05 2012 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 6 www.uscfr.de von Nicolas Scherger Viel reisen. Wie Europäer leben. Deutsch lernen, Freunde finden. Als Persönlichkeit wachsen, sich wis- senschaftlich weiterentwickeln, Spaß haben: Dies sind nur einige Ziele, mit denen 20 Studierende der US-amerika- nischen Harvard University im Januar 2012 für ein halbes Jahr nach Freiburg gekommen sind. „Viele dieser Erwar- tungen haben sich erfüllt“, bilanziert Prof. Dr. Sven Beckert, Historiker der Harvard University, der das Programm initiiert und die Studierenden nach Frei- burg begleitet hat. Einziger Kritikpunkt, so die Neurobiologie-Studentin Rose Nyameke: „Der Aufenthalt war zu kurz.“ Neue Sicht auf die Heimat Das „Harvard College Europe Pro- gram“, eine weltweit einzigartige Ko- operation, fand in diesem Jahr erst- mals statt. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Menschen in Europa mit wirtschaftlichen, politischen, ökologi- schen, wissenschaftlichen und kultu- rellen Herausforderungen der moder- nen Welt umgehen. „Ich habe viel über europäische Geschichte gelernt. Die- ses Wissen hilft mir, die Unterschiede zwischen den USA und Europa besser zu verstehen“, sagt Samuel Mendez, der in Harvard Kunst studiert. Zudem hat sich bei vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern nicht nur die Sicht auf Europa verändert. „Es ist sehr einfach, in einer Welt zu leben, in der jeder bestimmte Phänomene als gege- ben ansieht – zum Beispiel das Zwei- Parteien-System der USA“, sagt die angehende Politikwissenschaftlerin Eleanor Regan. „Die Erfahrungen in Europa haben mir geholfen, scheinba- re Selbstverständlichkeiten in meiner Heimat zu hinterfragen.“ Das Programm folgte einem straf- fen Plan. An der Universität besuch- ten die Gäste aus Harvard Sprach- kurse für Deutsch oder Französisch, Vorlesungen und Seminare aus dem regulären Fächerangebot so- wie Veranstaltungen, die Freiburger Wissenschaftler eigens entworfen hatten. Bei Exkursionen setzten sich die Studierenden unter anderem in der türkischen Metropole Istanbul mit der Frage nach den Grenzen Euro- pas auseinander, in den englischen Städten Manchester und Liverpool mit den sozialen Folgen der Industri- alisierung und im belgischen Brüssel mit politischen Prozessen in der Eu- ropäischen Union. „Am meisten be- eindruckt hat mich Polen“, berichtet Mendez. „Es hat mich fasziniert, wie Warschau und Krakau architektonisch ihre Modernität betonen und dane- ben zugleich die älteren Stadtteile zu sehen sind.“ Außerdem absolvier- ten alle Studierenden ein Praktikum – etwa am Theater, beim Europarat oder auf dem Biobauernhof. Nyame- ke zum Beispiel hat bei einem Phar- makonzern ihren Horizont erweitert: „Früher wollte ich immer nur Ärztin werden, jetzt interessiere ich mich auch für die wirtschaftliche Seite des Gesundheitssystems.“ Das Abenteuer Europa bot aber noch weit mehr: Die Studierenden aus Harvard lernten nicht nur ge- meinsam mit vielen anderen jungen Menschen, sondern sie lebten und feierten auch mit ihnen. „Das hat mir am besten gefallen, denn dadurch haben wir in Freiburg eine neue Hei- mat gefunden“, sagt Mendez. Das International Office der Universität hatte den Gästen aus Harvard zehn Buddys zur Seite gestellt – studen- tische Ansprechpartnerinnen und -partner, die ihnen das Einleben nach der Ankunft erleichterten. „Mithilfe der Buddys haben wir uns schnell zurechtgefunden“, sagt Nyameke. Persönliche Begegnungen hätten die Studierenden besonders geprägt, be- richtet Beckert. „Sie haben eine we- sentliche Erkenntnis mitgenommen: Viele Fragen der modernen Welt be- treffen uns alle, unabhängig davon, was wir tun und wo wir leben. Ant- worten finden wir nur, wenn wir offen für neue Erfahrungen sind, einander zuhören, uns gegenseitig unterstüt- zen und voneinander lernen.“ Und das nicht nur im Hörsaal. „Ich habe das deutsche Bahnsystem gemeis- tert. Das war für mich die wichtigste Erfahrung“, sagt Regan und lacht. Sollte das „Harvard College Europe Program“ fortgesetzt werden, würde Nyameke künftigen Teilnehmern ei- nen wichtigen Tipp mit auf den Weg geben: „Sie sollen den Feierling-Bier- garten besuchen.“ Bericht im Magazin der Harvard University: campus Europa erleben, Antworten finden 20 Studierende haben im Rahmen des ersten „Harvard College Europe Program“ ein halbes Jahr in Freiburg verbracht Crashkurs Europa in sechs Monaten: Die Studierenden aus Harvard haben gemeinsam mit dem Historiker Sven Beckert (hintere Reihe, 3. von links) unter anderem die türkische Metropole Istanbul besucht. http://harvardmagazine.com/2012/ 07/outside-the-harvard-bubble Das U im SC stärken Die Albert-Ludwigs-Universität und der Universitäts- Sportclub Freiburg wollen künftig enger zusammenarbeiten Hoch hinauf: Die Basketballerinnen des USC Freiburg spielen in der Bundesliga. Foto: Seeger von Nicolas Scherger Jede zweite Spielerin der Eisvögel, der Basketball-Bundesligamannschaft der Damen, studiert an der Universität Freiburg. In den Volleyball-Regionalli- gateams der Damen und Herren laufen ausschließlich Studierende auf. Und die 4x100-Meter-Damenstaffel, eine der zehn besten in Deutschland, setzt sich aus Studentinnen der Medizin, Volks- wirtschaftslehre, Biologie, Rechts- und Sportwissenschaften zusammen. Die persönlichen Beziehungen zwischen dem Universitäts-Sportclub (USC) Freiburg und der Albert-Ludwigs-Uni- versität sind eng – und künftig wollen der Verein und die Hochschule ihre Zusammenarbeit auch auf institutio- neller Ebene verstärken. „Beide Seiten sollen von der Kooperation profitieren“, sagt Dr. Matthias Schenek, Kanzler der Albert-Ludwigs-Universität. Wettbewerb, Gesundheit, Spaß Der USC Freiburg vereint fünf Abtei- lungen unter einem Dach: Basketball, Volleyball, Tennis, Leichtathletik und Ausgleichssport. Für den Allgemeinen Hochschulsport der Universität sei die- ses Angebot keine Konkurrenz, sagt USC-Vizepräsident Markus Mulfinger: „Wer organisierten Leistungssport betreiben möchte, zum Beispiel bei deutschen Meisterschaften oder in of- fiziellen Ligen, muss Mitglied in einem Verein sein – und ist bei uns an der richtigen Adresse.“ Damit wendet sich der USC zum einen an Studierende, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität sowie an Alumni, die sich nicht nur bei Hochschulmeisterschaf- ten, sondern auch bei anderen Wett- kämpfen bewähren wollen. Hinzu kom- men in der Abteilung Ausgleichssport Angebote, bei denen Gesundheit und Spaß im Vordergrund stehen. Denn laut Satzung besteht der Vereinszweck des USC darin, die sportlichen Interes- sen aller Mitglieder, Angehörigen und Studierenden der Universität und der Pädagogischen Hochschule zu fördern. Bislang beschränkt sich die Koope- ration von USC und Universität darauf, dass der Verein die Sportanlagen der Hochschule nutzen darf. „Von einer engeren Zusammenarbeit erhoffen wir uns, dass wir in der Öffentlichkeit besser sichtbar werden und neue Mit- glieder gewinnen – vor allem aus den Reihen der Universität“, sagt Markus Mulfinger. Der USC wiederum bietet Matthias Schenek zufolge für die Uni- versität ein großes Potenzial: „Er kann sowohl mit seinem sportlichen Ange- bot als auch mit seinen erfolgreichen Athletinnen und Athleten einen wich- tigen Beitrag dazu leisten, das Image der Universität Freiburg zu stärken und Studierende enger an die Hochschule zu binden.“ Mitglied werden Der 1953 gegründete Universitäts- Sportclub Freiburg hat aktuell etwa 1.000 Mitglieder, davon 568 Jugend- liche. Der Jahresbeitrag beträgt 100 Euro für Erwachsene und 70 Euro für Studierende, Schülerinnen und Schüler. Hinzu kommen jeweils unter- schiedlich hohe Abteilungsbeiträge für Tennis, Basketball, Volleyball oder Leichtathletik sowie eine einmalige Aufnahmegebühr von zehn Euro.