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uni'wissen 02-2012

Prof. Dr. Andreas ­Diefenbach hat Medizin in Erlangen studiert, wo er 1998 am Institut für Klini- sche Mikrobiologie und ­Immunologie seine Promo- tion abschloss. Anschlie- ßend forschte er in den USA, zunächst an der ­University of California in Berkeley in der Abteilung Molekular- und Zellbiologie. Ab 2003 arbeitete Diefen- bach am New Yorker Uni- versity Medical Center als Assistant Professor in den Fächern Immunologie und Pathologie. 2005 kehrte er nach Deutschland zurück und kam nach Freiburg. Er ist stellvertretender ­Direktor am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene des Universitätsklinikums Freiburg und leitet eine 20-köpfige Arbeitsgruppe mit den Forschungsschwer- punkten „angeborene Immu- nität“ und „Immunologie von biologischen Grenz­ flächen“ wie Darmephitel und Haut. Zum Weiterlesen Kiss, E. A./Vonarbourg, C./Kopfmann, S./ Hobeika, E./Finke, D./Esser, C./Diefenbach, A. (2011): Natural aryl hydrocarbon receptor ligands control organogenesis of intestinal lymphoid follicles. In: Science 334, S. 1561–1565. Kiss, E. A./Diefenbach, A. (2012): Role of the aryl hydrocarbon receptor in controlling main- tenance and functional programs of RORγt+ innate lymphoid cells and intraepithelial lym- phocytes. In: Frontiers in Immunology 3, S.124. „Weil wir am Verdauungstrakt arbeiten, erschienen uns Nahrungsbestandteile am interessantesten“ Elina Kiss hat in Turku/Finnland Bio­ logie mit Schwerpunkt Bio- chemie studiert und forscht seit 2008 an der Spemann Graduiertenschule für Bio- logie und Medizin (SGBM) der Albert-Ludwigs-Uni­ versität. Für ihre Arbeiten über die Entwicklung und Funktion von bestimmten Immunzellen im Darm, den LTi-Zellen, hat sie den ­Barbara-Hobom-Preis 2011 erhalten. Mit der Auszeich- nung unterstützt der ­Freiburger Exzellenzcluster BIOSS Centre for Bio­ logical Signalling Studies ­vielversprechende junge Wissenschaftlerinnen. Ihre Doktorarbeit steht kurz vor dem Abschluss. Danach will Elina Kiss ihre Forschung in der ­Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Andreas Diefenbach weiter- führen. mierte Fachmagazin „Science“ veröffentlichte ihre Ergebnisse, die ihr zudem den mit 10.000 Euro dotierten Barbara-Hobom-Preis einbrachten. Auch Andreas Diefenbach freut sich: „Wir ­haben die molekulare Verbindung von AHR und Nahrungs­ mitteln zu den LTi-Zellen und Follikeln ­gefunden.“ Stark vereinfacht heißt das: Brokkoli plus AHR ergibt mehr LTi-Zellen und Follikel, die IL-22 produ- zieren, sodass das Darmepithel antimikrobielle Proteine herstellt. Vermutlich verstärkt der Aryl- Hydrocarbon-Rezeptor zudem die Barrierefunktion des Darmepithels. Er ver­ringert das ­Risiko für Infektionen, indem er diese Grenzschicht abdich- tet und Erreger aus dem Darm vom Eindringen abhält. Außerdem regu­lieren LTi-Zellen wahr- scheinlich noch die Stammzellen des Darm­ epithels. Sie sitzen, wie auch die LTi-Follikel, in den Krypten. Dort steuern sie die Regeneration der Schicht, die sich alle zwei Tage vollständig erneuert. Womöglich können Senfölglykoside über den AHR die Regeneration aber noch ­verbessern. Damit böte sich eine Chance, Ent- zündungsherde bei chronisch-entzündlichen Darm­ erkrankungen wie Morbus Crohn zurückzudrängen. Kurz anbraten statt lange dünsten Das ist ein Fernziel von Diefenbach: „Wir sind schließlich auch Mediziner und möchten, dass betroffene Patientinnen und Patienten von unse- rer Forschung profitieren.“ Vorher harren einige Fragen der Klärung: Welche Signale beeinflus- sen die Epithelzellen? Wie viel Brokkoli oder ­Rosenkohl ist genug? „Wir haben Mengen ein­ gesetzt, die dem entsprechen, was Menschen mit der Nahrung aufnehmen“, sagt der Wissen- schaftler. Aber reagieren Menschen genau gleich auf Brokkoli wie Mäuse? Ab welcher Menge ­treten eventuell unerwünschte Wirkungen auf, vom Überdruss ganz abgesehen? Das kann An- dreas Diefenbach noch nicht sicher beantworten. Er empfiehlt aber, Kohl­gemüse auf alle Fälle ­lieber kurz anzubraten, als es lange in Wasser zu dünsten. Dann gehen nicht so viele der guten Senfölglykoside kaputt. 27

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