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uni'leben 04-2012

04 2012 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 8 Der Peterhof zählt zu den ältesten Gebäuden der Freiburger Universität: Seine eindrucksvollen Gewölbekeller entstanden zwischen 1585 und 1771. Einst diente das Gebäude dem Kloster Sankt Peter als Stadtresidenz. Nach einer Zwischennutzung als Kaserne brannte es beim Bombenangriff auf Freiburg 1944 fast vollständig aus. Nur die Kapelle und die Gewölbekeller blie- ben erhalten. 1957 erwarb das Land Baden-Württemberg die Ruine, vier Jahre später wurde der Wiederauf- bau abgeschlossen. Seither nutzt die russisch-orthodoxe Kirchengemein- de den kunsthistorisch bedeutenden Kapellenraum für ihre Gottesdienste. Außerdem beherbergte der Peterhof 40 Jahre lang das Psychologische Institut. Nach dessen Umzug in die Engelbergerstraße wurden die Räume modernisiert und von der Rechtswis- senschaftlichen Fakultät belegt. Die historischen Kellergewölbe dienten bis 1994 als Weinlager. Da der Universität jedoch stimmungsvolle, multifunkti- onale Veranstaltungsräume fehlten, beschloss sie, den Keller umzubauen. Das Hauptaugenmerk bei der Planung lag darauf, die sichtbar gelassenen Bruchsteingewölbe und den histori- schen Raumeindruck uneingeschränkt zu erhalten. Heute ist der Gewölbe- keller mit einer mobilen Bühne ausge- stattet und bietet bei Theater-, Klein- kunst- und Konzertveranstaltungen Platz für bis zu 300 Besucherinnen und Besucher. UniAkzente Ob formschön, funktional oder futuristisch: Die Gebäude der Albert- Ludwigs-Universität setzen Akzente im Freiburger Stadtbild. In einer Serie stellt uni’leben einige der interessantesten Bauten vor. Stimmungsvoll und multifunktional von Wolfgang Reichle Historisches Gewölbe: Die Universität nutzt den Peterhofkeller als Veranstal- tungsraum. Foto: Lehmann von Rimma Gerenstein Die Balkone, von denen sich Ro- meo und Julia ihre Liebesschwü- re zuhauchen, sind zwei Sprungbret- ter. Die beiden Schauspieler wippen auf und ab, auf der Bühne knallt und feuert es aus allen Ecken, die wilden Kämpfe zwischen den Familien tragen die Darstellerinnen und Darsteller auf Trampolinen aus. So inszeniert eine is- ländische experimentelle Theatergrup- pe das wohl berühmteste Werk William Shakespeares. Einige Straßen weiter, im National- theater Islands, bringt ein Regisseur das Buch „Weltlicht“ des isländischen Literaturnobelpreisträgers Halldór Laxness auf die Bühne. Die Schau- spielerinnen und Schauspieler ringen die Hände vor einer Kulisse, die in al- len Details an die Armut der 1930er Jahre erinnert. Etwa dreieinhalb Stun- den dauert die Aufführung – so lange braucht man nun mal, um die Bühnen- fassung eines Romanklassikers umzu- setzen. Einem Literaturnobelpreisträ- ger widerspricht man eben nicht. Modern, wild, artistisch auf der ei- nen Seite, konservativ, klassisch und unkritisch auf der anderen: Die The- aterlandschaft in Island bewege sich oft zwischen diesen Extremen, sagt Jennifer Grünewald. Aber wie passen sie zusammen? Welche Themen gibt es im isländischen zeitgenössischen Theater? Und wie haben sie sich im Laufe der Zeit verändert? Die 24-jäh- rige Studentin der Skandinavischen Literatur- und Kulturgeschichte wollte es genauer wissen. Sechs Wochen lang absolvierte sie ein Praktikum am Nationaltheater in Reykjavik. Die isländische Hauptstadt, mit ihren knapp 120.000 Einwohnern kleiner als Freiburg, ist das Theaterzentrum des Landes: Dort leben viele Auto- ren, Dramaturgen und Schauspieler, dort stehen die beiden großen, vom Staat finanzierten Theaterhäuser, dort experimentieren Gruppen mit neuen Bühnenkunstformen. Kurze Wege unter Künstlern Obwohl Island für seine lange Er- zähltradition, etwa die mittelalterlichen Sagas, berühmt ist, eröffnete es erst 1950 sein erstes professionelles The- ater. „Es ist beachtlich, wie schnell es sich in dieser kurzen Zeit entwickelt hat“, sagt die Studentin, „wie vielseitig und spannend es ist.“ Trotzdem habe sich die Theaterszene den Inselchar- me erhalten: Die großen Filmstars ste- hen regelmäßig auf kleinen Bühnen und begegnen ihren Fans im Super- markt. Das Nationaltheater zeigt das neue Stück eines Komikers, der ne- benbei Reykjaviks Bürgermeister ist. Und bei der Korrespondenz mit einer Autorin hat sich herausgestellt, dass es sich um die Frau der isländischen Premierministerin handelt. Jeder kennt jeden. Das hat Jennifer Grünewald bei ihren Recherchen geholfen. „Irgend- wann kannten auch mich alle aus der Branche. Wenn ich irgendwo anrief, um einen Interviewtermin zu verein- baren, hieß es: Ach, du bist Jenny. Ich habe schon gehört, dass du dich mal melden würdest.“ Die Gespräche führte die Studentin auf Englisch und Deutsch. Ihr Isländisch konnte sie zwar verbessern, „aber für solche themen- spezifischen Unterhaltungen reicht es leider noch nicht aus“. Die erste Praktikantin Während ihres Praktikums hat Grü- newald einen Einblick in den gesam- ten Theaterbetrieb bekommen – von Proben und Aufführungen über die Bühnentechnik bis zur Organisation von Lesungen und Diskussionsrun- den. „Die Leute vom Nationaltheater wussten am Anfang gar nicht, was sie mit mir machen sollten. Ich war dort die erste Praktikantin“, erzählt sie. Ein Umstand, der viele Vorteile bringt: „Ich hatte keinen festen Tagesablauf, son- dern konnte selbst entscheiden, was ich machen oder wen ich begleiten wollte.“ Später selbst einmal im Kulturbe- trieb arbeiten? Ihre Erfahrungen in Is- land haben sie gleichzeitig ermutigt und abgeschreckt, erzählt Grünewald. „Die experimentellen Gruppen haben mich fasziniert. Sie können ihr kre- atives und künstlerisches Potenzial richtig entfalten.“ Am Nationaltheater hingegen müssen die Intendantinnen und Intendanten auf Verkaufszahlen und politische Interessen achten. Zwar gebe es Stückeschreiber, die aktuelle Entwicklungen, etwa die Etablierung einer Schwerindustrie auf Island, kri- tisieren. Doch ein Theater, das vom Staat finanziert werde, tue sich schwer damit, solche Konflikte auf die Bühne zu bringen. Was der Studentin dagegen auf kei- nen Fall gefallen würde: in Island zu leben. Zu klein, zu bedrückend und einsam sei die Insel. Züge gibt es dort nicht, und die Busse fahren nicht überallhin. „Wenn ich weiter weg will, muss ich entweder Geld für einen Flug haben oder sehr lange schwimmen.“ Und auch dass der Supermarkt um die Ecke um elf Uhr aufmacht und bis halb sieben geöffnet hat, sei etwas unpraktisch gewesen. Dafür schließt der Buchladen erst abends um zehn. Verband der Freunde Jennifer Grünewalds Praktikum wur- de vom Verband der Freunde der Universität Freiburg gefördert. Der gemeinnützige Verein wurde 1925 gegründet, um bedürftigen Studie- renden zu helfen. Mit seinen etwa 800 Mitgliedern und den von ihm verwalteten Stiftungen unterstützt er auch heute noch vor allem Stu- dierende, zum Beispiel durch finan- zielle Hilfen bei Exkursionen und Forschungsvorhaben oder durch Examensstipendien und Preise für hervorragende Leistungen. Viel Theater auf der InselDie Freiburger Studentin Jennifer Grünewald hat während eines Praktikums in Reykjavik die Theaterszene Islands untersucht campus Artistisch und akrobatisch: Die isländische Theatergruppe „16 Elskendur“ experimentiert mit Bühnenkunstformen. Foto: Rosdahl Erst das Neun-Meter-Schießen brachte die Entscheidung: Im Finale der dritten Saison der Freiburger Uni-Liga, in der studentische Fußballerinnen und Fußballer um den Rektor-Pokal kicken, haben „Gollis Wadenkrämpfer“ den Ti- telverteidiger „Juventus Urin“ mit einem 3:2-Erfolg vom Thron gestoßen. Zum Abschluss eines langen Endspieltags, zu dem sich die 16 besten Teams der abgelaufenen Saison qualifiziert hatten, überreichte Vizerektor Prof. Dr. Heiner Schanz der siegreichen Mannschaft den begehrten Pokal. Im Spiel um Platz drei setzte sich die „Volksfront von Ju- däa“ mit 2:0 gegen die „Erdalkis“ durch. Außerdem lief während der gesamten Veranstaltung ein Torwandschießen. Der Vizerektor beteiligte sich daran ebenso wie Dr. Karl V. Ullrich, Vorsit- zender des Verbands der Freunde der Universität, der zudem die Medaillen stiftete und den erfolgreichen Teams überreichte. Rektor-Pokal für „Gollis Wadenkrämpfer“ www.uni-liga.com Das Runde muss ins Runde: Vizerektor Heiner Schanz (Mitte) zeigte sich beim Torwandschießen treffsicher. Karl V. Ullrich (rechts), Vorsitzender des Verbands der Freunde der Universität, freut sich mit ihm. Zum Wintersemester 2012/13 star- tet an der Technischen Fakultät der Universität Freiburg der Masterstu- diengang ESE. Die Abkürzung steht für „Embedded Systems Enginee- ring“, also die Entwicklung von ein- gebetteten Systemen: Computer, die man nicht sieht, ohne die aber zum Beispiel Airbags, ABS-Systeme, MP3-Player oder Smartphones nicht funktionieren würden. Wissenschaft- lerinnen und Wissenschaftler for- schen in Freiburg unter anderem an einer intelligenten, mit Drucksensoren ausgerüsteten Zahnspange, einer au- tomatischen Notbremse für Autos und einer Sturzüberwachung für alleinle- bende Seniorinnen und Senioren. Der zweisprachige Studiengang (Deutsch/ Englisch) richtet sich an die ersten Absolventinnen und Absolventen des Bachelorstudiengangs ESE, der zum Wintersemester 2009/10 an der Tech- nischen Fakultät eingerichtet wurde, und an Absolventen der Informatik, Mikrosystemtechnik, Ingenieurstech- nik oder verwandter Fächer. Computer, die man nicht sieht www.ese.uni-freiburg.de www.freunde.uni-freiburg.de

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