03 2012 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 2 Neugier entdecken Im Uniseum Freiburg bieten Studie- rende im Sommersemester 2012 eine Reihe von selbstständig erarbeiteten Sonderführungen zu ungewöhnlichen Themen aus der Geschichte der Al- bert-Ludwigs-Universität an. Jeweils am Donnerstagabend von 18.00 bis 20.00 Uhr findet stündlich eine etwa 30-minütige Führung zu Aspekten der Wissenschafts- und Kulturge- schichte statt. Dazwischen können die Besucherinnen und Besucher das Uniseum besichtigen. Das Rah- menthema „Neugier entdecken“ lässt der Fantasie freien Raum, sodass sich ein bunter Mix skurriler, grotes- ker, unerwarteter, außergewöhnlicher, erheiternder, zum Nachdenken anre- gender, aber immer faszinierender Themen ergeben hat. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht. Waldgesellschaften und Sturmspuren Das Institut für Forstökonomie der Fakultät für Forst- und Umwelt- wissenschaften hat unter dem Titel „Waldporträts“ eine Ausstellung er- öffnet, die sich den Themen Wald und Holz auf bildhafte Weise nä- hert. Die Holzskulpturen des Künst- lers und Forstwissenschaftlers Järmo Stablo, die in Kooperation mit der Stiftung Waldhaus Freiburg gezeigt werden, verweisen darauf, welch unterschiedliche Eigenschaf- ten bestimmte Holzarten ausbilden. Diese Eigenschaften entscheiden darüber, ob aus einem Stamm ein Holzfass oder ein Geigenboden entsteht. Die Bilder von Almut Wit- zel zeigen den Prozess des Ver- falls, den der Sturm Lothar auslöste, der am 26. Dezember 1999 in nord- östlicher Richtung über West- und Mitteleuropa hinwegzog. Die Foto- grafin hat über zwölf Jahre hinweg Bäume und Baumteile porträtiert und zeigt ihre Veränderung auf. Die Ausstellung im Herderbau ist bis zum 30. November 2012 von Mon- tag bis Freitag, 8.00 bis 18.00 Uhr, und Samstag von 8.00 bis 13.00 Uhr geöffnet. Eucor-Sommeruni- versität der Umweltwissenschaften Vom 26. August bis zum 5. Sep- tember 2012 findet die Sommeruni- versität der Umweltwissenschaften zum Thema „Risikomanagement am Oberrhein – Naturrisiken und technische Risiken“ in Gunsbach statt. Sie richtet sich an Bachelor- studierende im fünften oder sechs- ten Semester, Masterstudierende sowie Doktorandinnen und Dokto- randen aller Fachrichtungen, die drei ECTS-Punkte an den Eucor- Universitäten erwerben können. Überblicks- und Fachvorlesungen sowie Inputreferate von Praxisver- tretern aus Industrie und Verwal- tung geben einen thematischen Einstieg in das Thema. In Gruppen bearbeiten die Studierenden zwei Fallstudien, die durch Exkursionen ergänzt werden. Ihre Ergebnisse präsentieren sie anschließend im Rahmen eines Symposiums. Die Sommeruniversität wird von Leh- renden der fünf Eucor-Universitäten organisiert. aktuell www.environment.eucor-uni.org Millionen für die Spitzenforschung Die Universität Freiburg war in der zweiten Runde der Exzellenzinitiative mit zwei Clustern und einer Graduiertenschule erfolgreich, doch der Fortsetzungsantrag für das Zukunftskonzept wurde nicht bewilligt Termine www.uni-freiburg.de/go/ uniseumprogramm von Nicolas Scherger Spemann Graduiertenschule für Bio- logie und Medizin (SGBM), Zentrum für biologische Signalstudien (BIOSS) und BrainLinks – BrainTools: Drei An- träge der Universität Freiburg sind in der zweiten Runde der Exzellenzinitia- tive zur Förderung ausgewählt worden. Dies hat die Deutsche Forschungsge- meinschaft (DFG) am 15. Juni 2012 mitgeteilt. Die SGBM ist in der ersten Förderlinie (Graduiertenschulen) ange- treten, BIOSS und BrainLinks – Brain- Tools in der zweiten (Exzellenzcluster). Das Fördervolumen wird im Vergleich zur ersten Runde des Wettbewerbs nahezu gleich bleiben: 40 Millionen Euro sind für BrainLinks – BrainTools beantragt worden, 35 für BIOSS und 6 für die SGBM. Wie viel Geld am Ende bewilligt wird, will die DFG in den kom- menden Wochen bekanntgeben. Mit dem Ergebnis in den ersten bei- den Förderlinien waren die Vorausset- zungen erfüllt, um auch in der dritten Linie (Zukunftskonzepte) bestehen zu können. Doch im Unterschied zum Jahr 2007 hatte das Zukunftskonzept der Universität Freiburg diesmal keinen Erfolg. „Diese Entscheidung kommt überraschend und tut richtig weh“, sagt Rektor Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer. „Wir müssen sie akzeptieren, auch wenn wir sie nicht nachvollziehen können. Die Entwicklung der Forschungsleistungen in den vergangenen fünf Jahren hat ge- zeigt, dass unser Zukunftskonzept eine hohe Wirkung erzielt und die internati- onale Wahrnehmbarkeit der Universität Freiburg verbessert hat.“ Bislang ist noch unklar, warum das Zukunftskon- zept bei den Gutachterinnen und Gut- achtern durchgefallen ist: Die offizielle Begründung wird die Universität erst einige Wochen nach der Bekanntgabe des Ergebnisses erhalten. „Wir freuen uns dennoch über die Erfolge unserer Graduiertenschule und unserer beiden Cluster. Sie zeigen, dass die Universität Freiburg weiterhin eine international führende, exzellente Forschungsuniver- sität bleiben wird.“ Die SGBM war schon in der ersten Runde des Exzellenzwettbewerbs 2006/07 zur Förderung ausgewählt worden. An ihr promovieren Dokto- randinnen und Doktoranden aus den Lebenswissenschaften in einem Pro- gramm, das sieben Forschungsfelder verbindet: Biologie, Molekularmedizin, Chemie, Pharmazie, Biotechnologie, Neurowissenschaften und Biomedi- zin. Die Promovierenden werden nach strengen Kriterien ausgewählt, von ei- nem dreiköpfigen Komitee betreut und permanent auf wissenschaftliche Leis- tung hin überprüft. „Wir sind glücklich, dass unser Aufwand belohnt wurde und wir das Programm ausbauen kön- nen“, sagt der Molekularmediziner Prof. Dr. Christoph Borner, Sprecher der SGBM. Beispielsweise soll das Master- studium für besonders qualifizierte Stu- dierende auf ein Jahr verkürzt und eng mit der Promotion verknüpft werden. Ein weiteres Ziel ist, die Zusammen- arbeit mit der Industrie zu verbessern. Erneut in der Exzellenzinitiative er- folgreich war auch der Cluster BIOSS, der zwei Forschungsfelder zusam- menbringt: Die Synthetische Biologie baut Moleküle nach oder entwickelt Moleküle mit neuen Funktionen. Die Signalforschung untersucht, wie Zellen auf externe Signale reagieren und wie Signale in oder zwischen ihnen weiter- gegeben werden. Die Brücke zwischen beiden schlägt BIOSS, indem die Wis- senschaftlerinnen und Wissenschaftler daran arbeiten, biologische Signalwege zu verstehen und Signale zu steuern. „Die Entscheidung zeigt, dass wir in den zurückliegenden Jahren vieles richtig gemacht haben“, sagt der Biologe und BIOSS-Sprecher Prof. Dr. Michael Reth. „Nun werden wir die laufenden Programme weiterfördern und neue Professuren und Juniorgruppen an der Universität Freiburg besetzen.“ Neu hinzugekommen ist der Cluster BrainLinks – BrainTools. Seine Wis- senschaftler wollen Geräte entwickeln, die in direktem Kontakt mit dem Gehirn stehen, sodass Information in beiden Richtungen ausgetauscht werden kann. Auf dieser Grundlage sollen zum einen künstliche Gliedmaßen entstehen, die der Träger intuitiv bewegen kann, als wären sie seine eigenen. Eine zweite Linie entwickelt implantierbare Geräte, die sich selbst mit Energie versorgen, krankheitsbedingte Veränderungen in der Hirnaktivität erkennen und diesen entgegenwirken. „Wir werden unmittel- bar mit der Arbeit beginnen: die Infra- struktur aufbauen und herausragende Forscherinnen und Forscher anwerben, um ein langfristig angelegtes program- matisches Zentrum für Neurotechnolo- gie an der Universität Freiburg aufzu- bauen“, sagt Prof. Dr. Wolfram Burgard vom Institut für Informatik, Sprecher des Clusters. Das Zukunftskonzept wird weitergeführt Und auch das Zukunftskonzept will die Universität Freiburg trotz fehlender Förderung fortführen. „Wir haben mit dem Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) eine internationale Marke geschaffen, die ein Aushän- geschild für Freiburg ist und bleiben wird“, sagt Hans-Jochen Schiewer. „Die Universität muss jetzt das FRIAS und die anderen Projekte aus dem Zukunftskonzept nicht erst mit Ablauf der Förderung aus der zweiten Exzellenzrunde im Jahr 2017, sondern schon fünf Jahre früher in die Nach- haltigkeit überführen. Die Landesre- gierung hat dazu ihre Unterstützung zugesagt.“ Das FRIAS bleibe ein Ide- engenerator für die Universität, sagt auch dessen Sprecher, der Germanist Prof. Dr. Werner Frick: „Bislang waren wir im weltweiten Vergleich eines der größten Institute. Eine intelligente Re- duktion und Verdichtung wäre daher ein möglicher Weg.“ Viele Maßnahmen aus dem Zukunftskonzept, etwa das University College Freiburg, können ohnehin unabhängig vom Ergebnis des Exzellenzwettbewerbs bestehen. Die Universität sieht sich daher weiterhin gut aufgestellt, sagt ihr Rektor: „Die Erfolge in den vergangenen Jahren sind eine ausgezeichnete Basis, die in bundesweiten Rankings dokumentier- te Spitzenposition in Forschung und Lehre weiter auszubauen.“ Enttäuschung und Zuversicht – Rektor Hans-Jochen Schiewer (am Mikrofon) verkündet das Ergebnis gemeinsam mit den Sprechern der beantragten Ex- zellenzeinrichtungen: Wolfram Burgard, BrainLinks – BrainTools, Werner Frick, Freiburg Institute for Advanced Studies, Christoph Borner, Spemann Graduier- tenschule für Biologie und Medizin, und Michael Reth, Zentrum für biologische Signalstudien (von links). Spannung im Foyer: Etwa 300 Univer- sitätsmitglieder haben im Rektorat die Entscheidung in der zweiten Runde der Exzellenzinitiative mitverfolgt. Fotos: Seeger