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uni'leben 03-2014

03 2014 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 9 von Verena Adt Ein kontraststarkes Ermittlerduo gehört zu den Hauptzutaten eines guten Krimis. Sascha Berst hat dieses Rezept in seinem Roman „Fehlurteil“ beherzigt: Die junge, konfliktfreudige Staatsanwältin Margarethe Heymann ist blond, groß und boxt in ihrer Freizeit. Ihr italienischstämmiger Kollege Anto- nio Tedeschi ist einen Kopf kleiner als sie, neigt zum Bauchansatz und gene- rell zur Vorsicht. In „Fehlurteil“ geht es um ein ehema- liges Geschäftshaus in bester Freibur- ger Innenstadtlage, das sein jüdischer Eigentümer in Deutschlands braunen Jahren einem „arischen“ Angestellten überlassen musste, um das eigene Le- ben zu retten. Fast ein halbes Jahrhun- dert später vereitelt einer der einfluss- reichsten Richter Baden-Württembergs die längst fällige Rückgabe der Immobi- lie an den Sohn des Geschädigten und verwischt alle Spuren. Bis der Fall ge- klärt ist, schickt der Autor seine Staats- anwälte durch das Labyrinth der Justiz, die von Hierarchien und Rivalitäten ge- prägt ist. Auch ohne Verfolgungsjagden und Schießereien bleibt die Geschichte packend bis zum Schluss. Auf ein paar klischeebelastete Nebenszenen, wie den Zusammenstoß des Ermittlerpaars mit einer Gruppe von Skinheads, könn- te man zwar verzichten, doch fallen sie kaum ins Gewicht. Wahre Geschichte oder fiktiver Fall? Mit der Zwangsenteignung von Juden im Dritten Reich und der schleppenden, oft lückenhaft gebliebenen Wiedergut- machung dieses Unrechts in den Jahr- zehnten danach hat Berst ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte und Rechtsprechung zum Thema eines Un- terhaltungsromans gemacht. Das ist nicht die schlechteste Art, einen heiklen Sachverhalt einem breiteren Publikum zu vermitteln. Im Vorwort teilt Berst mit, dass sein Buch auf einem wahren Fall beruhe. Allerdings steht schon auf der Seite davor der übliche Hinweis auf die Fiktivität des Erzählten und die Zufällig- keit etwaiger Ähnlichkeiten mit wahren Personen und Begebenheiten. Ob es den Fall also gegeben hat oder ob das Vorwort bereits Teil der Fiktion ist, lässt der Autor geschickt offen. Freiburg, wo Sascha Berst studierte und heute als Fachanwalt für Arbeits- und Medizin- recht arbeitet, liefert die Kulisse für die Romanhandlung. Dem Juristischen Se- minar seiner ehemaligen Universität widmet er eine kleine Hommage: Diese Ansammlung rechtswissenschaftlicher Schriften sei zwar „staubig, schmucklos, […] schlecht ausgeleuchtet und noch schlechter belüftet“, sie sei aber „auch ein Tor in die Welt des Geistes und der Gedanken“. Den „Zauber des Geistes, der sich der Willkür entgegenstellt und sie manchmal sogar aufhält“, habe er an diesem Ort stets empfunden, lässt Berst seinen Ich-Erzähler Tedeschi sagen, mit dem ihn eine deutsch-italienische Biografie verbindet. von Thomas Goebel Wenn sich Arzt und Patient nicht verstehen, haben beide ein Pro- blem. Hat die Patientin Daumen oder Darm gesagt? Hat die Ärztin erklärt, dass eine Operation unvermeidlich ist oder dass es Alternativen gibt? Schei- tere eine Verständigung an fehlenden Sprachkenntnissen, sei das anstren- gend und könne im Klinikalltag gefähr- lich werden, sagt Dr. Nabeel Farhan: „Wir wollen sicherstellen, dass ein Arzt kommunizieren kann – aus Gründen der Patientensicherheit.“ Deshalb hat Farhan einen Test für fremdsprachige Ärzte entwickelt. Der 34-jährige Neurochirurg, der am Uni- versitätsklinikum Freiburg arbeitet, weiß, wovon er redet: 1996 kam er aus Mek- ka in Saudi-Arabien nach Deutschland. Er lernte Deutsch in Bonn, studierte Medizin in Heidelberg, arbeitete als Arzt in Freiburg und absolvierte be- rufsbegleitend einen Master in Medical Education in Bern/Schweiz. „Als Pro- jektarbeit wollte ich wissenschaftlich basierte Unterstützungsmaßnahmen etablieren und etwas zur Integration ausländischer Ärzte beitragen.“ Er ent- wickelte unter anderem einen Sprach- test, der auf den Beruf abgestimmt ist. Zu seinem eigenen Erstaunen gab es eine solche Prüfung zuvor nicht. Zwar braucht das deutsche Gesundheits- system ausländische Ärzte – ihre Zahl ist in den vergangenen zehn Jahren von gut 14.000 auf mehr als 31.000 ge- stiegen –, „aber die entsprechenden Strukturen fehlen“, sagt Farhan. Das ändert sich nun langsam: Seit 2011 ist sein „Patientenkommunikationstest“ in Baden-Württemberg eine Mitvoraus- setzung für die ärztliche Approbation. Mehr fordern als „gutes Mittelmaß“ Die meisten Bundesländer fordern bisher lediglich allgemeine, aber nicht berufsbezogene Sprachkenntnisse auf dem Niveau B2 („gutes Mittelmaß“). Der Freiburger Test ist praxisnah und besteht aus drei Teilen: Zunächst führt der Arzt ein Anamnesegespräch mit einem Patienten, dargestellt von ei- nem Schauspieler. Dieser schildert seine Krankengeschichte, berichtet von Voroperationen, Medikamenten und Allergien. „Das ist eine Art Warm- up“, sagt Farhan. Im zweiten Teil muss der Prüfling den Fall einem Oberarzt vorstellen: „Hier sehen wir, ob er alles verstanden hat und souverän wieder- geben kann.“ Schließlich klärt der Kan- didat den Patienten zum Beispiel über eine Herzkatheteruntersuchung auf, inklusive möglicher Komplikationen und Alternativen – „sodass dieser in der Lage ist, die Risiken abzuwägen und eine Entscheidung zu treffen“. Bewertet werden die drei Gesprä- che anhand einer Checkliste. 95 Euro müssen Prüflinge für den Test bezah- len, etwa 70 Prozent von ihnen beste- hen. Inzwischen wird an fünf Orten in Baden-Württemberg sowie in Frankfurt, Mainz und Jena getestet. „Freiburg ist weiterhin die Zentrale“, betont Farhan. Für die Anmeldung, Abrechnung und Beratung, die Entwicklung von Prü- fungsfällen sowie die Schulung der Prüferinnen und Prüfer ist die „Freiburg International Academy“ am Universi- tätsklinikum zuständig, deren Ärztlicher Projektleiter Farhan seit 2012 ist. Die Academy vermittelt auch Kennt- nisse über die Struktur des deutschen Klinikalltags, schult Grammatik, Wort- schatz sowie die interprofessionelle und kulturelle Kommunikation – von der Frage, ob der Arzt seine Patienten mit „Hallo“ oder „Guten Morgen“ begrüßt, bis zum Umgang mit jenen, die in Trä- nen ausbrechen. Das Interesse an den Fortbildungen sei groß: „Man braucht ein Fundament, auf dem man aufbauen kann“, sagt Farhan, sonst sei es schwer, in einer deutschen Klinik Fuß zu fassen. Das zeige eine Umfrage der Akademie unter deutschen und ausländischen Ärzten sowie Pflegekräften: „Manche Grundlagen kann man nicht mehr lernen, wenn man acht bis zehn Stunden am Tag als Arzt im Krankenhaus arbeitet.“ kompass Sascha Berst: Fehlurteil. Justiz-Thriller. Gmeiner, Meßkirch, 2013. 340 Seiten, 11,99 Euro. Konfliktfreudig und scheu Sascha Berst schickt in seinem Freiburg-Krimi ein Ermittlerduo durch das Labyrinth der Justiz Stromtankstelle für Elektrofahrzeuge im Universitätszentrum Kanzler Dr. Matthias Schenek hat in der Parkgarage unter den Kollegien- gebäuden der Universität Freiburg eine neue Starkstromelektrotankstelle in Betrieb genommen, mit der sich Elektrofahrzeuge schnell und unkom- pliziert aufladen lassen. Die Ladesäule ist Teil des vom Bund geförderten Schaufensterprojektes „InFlott – Inte- griertes Flottenladen“, das die For- schung und Entwicklung alternativer Antriebe fördert. Die Universität nutzt die Stromtankstelle für ihren zentra- len Elektrofuhrpark. Die öffentliche Stromtankstelle steht zudem allen Nutzerinnen und Nutzern der Park- garage zur Verfügung. Sie müssen sich nicht anmelden und können den fälligen Betrag mit dem Parkticket bezahlen. Wettbewerb für grüne Filme Studierende des Freiburger Master- studiengangs „Renewable Energy Management“ veranstalten das inter- nationale „Greenstorming Filmfestival“. Dafür haben sie einen Wettbewerb für Kurzfilme über erneuerbare Energien und Nachhaltigkeitsthemen ausge- schrieben. Bis zum 15. September 2014 können interessierte Filmema- cherinnen und Filmemacher ihre Bei- träge in den drei Wettbewerbskatego- rien „Green Flicks“, „Green Shots“ und „Teen Green“ einreichen. Das Festival wird im November in Freiburg stattfinden. Es soll inspirierende Do- kumentationen, ausgewählte Spiel- filme sowie die Kurzfilme, die im Wettbewerb prämiert wurden, zeigen. Die Studierenden wollen Zuschaue- rinnen und Zuschauer auf die Energie- wende aufmerksam machen und eine Debatte anregen. Der Masterstudien- gang „Renewable Energy Mana- gement“ an der Universität Freiburg bietet internationalen Studierenden neben Kenntnissen über erneuerbare Energien und Energieeffizienzsysteme eine Spezialisierung in Solarenergie, Biomasse oder Energieeffizienz. Neue Kurse der Internen Fort- und Weiterbildung Beschäftigte der Albert-Ludwigs- Universität können sich ab sofort für Kurse der Internen Fort- und Wei- terbildung anmelden. Die Freiburger Akademie für Universitäre Weiterbil- dung (FRAUW) bietet zwischen Sep- tember 2014 und Februar 2015 Kurse zu Themen wie Internes Know-how und Verwaltungspraxis, Kommunika- tion und Management, Medien und Informationstechnik sowie Englisch- kurse an. Im Herbst stehen Kurse zur Umstellung des kaufmännischen Rechnungswesens auf die Software SAP und zur Umstellung des Vorle- sungsverzeichnisses auf das Cam- pus-Management-System HISinOne auf dem Programm, die die FRAUW in Zusammenarbeit mit der Projektgrup- pe SAP und dem Campus-Manage- ment-Team veranstaltet. www.weiterbildung.uni-freiburg. de/iwb www.greenstorming- filmfestival.com Seit 2012 ist Nabeel Farhan Ärztlicher Projektleiter der „Freiburg International Academy“ am Universitätsklinikum. FOTO: THOMAS GOEBEL www.freiburg-international- academy.de Sprache als ärztliches Instrument Der Freiburger Mediziner Nabeel Farhan hat einen praxisnahen Test für ausländische Kollegen entwickelt

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