02 2013 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 9campus Das Gebäude der Außenstelle der Professur für Forstzoologie und Ento- mologie in Stegen-Wittental hat eine wechselvolle Geschichte. Die Jugend- stilvilla wurde in den Jahren 1911/12 als so genanntes Herrenhaus des Bal- denweger Hofs erbaut und erhielt zwei beidseitig verlaufende, geschwungene Zufahrten. 1926 richtete die Heiliggeist- spitalstiftung dort ein „Tuberkulösen- heim“ ein. Die noch erhaltene Liegehal- le in Holzbauweise stammt aus dieser Zeit. Während des Zweiten Weltkrieges wurden Kinder aus deutschen Städten, die vom Luftkrieg bedroht waren, in der Villa betreut. Nach dem Krieg diente der Gesamtkomplex, samt dem etwa anderthalb Hektar großen Grundstück der Abteilung Waldschutz, der neu ge- gründeten Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt als Sitz. Erst nach deren Umzug in einen Neubau im Jahr 1986 wurde die Villa, mittlerweile in den Stand eines Kulturdenkmals er- hoben, vom Forstzoologischen Insti- tut der Universität Freiburg bezogen. Das Institut verfügt dort nicht nur über Büroarbeitsplätze, sondern auch über mehrere Gewächshäuser, die über das mit exotischen Baumarten bewachse- ne Gelände verteilt sind. 1991 wurde im hinteren Teil des Grundstücks ein kleiner Laborneubau für sinnesphysio- logische Experimente und chemische Analysen errichtet. Im Rahmen des Konjunkturpakets II wurden 2010 das Dachgeschoss der Villa neu eingedeckt und wärmegedämmt sowie die unwirt- schaftliche Ölzentralheizung durch eine ökologische Holzpelletanlage ersetzt. UniAkzente ob formschön, funktional oder futuristisch: Die Gebäude der Albert- Ludwigs-Universität setzen Akzente im Freiburger Stadtbild. In einer Serie stellt uni’leben einige der interessantesten Bauten vor. Forschen im Kulturdenkmal von Wolfgang Reichle Grüne Fenster, grüne Forschung: Die Jugendstilvilla in Stegen-Wittental ist Sitz der Professur für Forstzoologie und Entomologie. FoTo: HANNES FREiTAG von Katrin Albaum Die Behauptungen meiner Vorred- nerin sind schlicht falsch!“, sagt Johannes Samlenski. Seine Stimme klingt fest, seine Gesten sind ener- gisch. Er steht hinter einem Rednerpult vor den anderen Mitgliedern des De- battierclubs Freiburg und kämpft dafür, dass Sitzenbleiben abgeschafft wird. „Das Notensystem ist Anreiz genug für Schülerinnen und Schüler.“ Zu Beginn ihrer Treffen losen die Debattierenden aus, wer welche Rolle übernimmt. Es gibt eine Regierung, die Opposition, freie Rednerinnen und Redner und eine Jury. Samlenksi gehört heute zur Regie- rung. „Aber ist es nicht auch gut, wenn Schüler den Stoff wiederholen, den sie nicht verstanden haben?“, kommt eine Zwischenfrage von einem Zuhörer. Die Angehörigen der Opposition nicken und klopfen zustimmend auf ihre Tische. Der Sprecher am Rednerpult über- legt kurz: „Den Unterrichtsstoff sollten grundsätzlich alle Schüler noch einmal vertiefen.“ Dass er auf eine Zwischen- frage eingeht und dabei sein sicheres Auftreten beibehält, zeichnet Samlenski als guten Debattierer aus. In so einem Fall darf er sich nicht aus dem Konzept bringen lassen, denn bei einem Rede- beitrag zählt nicht nur das Argument: Wer erfolgreich debattieren will, muss inhaltlich und rhetorisch überzeugen. Der Debattierclub Freiburg wur- de 1998 gegründet und hat etwa 20 aktive Mitglieder, die von Geistes- wissenschaften über Jura bis hin zur Humanmedizin verschiedene Fächer studieren oder sogar bereits im Berufs- leben stehen. Sie treffen sich einmal wöchentlich, um miteinander das De- battieren zu üben. Eine aufrechte Hal- tung gehört ebenso zum souveränen Auftreten wie eine unterstreichende, aber nicht zu ausladende Gestik. Gute Redner knüpfen zudem an Aussagen von Vorrednern an und reagieren auf Fragen. Sie benutzen eine ver- ständliche Sprache, spielen mit ihrer Stimmlage und variieren die Sprech- geschwindigkeit. Mit Vergleichen und Bildern veranschaulichen sie trockene Argumente. Inhaltlich achten sie dar- auf, dass sie nicht vom Thema abwei- chen und dass die Fakten stimmen. Dass die Freiburger Studenten Johan- nes Samlenski und Jannis Limperg ihr Handwerk beherrschen, haben sie bei der World Universities Debating Championship in Berlin, dem größten internationalen Debattierturnier, unter Beweis gestellt: Dort holten sie den Vizeweltmeistertitel in der Kategorie „English as a Foreign Language“. Eine gute Übung für Referate Vor einer Debatte legen die Teilneh- merinnen und Teilnehmer per Zufalls- verfahren fest, welche Seite welche Position vertritt. Deshalb kommt es oft vor, dass sie eine andere als die eige- ne Meinung verteidigen. Das sei eine Herausforderung, doch lehrreich, sagt die Medizinstudentin Julia Schmidt: „Wenn ich mir Gründe für eine andere Sichtweise überlegen muss, verste- he ich sie danach besser.“ Für jeden Beitrag haben die Fraktionsvertreter von Regierung und Opposition sieben Minuten. Freie Redner wählen selbst, wen sie unterstützen, und dürfen je- weils dreieinhalb Minuten lang spre- chen. Die Jury beurteilt nach dem ver- balen Schlagabtausch, wer am besten abgeschnitten hat. Diese Vorgaben entsprechen dem Regelwerk einer so genannten Offenen Parlamentarischen Debatte. „Gerade in diesem Format kommt es darauf an, starke Argumente zu bringen und sie auch noch gut zu präsentieren“, erläutert Julian Keimer, Vorsitzender des Freiburger Clubs. Im Gegensatz dazu sollen beim British Parliamentary Style möglichst viele Argumente dargelegt werden. Am Ende geben sich die Mitglieder gegenseitig Feedback. „Wir kritisieren zum Beispiel, wenn jemand immer nur eintönige Gesten wie das ‚Merkel-Dreieck‘ mit den Händen macht“, so Keimer. Er sei durch die Übung selbstsicherer gewor- den: „Wenn ich ein Referat halten muss, bin ich sicher, dass die Präsentation gut wird.“ Debattierclub Freiburg Der Club trifft sich jeden Dienstag um 20 Uhr in der Landeszentrale für politische Bildung, Bertoldstraße 55, 79098 Freiburg. Neue Mitglieder sind willkommen. Bei der World Universities Debating Championship in Berlin errang das Team des Debattierclubs Freiburg mit Johannes Samlenski (rechts) in der Kategorie „English as a Foreign Language“ den Vizeweltmeistertitel. FoTo: WUDc PR TEAM www.debattierclub-freiburg.de Cornelia Quennet-Thielen, Staatsse- kretärin im Bundesministerium für Bil- dung und Forschung (BMBF), hat sich bei einem Besuch im Februar über neue Entwicklungen an der Universität Frei- burg informiert. Gemeinsam mit Rektor Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Jochen Schie- wer übergab sie in einer Feierstunde 28 Studierenden der Albert-Ludwigs- Universität, die mit einem Deutschland- stipendium unterstützt werden, in An- wesenheit zahlreicher Förderinnen und Förderer die Urkunden. Das Programm ist eine initiative des BMBF: Die Hälfte der Fördersumme trägt der Bund, wenn die Universität mithilfe von Firmen, Or- ganisationen oder privaten Spenderin- nen und Spendern die andere Hälfte sichert. 300 Studierende hatten sich im Wintersemester 2012/13 in der ersten Runde des Deutschlandstipendiums an der Universität Freiburg beworben. Die erfolgreichen Stipendiatinnen und Sti- pendiaten zeichnen sich durch außerge- wöhnlich gute Noten, gesellschaftliches Engagement oder die Überwindung bio- grafischer Hürden aus. Deutschlandstipendium für Freiburger Studierende Professionelle PowerPoint-Präsen- tationen anfertigen, eigene Webseiten erstellen oder betriebswirtschaftliche Kenntnisse erweitern: Das Programm des zentrums für Schlüsselqualifika- tionen (ZfS) bietet Studierenden im Sommersemester 2013 die Möglichkeit, für ihr Berufsleben wichtige Fähigkei- ten zu erwerben. In mehr als 60 Ver- anstaltungen zum Thema „Berufsfeld- orientierte Kompetenzen“ (BOK) kön- nen sich Bachelor- sowie Jurastudie- rende auf den Gebieten Management, Kommunikation, Medien, elektronische Datenverarbeitung und Fremdspra- chen weiterbilden. Das „Modul Perso- nale Kompetenz“ (MPK) richtet sich an Lehramtsstudierende und bietet bei- spielsweise Seminare zu den Themen Klassenführung und Konfliktlösung oder Körpersprache an. Die Online- Belegung für Veranstaltungen startete am 25. März 2013. Paragrafen, Gesetze, Klauseln: in den jüngst abgeschlossenen Prüfun- gen erzielten Studierende der Rechts- wissenschaftlichen Fakultät der Albert- Ludwigs-Universität herausragende Ergebnisse. Von 139 Teilnehmerin- nen und Teilnehmern erreichten in der Staatsprüfung fünf Studierende die Ausnahmenote „sehr gut“. Dies gelingt im statistischen Mittel nur einem von etwa 2.700 Prüflingen. Ein Student be- kam sogar 15,66 Punkte von maximal 18 – und damit laut Landesjustizprü- fungsamt die höchste Punktzahl, die in Baden-Württemberg jemals vergeben wurde. Darüber hinaus lagen die Frei- burger Jura-Examensergebnisse im Landesvergleich erneut deutlich über denjenigen der Schwesterfakultäten. Über ein Prädikatsexamen freuten sich 34 Prozent der Freiburger Kandidatin- nen und Kandidaten. Die Quote der nicht bestandenen Prüfungen lag bei nur zwölf Prozent. Rekordwerte für junge Juristen Schlüsselkompetenzen für den Beruf www.zfs.uni-freiburg.de/ lehrveranstaltungen Reden,gestikulieren, überzeugen Die Mitglieder des Debattierclubs Freiburg duellieren sich in Wortgefechten › Mittagstisch mit Salatbuffet › Gartenwirtschaft Kantinenstraße 12 | 79106 Freiburg | 0761.76 66 68 81 | info@die-kantina.de › Sonntag Frühstücksbuffet › Kaminzimmer (bis 40 Personen) www.die-kantina.de Frisch aufgemacht für Anhänger guter Volks-Wirtschaft