02 2013 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 2 Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftler des Zentrums für Erneuer- bare Energien der Universität Freiburg haben zusammen mit dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung und der Universität Hohenheim einen Leit- faden herausgegeben, der kommu- nale Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger beim Ausbau erneuerbarer Energien unterstützen soll. in dem Projekt „EE-Regionen: Sozialökologie der Selbstversorgung“ begleiteten sie zwei Gemeinden und zwei Landkreise bei der Umsetzung der Energiewende und untersuchten, welche Faktoren für das Gelingen des Vorhabens entscheidend sind. Die Wissenschaftler entwickelten den Wegweiser „Die Energiewende gemeinsam vor Ort gestalten“, der Handlungsempfehlungen gibt und das Planungs-Tool „Energie-Zielscheibe“ enthält. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt im Rahmen des Programms „Sozial-ökologische Forschung“. Der Wegweiser steht zum Download im Internet bereit. Der Wert des Körpers Das Thema „Der Wert des Körpers“ steht im Mittelpunkt eines interdiszi- plinären Symposions des Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS). Die Veranstaltung befasst sich unter anderem mit biologischen und philo- sophischen Perspektiven auf den Körper, dem Wertewandel von antiken Körperidealen bis zum Körperkult im 21. Jahrhundert und der medizinischen und technischen Wertsteigerung des Körpers. Am Symposion nehmen Vertreterinnen und Vertreter vieler Disziplinen – unter anderem Philosophie, Geschichte, Soziologie, Kunst- und Literaturwissenschaft, Biologie, Medizin und informatik – teil. Die öffentliche Veranstaltung findet am 13. und 14. Juni 2013 in der Aula der Universität, Kollegiengebäude I, statt. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Termine aktuell von Katrin Albaum Ruhig und konzentriert geht Su- sanne Maier durch die von hohen Bücherregalen gesäumten Gänge im zweiten Untergeschoss der Universi- tätsbibliothek (UB). Sie schiebt einen braunen Wagen vor sich her, auf den sie ein bestelltes Buch nach dem an- deren legt. Seit fünf Jahren befindet sich ihre Arbeitsstätte direkt unter einer Baustelle. Während die oberirdischen Gebäudeteile der Universitätsbiblio- thek abgerissen wurden und ein neu- es Gebäude errichtet wird, hält Maier mit ihren Kolleginnen und Kollegen im Tiefenmagazin die Stellung. Drei Mil- lionen Medien stehen in den beiden Untergeschossen auf einer Fläche, die so groß ist wie zwei Fußballfelder. Oft dröhnt der Lärm so laut durch die Eta- gen, dass das Arbeiten ohne Ohren- stöpsel oder Ohrenschützer undenkbar ist. Und nicht nur der Geräuschpegel macht den Angestellten zu schaffen, auch die Kälte strömt in die unteren Etagen. Gerade in den Wintermona- ten mussten sich alle warm einpacken, mit Thermojacke, Handschuhen und dickem Schal. „Wir haben unmöglich ausgesehen bei der Arbeit. Aber wir sind hart im Nehmen, und unser Team hält zusammen. Ich würde nie tau- schen“, sagt Maier. Vom unterirdischen Magazin zu den Benutzern Elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie einige Hilfskräfte treten jeden Morgen ihren Dienst im Tiefenmaga- zin an. Dazu kommt ein Fahrer, der dreimal am Tag Bücher zur UB 1 und UB 2 transportiert und von dort wieder abholt. Bestellungen leitet das System automatisch weiter: Sobald jemand etwas anfordert, springt der Drucker an und spuckt einen Zettel aus, der alle Angaben zum gewünschten Titel enthält. Jeder Mitarbeiter sammelt die Werke ein, die in seinem Areal stehen. Für den Transport lagert das Team alles auf den großen Ausgangswa- gen um. Über einen Behelfsaufzug, der seit dem vergangenen Sommer der einzige Fahrstuhl ist, geht es nach oben. Magazin-Mitarbeiterin Beate Schittek ist eine der wenigen, die ihn bedienen dürfen. Sie trägt Sicher- heitsschuhe mit Stahlkappen, damit ihr die Metallschranke, mit der sie den Aufzug verschließt – sollte sie einmal herunterfallen –, nicht die Füße zer- quetscht. Sie schiebt den etwa 200 Kilogramm schweren Wagen über eine Rampe in den Fahrstuhl, klappt die Schranke mit lautem Knall zu und lässt mehrere Riegel einrasten, so- dass alles gesichert ist. Mitfahren darf sie nicht, denn der provisorische Be- helfsaufzug hat keine Rückwand und bewegt sich zu nah an der Wand des Schachts. Oben steht bereits der Fah- rer und wartet auf die Bücherladung. Etwa 20 Wagen mit 1.000 bis 2.000 Büchern verlassen und erreichen je- den Tag das Magazin. Sicherheit steht in der Universitäts- bibliothek an erster Stelle. „Es gab viele Situationen, mit denen wir vor- her nicht gerechnet hatten und für die wir Pläne entwickeln mussten“, sagt Dr. Ralf Ohlhoff, Leiter des Dezernats Benutzung und Informationsdienste. An den Wänden hängen neben den Ohrenstöpsel-Spendern Aushänge mit Hinweisen, wie sich die Mitarbeiter bei Feuer und Stromausfall verhal- ten sollen. Bei Notfällen drohen nicht nur den Menschen, sondern auch den Büchern Gefahren. „Wasser ist un- ser größter Gegner“, erläutert Ohlhoff. Als auf der Baustelle mit einem Hoch- druckwasserstrahler Betonreste ent- fernt wurden, lief viel Wasser in das Untergeschoss und beschädigte sogar einige Bücher. Noch immer gelangt gelegentlich Wasser durch Bruchstel- len und Ritze in die Lagerhallen und wird dort in großen Bottichen aufge- fangen. Im zweiten Untergeschoss verlaufen schwarze Rohre, die das Wasser ableiten, an der Decke ent- lang. Ein weiteres Problem ist Staub, erklärt Regina Flamm, Leiterin der Abteilungen Ortsausleihe und Maga- zin, und deutet auf einen schrägen Pfeiler, der vom Boden bis zur Decke reicht. Drei solche Pfeiler, die durch alle Geschosse gehen, wurden im Fundament verankert. Sie ergänzen das Trägersystem, auf dem das Ge- bäude steht. Doch als die Durchbrü- che gemacht wurden, wirbelte viel Dreck auf – die Angestellten muss- ten Bücher zeitweise umlagern oder die Regale mit Planen abdecken. Auf eine weitere Gefährdung verweist ein Aushang, der auf den ersten Blick wie ein Fahndungsplakat aussieht. Da- rauf abgebildet sind die Gesichter aller Baustellenmitarbeiter, die Zugang zum Tiefenmagazin haben: eine Vorsorge, die Unbefugte vom Zutritt abhalten und Diebstahl vorbeugen soll. Bislang ist wenig Schlimmes pas- siert. „Wir sind noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen. Sehr wertvolle Stücke stehen vorüberge- hend in anderen Einrichtungen“, er- klärt Flamm. In etwa einem Jahr ist die Sanierung überstanden, und die Mitarbeiter müssen sich wieder auf neue Abläufe einstellen. Rektor Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Jochen Schiewer und Kanzler Dr. Matthias Schenek lob- ten das Team bei einem Besuch im Tiefenmagazin. „Es ist ein komplexes Projekt und eine schwierige Phase für die ganze Universitätsbibliothek, aber alles hat immer reibungslos funktio- niert. Hut ab!“, so Schenek. Wetterfest zwischen Bücherregalen Unter der Baustelle der Universitätsbibliothek trotzen die Mitarbeiter des Tiefenmagazins Kälte, Lärm und Wasser www.frias.uni-freiburg.de/institute/veranstaltungen www.zaesuren2013.com Die Freiburger Universitätsbibliothek ist eine der größten wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland. Im Tiefen- magazin lagern drei Millionen Bücher, Zeitschriften, Landkarten, DVDs, Videokassetten, Tonträger und andere Medien. FoTo: SANDRA MEYNDT Deutschland und sein Nachbar Frankreich Das Frankreich-Zentrum und das Romanische Seminar der Universität Frei- burg veranstalten in diesem Sommersemester die Ringvorlesung „Deutsch- französische regards croisés“. Anlass ist der 50. Jahrestag der Unterzeichnung des Élysée-Vertrags, der 1963 den Grundstein für die engen freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich legte. Die Referentinnen und Referenten befassen sich mit der deutsch-französischen Freundschaft aus den Perspektiven der Kunst, der Linguistik, der Rechtswissenschaft, der Politik und der Philosophie. Die Ringvorlesung beginnt am 15. April um 20.15 Uhr im Hörsaal 1098, Kollegiengebäude I, mit einem Vortrag zum Thema „Die romanische Philologie – eine deutsch-französische Geschichte“. Die Veran- staltungen finden vierzehntäglich statt und richten sich an Studierende, Wis- senschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie an die breite Öffentlichkeit. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Universität Freiburg überzeugt mit Forschungsstärke und orientiert sich hervorragend an den Bedürfnis- sen der Studierenden. Das geht aus dem Arbeitspapier „Vielfältige Exzel- lenz“ des Centrums für Hochschul- entwicklung (CHE) hervor. In den ma- thematisch-naturwissenschaftlichen Disziplinen Biologie, Humanmedizin, Mathematik, Sport/Sportwissen- schaft und Zahnmedizin ist die Uni- versität besonders forschungsstark. In Pharmazie, Sportwissenschaft (Bachelor), Sport (Lehramt), Zahn- medizin und vielen anderen Fächern orientiert sie sich darüber hinaus stark an den Studierenden. Bei der Dimension „Internationalität“ schaffte es die Humanmedizin in die Spit- zengruppe. Der Zahnmedizin wurde ein herausragender Anwendungsbe- zug bescheinigt. Das Arbeitspapier „Vielfältige Exzellenz“ enthält eine Sonderauswertung der Daten, die bereits im CHE-Hochschulranking 2012/13 für die mathematisch-natur- wissenschaftlichen Fächer analysiert wurden. Forschungsstark in naturwissenschaftlichen Disziplinen Wegweiser für die Energiewende www.ee-regionen.de/?id=17 www.pr.uni-freiburg.de/go/FZ-Ringvorlesung Einschnitte im Denken 2014 jährt sich der Ausbruch des Ersten Weltkriegs zum hundertsten Mal – ein prominentes Beispiel für eine Zäsur. Epocheneinteilungen und Zäsuren sind Selbstverständlichkeiten des geistes- und kulturwissenschaftlichen Arbeitens, weshalb sie selten infrage gestellt werden. Sie prägen die Diskussionen der Fachwelt sowie das populäre Geschichtsbild. Von solchen Einflüssen sind auch Studierende beim Schreiben ihrer Arbeiten nicht frei. Die studentische Tagung „EinSchnitt – EinBruch – Einheit? Nachdenken über Zäsuren und Epochen“ will sich kritisch mit dem Konzept der Zäsursetzung befassen und in der Diskussion mit Studierenden unterschiedlicher Disziplinen und Universitäten einen neuen Blick auf Periodisierungsmodelle werfen. Die Tagung findet vom 7. bis zum 9. Juni 2013 im Kollegiengebäude IV, 5. Stock, statt. Die Vorträge sind öffentlich.