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uni'leben 02-2013

02 2013 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 8 campus Schlabberpullover und schicke Schuhe Die Fahrstuhltür öffnet sich. Die Universität Freiburg steigt aus dem Aufzug. Wie sieht sie aus? Umfrage und Fotos von Katrin Albaum und Anna-Sophia Voulkidis Johannes Plugge, Chemie, 2. Semester „Die Universität wäre eine Person, die eine gespaltene Persönlichkeit hat. Denn die Fakultäten unterschei- den sich teilweise ziemlich. Die Per- son hätte einen langen Bart und den Schlabberpullover von den Naturwis- senschaftlern und dazu vielleicht die schicken Schuhe von den Jurastudie- renden. Sie wäre natürlich alt, da die Universität auch alt ist. Aber sie wäre groß und stark.“ Katrin Tissen, Medizin, 1. Semester „Ich stelle mir ein männliches oder weibliches Fabelwesen vor, das kun- terbunt, vielseitig, kreativ und zukunfts- weisend ist.“ Meriam Annani, Biotechnologie, 2. Semester „Die Wände des Aufzugs sind bunt angemalt, stellvertretend für die un- terschiedlichen Länder, aus denen die Studierenden stammen. Außerdem stel- le ich mir eine Skulptur mit markanten, klaren Linien vor – diese stehen für die Disziplin der Deutschen. Ach ja, und ein kleines Fahrrad.“ Felina Walther und Janna Meyer- Boyé, Mathematik, 2. Semester „Die Universität als Person wäre kein 08/15-Typ. ihre Erscheinung wäre alt und weise, aber sie wäre trotzdem dynamisch. Sie wäre offen, vielleicht auch ein bisschen chaotisch und durchgeknallt. In jedem Fall sehr fa- cettenreich. Gerade an der Universität Freiburg gibt es viele verschiedene Universitätsplätze und -viertel, aber trotzdem gehören wir alle dazu.“ Patrick Lang, Vergleichende Ge- schichte der Neuzeit, 1. Semester „Die Universität sieht groß und selbstbewusst aus, womöglich etwas zu selbstbewusst. Sie erstreckt sich in viele Bereiche und gibt ein stimmiges Gesamtbild ab. Wäre sie eine Person, dann gewiss männlich, in einem sehr schlichten, etwas abgewetzten Anzug, im Übergang vom jüngeren zum mitt- leren Alter.“ Ob Ethnologie, Jura oder Sport- wissenschaft: Der Verein „campus- nah“ klärt Schülerinnen und Schüler über die Inhalte einzelner Studienfä- cher auf. Anna-Sophia Voulkidis hat die drei Freiburger Jura-Doktoran- den Nikolas Guggenberger, Florian Schneider und Ludwig Ulmer vom Vereinsvorstand gefragt, wie ange- hende Studierende von ihren Semi- naren profitieren können. uni´leben: Herr Guggenberger, Herr Schneider, Herr Ulmer, weshalb haben Sie den Verein campusnah gegründet? Ludwig Ulmer: Hinter campusnah steht der Wunsch, sich sozial zu enga- gieren und die Erfahrungen aus unse- rem Studium weiterzugeben. Wir hät- ten uns als Schüler gewünscht, besser über die Inhalte der jeweiligen Studien- fächer aufgeklärt zu werden. Tatsäch- lich fangen die meisten doch etwas an zu studieren, von dem sie nicht so genau wissen, was es ist. Viele unse- rer Kommilitoninnen und Kommilito- nen haben das Studium abgebrochen, nachdem sie oft jahrelang nicht zufrie- den waren. Diesem gesellschaftlichen Problem wollen wir entgegenwirken. uni´leben: Wie sieht das konkret aus? Nikolas Guggenberger: Wir ge- hen auf Schulen zu und bieten ihnen kostenlose Seminare an. Die Schüler teilen uns mit, für welche Fachrichtun- gen sie sich interessieren. Daraufhin organisieren wir Dozierende, die ein zweistündiges Seminar vorbereiten. Im Fach Rechtswissenschaft zum Beispiel arbeiten wir an konkreten Fällen und bringen den Schülern die einschlägigen Gesetzesauszüge mit. Dann diskutieren wir gemeinsam mit ihnen und erklären, wie mögliche Lö- sungen aussehen könnten. Auf die- se Art und Weise merken die Schüler recht schnell, ob ihnen das Fach liegt oder nicht. Florian Schneider: Außerdem ge- hen wir sofort in die Praxis. Wir zei- gen, wie es wirklich im Studium ist und unterscheiden uns so grundlegend von einer klassischen Einführungs- veranstaltung. An der Universität wird in der ersten Vorlesungsstunde erst einmal besprochen, welche Litera- tur die Studierenden benötigen oder welche Themen die Professorin oder der Professor behandeln wird. In der zweiten Vorlesungsstunde folgt eine Einführung in das Rechtsgebiet, in der dritten wird der erste Teil davon angesprochen. Das überspringen wir bewusst und steigen direkt in die Ma- terie ein. Ulmer: Es liegt uns auch völlig fern, Werbung zu machen, weder für die Universität noch für das jeweilige Fach. Oftmals werden den Studierenden auf Schnuppertagen spektakuläre Expe- rimente vorgeführt, die relativ wenig mit ihrem späteren Studienalltag zu tun haben, dafür aber äußerst werbe- wirksam sind. Wir wollen ihnen ein re- alistisches, ungeschminktes Bild des Studiums vermitteln. uni´leben: Was konnten Sie im Umgang mit den Schülern beobach- ten? Ulmer: Obwohl die Seminare zum regulären Unterricht hinzukommen, waren die Schüler diszipliniert, kon- zentrierten sich auf die zu lösenden Fälle und arbeiteten begeistert mit. Niemand spielte mit seinem Handy oder tuschelte. Die Rückmeldungen nach den Seminaren waren sehr po- sitiv. campusnah Der gemeinnützige Verein „campus- nah e.V.“ besteht seit November 2012. Er hat etwa 20 Mitglieder. Campus- nah ist offen für Dozierende, Studie- rende und sonstige Unterstützerin- nen und Unterstützer, um in Zukunft noch weitere Fächer in das Seminar- programm aufnehmen zu können. ,,Realistisches,ungeschminktes Bildʻʻ Mit dem Verein „campusnah“ wollen drei Jura-Doktoranden Schülern zeigen, was sie im Studium erwartet www.facebook.com/campusnah info@campusnah.com „Wir hätten uns als Schüler gewünscht, besser über die inhalte der jeweiligen Studienfächer aufgeklärt zu werden“: Florian Schneider, Ludwig Ulmer und Nikolas Guggenberger (von links) haben den Verein „campusnah“ gegründet. FoTo: PATRicK SEEGER

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