01 201501 2015 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 8 von Isabell Wiedle Stress, Schlaflosigkeit, Reizbarkeit – wohl die meisten Studierenden ha- ben von Zeit zu Zeit damit zu kämpfen. Manche leiden sogar an Burn-out. In- ternationale Studien belegen, dass gerade das Medizinstudium auf Dauer sehr belastend sein kann. Das ergab auch die Auswertung von Berichten, die Medizinstudierende in einer Lehr- veranstaltung der Klinik für Psychoso- matische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg verfassten. Sie sollten über ihre Erfah- rungen mit psychosomatischen Sympto- men schreiben. „Ihre Antworten waren überraschend ehrlich und persönlich. Mehr als die Hälfte berichtete von Stress und seinen psychosomatischen Folgen“, sagt der Psychologe Zoltán Höhling. Gemeinsam mit der Psycho- login Ronja Neumann betreut er das Projekt „inTensity“, eine Onlineplattform, die Medizinstudierende beim Umgang mit Stress beraten und unterstützen will. Außerdem soll inTensity dazu anregen, in anderen Studiengängen der Albert- Ludwigs-Universität ähnliche Angebote einzurichten. Das Portal ist in die zen- trale Lernplattform ILIAS eingebettet und seit Oktober 2014 online. Anonym informieren Ein wesentliches Merkmal von in- Tensity ist die Anonymität der Nut- zerinnen und Nutzer. „Unter Medi- zinstudierenden besteht die Angst, stigmatisiert zu werden, wenn man Schwäche zeigt. Das hindert viele daran, Hilfe in Anspruch zu nehmen“, berichtet Neumann. Dank der Platt- form können sich Interessierte anonym von zu Hause aus informieren. Derzeit thematisiert sie vier stressbedingte Störungsbilder: Burn-out, Arbeits-, Ess- sowie Somatisierungsstörungen, das heißt Stress, der sich in körperli- chen Beschwerden wie wiederkehren- den Kopfschmerzen oder Durchfällen äußert. Ob Studierende unter einem dieser Störungsbilder leiden, können sie unter anderem mithilfe von Videos und Selbstchecks herausfinden (siehe Infobox). Dr. Andrea Kuhnert, Fachärz- tin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, steht dem Projekt als Expertin zur Seite. Tools zur Selbsthilfe, Forum für den Austausch InTensity bietet auch ein anonymes Forum, in dem sich Medizinstudierende untereinander austauschen und Fragen stellen können, die dann vom Team be- antwortet werden. In der Rubrik „Selbst- hilfetools“ finden Nutzer zudem eine Sammlung von Literaturtipps und Übun- gen, um selbst gegen Stress aktiv zu werden. Dazu gehören zum Beispiel die One-Moment-Meditation, die Progres- sive Muskelrelaxation und allgemeine Tipps für einen gesunden Umgang mit negativen Emotionen. „Die Plattform dient unter anderem der Prävention und soll Medizinstudierenden dabei helfen, Herr der stressigen Lage zu werden“, erläutert Höhling. Für den Fall, dass jemand mehr Unterstützung wünscht oder braucht, ver- mitteln weiterführende Links Kontakt zu Hilfsangeboten in Freiburg und Umgebung. In Zukunft will das Portal weitere stressbedingte Symptome wie etwa Schlafstörungen aufnehmen. Auch die Erweiterung der Plattform auf andere Studiengänge ist auf lange Sicht geplant. kompass Besser mit Stress umgehen Das neue Onlineangebot „inTensity“ hilft überlasteten Medizinstudierenden von Nicolas Scherger Individuelle Beratungsgespräche, Kurz- information, Telefonhotline und E-Mail- Anfragen: Sie sind das Kerngeschäft der Zentralen Studienberatung (ZSB) im Service Center Studium der Universität Freiburg. „Wenn sich aber bestimmte Anliegen häufen, wollen wir mit passge- nauen Angeboten für die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppen darauf reagieren“, sagt Dr. Dennis Mocigemba, Leiter der ZSB. Im Frühjahr 2015 gehen drei neue Formate an den Start – eines richtet sich an Studierende, eines an Eltern und ei- nes an Schülerinnen und Schüler. Workshop „Das Lernen planen lernen“ Schwierigkeiten, den Stoff im Studium zu strukturieren: Mit diesem Problem kommen immer öfter Studierende in die ZSB-Sprechstunden. Ein zweitägiger Workshop soll sie dabei unterstützen, den eigenen Lernprozess zu verbessern. Das Angebot richtet sich an alle Studie- renden, unabhängig von ihrem Studien- fach. Die Teilnehmenden bringen eine aktuell anstehende Aufgabe mit – etwa eine Hausarbeit oder die Vorbereitung auf eine Modulprüfung. Anhand dieser Aufgabe erstellen sie im Workshop eine Lernplanung. „Am ersten Tag erarbei- ten sie die Grundlagen, damit sie in der Woche zwischen den Sitzungsterminen ihr eigenes Lernverhalten beobachten können. Die Ergebnisse besprechen wir am zweiten Tag“, sagt Studienberaterin Sabine Görtler, die den Workshop leitet. Mit diesem Format haben Studierende die Möglichkeit, ihre Motivation zu klä- ren, Ziele festzulegen, ihr Zeitmanage- ment zu verbessern und eine konkrete Lernplanung zu erproben. „Elterngespräche – Studienberatung im Dialog“ Bei etwa jedem zehnten Beratungs- gespräch zur Studienorientierung haben Schüler im vergangenen Jahr ihre Eltern mitgebracht. So genannte Helikopter-El- tern, die ihre Kinder übermäßig behüten, seien aber die Ausnahme, sagt Studien- beraterin Ute Benninghofen: „Die meis- ten wollen kompetente Gesprächspart- nerinnen und Gesprächspartner bei der Studienwahl sein und interessieren sich für die Universität.“ Benninghofen erklärt Eltern künftig bei Vortragsabenden, wie sie ihre Kinder bei der Wahl des Studi- enfachs unterstützen können und wie sich ihre Rolle im Entscheidungspro- zess von der des Kindes unterscheidet. Zudem informiert sie die Eltern darüber, wie ein Studium in Zeiten von Bachelor, Master, Modulen und Credit Points funk- tioniert. Das soll helfen, Hemmschwel- len abzubauen – insbesondere bei jenen, die selbst nicht studiert haben. Eine spezielle Elternsprechstunde in Form einer vertraulichen Einzelbera- tung ergänzt das Angebot und bietet die Möglichkeit, persönliche Fragen in- dividuell zu klären. Die Information und Beratung der künftigen Studierenden selbst wollen die neuen Elternformate aber nicht ersetzen: „Eltern sollen die Studienentscheidung begleiten, sie aber nicht selbst treffen.“ Ihre Aufgabe endet nach erfolgtem Übergang von der Schu- le zur Hochschule: Eltern von Studieren- den sind in den Sprechstunden der ZSB nicht präsent. Informationsveranstaltung „Schule@ Uni“ für Schulklassen im Uniseum Schulklassen auf Klassenfahrt nach Freiburg interessieren sich zunehmend für einen Besuch der Universität und für deren Studienangebot. „Bisher ha- ben wir solche Anfragen vereinzelt und spontan bedient, künftig bieten wir das feste Format Schule@Uni an“, berich- tet Dennis Mocigemba. Die zweistün- dige Veranstaltung findet im Uniseum statt. Sie beinhaltet eine unterhaltsa- me Führung zur Universitätsgeschichte und einen interaktiven Vortrag der ZSB zum Studium allgemein und dem Stu- dienangebot der Universität Freiburg. „Wir wollen die Schüler für die Frage sensibilisieren, wie es nach dem Abitur weitergeht, sie motivieren, sich die- ser Frage mit Freude zu nähern, und sie nicht zuletzt neugierig auf unsere Universität machen.“ Die Inhalte der Führung und des Vortrags kann das Team der ZSB und des Uniseums an die Bedürfnisse der Schulklassen an- passen. Das Format sei außerdem, so Mocigemba, ein weiterer Pfeiler bei der Überbrückung des Übergangs von der Schule an die Hochschule. Start für drei neue Formate Die Zentrale Studienberatung reagiert auf veränderte Bedürfnisse von Studierenden, Eltern und Schülern Als Leiter der Zentralen Studienberatung erfasst Dennis Mocigemba genau, welche Themen sich in den Sprechstunden häufen – um gemeinsam mit sei- nem Team neue Angebote zu entwickeln, die den Anliegen der Ratsuchenden entsprechen. FOTO: BASCHI BENDER Termine und Anmeldung Weitere Informationen zu allen An- geboten und die Möglichkeit zur An- meldung gibt es auf den Seiten der Zentralen Studienberatung: www.studium.uni-freiburg.de • Schlafen Sie seit Längerem unruhig oder weniger erholsam? • Vergessen Sie häufiger, was Sie gerade tun wollten? • Haben Sie weniger Lust auf Freundeskreis, Partys und Hobbys? • Haben Sie seit Längerem ver- sucht, mit strikten Lernplänen Ihr Pensum zu bewältigen? • Sind Sie aggressiver und haben weniger Geduld mit Ihrer Umgebung? • Hat Ihr Konsum von Alkohol oder Süßigkeiten deutlich zugenommen? Der Selbstcheck hilft dabei, sich darüber klar zu werden, ob man bereits unter Burn- out leidet oder sich in diese Richtung entwi- ckelt. Beantwortet man mehrere der Fragen mit Ja, rät das Team dazu, sich über das Thema zu informieren und gegebenen- falls Hilfe in Anspruch zu nehmen. Weitere Informationen bietet das Inter- netportal „inTensity“: Selbstcheck Burn-out: www.pr.uni-freiburg.de/go/burnout Sammlung von Literaturtipps und Übun- gen, um selbst gegen Stress aktiv zu werden. Dazu gehören zum Beispiel die One-Moment-Meditation, die Progres- sive Muskelrelaxation und allgemeine Tipps für einen gesunden Umgang mit negativen Emotionen. „Die Plattform dient unter anderem der Prävention und soll Medizinstudierenden dabei helfen, Herr der stressigen Lage zu werden“, erläutert Höhling. Für den Fall, dass jemand mehr Unterstützung wünscht oder braucht, ver- mitteln weiterführende Links Kontakt zu Hilfsangeboten in Freiburg und Umgebung. In Zukunft will das Portal weitere stressbedingte Symptome wie etwa Schlafstörungen aufnehmen. Auch die Erweiterung der Plattform auf andere Studiengänge ist auf lange Sicht geplant. • Sind Sie aggressiver und haben weniger Geduld mit Ihrer Umgebung? • Hat Ihr Konsum von Alkohol oder Süßigkeiten deutlich zugenommen? Der Selbstcheck hilft dabei, sich darüber klar zu werden, ob man bereits unter Burn- out leidet oder sich in diese Richtung entwi- ckelt. Beantwortet man mehrere der Fragen mit Ja, rät das Team dazu, sich über das Thema zu informieren und gegebenen- falls Hilfe in Anspruch zu nehmen. Weitere Informationen bietet das Inter- netportal „inTensity“: www.pr.uni-freiburg.de/go/burnout Das Medizinstudium kann auf Dauer sehr belastend sein – „inTensity“ gibt Tipps, wie Studierende damit besser zurechtkommen können. ILLUSTRATION: SVENJA KIRSCH, FOTO: TYLER OLSON/FOTOLIA 012015012015