03 2016 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 14 versum Abgelichtet FOTO: PATRICK SEEGER Fußball-Sommermärchen: „Gollis Eleven“ haben im Endspiel der Uni-Liga Freiburg den Rektorpokal gewonnen. Das Team, dessen Name auf den Sportwissenschaftler Prof. Dr. Albert Gollhofer anspielt, setzte sich im Finale gegen „Gacpartasaray Indaschul“ durch. Der Spielverlauf sorgte für Spannung und Dramatik: Die reguläre Spielzeit endete torlos, nach der Verlängerung stand es 1:1, erst das Neunmeterschießen brachte mit 4:3 die Entscheidung. Insgesamt waren an dem Wochenende, an dem auch das Finale der Fußball-Europameisterschaft stattfand, in Freiburg 30 Teams am Start. Wo haben Sie in Freiburg am liebsten gelernt, getanzt und gegessen? Gelernt habe ich immer im Volks- wirtschaftlichen Seminar. Dort war eine gute Lernatmosphäre, es war ruhig, und man war nicht abgelenkt. Zum Tanzen gab es damals zwei Spitzenlokale: das „Chaveau“ in Oberlinden und die „Tangente“. Manchmal sind wir zu später Stunde dann noch weiter auf einen Absacker in den „Roten Punkt“ am Münster- platz gegangen. Gegessen habe ich als Student meist in der Mensa. Welche Erkenntnis aus Ihrer Studienzeit hat Sie nachhaltig geprägt? Dass es sich lohnt, länger über Sach- verhalte nachzudenken und diese aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Jedes Problem kann gelöst werden, indem man zuerst nach dem Ziel fragt, dann die Situa- tion analysiert und danach daraus resultierend Maßnahmen ergreift. Welchen Rat würden Sie Studierenden geben? Die Studienzeit gut zu nutzen und die viele Zeit außerhalb der Univer- sität nicht nur als Freizeit anzuse- hen. Man sollte unbedingt parallel die Arbeitswelt und die Welt außer- halb des behüteten Unilebens kennen- lernen. Man sollte aber auch nicht durchs Studium rasen, sondern lieber etwas länger, aber dafür richtig studieren. Auch ist es immer wichtig, sich zu fragen, was die Erkennt- nisse der Wissenschaft für die Ge- sellschaft bedeuten. Was ist schade daran, kein Student mehr zu sein? Nur eines: die Unbekümmertheit und die Ahnungslosigkeit beziehungs- weise die Sorglosigkeit, die einem niemand mehr zurückgeben kann. „Typisch Student“ war zu meiner Zeit … … lange Haare, Vollbart, Sandalen, viel Zeit. Dr. Bernd Dallmann, Jahrgang 1951, studierte Rechts- und Wirtschafts- wissenschaft an der Albert-Ludwigs- Universität und wurde dort 1987 promoviert. Von 1984 bis 1987 leitete er die Landesgartenschau Freiburg GmbH. Seit 1987 ist er Geschäfts- führer der Freiburg Wirtschaft Touris- tik und Messe GmbH & Co. KG. Dallmann hat mehrere Bücher veröf- fentlicht, darunter ein „Handbuch der Wirtschaftsförderung“. Darüber hinaus engagiert er sich in mehre- ren Vereinen und Institutionen, unter anderem ist er Mitbegründer der Europäischen Umweltstiftung, Kurator am Fraunhofer-Institut für Physikali- sche Messtechnik und stellvertreten- der Vorsitzender des Konfuzius- Instituts an der Universität Freiburg. Abgefragt FOTO: FW TM Alumni antworten: Dr. Bernd Dallmann FOTO: UNIVERSITÄTSARCHIV FREIBURG Runde Geburtstage werfen Fragen auf – je älter die Jubilarin oder der Jubilar, desto schwieriger. Feiern sind teuer, Geschenke unvermeidlich, und allen Beteiligten graut es vor sentimen- talen Rückblicken. Die Stadt Freiburg, bald 900 Jahre alt, ist keine Ausnahme. Es ist zwar erst 2020 soweit, aber ein Think Tank hat schon jetzt damit begonnen, die Sause vorzubereiten. Besonders gefragt ist die Universität: Die Stadt freut sich auf wissenschaft- liche Sensationen. Erste Ergebnisse engagierter For- scherinnen und Forscher sind schon durchgesickert. Kunsthistoriker haben in Höhlen am Schlossberg steinzeit- liche Malereien entdeckt, in denen sie die Hochhäuser von Weingarten erkennen. Hydrologen enthüllen ein Erfolgsrezept: Angesagte Bio-Limona- den basieren auf ungefiltertem Bächle- wasser. Geologen zeigen, dass Steine aus Asien nicht nur künftig den Platz der Alten Synagoge zieren werden – der rote Sandstein des Freiburger Münsters kommt nicht vom Loretto- berg, sondern aus China. Archäologen haben im Rieselfeld Überreste spät- römischer Handwerkserzeugnisse ausgegraben und daraus das älteste Fahrrad der Welt rekonstruiert. Und Soziologen weisen Kontinuitäten im städtischen Brauchtum nach: So fin- den sich beispielsweise Kernelemente der mittelalterlichen Folterpraxis wie Blut und nackte Körper in gegenwärti- gen Theaterinszenierungen wieder. Auch die Frage nach Freiburgs Zu- kunft ist schnell beantwortet. Umwelt- wissenschaftler haben knapp drei Dutzend neue Tierarten entdeckt, da- runter die Zähringerkreuzspinne, die Münstermarkttaube und die Vauban- laus. Sie alle haben sich innerhalb kürzester Zeit in ökologischen Nischen entwickelt, gelten als extrem empfindlich und sind, da es jeweils nur ein paar Exemplare gibt, vom Aussterben bedroht. Bauliche Verän- derungen im Stadtgebiet sind damit ausgeschlossen. Abgelästert von Nicolas Scherger Wenn Forscher gratulieren Aussprache in der Arrestkammer Abgehört von Rimma Gerenstein schenschaftler ihre Inhaftierung mit einer bierseligen Posse verwechselten. Die hinterließen allerlei Gekritzel an meinen Wänden, als wären sie nicht im Gefängnis, sondern bei der Maltherapie. Im Karzer einzusitzen galt als scharfe Strafe, da waren auch Kapitalverbre- cher dabei. Im 16. Jahrhundert haben wir die Halunken sogar noch angeket- tet und so richtig Kerkerflair verbreitet. Oben im Turm, wo die blau-weiße Fahne über dem Dach des Kollegien- gebäudes I weht, verbergen sich historische Stätten: der Winter- und der Sommerkarzer der Universität, in denen zu Zeiten der akademi- schen Gerichtsbarkeit Delinquenten ihre Strafe abbüßten. Rimma Geren- stein hat sich in die Zelle für die warmen Monate getraut. uni’leben: Guten Tag, Sommerkarzer. Sieht ein bisschen aus wie Höhlen- malerei, was da an Ihren Wänden prangt. Sommerkarzer: Die Parallele zwi- schen Studenten und Steinzeitmen- schen haben Sie jetzt gezogen. Ganz so urtümlich waren die meisten meiner Insassen nicht. Und auch nicht so gefährlich. In die Arrestzelle kamen Angehörige der Universität, die zum Beispiel gegen die Kleiderordnung verstießen oder ein bisschen rumpöbelten. In Verruf geriet meine Zunft erst Ende des 19. Jahrhunderts, als die Bur- Haben Sie das nachgelesen? Als Gefängnis waren Sie nämlich gar nicht so lange im Dienst: 1911 eröff- net, 1920 wieder geschlossen. Ich reihe mich nahtlos in eine jahrtau- sendealte Tradition von Anstalten ein, die Übeltätern die Freiheit entzogen und der Gesellschaft damit wertvolle Dienste leisteten. Da sind die Betriebs- zeiten doch völlig nebensächlich. Na ja, ob die Bastille oder Alcatraz so ruhmreiche Anstalten waren, mag dahingestellt bleiben. Aber im- merhin haben Ihre Kollegen Angst und Schrecken verbreitet. Sie hin- gegen behausten mal die Sonder- bücherei des Englischen Seminars, und bis vor knapp zehn Jahren dienten Sie Hiwis als Büro. Nur weiter so, und ich sperre Sie wegen Missachtung historisch wertvoller Uni- versitätsstätten ein! Wie soll das gehen? Ich halte den Schlüssel in der Hand. Pah, gehen Sie zurück zu Ihrem Pan- zerkreuzer am Fahnenbergplatz, dort haben Sie auch nicht mehr Freiheit. Impressum uni'leben, die Zeitung der Universität Freiburg, erscheint fünfmal jährlich. Herausgeber Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, der Rektor, Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer Verantwortlich für den Inhalt: Rudolf-Werner Dreier, Leiter Öffentlichkeits- arbeit und Beziehungsmanagement Redaktion Rimma Gerenstein (Redaktionsleitung), Nicolas Scherger, yvonne Troll Anschrift der Redaktion Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Albert-Ludwigs-Universität Fahnenbergplatz 79085 Freiburg Telefon: 0761/203-8812 Fax: 0761/203-4278 E-Mail: unileben@pr.uni-freiburg.de Auflage 14.000 Exemplare Gestaltung, Layout Kathrin Jachmann Anzeigen Gregor Kroschel Telefon: 0761/203-4986 E-Mail: gregor.kroschel@zv.uni-freiburg.de Druck und Verarbeitung Freiburger Druck GmbH & Co. KG Vertrieb Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit und Beziehungsmanagement Jahresabonnement Euro 9,– ISSN 0947-1251 © Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion. 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