03 2013 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 8 von Katrin Albaum Nicht einfach fremde Menschen anlächeln, sich nicht besserwis- serisch verhalten und bloß kein Messer als Gastgeschenk mitbringen, da dies einem Aberglauben nach die Freund- schaft zerschneidet: Wer mit russi- schen Geschäftsleuten zusammenar- beitet, muss sich vor vielen kulturellen Fettnäpfchen in Acht nehmen. In dem Buch „Geschäftsfeld Russland kompakt“ erläutert die Freiburger Slawistin Dr. Heidrun Igra wichtige Verhaltensregeln. Von der Kontaktaufnahme über Mee- tings bis hin zum gemeinsamen Essen nach der Arbeit: Der Ratgeber liefert Antworten auf Fragen zu sämtlichen Phasen eines geschäftlichen Kontakts. Igra beschreibt die Gedankenwelt von Russinnen und Russen und erläu- tert die Hintergründe ihrer kulturellen Eigenheiten. Ein besonders heraus- stechendes Merkmal: Russland ist Igra zufolge eine Beziehungsgesellschaft, in der sich Arbeit und Privatleben ver- mischen. Geschäftspartnerinnen und -partner reden ausgiebig über persön- liche Dinge: „Small Talk“ wird zum „Big Talk“. Igra schlägt Gesprächsthemen vor: Über das Wetter wollen Russen beispielsweise nicht sprechen, son- dern lieber über Familie, Kinder oder Kultur. Manche Betriebe lassen ge- schäftliche Treffen sogar informell en- den und verlegen sie in die Sauna, wo dann vornehmlich die Männer weiter- verhandeln. Auf den Großvater und die Ziege Ein essenzieller Bestandteil der russischen Trinkkultur ist das gemein- same Wodkatrinken. Igra hat auch hierfür Tipps und Trinksprüche parat. Ein Spruch lautet übersetzt „Auf den Großvater und die Ziege“. Unbekann- ten gegenüber verhalten sich Russen eher reserviert. Sie lächeln niemanden an, den sie nicht kennen, schreibt Igra in einem Kapitel über Kommunikation und Wirkung. Ein Russe, der von ei- nem Fremden angelächelt wird, würde sich verzweifelt fragen: „Woher kennt er mich? Warum lächelt er?“ Jedes Kapitel widmet sich einer Sta- tion oder einem wichtigen Aspekt beim Abwickeln von Geschäften. Igras Rat- geber muss man nicht chronologisch lesen: An zahlreichen Stellen gibt es Querverweise zu anderen Kapiteln, in denen die Autorin ein Thema wei- ter ausführt. Unter den Überschriften „Auf einen Blick“ und „Achtung!“ fasst sie an den Kapitelenden das Wichtigs- te noch einmal kurz zusammen. Mit diesem Aufbau und dank der farbli- chen Gestaltung wirkt der Ratgeber wie ein Reiseführer für die russische Geschäftswelt. An verschiedenen Stellen im Buch stehen Verweise auf Zusatzmateriali- en im Internet. Dort finden sich aller- dings ausschließlich Texte und Links zu Artikeln. Es gibt weder Videos noch Hörproben oder andere multimediale Angebote. Zu dem Test „Sind Sie nun fit für das russische After-Work?“ exis- tiert keine Auflösung. Während die Er- gänzungen im Internet daher weniger Eindruck machen, ist das informative und unterhaltsame Buch empfehlens- wert. Zahlreiche persönliche Anekdo- ten und Erlebnisse zeigen, wie begeis- tert die Autorin von Russland und den Russen ist. kompass Verhandeln,Wodka trinken, die Sauna besuchen Ein neuer Ratgeber zeigt, worauf es bei Geschäften mit Russen ankommt lesen: An zahlreichen Stellen gibt es Querverweise zu anderen Kapiteln, in denen die Autorin ein Thema wei- ter ausführt. Unter den Überschriften „Auf einen Blick“ und „Achtung!“ fasst sie an den Kapitelenden das Wichtigs- te noch einmal kurz zusammen. Mit diesem Aufbau und dank der farbli- chen Gestaltung wirkt der Ratgeber wie ein Reiseführer für die russische Geschäftswelt. stehen Verweise auf Zusatzmateriali- en im Internet. Dort finden sich aller- dings ausschließlich Texte und Links zu Artikeln. Es gibt weder Videos noch Hörproben oder andere multimediale Angebote. Zu dem Test „Sind Sie nun fit für das russische After-Work?“ exis- tiert keine Auflösung. Während die Er- gänzungen im Internet daher weniger Eindruck machen, ist das informative und unterhaltsame Buch empfehlens- wert. Zahlreiche persönliche Anekdo- Der Sommer ist da: Sonnencreme, Badetuch, ein gutes Buch – und ab zur Dreisam. In einem Interview mit Franziska Richter erklärt Markus Weiler, Professor für Hydrologie an der Universität Freiburg, woran man saubere Seen und Flüsse erkennt und welche Folgen verunreinigtes Wasser haben kann. uni’leben: Herr Weiler, wie können Menschen erkennen, ob ein Bagger- see sauber ist? Markus Weiler: Sauber ist ein un- scharfer Begriff, es gibt mehrere De- finitionen. Visuell sauber ist natürlich klar – aber das sagt noch nichts da- rüber aus, ob sich nicht irgendwelche Krankheitserreger im Wasser befin- den. Um das festzustellen, reicht unser Blick nicht. Eine Möglichkeit ist, nach Hinweistafeln zu schauen, die zum Beispiel das Baden verbieten. Das Einzige, was Menschen einigermaßen erkennen können, sind Blaualgen: Sie machen das Wasser grünlich mit flo- ckigen weißlichen Gebilden, die meist direkt am Ufer zu sehen sind. Das liegt an zu vielen Nährstoffen und hohen Temperaturen im Wasser. Die Algen finden viel zum Fressen, und es kommt zu einer Überproduktion. Wie ist die Qualität von Bagger- seen in Freiburg? Insgesamt ist die Wasserqualität sehr gut. Die Landesanstalt für Um- welt Baden-Württemberg macht zwei- wöchentlich ein Monitoring von allen Baggerseen, um zu überprüfen, ob sich etwas verändert. Sie stellt die Informationen online bereit, falls ein Baggersee mal temporär schlechte Qualität haben sollte. Im Waltersho- fener See und im Arlesheimer See zum Beispiel herrscht ein Badever- bot. Aber da will man sowieso nicht hin, weil man wegen des Schilfgürtels nicht gut ans Wasser kommt. In den restlichen Seen in Freiburg können Leute gut baden. Wird die Dreisam auch regelmäßig getestet? Tests auf Fäkalien oder Krankheits- erreger im Wasser werden für Fließ- gewässer wie die Dreisam normaler- weise nicht vorgenommen. Solche Gewässer sind generell aber auch nicht von schlechter Qualität. We- gen der Kläranlage bei Riegel ist die Dreisam fast gar nicht von Abwässern belastet – nur ab und zu ein bisschen von der Landwirtschaft. Es wäre völlig unbedenklich, in der Dreisam oder im Rhein zu schwimmen. Das heißt na- türlich nicht, dass die Wasserqualität so gut wie das Trinkwasser ist – die- ses ist um einiges besser. Aber das Flusswasser ist zumindest so unpro- blematisch, dass niemand krank wird, wenn er beim Tauchen zwei Schlucke trinkt. Trotzdem würde ich niemandem empfehlen, sein Trinkwasser aus der Dreisam zu schöpfen. Welche Gefahren gibt es für Men- schen, die in einem nicht sauberen Gewässer baden? Ein Hauptproblem sind mikrobiolo- gische Verunreinigungen, also Keime, Fäkalien und Bakterien, die meistens den Magen-Darm-Trakt befallen und zu Beschwerden führen. Für Klein- kinder könnte das problematisch sein, für Erwachsene meist nicht. So etwas können Menschen sich zum Beispiel auch einfangen, wenn sie irgendwo sind, wo das Trinkwasser schlecht ist. Das zweite Problem sind Blaualgen, die ein Gift absondern. Das führt auch zu einer Überlas- tung des Magen-Darm-Trakts oder zu Hautreizungen. Die dritte Gefahr sind Zerkarien. Das sind Parasiten, die Wasservögel befallen und nur in manchen Gewässern leben. Wenn Menschen mit diesen Parasiten in Kontakt kommen, kriegen sie einen Hautausschlag, der wie viele Schna- kenstiche aussieht. Wahrscheinlich bekommt man aber mehr Schnaken- stiche als Zerkarien, wenn man sich am See aufhält. Welche dieser Verunreinigungen sind typisch für Südbaden? Mikrobiologische Verunreinigungen gibt es weltweit – natürlich mit Abwand- lungen: Wenn Sie in ein anderes Land gehen und Ihr Magen-Darm-Trakt sich nicht auf die typischen Kolonien spezi- alisiert, sind Sie ein bisschen anfälliger als die Einheimischen. Die Zerkarien sind ein bisschen typischer für den südlicheren Raum, weil dort die Seen oftmals relativ warm werden. Diese Parasiten lieben warmes, flaches Was- ser, wo es auch viele Wasservögel gibt. Aber etwas Spezifisches für Südbaden gibt es im Grunde nicht. ‚‚Insgesamt ist die Wasserqualität sehr gut‘‘ In Freiburger Baggerseen können Menschen bedenkenlos baden, bestätigt der Hydrologe Markus Weiler Von ein paar Schlucken Dreisamwasser wird niemand krank, sagt Markus Wei- ler. Trotzdem würde er niemandem empfehlen, aus dem Fluss das Trinkwasser zu schöpfen. FOTO: SANDRA MEYNDT klimaneutral gedruckt Die CO2-Emissionen dieses Produkts wurden durch CO2-Emissions- zertifikate ausgeglichen. Zertifikatsnummer: 311-53210-0310-1003 www.climatepartner.com klimaneutral gedruckt Die CO2-Emissionen dieses Produkts wurden durch CO2-Emissions- zertifikate ausgeglichen. Zertifikatsnummer: 311-53210-0310-1003 www.climatepartner.com klimaneutral gedruckt Die CO2-Emissionen dieses Produkts wurden durch CO2-Emissions- zertifikate ausgeglichen. Zertifikatsnummer: 311-53210-0310-1003 www.climatepartner.com Impressum uni'leben, die Zeitung der Universität Freiburg, erscheint sechs Mal jährlich. Herausgeber Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, der Rektor, Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer Verantwortlich für den Inhalt: Rudolf-Werner Dreier, Leiter Öffentlichkeits- arbeit und Beziehungsmanagement Redaktion Rimma Gerenstein (Redaktionsleitung), Nicolas Scherger, Katrin Albaum Anschrift der Redaktion Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Albert-Ludwigs-Universität Fahnenbergplatz 79085 Freiburg Telefon 0761/203-8812 Fax 0761/203-4278 E-Mail: unileben@pr.uni-freiburg.de Auflage 20.000 Exemplare Fotos Soweit nicht anders gekennzeichnet, von der Universität Konzeption, Gestaltung, Herstellung qu-ınt. | marken | medien | kommunikation Alter Zollhof, Freiburg www.qu-int.com Anzeigen Biggi Heil, qu-int Telefon 0761/28288-0 Fax 0761/28288-66 uni-publikationen@qu-int.com Druck und Verarbeitung Freiburger Druck GmbH & Co. KG Vertrieb Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit und Beziehungsmanagement Jahresabonnement Euro 9,– ISSN 0947-1251 © Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Alle Rechte vorbehalten. 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