Prof. Dr. Andreas Diefenbach hat Medizin in Erlangen studiert, wo er 1998 am Institut für Klini- sche Mikrobiologie und Immunologie seine Promo- tion abschloss. Anschlie- ßend forschte er in den USA, zunächst an der University of California in Berkeley in der Abteilung Molekular- und Zellbiologie. Ab 2003 arbeitete Diefen- bach am New Yorker Uni- versity Medical Center als Assistant Professor in den Fächern Immunologie und Pathologie. 2005 kehrte er nach Deutschland zurück und kam nach Freiburg. Er ist stellvertretender Direktor am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene des Universitätsklinikums Freiburg und leitet eine 20-köpfige Arbeitsgruppe mit den Forschungsschwer- punkten „angeborene Immu- nität“ und „Immunologie von biologischen Grenz flächen“ wie Darmephitel und Haut. Zum Weiterlesen Kiss, E. A./Vonarbourg, C./Kopfmann, S./ Hobeika, E./Finke, D./Esser, C./Diefenbach, A. (2011): Natural aryl hydrocarbon receptor ligands control organogenesis of intestinal lymphoid follicles. In: Science 334, S. 1561–1565. Kiss, E. A./Diefenbach, A. (2012): Role of the aryl hydrocarbon receptor in controlling main- tenance and functional programs of RORγt+ innate lymphoid cells and intraepithelial lym- phocytes. In: Frontiers in Immunology 3, S.124. „Weil wir am Verdauungstrakt arbeiten, erschienen uns Nahrungsbestandteile am interessantesten“ Elina Kiss hat in Turku/Finnland Bio logie mit Schwerpunkt Bio- chemie studiert und forscht seit 2008 an der Spemann Graduiertenschule für Bio- logie und Medizin (SGBM) der Albert-Ludwigs-Uni versität. Für ihre Arbeiten über die Entwicklung und Funktion von bestimmten Immunzellen im Darm, den LTi-Zellen, hat sie den Barbara-Hobom-Preis 2011 erhalten. Mit der Auszeich- nung unterstützt der Freiburger Exzellenzcluster BIOSS Centre for Bio logical Signalling Studies vielversprechende junge Wissenschaftlerinnen. Ihre Doktorarbeit steht kurz vor dem Abschluss. Danach will Elina Kiss ihre Forschung in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Andreas Diefenbach weiter- führen. mierte Fachmagazin „Science“ veröffentlichte ihre Ergebnisse, die ihr zudem den mit 10.000 Euro dotierten Barbara-Hobom-Preis einbrachten. Auch Andreas Diefenbach freut sich: „Wir haben die molekulare Verbindung von AHR und Nahrungs mitteln zu den LTi-Zellen und Follikeln gefunden.“ Stark vereinfacht heißt das: Brokkoli plus AHR ergibt mehr LTi-Zellen und Follikel, die IL-22 produ- zieren, sodass das Darmepithel antimikrobielle Proteine herstellt. Vermutlich verstärkt der Aryl- Hydrocarbon-Rezeptor zudem die Barrierefunktion des Darmepithels. Er verringert das Risiko für Infektionen, indem er diese Grenzschicht abdich- tet und Erreger aus dem Darm vom Eindringen abhält. Außerdem regulieren LTi-Zellen wahr- scheinlich noch die Stammzellen des Darm epithels. Sie sitzen, wie auch die LTi-Follikel, in den Krypten. Dort steuern sie die Regeneration der Schicht, die sich alle zwei Tage vollständig erneuert. Womöglich können Senfölglykoside über den AHR die Regeneration aber noch verbessern. Damit böte sich eine Chance, Ent- zündungsherde bei chronisch-entzündlichen Darm erkrankungen wie Morbus Crohn zurückzudrängen. Kurz anbraten statt lange dünsten Das ist ein Fernziel von Diefenbach: „Wir sind schließlich auch Mediziner und möchten, dass betroffene Patientinnen und Patienten von unse- rer Forschung profitieren.“ Vorher harren einige Fragen der Klärung: Welche Signale beeinflus- sen die Epithelzellen? Wie viel Brokkoli oder Rosenkohl ist genug? „Wir haben Mengen ein gesetzt, die dem entsprechen, was Menschen mit der Nahrung aufnehmen“, sagt der Wissen- schaftler. Aber reagieren Menschen genau gleich auf Brokkoli wie Mäuse? Ab welcher Menge treten eventuell unerwünschte Wirkungen auf, vom Überdruss ganz abgesehen? Das kann An- dreas Diefenbach noch nicht sicher beantworten. Er empfiehlt aber, Kohlgemüse auf alle Fälle lieber kurz anzubraten, als es lange in Wasser zu dünsten. Dann gehen nicht so viele der guten Senfölglykoside kaputt. 27