataset for research and management of the world’s fastest-fl owing groundwater. In: Scientifi c Data 7, 59. DOI: 10.1038/s41597-019-0346-5 Berthelin, R., Rinderer, M., Hartmann, A. et al. (2020): A soil moisture monitoring network to characterize karstic recharge and evapotranspiration at fi ve representative sites across the globe. In: Geoscientifi c instrumentation, methods and data systems, 9, S. 11–23. DOI: 10.5194/gi-9-11-2020 Hartmann, A., Liu, Y., Olarinoye, T., Berthelin, R., Marx, V. (2020): Integrating fi eld work and large-scale modeling to improve assessment of karst water resources. In: Hydrogeology Journal. DOI: 10.1007/s10040-020-02258-z Baker, A., Hartmann, A., Werner, M. et al. (2019): Global analysis reveals climatic controls on the oxygen isotope composition of cave drip water. In: Nature Communications, 10, S. 1–7. DOI: 10.1038/s41467-019-11027-w