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uni'leben 04-2013

04 2013 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 5forschen von Jürgen Schickinger Sesshaft wurde der Mensch weder über Nacht noch völlig friedlich. „Die Umbrüche gingen sicher nicht ohne Konflikte ab“, sagt Dr. Marion Benz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Vor- derasiatischen Archäologie der Univer- sität Freiburg. Zusammen mit Prof. Dr. Kurt Werner Alt vom Mainzer Institut für Anthropologie und den türkischen Kollegen Prof. Dr. Vecihi Özkaya und Dr. Aytaç Coşkun untersucht die For- scherin die Fundstelle Körtik Tepe im Osten der Türkei. Die Siedlung bestand etwa von 10400 bis 9200 vor Christus – in einer Zeit also, in der vormals mo- bile Gruppen zum sesshaften Leben übergingen. „In Körtik Tepe können wir die gesellschaftlichen Veränderungen, die damit einhergingen, direkt an den Individuen ablesen“, erklärt Benz die Besonderheit der Grabungsstätte, die als Einzige aus dieser Phase zahlrei- che Einzelgräber aufweist. Unter gesellschaftlichen Aspekten betrachtet, betraten die Bewohnerin- nen und Bewohner von Körtik Tepe Neuland. Ihre Väter waren mobile Jä- ger und Sammler gewesen. Sie leb- ten in kleinen Gruppen. Jeder kannte jeden, alle waren gleich und besa- ßen wenig, weil man alles schleppen musste. „Solche Gruppen spalten sich auf, sobald sie zu groß werden“, sagt Benz. Sesshafte Gesellschaften in- des wachsen und wachsen. Ab einer gewissen Größe geht der Überblick verloren, wer zum Dorf gehört und wer nicht. „Fremd und eigen bekommen einen ganz hohen Stellenwert“, betont Benz. Zudem können Sesshafte Be- sitztümer horten. „Anhand von Grab- beigaben können wir eine Differenzie- rung feststellen“, sagt die 42-Jährige. So wurden einige Tote geschmückt und bekamen Schildkrötenpanzer oder viele Stein- und Schneckenperlen mit ins Grab, bei anderen fanden sich we- nige oder gar keine Beigaben. Reich- tum, Macht, besondere Fähigkeiten – was den Unterschied ausgemacht habe, lasse sich kaum klären, erläu- tert Benz: „Wir können nicht einmal sagen, ob viele Beigaben eine höhere soziale Stellung anzeigen.“ Mit wachsendem Wohlstand droht Streit Mit der Gleichheit war es in Körtik Tepe jedenfalls bald vorbei. Wie aber sollten die Bewohner Eigentum ver- teilen, Neid und Konflikte vermeiden? Wie sollten sie ihre große Gruppe zu- sammenhalten? Um Zusammenhalt, Vertrauen und ein unverwechselbares Profil aufzubauen, mussten spezifi- sche Rituale und Zeichen her: „Jede Siedlung in der Region besitzt eine ganz eigene Identität“, sagt Kurt Wer- ner Alt. Zwar verwendeten alle ähnli- che Symbole, aber jeweils in einem an- deren Kontext. So ließen sich Freund und Feind unterscheiden. Schließlich drohten mit dem aufkommenden Wohl- stand auch Missgunst und Ärger von außen. Darauf deuten einige Schädel mit Verletzungen hin, die der Anthro- pologe zu sehen bekam. Wer warum zugeschlagen hat, weiß Alt nicht. Auf- gefallen ist ihm, dass einige Kindergrä- ber besonders reich ausgestattet wa- ren: „Diese Kinder genossen offenbar eine hohe Wertschätzung.“ Dagegen hätten Kinder im Mittelalter nur eine geringe Bedeutung gehabt. Sechs bis acht Wochen im Jahr hat Marion Benz an dem kleinen, stau- bigen Siedlungshügel beim Zusam- menfluss von Tigris und Batman Çayi gegraben – zum letzten Mal 2012. „Wir haben versucht zu retten, was zu ret- ten war“, sagt sie. Körtik Tepe ist dem Untergang geweiht. Die Siedlung wird demnächst in den Fluten des Ilisu- Staudammes versinken. Die meiste Zeit arbeitet die Archäo- login am Schreibtisch. Sie muss Bü- cher lesen, Pläne machen, Statistiken durchkämmen und Resultate natur- wissenschaftlicher Verfahren auswer- ten. Analysen von Isotopen aus Zahn- schmelz und Knochen geben Auskunft über Herkunft, Mobilität und Ernäh- rungsweise. Welche Pflanzen vor 12.000 Jahren in Körtik Tepe wuchsen, bestimmen Archäobotanikerinnen der Universität Tübingen. Funde einzelnen Bodenschichten zuzuordnen ist Auf- gabe der Stratigrafie. „Ohne eine in- terdisziplinäre Auswertung wäre unser Fach nicht mehr denkbar“, sagt Mari- on Benz. „Archäologen müssen heute Allrounder sein.“ Zum Abschluss des Projekts will sie ein vollständiges stra- tigrafisches Profil der Stätte erstellen. Kurt Werner Alt will einige Datensätze ergänzen: „Wir haben höchstens 100 der 500 individuellen Überreste un- tersucht, die in türkischen Beständen lagern.“ Beide bedauern den Verlust der Grabungsstätte: „Diese Region ist die Wiege unserer Ackerbaukultur.“ Wiege des sesshaften Lebens Bevor die Siedlung Körtik Tepe in den Fluten eines Staudamms versinkt, birgt ein deutsch-türkisches Forschungsteam die Schätze dieser Grabungsstätte Spiralen und Hirsche auf Steintäfel- chen: Die Fundstücke von der Aus- grabungsstätte Körtik Tepe zeigen Muster und Tiere. Nur wer sesshaft ist, kann Besitztümer horten. FOTOS: KÖRTIK TEPE PHOTO ARCHIVE/ VECIHI ÖZKAYA, AYTAÇ COŞKUN Die Medizinische Fakultät der Al- bert-Ludwigs-Universität richtet ein Else-Kröner-Forschungskolleg (EKFK) ein. Es bietet begabten Ärztinnen und Ärzten die Möglichkeit, bereits wäh- rend ihrer Facharztausbildung auf hohem Niveau zu forschen. Die Else- Kröner-Fresenius-Stiftung fördert das neue Programm über drei Jahre mit einer Million Euro. Danach ist eine Verlängerung um weitere drei Jahre möglich. Zunächst sollen zwölf Sti- pendiatinnen und Stipendiaten aufge- nommen werden und von einer expe- rimentellen Forschungsphase sowie von einem begleitenden Ausbildungs- und Mentoringprogramm profitieren. Auf diese Weise soll der medizinische Nachwuchs Forschung und klinische Anwendung verbinden können. Der Schwerpunkt des fächerübergreifen- den Kollegs liegt auf Nierenfunktions- störungen als Komplikation von Sys- temerkrankungen. Neues Forschungsprogramm für medizinischen Nachwuchs Der Europäische Forschungsrat (ERC) unterstützt den Freiburger Si- nologen und Historiker Daniel Leese, Ph.D., mit einem ERC Starting Grant für zukunftsweisende Projekte. Es ist das erste Mal, dass ein geisteswis- senschaftlicher Antrag der Universität Freiburg in dieser Förderlinie erfolg- reich war. Leese ist Juniorprofessor für Geschichte und Politik des mo- dernen China am Institut für Sinolo- gie der Albert-Ludwigs-Universität. Er beschäftigt sich mit der diktatorischen Herrschaft während des Maoismus und ergründet unter anderem, welche politischen und gesellschaftlichen Kon- sequenzen die Abkehr vom Maoismus hat. Sechs Forscherinnen und For- scher werden unter Leeses Leitung mit der auf fünf Jahre angelegten Fi- nanzierung in Höhe von 1,44 Millionen Euro gefördert. ERC Starting Grant geht zum ersten Mal an einen Freiburger Geisteswissenschaftler EINSTIEG BEI LIDL Lidl lohnt sich. Trainee (w/m) zum Verkaufsleiter Ihre Aufgaben Bei Lidl wird gehandelt. Dynamisch, schnell, erfolgreich. Um Sie optimal auf Ihre zukünftige Führungsaufgabe vor- zubereiten, stehen Sie bei Lidl vom ersten Tag an mitten in der Praxis. Unterstützt von erfahrenen Verkaufsleitern (w/m) erhalten Sie einen gründlichen Einblick in das Tagesgeschäft des Lebensmitteleinzelhandels. Während dieser intensiven Einarbeitungsphase lernen Sie einfach alles, um direkt durchzu- starten: Sie sind als Verkaufsleiter (w/m) für einen Bezirk mit 5–6 Filialen verantwortlich. Sie organisieren alle geschäftlichen Aktivitäten, von der Planung über die Einstellung und Führung von Mitarbeitern bis hin zum Controlling und sorgen so für die optimale Umsetzung unseres Unternehmenskonzeptes. Ihr Profil Wenn Sie nach Ihrem Studienabschluss an einer Universität, Fach- oder Dualen Hochschule Ihre theoretischen Kenntnisse in die Praxis umsetzen wollen, sind Sie bei uns richtig! 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Wir führen das Bewerbungsverfahren im Auftrag unserer Regionalgesellschaften durch und leiten Ihre Bewerbung deshalb an die für Ihre Region zuständige Gesellschaft weiter. Wir suchen Absolventen (w/m) als Alles außer gewöhnlich. Informieren und bewerben Sie sich online unter dem Kennwort Freiburg auf www.karriere-bei-lidl.de/trainee Das Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) und das französische University of Strasbourg Institute for Advanced Studies (USIAS) fördern zwei Jahre lang vier Forschergruppen aus unterschiedlichen Disziplinen, von der Philologie über die Mathematik bis hin zu den Lebenswissenschaften. Die Gruppen gewannen die erste gemein- same Fellowship-Ausschreibung von FRIAS und USIAS. Ab Oktober 2013 werden die Teams ihre Projekte an bei- den Forschungskollegs gemeinsam umsetzen. Das Programm soll grenz- überschreitende Forschungskoope- rationen im Oberrheinraum unterstüt- zen und Expertise aus Freiburg und Strasbourg zusammenbringen. Knapp 30 Bewerbungen waren eingegangen. Drei Wissenschaftler der Universität Freiburg sind an den erfolgreichen Anträgen beteiligt: Prof. Dr. Joachim Grage, Nordgermanische Philologie, Prof. Dr. Stefan Kebekus, Algebraische Geometrie, und Prof. Dr. Ralf Reski, Pflanzenbiotechnologie. Förderung für vier Forschergruppen Spiralen und Hirsche auf Steintäfel-Spiralen und Hirsche auf Steintäfel-Spiralen und Hirsche auf Steintäfel- drohten mit dem aufkommenden Wohl-

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