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uni'leben 05-2013

05 2013 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 14 Auf der Wiese vor dem Kollegien- gebäude II haben schon Generatio- nen von Studierenden ihre Zeit ver- bracht. Das Gras wird dort jedoch nicht mehr lange wachsen, weil der Platz der Alten Synagoge umgestal- tet wird. Katrin Albaum hat die Wie- se zu ihren Sorgen und alltäglichen Beobachtungen befragt. uni’leben: Guten Tag, Wiese. Darf ich zum Interview auf Ihnen Platz nehmen? Wiese: (Seufzt.) Klar, ich bin nichts anderes gewöhnt. Machen Sie sich nur breit, und drücken Sie meine Grashal- me platt. Sie scheinen nicht so gut drauf zu sein. Ich habe extreme Zukunftsängste. Die Stadt will mich umbringen. Statt meines grünen Grases werden Granit- platten den Boden bedecken. Wie bewältigen Sie diese schwie- rige Zeit? Einmal in der Woche veranstalten die Rotteck-Porträtbüste, die Statue der „Liegenden“, die Synagogen-Ge- denktafel und ich einen Gesprächs- kreis. Was mit meinen Kollegen pas- sieren soll, wissen wir nicht. Aber mit uns redet sowieso niemand. Was haben Sie in all Ihren Jahren in Freiburgs Stadtmitte erlebt? Es gibt so viele Höhen und Tiefen, wie es unterschiedliche Formen und Festigkeiten von Pobacken gibt. Viele Menschen mit oder ohne festen Wohn- sitz haben bereits auf mir gesessen, gelernt, gelesen, gelebt, getrunken und uriniert. Haben sich die Studierenden im Laufe der Zeit verändert? Was heute definitiv anders ist: Viele Studierende setzen sich nicht mehr ohne ihren Laptop auf mich. Ich habe schon überlegt, mir Steckdosen wach- sen zu lassen. Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Wenn ich nicht mehr da bin, wäre es schön, wenn meine Grashalme ins Bächle gestreut würden. Dann verstopfe ich die Abflussgitter und räche mich an der Stadt mit einer Überschwemmung. Abgehört! Abgesahnt! versum Alumni antworten: Silke Krebs Wo haben Sie in Freiburg am liebsten gelernt, getanzt und gegessen? Zum Essen sind wir von der Klara- straßen-WG oft in die „Hex“ direkt gegenüber gegangen, die es aber leider heute nicht mehr gibt. Dort gab’s Spaghetti mit Tomatensauce, ich glaube für 2,50 DM. Aber es wurde auch bei uns in der WG sehr lecker gekocht – einmal quer durch mein italienisches Kochbuch. Tanzen war noch nie meins, und lernen ... Welche Erkenntnis aus Ihrer Studienzeit hat Sie nachhaltig geprägt? Theorien und Modelle sind nur Er- klärungsmuster, um reale Prozesse oder Dinge zu veranschaulichen. Ob Atome nun wirklich eine Kugelform haben, ist nicht entscheidend, aber das Schalenmodell beschreibt sie gut. Das ist mir bis heute im Kopf ge- blieben, denn auch in der Politik gilt: Taktik und Strategie sind nur Theo- rien, in der Praxis kann alles ganz anders aussehen. Also immer die Augen aufhalten für die Wirklichkeit. Welchen Rat würden Sie Studierenden geben? Geht euren eigenen Weg, sucht die Themen und Aufgaben, die euch wirklich am Herzen liegen. Was ist schade daran, keine Studentin mehr zu sein? Eigentlich nichts. So spannend es ist, sich seinen Weg im Leben zu suchen, bin ich froh, nicht mehr so unsicher zu sein wie mit 20 Jahren. „Typisch Student“ war zu meiner Zeit … … die Volkszählung boykottieren, Vollkornnudeln und Nicaraguakaffee kaufen (beides schmeckte damals scheußlich), in der WG wohnen (das war toll), beim Sperrmüll nach span- nenden Sachen suchen und Regale aus alten Brettern und Ziegelsteinen bauen (das konnte gewaltig schief- gehen) ... Silke Krebs wurde 1966 in Aschaf- fenburg geboren. Sie studierte Mine- ralogie an der Universität Freiburg. Zwischen 1989 und 1994 saß sie für die Grünen im Freiburger Gemeinde- rat. Sie arbeitete in Wahlkreisbüros verschiedener grüner Landtagsabge- ordneter und für die Grünen-Fraktion im Landtag und wurde 2009 Landes- vorsitzende. Im Mai 2011 wurde sie in das Kabinett der grün-roten Landesregierung von Winfried Kretschmann berufen. Seitdem arbeitet sie als Ministerin im Staats- ministerium, pendelt aber trotzdem regelmäßig von Stuttgart nach Freiburg, denn „ab und zu raus aus dem Stuttgarter Kessel zu fahren hilft, den Kopf frei zu bekommen. Und den braucht man schließlich für gute Politik.“ Abgefragt! FOTO:STAATSMINISTERIUMBADEN-WÜRTTEMBERG Welchen Artikel gibt es im neuen Unishop zu kaufen? Bunter Campus: Knapp 500 Studierende aus aller Welt und aus verschiedenen Studienfächern starteten mit den „Welcome Days“ des International Office in ihre Zeit an der Universität Freiburg. Sie kommen aus Spanien, Schweden, Rumänien, China, Korea, Mexiko, den USA und vielen weiteren Ländern. Bei dem Willkommensprogramm erhielten die Neuankömmlinge Tipps und Tricks für das alltägliche Leben in Freiburg und erkundeten bei Führungen Stadt und Universität. Abgelichtet! FOTO: PATRICK SEEGER a) Stoffpuppen Albert und Ludwig b) Fahrradhelm mit Rektor-Konterfei c) Badeente mit Talar d) Kondome mit Universitätslogo von Katrin Albaum FOTO:THOMASKUNZ Die gute Nachricht zuerst: Aggression ist kein Schichtenproblem. Sie plagt nicht nur die überblondierten Chantals und die nikotingegerbten Justins, die Deutschlands Fernsehsendungen be- völkern. Akademikerkinder wollen auch mal pöbeln. Randalieren. Die Sau rauslassen. Immer drückt diese Last der Kulturhoheit auf ihren cordjackett- bedeckten Schultern. Immer mahnt der erhobene Zeigefinger: „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!“ Ein willkommenes Ventil für feucht- fröhliche Frivolitäten bot ihnen bisher, so scheint es, eine Technische Hoch- schule aus dem Ruhrgebiet: Jeden Oktober begrüßt sie an die 5.000 Erst- semester, die es kaum erwarten kön- nen, sich mit den feinen Nuancen des Maschinenbaus vertraut zu machen. Doch davor kommt die Einführungs- woche und mit ihr die „Erstsemester- Stadtrallye“ – eine Art Bildungsroman. Die jungen Menschen ziehen in die Welt hinaus und müssen große und kleine Abenteuer bestehen: einen Turm aus Bierkästen errichten; ein Ei aus dem sechsten Stock werfen, das heil auf dem Boden landen muss. Die Jungakademikerinnen und -akademiker konzentrieren sich aber nicht nur auf den intellektuellen Kitzel. Im Alkohol- rausch mäandern sie durch die Stadt, pfeifen, grölen, schimpfen. Da wird schon mal gegen Kaiser Karls Denk- mal gepinkelt. Oder den Anwohnerin- nen und Anwohnern der nackte Hintern gezeigt. Vor zwei Jahren musste sogar die Polizei anrücken: Etwa 200 betrun- kene Erstsemester pöbelten 250 Leute an, die für ein Casting von „Deutsch- land sucht den Superstar“ anstanden. Die Hochschule reagierte. Als Exzel- lenzuniversität kann sie es sich nicht leisten, Rabauken zu beherbergen. Sie ging mit ihrer Studierendenschaft eine Kooperation ein und erstellte Richtlini- en. Diesen Verhaltenskodex müssen vor allem die knapp 1.000 Tutorinnen und Tutoren befolgen, die den Sack Flöhe hüten. In Schulungen lernen die Aufpasser, „diskriminierende Ver- haltensweisen wie Pfeifen, Nachrufen, Parolen“ frühzeitig zu erkennen und zu unterbinden. Außerdem müssen sie nüchtern bleiben, denn die Auflagen erledigen sich nicht von selbst: „Es sol- len keine Einkaufswagen verwendet werden. Kleiderketten bzw. Nacktheit (sowohl oben- als auch untenrum) sind strikt untersagt. Indes dürfen keine Mu- sikanlagen, Vuvuzelas oder Megaphone verwendet werden.“ Hört sich an, als würde die Hochschu- le eine Riesengaudi lahmlegen. Doch vor allem scheint es, als ginge pädago- gisches Potenzial verloren: Ein bisschen im geschützten Raum rumzuproleten ist immerhin eine optimale Möglichkeit, natürliche Aggressionen loszuwerden. Eine ärztliche Überwachung des Dro- genkonsums reduziert ja auch dessen Nebenrisiken. Fängt die Hochschule das adoleszente Stürmen und Drän- gen nicht auf, sind Erstsemester leichte Beute – für Ultra-Fußball-Fangruppen, Organisatoren von Junggesellenab- schieden und Parlamentskarrieren in Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Abgelästert! von Rimma Gerenstein Erst randalieren, dann studieren Gewinnen Sie eine Übernachtung mit Frühstück für zwei Personen im Park Hotel Post, zwei Gutscheine für den Freiburger Weihnachtszir- kus Circolo sowie einen Gutschein für den Currywurstimbiss Mensadrei. Schicken Sie Ihre Antwort an unileben@pr.uni-freiburg.de Einsendeschluss ist der 6.12.2013.

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