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uni'leben 02-2012

02 2012 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 12 menschen Der AusbilderMarkus Stoll betreut mit seinem Team die auszubildenden Feinwerkmechaniker des Physikalischen Instituts von Eva Opitz Stolz zeigt Markus Stoll auf das funktionierende Modell einer Dampfmaschine in der Werkstattvit- rine des Physikalischen Instituts. Um ihn herum lärmen große Maschinen, an denen seine Kollegen komplizierte Aufträge für die Wissenschaft bear- beiten. Das Modell haben die Auszu- bildenden der Mechanikwerkstatt ge- gen Ende ihrer Ausbildung ganz allein angefertigt, um zu zeigen, was sie in den drei Jahren gelernt haben. Als ausgebildeter Feinmechani- ker, wie es damals noch hieß, und studierter Ingenieur kam Stoll vor 14 Jahren an die Universität Freiburg und übernahm neben der Werkstatt- leitung auch die Aufgabe des Ausbil- dungsleiters in der Mechanikwerk- statt. Seine eigene Ausbildung hatte er beim Freiburger Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme begon- nen. „Ich war dort einer der ersten Feinmechanikergesellen.“ Auf sei- nem weiteren Berufsweg in der In- dustrie hat er immer und gerne an Sonderkonstruktionen für Fertigung und Forschung gearbeitet. „Diese Erfahrung hilft mir heute sehr, da die Arbeit am Institut nicht von großen Serien geprägt ist, sondern von der Herstellung hochpräziser Einzel- und Sonderteile für Forschung und Leh- re“, sagt Stoll. „Das Aufgabenfeld mit abwechslungsreichen Arbeiten, bei denen jedes Stück anders ist, macht unsere Ausbildung hier am Institut so interessant und lehrreich.“ Der 50-jährige Ingenieur hofft, an- gesichts sinkender Bewerberzahlen mit der Attraktivität dieser besonde- ren Ausbildung punkten zu können. „Wir bieten mit unserem Know-how ein gutes Fundament für eine Meis- terschule oder eine weiterführende Ausbildung.“ Mit dieser Botschaft wendet er sich auch an Schulen, bie- tet Kooperationen sowie Praktika an und wirbt um Mädchen als zukünftige Mitarbeiterinnen in der Werkstatt. Die acht Auszubildenden werden von den jeweiligen Meistern an den Maschi- nen betreut. Stoll bietet persönliche Gespräche an, wenn es Probleme gibt oder Ausbildungsfragen bespro- chen werden müssen. „Wir suchen unseren Nachwuchs im Team aus und sind uns einig, dass wir auch schwächeren Schülerinnen und Schülern eine Chance geben wollen.“ Zufrieden berichtet er von einem Aus- zubildenden mit schlechten Schulno- ten, den die Berufsschullehrer nicht empfohlen hatten und der am Ende trotz allem einen guten Abschluss machte. „Man muss sich in sie hinein- versetzen können, um ihre Schwie- rigkeiten zu begreifen“, sagt Stoll. Mit einer guten Portion Verständnis und Hilfsbereitschaft ausgerüstet, ist er zu seiner Freude noch nie enttäuscht worden, und alle seine Auszubilden- den haben den Abschluss geschafft. Kein Pardon kennt er in Fragen der Arbeitssicherheit. Welche Gefahr von umlaufenden Maschinenteilen aus- geht, weiß er aufgrund seiner Erfah- rung nur zu gut. Moderne Maschinen verringern das Risiko eines Unfalls, da die gefährlichen beweglichen Tei- le eingekapselt sind. „Wir hatten in den vergangenen 14 Jahren nur ei- nen einzigen Unfall, was angesichts der vorhandenen Gefahren eine gute Bilanz ist“, sagt Stoll. Dass alle Aus- zubildenden nach ihrem Abschluss einen Job gefunden haben, zum Teil auch in der Universität, macht diese Bilanz wirklich rund. Markus Stoll ist Ansprechpartner für die Auszubildenden in der Mechanikwerk- statt des Physikalischen Instituts. Der Ausbildungsleiter erklärt eine der großen Spritzgießmaschinen. Foto: Pecquet von Claudia Füßler Ganz Schweden ist eine glückli- che, große Familie, in der jeder jeden duzt? Von wegen. Da hat das bekannte schwedische Warenhaus den Deutschen einen Bären aufge- bunden. Der gemeine Schwede legt durchaus Wert auf ein bisschen sozi- ale Distanz. Schon Mitte der 1980er Jahre gab es die erste Gegenbe- wegung gegen die zunehmende „Du-isierung“, und das schwedische „Sie“ hat es immer gegeben. Das ist eines der Ergebnisse der Doktor- arbeit von Christine Mertzlufft. Dar- in hat die Wissenschaftlerin, die an der Universität Freiburg Germanis- tik, Skandinavistik und Geschichte studiert hat, sich mit schwedischen und deutschen Behördentexten von 1950 bis heute beschäftigt. Dabei hat die Germanistin auch herausgefunden, dass schwedi- sche Ämter ihre Briefe, Flyer und Broschüren weitaus kreativer ge- stalten als deutsche Behörden. „Sie arbeiten viel mit Bildsprache. Da erklärt zum Beispiel ein Männchen in Sprechblasen, wie Müll richtig getrennt wird“, sagt Mertzlufft. Was Deutsche wohl als behördliche Anmaßung – „Wollen die mich für dumm verkaufen?“ – verstehen wür- den, ist in Schweden kein bisschen seltsam. Dort gibt es eine starke staatliche Sprachpflege, die sich für bürgernahes Schreiben einsetzt und der Behördensprache den Kampf angesagt hat. Die Broschüren im Comicstil sind ein Resultat davon. „Damit wird sichergestellt, dass je- der Bürger erreicht wird. Als infantil wird der Bilderstil nicht empfunden.“ Hintergrund ihrer Untersuchungen war die Frage, ob sich die geschrie- bene Sprache der gesprochenen annähert. Nachdem sie den Fokus in ihrer Doktorarbeit auf die Schrift- sprache gelegt hatte, wollte Mertz- lufft sich mit mündlichen Strukturen beschäftigen, die von der Schrift- sprache abweichen. Doch nach der Promotion im Frühjahr 2010 und dem Ablauf eines Promotionsstipen- diums des Cusanuswerks, nach vie- len Auslandsaufenthalten während des Studiums und der Doktorarbeit, nach zahlreichen kleinen Verträ- gen als wissenschaftliche Hilfskraft, Lehrbeauftragte und akademische Mitarbeiterin gab es plötzlich Fra- gen: „Wie geht es weiter? Welche Möglichkeiten habe ich inhaltlich, beruflich und finanziell?“, erinnert sich die Germanistin an die Gedan- ken, die sie damals umtrieben. STAY hilft, eine Lücke zu schließen Wie ihr geht es vielen jungen Frauen. Da die Zeit nach der Pro- motion meist mit der Familienpla- nung zusammenfällt und der weite- re Weg in der Wissenschaft steinig scheint, verzichten viele auf eine Habilitation. In Freiburgs Hörsälen sind Studentinnen in der Überzahl, der Frauenanteil bei den Professu- ren jedoch liegt unter 25 Prozent. Das soll sich ändern – mit dem Sti- pendienprogramm STAY, das die Albert-Ludwigs-Universität gemein- sam mit der Neuen Universitätsstif- tung Freiburg entwickelt hat. Bisher sind acht solcher Stipendien ver- geben worden. Die Wissenschaft- lerinnen erhalten ein Jahr lang 1.300 Euro im Monat und weitere 200 Euro für jedes Kind. Die so ge- schaffenen Freiräume sollen sie in den ersten sechs Monaten nutzen, um ihr Exposé für ein Forschungs- projekt oder eine Habilitation zu schreiben. Anschließend sollen sie langfristige Stipendien oder Projektstellen einwerben. „Dass es nach der Promotion wenig Finanzie- rungsmöglichkeiten gibt, ist ein all- gemeines strukturelles Problem. Da hilft STAY, eine Lücke zu schließen“, sagt Mertzlufft, für die das Stipendi- um auch bedeutet, dass sie vorerst bei ihrem Mann in Freiburg bleiben kann. „Außerdem fühlt man sich in seiner Arbeit bestätigt. Als der posi- tive Bescheid kam, dachte ich: Okay, wenn die mich wollen, lohnt es sich, den Kraftakt auf mich zu nehmen.“ Christine Mertzlufft wurde gleich zu Beginn des Stipendiums noch einmal überrascht: Als sie eine Wo- che nach der Zusage das Angebot bekam, ein Semester lang die Ver- tretung einer Assistenzstelle am Deutschen Seminar zu übernehmen, konnte sie diese Chance nutzen und STAY unterbrechen. „Dass das Kon- zept so flexibel angelegt ist, ist toll“, sagt die 35-Jährige. Zurzeit befin- det sie sich in der Schlussphase des Stipendiums und arbeitet schon an ihrer Habilitation. „Als Brücke zwischen der Promotion und dem Start meines Projekts war STAY das Beste, was mir passieren konnte.“ Die Germanistin Christine Mertzlufft hat mit einem STAY-Stipendium die Zeit zwischen Promotion und Habilitationsprojekt überbrückt Freiräume für einen Kraftakt Christine Mertzlufft hat in ihrer Disserta- tion die deutsche und die schwedische Behördensprache verglichen – jetzt arbeitet sie an ihrer Habilitation. Foto: Kunz Ausbildung an der Universität Freiburg An der Universität Freiburg werden Kaufleute für Bürokommunikation, EDV-Fachleute, Elektrogerätebau- erinnen und -bauer, Feinwerkme- chanikerinnen und -mechaniker, Chemielaborantinnen und -laboran- ten, Maschinenschlosserinnen und -schlosser sowie Gärtnerinnen und Gärtner ausgebildet. Ausschreibun- gen für freie Ausbildungsstellen in den physikalischen Werkstätten be- finden sich unter: www.uni-freiburg.de/go/ausbildung-physik Unterwegs im Unternehmen Wenn Auszubildende vor 60 Tonnen schweren Maschinen stehen, sind sie dabei, die Unternehmenswelt außer- halb der Universität kennenzulernen, in diesem Fall die Firma Ferromatik Milacron Europe in Malterdingen, die Maschinen zur Spritzgießtechnik her- stellt. Die Jugend- und Auszubilden- denvertretung organisiert regelmäßig solche Besichtigungen in Betrieben der Region, denn, so Patrick Pecquet vom Personalrat: „In solchen Unternehmen werden die Auszubildenden sich be- werben müssen.“

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