03 2012 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 4 forschen Mumie im Magnetfeld Medizinphysiker am Universitätsklinikum Freiburg experimentieren mit einem Mumienkopf, um ein bildgebendes Verfahren weiterzuentwickeln von Nicolas Scherger Er stammt aus Ägypten, ist braun und riecht wie ein Regal voller Ge- würze. Das linke Auge ist eingefallen, der Mund steht leicht offen, einige Zäh- ne sind zu sehen. Er ist dick bandagiert, am Hals sind es bis zu 40 Lagen. Das Gehirn wurde entnommen, die Nase fehlt ebenfalls. Der 3.000 Jahre alte Mumienkopf befindet sich im Besitz von Prof. Dr. Frank Rühli vom Zentrum für Evolutionäre Medizin der Universi- tät Zürich/Schweiz, einem anerkann- ten Mumienforscher. Im Moment hat er ihn jedoch verliehen – an Michael Bock, seit August 2011 Professor für experimentelle Radiologie am Uni- versitätsklinikum Freiburg. Mit Hilfe der Leihgabe will der Medizinphysiker die Magnetresonanztomografie (MRT) weiterentwickeln. Magnetresonanztomografie ermöglicht zusätzliche Kontraste Bislang dient die MRT in der Medizin dazu, weiche Gewebe wie Muskeln oder Organe abzubilden und vonei- nander abzugrenzen. Die MRT ver- wendet dazu Magnetfelder, die auf die Wasserstoffkerne im Körper ein- wirken. Dadurch entstehen Schnitt- bilder, die das Gewebswasser zeigen. „Da die verschiedenen Gewebearten leicht unterschiedliche magnetische Eigenschaften haben, werden sie in den MRT-Aufnahmen verschieden hell abgebildet“, sagt Bock. Aus diesem Grunde ist die MRT die Methode der Wahl, um Veränderungen an Weichtei- len wie beispielsweise Tumoren aufzu- finden. Die Computertomografie (CT) dagegen arbeitet mit Röntgenstrahlen. Sie ist das gängige Bildgebungsver- fahren für Knochen, die wenig Wasser enthalten – und bisher auch für Mu- mien, die aufgrund der Einbalsamie- rung nahezu vollständig ausgetrocknet sind. Wer bisher eine MRT-Aufnahme von mumifiziertem Gewebe anfertigen wollte, musste es mit Wasser verset- zen – ein Verfahren, das die wertvollen Überreste zerstört. Michael Bock und seinem Team ist es jedoch gelungen, MRT-Bilder von dem Mumienkopf zu erzeugen, ohne Wasser zuzugeben. Die Wissenschaft- lerinnen und Wissenschaftler erhoffen sich davon einen Informationsgewinn: „Die MRT bietet uns mehr Techniken als die CT, um zusätzliche Kontraste zu erzeugen“, sagt Dr. Ute Ludwig aus Bocks Forschungsgruppe. Bei der CT sind meist nur drei Strukturen zu un- terscheiden: Knochen, restliches Ge- webe, Luft. Während zum Beispiel auf einem CT-Bild des Mumienkopfes der Schädelknochen nur einheitlich hell zu sehen ist, sind auf der MRT-Aufnahme am Hinterkopf verschiedene Grautö- ne erkennbar. „Wir wissen noch nicht genau, was das ist, aber wir wollen es herausfinden.“ Manche Aufnahmen dauern stundenlang Ziel der Wissenschaftler ist es, die räumliche Auflösung und den Kon- trast der MRT-Bilder von wasserarmen Strukturen zu verbessern. Der Mumi- enkopf eignet sich dafür ideal, denn manche Aufnahmen dauern mehrere Stunden. „Wir haben zum Glück einen Probanden, der lange liegen bleiben kann, ohne sich zu bewegen“, sagt Bock. Die Experimente seien Grundla- genforschung, an dem Verfahren gebe es noch viel zu verbessern. Dennoch denkt der Medizinphysiker nicht nur an die Mumienforschung, sondern auch an einen möglichen klinischen Einsatz des Bildgebungsverfahrens. In der Strahlentherapie beispielsweise könnte die MRT anstelle der CT zum Einsatz kommen, um neben dem Tu- mor auch gleichzeitig die umgebenden knöchernen Strukturen in nur einer Un- tersuchung darzustellen. Das würde den Patientinnen und Patienten eine weitere Messung ersparen. „Aber das ist noch reines Wunschdenken.“ Master- und Doktorarbeiten zu vergeben Studierende der Physik oder der In- formatik haben die Möglichkeit, am Forschungsprojekt des Universitäts- klinikums Freiburg zur Verbesserung der Magnetresonanztomografie (MRT) mitzuarbeiten. Das Team ver- gibt Master- und Doktorarbeiten in diesem und in anderen Bereichen der angewandten MRT. Weitere Aus- künfte erteilt Prof. Dr. Michael Bock, Telefon: 0761/270-94140. Einbalsamiert, ausgetrocknet, unbeweglich: Dieser 3.000 Jahre alte Mumienkopf ist für die Freiburger Forscher ein ideales Untersuchungsobjekt. Die Universität Freiburg hat zum zweiten Mal in diesem Jahr das Förderprogramm „Innovationsfonds Forschung“ ausgeschrieben. Einrei- chungsfrist für Bewerbungen ist der 15. August 2012. Ziel ist es, qualitativ hochwertige Projekte anzuschieben, deren Initiatorinnen udn Initiatoren mit der Finanzierung in die Lage versetzt werden, einen aussichtsreichen An- trag bei einem Fördergeber zu stel- len. Forscherinnen und Forscher al- ler Fachrichtungen, können Mittel für wissenschaftliche Vorarbeiten, aber auch für vorbereitende Reisen und Workshops oder Unterstützung bei der Ausarbeitung eines Drittmittelantrags stellen. Für die aktuelle Ausschrei- bungsrunde wird ein Gesamtbudget von 225.000 Euro bereitgestellt. Frü- hester möglicher Förderbeginn ist der 1. Dezember 2012. Das Programm wird von der Abteilung Projektberatung und -management des Science Support Centre betreut. In der ersten Runde des Jahres 2012 haben zwölf neue Forschungsprojekte eine Anschub- finanzierung erhalten. Starthilfe für wissenschaftliche Projekte Wenn ein Artikel von uni'leben Sie besonders beschäftigt hat, wenn Sie sich gefreut oder geärgert haben: Das Redaktionsteam freut sich über Ihre Meinung, Kritik und Anregungen. Die Redaktion behält sich vor, Ihre Zuschrift gegebenenfalls in gekürzter Form als Leserbrief zu veröffentlichen. unileben@pr.uni-freiburg.de Schreiben Sieʼs uns. Ihre Meinung ist gefragt! Auf der CT-Aufnahme des Mumienkopfs sind nur drei Strukturen unterscheid- bar: Knochen, restliches Gewebe und Luft (links). Das MRT-Bild dagegen ist zwar bislang weniger scharf und niedriger aufgelöst, lässt aber mit abgestuften Grautönen schon differenziertere Strukturen erkennen (rechts). michael.bock@uniklinik-freiburg.de www.ssc.uni-freiburg.de/innovationsfonds Der Bewilligungsausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft hat beschlossen, die von der Univer- sität Freiburg beantragten Sonderfor- schungsbereiche (SFB) „Helden, He- roisierungen, Heroismen“ (SFB 948) und „Medizinische Epigenetik – Von grundlegenden Mechanismen zu klini- schen Anwendungen“ (SFB 992) ein- zurichten. Das Interesse des SFB 948 gilt den Funktionen von Heldinnen und Helden innerhalb ihres sozialen und kulturellen Umfelds. Erforscht werden soll das Spannungsverhältnis zwi- schen Heldenfiguren und den sozialen Ordnungen, die von ihnen stabilisiert, aber auch in Frage gestellt werden. Im SFB 992 wird ein Integriertes Gradu- iertenkolleg eingerichtet, das Dokto- randinnen und Doktoranden Spezial- wissen und Methoden der Epigenetik vermittelt. Die Epigenetik beschäftigt sich mit Mechanismen der Vererbung, die über die genetische Festlegung hinausgehen, und mit der Frage, wel- che genetischen Muster wechselnde Umweltbedingungen wie Ernährung, Stress oder Medikamente hinterlassen. Langfristig geht es um die Umsetzung epigenetischer Forschungsergebnisse zur Verbesserung der Diagnose und Therapie von Krankheiten. Forschen auf allen Ebenen › Mittagstisch mit Salatbuffet › Gartenwirtschaft Kantinenstraße 12 | 79106 Freiburg | 0761.76 66 68 81 | info@die-kantina.de › Sonntag Frühstücksbuffet › Kaminzimmer (bis 40 Personen) www.die-kantina.de Frisch aufgemacht für Anhänger guter Volks-Wirtschaft 20% STUDENTEN-RABATT* AUF EINE BEHANDLUNG DEINER WAHL *AngebotgiltnurmitgültigemStudenten-Ausweis.DiesenbittebeiderBezahlungvorweisen! www.senzera.com PROBIEREN GEHT ÜBER STUDIEREN! mit Deutschlands führender Waxing-Studiokette. Entdecke unser umfassendes Senzera Beauty Angebot: wax, sugar, face und nail. Von Montag bis Freitag von 13-17 Uhr erhalten alle Studenten 20% Rabatt. Wir freuen uns auf Deinen Besuch! Dein Senzera-Team Habsburger Straße 129 Nähe Siegesdenkmal 79104 Freiburg | Tel.: +49 (0)761 - 45 38 95 0