Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

uni'leben 01-2015

01 201501 2015 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 9 von Martin Jost Sobald ich den Eindruck habe, zu vieles wiederholt sich, denke ich an eine Veränderung“, schreibt Barba- ra Salesch über das Ende ihres Jahres in Freiburg. Die gebürtige Karlsruherin hatte die ersten beiden Semester ih- res Jurastudiums hier verbracht. Aber Freiburg war einfach zu schön und zu bequem – zu sehr das, was sie ewig hätte machen können. Außerdem brauchte man Anfang der 1970er Jah- re in Freiburg für Jura das Latinum. Die Pragmatikerin Salesch wechselte nach Hamburg – ohne Latein zu lernen. Salesch bezeichnet sich selbst als entscheidungsfreudig. Bietet sich ihr eine Gelegenheit, zögert sie nicht. Ihr beruflicher Weg führte sie durch verschiedene Ecken der Hamburger Justiz bis in die Position der Vorsit- zenden Richterin einer Strafkammer. Und natürlich ins Fernsehen. „Rich- terin Barbara Salesch“ war die erste, die erfolgreichste und die langlebigste Gerichtsshow im deutschen Fernse- hen. Doch auch die Sendung aus dem Nachmittagsprogramm des Privatsen- ders SAT.1 ist inzwischen Geschichte. Richterin Salesch ist in ihrem „dritten Leben“ angekommen – als bildende Künstlerin. Freimütiger Plauderton Neue Anfänge und die Lust auf Ver- änderung haben nicht nur den Titel, sondern auch den roten Faden für Saleschs Memoiren geliefert. Die Ge- schichte ihres Lebens erzählt sie als Abfolge von Neustarts, glücklichen Zu- fällen und ergriffenen Gelegenheiten. Schon während ihrer ersten Karriere in der Justiz probierte sie sich in ver- schiedenen Aufgabenfeldern aus – bis sie den Eindruck bekam, unter der glä- sernen Decke festzuhängen: Ein Sta- tusaufstieg war nicht in Sicht. Folglich thematisiert Salesch in ihrem Buch auch die Gleichberechti- gung von Frauen und Männern. Sie plädiert für eine Frauen- quote und übt Kritik an einer Rechtssprache, die nur Männer zu meinen scheint. Ansonsten ist Saleschs Rat an Frauen, es viel öfter wie die Män- ner zu machen. Oder wie sie selbst: sich alles zutrauen oder wenigstens erst mal selbstbewusst Ja sagen. In neue Aufgaben hineinwachsen könne man hinterher immer noch. Barbara Saleschs Autobiografie ist nicht verkünstelt oder besonders litera- risch. Die Juristin pflegt einen direkten und ehrlichen Plauderton. Freimütig kommt sie auch auf die Schattensei- ten ihrer Einstellung zu sprechen, sich schnell und meistens positiv zu ent- scheiden, wenn es darum geht, neue Herausforderungen anzunehmen. Nach einigen Jahren beim Fernsehen war die Arbeitsbelastung zu hoch, sie vermisste den kreativen Ausgleich. Salesch war am Ende ihrer Kräfte und lernte in ei- ner Psychotherapie, auch mal Nein zu sagen und sich nicht alles zuzumuten. Salesch trägt das Herz auf der Zunge. Eine Mi- schung aus Ver- bindlichkeit und Aufgeschlossenheit waren ihre Marken- zeichen als TV-Richterin. Sie besteht darauf, dass sie im Fernsehen nicht anders aufgetreten sei als in ihrer Funktion als echte Vorsitzende Rich- terin und dabei bescheiden und nor- mal geblieben sei. Ihr Buch macht es den Leserinnen und Lesern leicht, ihr das abzunehmen. Immerhin hat sie als Studentin in Freiburg in einem Keller- zimmer ohne Küche angefangen. Und haben das nicht alle irgendwann? Organisieren, koordinieren – und nicht die Geduld verlieren: Unzäh- lige Anfragen gehen täglich in den Sekretariaten der Universität ein. Der moderne Alltag stellt immer komplexere Anforderungen an For- schung, Lehre und Verwaltung und verlangt von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, neue Kompeten- zen zu entfalten. Verena Adt hat die Sekretärinnen Hiltrud Junker- Lemm vom Romanischen Seminar und Elisabeth Lott vom Institut für Informatik gefragt, worauf es in ih- rem Beruf heutzutage ankommt. uni’leben: Frau Junker-Lemm, Frau Lott, wie würden Sie Ihre Tätigkeit in wenigen Worten charakterisieren? Elisabeth Lott: Da fällt mir die Be- treuung internationaler Forschender und Studierender ein. Hiltrud Junker-Lemm: Ich würde von Schnittstelle zwischen Forschung und Lehre sprechen. Lott: Ja, Knotenpunkt, Schnittpunkt, Anlaufstelle, das trifft es. Die Leute kommen mit ihren Anliegen zu uns, und wir sorgen dafür, dass alles mög- lichst reibungslos läuft. Sie arbeiten seit 13 beziehungsweise 25 Jahren an der Universität Freiburg. Was haben Sie in dieser Zeit als größte Veränderung in Ihrem Beruf erlebt? Junker-Lemm: Die Einwerbung von Drittmitteln, also die finanz- und verwal- tungstechnischen Prozesse, die anfal- len, seit die Universitäten ihre Forschung zum Teil durch Projektpartnerschaften mit Unternehmen und Forschungsein- richtungen finanzieren. Das begann in unserem Bereich vor etwa zehn Jah- ren. Die dafür nötigen Formulare und Buchungsvorgänge, das war alles neu. Statt mit französischen oder spanischen Sätzen hatte ich es plötzlich mit Bu- chungssätzen zu tun. Generell kann ich im Rückblick sagen, dass der Fortbil- dungsbedarf im Laufe der Zeit zugenom- men hat, wobei ich das zugleich als He- rausforderung und als Chance ansehe. Lott: Die Entwicklung der elektroni- schen Datenverarbeitung brachte große Veränderungen. Ich erinnere mich noch an die Anfänge: Der Computer stand damals, das war Ende der 1980er Jahre, im Zimmer meines Chefs, eines Philolo- gieprofessors. Er hat das Gerät gar nicht benutzt. Um den Rechner zu starten, musste ich ihn erst mal mit zwei Disket- ten füttern. 1994 wechselte ich von der Philologie zur Informatik. Damals ging es dann mit E-Mail los. Das war für mich der Einschnitt und richtig faszinierend – man schickt jemandem eine Anfrage, und innerhalb von ein paar Minuten hat man die Antwort! Aber der Arbeitsalltag hat sich dadurch auch sehr verdichtet. Junker-Lemm: Die direkten Kontak- te mit den Studierenden sind weniger geworden. Sie holen zum Beispiel ihre Scheine nicht mehr bei uns im Sekretari- at ab, weil alles über elektronisch geführ- te Listen läuft. Andererseits ist inzwischen viel mehr Teamarbeit gefragt, sowohl in- nerhalb einer Professur als auch mit den Kolleginnen und Kollegen am Seminar. Grundsätzlich wird heutzutage im Sekre- tariatsbereich wesentlich mehr Organisa- tionstalent und Flexibilität erwartet. Spielt die zunehmende Internatio- nalisierung in Ihrem Arbeitsalltag eine Rolle? Junker-Lemm: Bei uns am Roma- nischen Seminar sind Menschen aus aller Welt. Da kommt es schon vor, dass ich mich mit einem Studenten aus einem frankofonen afrikanischen Land nur auf Französisch verständigen kann. Zudem sind viele Forschungs- projekte international vernetzt, sodass ich meine Fremdsprachenkenntnisse in vielfältiger Weise einsetzen kann, was ich sehr bereichernd finde. Lott: Die Internationalisierung spielt bei uns eine sehr große Rolle. Als ich vor 20 Jahren ans Institut für Informatik kam, waren alle Doktorandinnen und Doktoranden und die meisten Studie- renden Deutsche. Inzwischen haben wir mehr als 40 Nationalitäten an der Tech- nischen Fakultät. Es ist eine wesentli- che Entwicklung, dass wir es heute mit Menschen mit ganz unterschiedlichem kulturellem Hintergrund zu tun haben. Das fordert uns besonders heraus. Frau Lott, Sie haben zu diesem Thema sogar einen Workshop veranstaltet. Lott: Wir haben im Herbst 2014 ei- nen zweitägigen Workshop zum Thema „Internationalisierung“ organisiert, an dem mehr als 20 Sekretärinnen aus unserer Fakultät teilgenommen haben. Spannend war zum Beispiel das The- ma der Kulturunterschiede und wie wir Deutschen von anderen wahrgenom- men werden. In Rollenspielen und Dis- kussionen haben wir einen sensiblen Umgang mit Menschen anderer kul- tureller oder religiöser Prägung geübt. Wir haben dadurch gemerkt, dass man Verhalten unterschiedlich interpretieren kann. Die deutsche „Direktheit“ etwa empfinden viele als unhöflich. Wir wol- len das Thema „Internationalisierung“ gerne weiterverfolgen. Wir möchten mit unseren Doktoranden und Studie- renden einen „Internationalen Tag“ auf unserem Campus veranstalten, an dem sie ihr Land vorstellen können. Frau Junker-Lemm, Sie bereiten gerade einen universitätsweiten Infotag zum Büromanagement vor, der Ende März 2015 stattfinden wird. Worum geht es dabei? Junker-Lemm: Mitarbeiterinnen aus dem Sekretariat und Büromanagement organisieren diesen Infotag in einer Kooperation von Universität und Uni- versitätsklinikum. Die Teilnahme steht allen Kolleginnen und Kollegen offen, die sich weiterbilden wollen. Der Tag dient dazu, sich gegenseitig kennenzu- lernen und den Erfahrungsaustausch zu fördern. Dieses Jahr steht er un- ter dem Motto „In der Ruhe liegt die Kraft“, denn unsere Arbeit erfordert hohe Kompetenz und Effizienz, und gleichzeitig ist es wichtig, die täglichen Herausforderungen ausgeglichen und gelassen zu meistern. kompass Das dritte Leben - - ie sie selbst: S das Zun sch bin Aufg war zeichen als TV Richte Kooperation von Univ Anlaufstelle für Multitasking Zwei Sekretärinnen berichten, wie sich ihr Berufsbild im Laufe der Jahre verändert hat Barbara Salesch, Alumna und ehemalige TV-Richterin, macht in ihren Memoiren Mut zum Neuanfang Barbara Salesch: Ich liebe die Anfänge! Von der Lust auf Veränderung. S. Fischer Verlage, Frankfurt am Main 2014. 248 Seiten, 18,99 Euro. Infotag für Büromanagement „In der Ruhe liegt die Kraft… – kompe- tent und gelassen im Büroalltag" lautet das Motto des 4. Infotags für Büroma- nagement. Er findet am Donnerstag, 26. März 2015, 9 bis 15.30 Uhr in der Aula der Universität Freiburg, Kolle- giengebäude I, Platz der Universität 3, 79098 Freiburg statt. Die Veranstaltung richtet sich an alle Beschäftigten der Universität und des Universitätsklini- kums, die im Sekretariat und Büroma- nagement arbeiten. Das Programm umfasst unter anderem Fachvorträge, einen Kurzworkshop und Schnupper- kurse zu Tai-Chi und Qigong. www.uni-freiburg.de/go/bueroinfotag www.weiterbildung.uni-freiburg.de/iwb Neues Programm für interne Weiterbildung Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität Freiburg können sich ab so- fort für die Kurse der Freiburger Akade- mie für Universitäre Weiterbildung (FRAUW) im ersten Halbjahr 2015 an- melden. Durch die zahlreichen Angebote erhalten Beschäftigte die Möglichkeit, Ihre Kompetenzen zu erweitern und sich für berufliche Herausforderungen zu qualifizieren. Kurse gibt es in den Berei- chen Internes Know-how/Verwaltungs- praxis, Kommunikation und Manage- ment, Führungskräftequalifizierung, Englisch, Technik, Labor und Arbeitssi- cherheit sowie Medien und Informations- technik. Neben den bewährten Themen finden sich neue Veranstaltungen, bei- spielsweise „Beschaffungsrichtlinien bei Lieferungen und Leistungen“ und „Was kann ich für Sie tun? Kontakte an der Uni professionell und gelassen gestal- ten“. Speziell an Führungskräfte richtet sich der Kurs „Führen mit den eigenen Stärken – Führungskraft entwickeln“. An- gebote der Betrieblichen Gesundheits- förderung wie „Taijiquan am Morgen“ erhalten und fördern die Gesundheit und Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Der Bedarf an Fortbildungen habe im Laufe der Zeit zugenommen, sagt Hiltrud Junker-Lemm – was sie als Herausforderung und Chance zugleich betrachte. FOTOS: SANDRA MEYNDT Die Entwicklung der elektronischen Datenver- arbeitung habe die Arbeit im Sekretariat besonders stark verändert, berichtet Elisabeth Lott. 012015012015

Seitenübersicht