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uni'leben 03-2013

03 2013 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 2 von Rimma Gerenstein Ein Frühsommerabend im Mai: Stu- dierende sitzen zusammen, trin- ken, diskutieren, lachen so laut, dass die Musik kaum zu hören ist – eine Wahlparty eben. Als im Rektoratsge- bäude gegen neun Uhr abends alle Stimmen ausgezählt sind, bekommen Lena Herbers und Vincent Heckmann einen Anruf: „Herzlichen Glückwunsch, eure Satzung hat gewonnen.“ Ihr ers- ter Gedanke: „Krass, aber nicht uner- wartet.“ Die eigentliche Überraschung sei die erste Urabstimmung gewesen. Fünf Satzungen zur Verfassten Studie- rendenschaft (VS) standen zur Auswahl. Das von den beiden vorgeschlagene „neue Mischmodell“ gehörte schon in der ersten Runde zu den Favoriten. In der zweiten entschieden sich Studie- rende und Promovierende der Univer- sität Freiburg dann endgültig für „Das neue Mischmodell – der Kompromiss“: Etwa 65 Prozent aller abgegebenen Stimmen entfielen auf Herbers und Heckmanns Vorschlag. Ideen sammeln, an Formulierungen feilen Mischen und Kompromisse finden: Der Name gibt einen Einblick in die Entstehungsgeschichte der Satzung. Vincent Heckmann, der Instructional Design und Geografie studiert, und die Jurastudentin Lena Herbers ha- ben die Vorzüge von zwei anderen Modellen, dem „Fachschaftenmodell“ und dem „1-zu-1-Mischmodell“, vereint. „Die Fachschaften wurden sich nicht einig, welches Modell sie unterstützen wollen“, erzählt Herbers. „Also haben wir einen neuen Vorschlag gemacht.“ Die Idee dazu war schnell geboren, „weil Ideen schnell kommen, wenn man sich ärgert“, sagt Heckmann. Er machte den Laptop an und sammel- te Gedanken. Herbers Part war „das Feintuning“. Sie arbeitete die Sat- zungsvorschläge aus, feilte an einzel- nen Formulierungen. „Es hat Vorteile, wenn man sich mit Jura auskennt.“ Nun ist klar, wie die Zukunft der stu- dentischen Vertretung an der Universi- tät Freiburg aussehen wird: Die Basis bilden starke Fachbereiche, die ihre Vertreterinnen und Vertreter in den Studierendenrat, das legislative Organ, entsenden. Das neue Mischmodell sieht zusätzlich – und das ist der Un- terschied zu den beiden Vorgänger- satzungen – zehn Abgeordnete vor, die universitätsweit gewählt werden sollen. Dazu gehören zum Beispiel Vertreter hochschulpolitischer Grup- pen, die „zwar nicht viel Stimmen- gewicht haben, aber die Diskussion breit machen und Themen abseits des Mainstreams einbringen sollen“, er- klärt Heckmann. Die beiden Studierenden haben vie- le Abende und Wochenenden inves- tiert – am Endprodukt waren jedoch mehr Menschen beteiligt. Regelmäßig diskutierten Lena Herbers und Vin- cent Heckmann ihre Ideen mit ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen, Freundinnen und Freunden aus Tü- bingen und Heidelberg und Freiburger Studierenden, die an deren Satzungen arbeiteten. „Unser primäres Ziel war eine starke Vertretung für alle Studie- renden“, erzählen die beiden. „Durch den Austausch haben die Satzungen voneinander profitiert.“ Viele Möglichkeiten zum Mitmachen Heckmann und Herbers sind keine Neulinge in der Hochschulpolitik. Von 2010 bis 2011 war Heckmann Vorstand des u-asta, des Unabhängigen Allge- meinen Studierendenausschusses. Bei der vergangenen Landtagswahl in Baden-Württemberg engagierte er sich auf Landesebene für die Ver- fasste Studierendenschaft. Herbers war in der Jura-Fachschaft und im Ar- beitskreis kritischer Juristinnen und Juristen aktiv und kandidierte bei den Universitätswahlen. Jetzt, wo das Gerüst für die studen- tische Vertretung steht, sind die bei- den auf den inhaltlichen Input ihrer Kommilitonen gespannt. Die Satzung bietet viele Möglichkeiten zum Mitma- chen, ob in Fachschaften, Initiativen, Arbeitskreisen oder Referaten. Jetzt sei auch ein guter Zeitpunkt, um sich aus dem hochschulpolitischen Tages- geschäft zurückzuziehen. Heckmann will eine Weile im Studierendensekre- tariat der VS arbeiten – den Leuten beim Fahrradverleih helfen oder Erst- semestern erklären, was ein Fakultäts- rat macht. Herbers möchte sich auf ihr bevorstehendes Juraexamen konzen- trieren. Aber einfach sei es nicht, die Kurve zu kriegen, sagen die beiden: „Es ist wie mit jeder Droge – Mensch will mehr.“ Verfasste Studierendenschaft Im Juli 2012 beschloss der baden- württembergische Landtag die Wiedereinführung der Verfassten Studierendenschaft (VS). Sie ist eine rechtsfähige Körperschaft des öffentlichen Rechts und somit eine Gliedkörperschaft der Hochschule. Die VS soll sich eine Satzung geben, hat ein politisches Mandat, darf Geld einnehmen, Verträge abschließen und Personal einstellen. Mit diesen neuen Kompetenzen ausgestattet, löst sie zwei andere Organe ab: den offiziellen Allgemeinen Studierenden- ausschuss (AStA), der sich bisher nur zu musischen, kulturellen und sozialen Themen äußern durfte, so- wie den Unabhängigen Allgemeinen Studierendenausschuss (u-asta). Mitte Juli 2013 werden die Fachbe- reichsvertreter und die Abgeordneten gewählt. Dann wird die VS ihre Arbeit aufnehmen. www.uni-freiburg.de/go/vs Termine aktuell www.wissenschaftsmarkt.uni-freiburg.de Karriereeinstieg mit Köpfchen Die Job-Messe „heads&hands“ bietet Studierenden sowie Absolventinnen und Absolventen die Möglichkeit, Kontakte zu Arbeitgebern zu knüpfen. Durch die erstmalige Kooperation mit der Karriereplattform „WORK GREEN“ wird das Angebot um das Gebiet der erneuerbaren Energien erweitert. Die Besucherin- nen und Besucher können sich in diesem Jahr zudem bei den Unternehmen über Praktika, Abschlussarbeiten, Traineestellen und Festanstellungen informieren. Die Job-Messe findet am Donnerstag, 11. Juli 2013, von 10 bis 16 Uhr in einem Messezelt vor dem Kollegiengebäude II der Universität Freiburg statt. Im Zeitraum von 2014 bis 2019 erhält das Freiburg Institute for Ad- vanced Studies (FRIAS) im Rahmen des Marie-Curie-Cofund-Programms der Europäischen Union (EU) bis zu 3,3 Millionen Euro für internationale Fellowships. Damit kann es jährlich bis zu 20 Fellowships für Gastwis- senschaftlerinnen und -wissenschaft- ler finanzieren. Ziel der EU ist es, Wissenschaftler insbesondere aus dem europäischen Forschungsraum zu fördern und die Mobilität innerhalb Europas zu erhöhen. Die erste Aus- schreibung für Aufenthalte im akade- mischen Jahr 2014/15 soll im Herbst 2013 erfolgen. Darüber hinaus ist das FRIAS in das „Network of Euro- pean Institutes for Advanced Study“ (NetIAS) aufgenommen worden. Das Netzwerk ist ein informeller Zusam- menschluss von 19 europäischen Forschungskollegs. Es dient dem re- gelmäßigen Austausch der beteilig- ten Institute sowie der gemeinsamen Interessenvertretung im Hinblick auf die Entwicklungen im europäischen Forschungsraum. Europäische Union fördert Freiburg Institute for Advanced Studies Ehrensenator Horst Weitzmann wird Honorarprofessor Rektor Hans-Jochen Schiewer (links) und Dieter K. Tscheulin, Dekan der Wirtschafts- und Verhaltenswissenschaftlichen Fakultät (rechts), haben Horst Weitzmann eine Urkunde zur Honorarprofessur verliehen. FOTO: THOMAS KUNZ www.headsandhands.de Wissenschaftsmarkt auf dem Münsterplatz Den Roboter Daryl steuern, Bäume als Umweltarchiv und Energiequelle kennenlernen, Herzklappen an einem künstlichen Herzen betrachten: Un- ter dem Motto „Wissen. Staunen. Mitmachen“ sind alle Interessierten dazu eingeladen, am 12. und 13. Juli 2013 beim Freiburger Wissenschaftsmarkt selbst einmal in die Rolle von Forscherinnen und Forschern zu schlüpfen. Die Albert-Ludwigs-Universität und die FWTM Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe ermöglichen mit mehr als 60 Ausstellerinnen und Ausstellern aus der Universität, dem Universitätsklinikum und aus Hochschulen und Firmen der Region einen Blick hinter die Kulissen von Forschung und Wirtschaft. Der Wissenschaftsmarkt findet auf dem Münsterplatz statt und richtet sich an alle Mitglieder der Universität sowie an die breite Öffentlichkeit. Der Aufsichtsrat des Universitätskli- nikums Freiburg hat die Amtszeit von Prof. Dr. Jörg Rüdiger Siewert, Leiten- der Ärztlicher Direktor und Vorstands- vorsitzender des Universitätsklinikums Freiburg, bis Ende 2016 verlängert. Unter Siewerts Leitung rückte das Klinikum im bundesweiten Kranken- hausranking des Nachrichtenmagazins „Focus“ kürzlich auf den dritten Platz. In Baden-Württemberg gilt die Institution dem Ranking zufolge nach wie vor als Nummer eins unter den Kliniken. Sie- wert ist seit November 2011 Leitender Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsit- zender des Universitätsklinikums Frei- burg. Diese Aufgabe hatte er schon ab März 2010 kommissarisch inne, als er in gleicher Funktion am Universitätskli- nikum Heidelberg arbeitete. Er studierte in Berlin Medizin und absolvierte seine Facharztausbildung in Göttingen, wo er auch habilitiert wurde. Siewert genießt als Wissenschaftler und Pionier der chi- rurgischen Onkologie weltweit hohes Ansehen und gilt als erfahrener, durch- setzungsstarker Klinikumsmanager. Jörg Rüdiger Siewert bleibt Chef des Klinikums Die Wirtschafts- und Verhaltens- wissenschaftliche Fakultät hat Di- plom-Ingenieur Horst Weitzmann, Ehrensenator der Albert-Ludwigs- Universität, mit der Honorarprofes- sorenwürde geehrt. Er wurde für sein langjähriges, herausragendes En- gagement als innovativer Unterneh- mer, in der Weiterbildung des Unter- nehmernachwuchses sowie für die Hochschulentwicklung ausgezeich- net. Weitzmann war Vorstandsvor- sitzender und Mitgesellschafter der Badischen Stahlwerke in Kehl und anschließend Aufsichtsratsvorsitzen- der der Südweststahl AG. Von 2003 bis 2008 engagierte er sich als Vor- sitzender des Universitätsrats und gründete 2007 zum 550-jährigen Bestehen der Freiburger Universität die Neue Universitätsstiftung, der er bis heute vorsitzt. Am Institut für All- gemeine Wirtschaftsforschung hält Weitzmann zudem regelmäßig eine Lehrveranstaltung mit Exkursionen, bei denen die Studierenden Unter- nehmerinnen und Unternehmer, die ihre persönliche Geschichte mit allen Höhen und Tiefen präsentieren, in deren beruflichem Umfeld besuchen. Radikale MitteDie studentische Vertretung an der Universität Freiburg ist ein Kompromiss zwischen zwei Modellen Vincent Heckmann und Lena Herbers haben die Gewinnersatzung eingereicht. Jetzt wollen sie sich aus dem hochschulpolitischen Tagesgeschäft zurückziehen – auch wenn es ihnen nicht leichtfällt. FOTO: PATRICK SEEGER www.mischmodell.org

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