01 201501 20152 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de aktuell Ladendiebe, Revoluzzer und Zauberer im Knusperhäuschen Vor 50 Jahren eröffnete das Institut für Soziologie an der Albert-Ludwigs-Universität von Anita Rüffer Der dreibeinige Tisch stammt un- verkennbar aus den 1960er Jah- ren. Einst zierte er das Sekretariat des Instituts für Soziologie, das seinerzeit in einer neugotischen Villa an der Gün- terstalstraße beheimatet war. Als ein „altmodisches Knusperhäuschen“ hat Birgitta Nedelmann, Professorin auf Zeit in den 1980er Jahren, das Haus in Erinnerung. Viele solcher Erinnerungen und Erin- nerungsstücke, auch den Tisch, haben der aktuelle geschäftsführende Direk- tor Prof. Dr. Ulrich Bröckling und acht Masterstudierende zusammengetra- gen. Anlass ist der 50. Geburtstag des Instituts für Soziologie an der Univer- sität Freiburg. Mit einer Ausstellung im Uniseum und einer Publikation lassen sie die Geschichte des Instituts Revue passieren. Der Tisch muss von Anfang an eine zentrale Rolle gespielt haben: Von der Sekretärin „Fräulein Ingeburg Hofmann“ – auf das „Fräulein“ soll sie großen Wert gelegt haben – zum Tee eingeladen zu werden, galt laut Bröck- ling als „das inoffizielle Initiationsritu- al“ des Instituts, Fräulein Hofmann als dessen soziales Zentrum. Klein und persönlich Der geistige Mittelpunkt war zwei- fellos der erste Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Heinrich Popitz. Mit dem passi- onierten Pfeifenraucher an der Spit- ze verortete sich die Soziologie im Wintersemester 1964/65 nach einem langwierigen Berufungsverfahren erstmals als eigenständige Disziplin in Freiburg. Zu ihren Wegbereitern gehörte der Politikwissenschaftler und Soziologe Prof. Dr. Arnold Berg- straesser. Die Wissenschaft von der Gesellschaft war in der Nachkriegs- zeit aufgrund des Bedürfnisses nach Demokratisierung gefragt: Zwischen 1954 und 1970 stieg die Zahl der Pro- fessuren für Soziologie an westdeut- schen Universitäten von 13 auf 69. Mit 35 Hauptfach-, 20 Nebenfach- und 20 Masterstudierenden je Jahrgang ist das von zwei Professoren und ei- ner Professorin geleitete Freiburger Institut bis heute eines der kleinsten geblieben. Es zeichnet sich durch die persönlichen Kontakte zwischen Leh- renden und Lernenden aus. Der Professor ein „Zauberer“, seine Vorlesung eine „Zeremonie“ – die Erin- nerungen von Studierenden der ersten Stunde an den als charismatisch ge- schilderten Heinrich Popitz bezeugen die besondere Atmosphäre im „Knus- perhäuschen“, die auch nach dem Um- zug ins Kollegiengebäude IV in den 1980er Jahren erhalten geblieben sein dürfte. Der Aufstand der 1968er-Be- wegung erfasste jedoch auch dieses Fach: Angehende Soziologinnen und Soziologen kämpften gegen die „alte Ordinarienherrlichkeit“ und setzten sich etwa mit ihrer Forderung nach freien Arbeitsgruppen durch. Eine „Freiburger Schule“, da sind sich der Kultursoziologe Bröckling und Nedelmann einig, gibt es nicht. Es gebe aber eine „Freiburger Fär- bung“ in der anthropologischen und historisch-philosophischen Orientie- rung der Freiburger Soziologie. Sie zeige sich sowohl bei den späteren Lehrstuhlinhabern Günter Dux (1974 berufen) und Wolfgang Eßbach (ab 1987) als auch bei Bröckling selbst so- wie bei Prof. Dr. Nina Degele, die die Geschlechterverhältnisse erforscht. Mit dem 2014 emeritierten und kurz darauf verstorbenen Prof. Dr. Hermann Schwengel stellte sich das Institut den Herausforderungen der Globalisierung: Schwengel erarbeitete in Kooperation mit Universitäten aus aller Welt den erfolgreichen fächerübergreifenden Studiengang Global Studies. Neben der Theorie spielte auch die empirische Forschung eine Hauptrolle in Freiburg. Legendär ist etwa Prof. Dr. Baldo Blinkerts viel zitierte Freibur- ger Kinderstudie von 1993, die in der Stadtpolitik hohe Wellen schlug. Sie entstand an dem aus der Soziologie hervorgegangenen Freiburger Insti- tut für angewandte Sozialforschung (FIFAS). Die Empirie ging auch eine Nummer kleiner: Zur Erforschung sozialer Normen gingen Studierende 1967 unter die Ladendiebe. Sie wollten herausfinden, wie groß das Risiko ist, erwischt zu werden. So dumm sie sich auch anstellten, keiner wurde belangt. „Leider ist nicht überliefert“, schreibt Bröckling im Jubiläumsband, „inwie- weit diese Erfolgsquote die Teilnehmer an der Studie ermutigte, auch jenseits des Experiments mal ein Päckchen Kaffee mitgehen zu lassen.“ Institutsdirektor Ulrich Bröckling hat gemeinsam mit acht Masterstudierenden eine Ausstellung zur Geschichte der Soziologie in Freiburg erarbeitet. FOTO: PATRICK SEEGER Positive Jahresbilanz des Rektors Der Bericht zum akademischen Jahr 2013/14 ist erschienen. Rektor Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer fasst darin die wichtigsten Entwicklungen des vergangenen Jahres zusammen und gibt Ausblicke auf zukünftige Schwerpunkte der Universität Frei- burg. Beispielsweise habe sich die Vernetzung mit den trinationalen Part- neruniversitäten über die Europäische Konföderation der Oberrheinischen Universitäten (Eucor) erfolgreich ent- wickelt. Dies sei entscheidend, um die Vision des European Campus voranzubringen. Die Kooperation mit außeruniversitären Instituten wie der Fraunhofer-Gesellschaft habe zudem aussichtsreiche Möglichkeiten ge- schaffen, die Potenziale der Universi- tät Freiburg voll auszuschöpfen. www.pr.uni-freiburg.de/go/jahresbericht Termine Universität öffnet ihre Türen für Kinder Der neunte „MitarbeiterInnen-Kinder-Tag“ (MiKi- Tag) steht bevor: Am 23. April 2015 sind alle Be- schäftigten der Universität Freiburg eingeladen, ihre Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren an den Arbeitsplatz mitzubringen. Ein abwechs- lungsreiches, kindgerechtes Programm bietet einen Blick hinter die Kulissen der Universität. Der Tag startet mit einer Rallye durch das Rektorat. Danach können die Kinder die Archäologische Sammlung der Universität kennenlernen, die Mensa im Institutsviertel besuchen oder an der Vorlesung „Hurra Physik!“ mit unterhaltsamen Experimenten teilnehmen. Der MiKi-Tag wird vom Familienservice der Universität Freiburg organi- siert. Eine Anmeldung ist vom 9. bis zum 27. März über ein Online-Formular möglich. Die Zahl der teilnehmenden Kinder ist begrenzt. Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft Wissenschaft und Wirtschaft näher zusammenzubringen ist das Ziel der Freiburg Academy of Science and Technology (FAST). Mit dem Weiterbil- dungsformat „Training on the Project“ zeigt FAST neue Möglichkeiten auf, wie dies gelingen kann. Interessierte haben die Gelegenheit, das Projekt bei einem Abendempfang kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen und Ideen zu entwickeln. Die Veranstaltung richtet sich an Beschäftigte der Universität Freiburg und der Fraunhofer-Gesellschaft, Mitarbeitende kleiner und mittel- ständischer Unternehmen der Region sowie Vertreterinnen und Vertreter der Verbände. Der Empfang findet am 16. April 2015, 17 bis 21 Uhr im Haus „Zur Lieben Hand“, Löwenstraße 16, 79098 Freiburg statt. www.familienservice.uni-freiburg.de/mikitag http://www.fast.uni-freiburg.de/aktuelles/anmeldung lebendi te das Denn kein anderes Konto macht so beweglich wie Warum ist contomaxx ein Konto wie kein anderes? Weil es als Freizeit- und Erlebnis- konto Banking und Service, Reisen und Sicherheit perfekt zusammenbringt. Mit dabei: viele regionahe Partner, weltweite Leistungen und bereits mehr als 50.000 Kunden. 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