02 2012 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 8 campus von Franziska Richter Bananen, Kiwis und Tomaten sind das ganze Jahr über erhältlich. Muss auf all das verzichtet werden, um nachhaltig zu leben? Unter dem Motto „Setting the Stage for Sustainable Con- sumption“ näherten sich 26 Studieren- de des Masterstudiengangs Environ- mental Governance (MEG) der Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften dem Thema „Nachhaltiger Konsum“. In einem Forum präsentierten sie ein Theaterstück, einen Selbstversuch und einen Einkaufsführer, um die Menschen anzuregen, ihr Kaufverhalten zu hinter- fragen. „Wir haben alle schon an genügend Konferenzen teilgenommen, auf de- nen jemand tolle Lösungen präsentiert hat, ohne dass man den persönlichen Bezug gefühlt hat“, sagt Torben Flör- kemeier, Student des MEG. „Doch da bleibt nichts hängen. Deswegen wollten wir auf eine emotionalere Ebe- ne gehen.“ Dazu entwickelten neun Studierende ein Theaterstück in drei Akten, um Aspekte von „Nahrung und Landwirtschaft“, „Zivilgesellschaft und Bedeutung des Individuums“ sowie „Verständnis von Suffizienz und Effizi- enz“ zu vermitteln. Die wissenschaft- lichen Konzepte aus ihrem Studium brachten sie in das Theaterstück mit ein. Die Szenen entwickelten sie im Gespräch mit Expertinnen und Ex- perten, die in die Themen einführten. Nach jedem Akt diskutierten die Stu- dierenden mit dem Publikum über die Inhalte. Wissenschaft im Theaterstück „Wir wollen nicht mit erhobenem Zeigefinger kommen und den Leuten sagen, was sie machen müssen. Wir wollen zeigen, dass bewusstes Kon- sumverhalten möglich ist“, sagt Melani Pelaez, eine der fünf Studierenden, die an dem Experiment „Nachhaltig Leben in Freiburg“ teilgenommen ha- ben. Um nicht nur über Nachhaltig- keit zu reden, sondern selbst aktiv zu werden, versuchten sie vier Wochen lang möglichst wenige Ressourcen zu verbrauchen. Sie beschränkten sich zum Beispiel auf saisonale Nahrungs- mittel aus der Region. Das bedeutete: kein Kaffee, kein importierter Tee, kein Reis oder tropische Früchte. Auch auf Verpackungen verzichteten sie und benutzen beim Einkaufen stattdessen Behältnisse, die sie selbst mitgebracht hatten. Um Energie zu sparen, dusch- ten sie kalt, nutzten Kerzen- und Ta- geslicht und erledigten nur das Nötigs- te am Computer. „Es war eine große Umstellung“, sagt Janina Heim, die ebenfalls an dem Experiment teilge- nommen hat. „Wenn man mit Freunden weggeht, kann man vieles nicht trinken, weil beispielsweise Orangensaft kein regionales Produkt ist. Ich kann nicht ins Kino gehen wegen der Stromver- schwendung. Es schränkt schon ein im sozialen Leben.“ Veränderter Alltag macht nachdenklich Doch gleichzeitig habe der verän- derte Alltag die Studierenden zum Nachdenken angeregt: Was kann man stattdessen in seiner Freizeit machen? Gemeinsam mit der Gruppe etwas zu unternehmen, wie etwa zu- sammen kochen, rückte dabei in den Vordergrund. „Ich habe bemerkt, dass es wichtig ist, gezielt einzukaufen“, sagt Melani Pelaez. Allein dadurch ließe es sich vermeiden, Essen zu verschwenden. Außerdem würden sich die Hersteller in anderen Ländern mit ihren Produkten anpassen, wenn in Europa verstärkt Biolebensmittel konsumiert werden würden. Die Stu- dierenden begleiteten das Experiment mit der Kamera und produzierten einen Film, den sie auf dem Forum zeigten. Ihre Erfahrungen fassten sie in einem Einkaufsführer für nachhal- tigen Konsum in Freiburg zusammen. „Ich denke, dass langfristig nachhalti- ges Leben und Konsum möglich sind“, sagt Torben Flörkemeier, „doch da muss ein politischer Prozess angesto- ßen werden, um Regulierungen und Anreize zu schaffen. Dadurch entste- hen neue Ideen wie etwa die zweier Reeder, die ihre Waren nur noch mit Segelbooten verschiffen. So ist es weniger problematisch, wenn einige Produkte aus Übersee kommen.“ von Assiyeah Joers in Studium? Das ist doch nur was für Leute mit reichen Eltern.“ Viele Jugendliche aus Nichtakademikerfami- lien denken so. Zum Beispiel, weil ihre Eltern ihnen kein Studium finanzieren können. Nur 24 Prozent beginnen eins, obwohl doppelt so viele die Hochschul- reife erreichen. Bei Akademikerkin- dern studieren hingegen 71 Prozent. In Deutschland hängt die Wahrschein- lichkeit, ob ein Kind studieren wird oder nicht, stark vom Bildungsstand und der sozialen Herkunft der Eltern ab. Katja Urbatsch, selbst die erste Akademikerin in ihrer Familie, wollte etwas dagegen unternehmen. 2008 hat sie in Gießen die Initiative „ArbeiterKind.de“ gegrün- det. Mit mehr als 80 Gruppen und mehr als 4.000 Mentorinnen und Mentoren bundesweit hat sich die Organisation zu einem Riesenprojekt entwickelt. Nicht nur Überflieger kriegen ein Stipendium Anne-Kathrin Steger ist seit einein- halb Jahren Mentorin der Freiburger Ortsgruppe von ArbeiterKind.de. Die Doktorandin der Psychologie spricht aus Erfahrung, denn auch sie war die erste in ihrer Familie, die ein Studium aufnahm: „Ich fühlte mich oft nicht zugehörig an der Universität, weil ich die Regeln und Gebräuche dort nicht kannte.“ Viele der Mentoren haben sol- che Erfahrungen gemacht und erken- nen sich in den Studienanfängerinnen und -anfängern wieder. „Wir möchten den jungen Leuten Mut machen und ihre Hemmschwellen abbauen“, sagt Steger. Das Team hilft dort weiter, wo die Eltern keine Antwort wissen, zum Beispiel bei Problemen mit Referaten oder beim Motivationsschreiben für ein Stipendium. „Viele denken, dass nur Überflieger Stipendienplätze ergattern. Das stimmt nicht. Über die vielfältigen Möglichkeiten, an ein Stipendium zu kommen, wissen Kinder von Eltern ohne akademischen Hintergrund meist wenig oder gar nichts“, erklärt die Dok- torandin. Deshalb gehen die ehrenamt- lichen Mentoren an Schulen, um über Bildungschancen zu informieren. Beratung am Stammtisch Nicht nur bei Schulbesuchen, auch per E-Mail oder im eigenen sozialen Netzwerk beantworten die Mentoren Fragen. Die Freiburger Gruppe ist mitt- lerweile gut vernetzt, beispielsweise mit dem Studentenwerk und der Zentralen Studienberatung der Universität. Bei Veranstaltungen wie dem Erstsemes- tertag ist das Team mit einem Infostand vor Ort. „Wir möchten den Kontakt zu den Freiburger Hochschulen noch wei- ter ausbauen, um auch Professoren und Hochschulmitarbeiter stärker für das Thema Bildungsgerechtigkeit zu sensi- bilisieren“, sagt Steger. Außerdem läuft eine Kooperation mit dem Hochschul- team der Agentur für Arbeit. Einmal im Monat trifft sich die Gruppe zum Arbeiterkind-Stammtisch. Zu die- sem offenen Beratungstermin können Schülerinnen und Schüler, Studierende und Eltern mit ihren Fragen kommen. Interessierte, die Mentoren werden wollen, sind ebenso willkommen – ob Studierende, Absolventen oder Berufs- tätige. Bei einigen Jugendlichen bleibt der Kontakt zum Mentor auch länger- fristig bestehen. Die Gruppe hat bisher jedoch keine Zahlen darüber, wie viele Jugendliche aufgrund des Mentorings ein Studium aufgenommen haben. Ak- tuell läuft eine Studie, die das evaluiert. Keine Angst vorm Studium Eine Initiative unterstützt Kinder aus Nichtakademikerfamilien auf dem Weg zu höherer Bildung Freiburg@arbeiterkind.de www.arbeiterkind.de Wie bekommt man ein Stipendium? Und wie hält man ein Referat? Die Mentoren Anne-Kathrin Steger (vorne links), Jennifer Fritz (vorne rechts), Daniela Wack und Simon Büchner unterstützen Kinder aus Nichtakademikerfamilien. Foto: Joers Mit meinem Konto nehme ich die Bank aus. Nur contouno maxx, das junge contomaxx, bietet modernes Banking und viele Extras speziell für junge Leute: ISIC-Ausweis • Handyversicherung • TicketService • Reisen mit 5 % Rückvergütung • Kreditkarten • Vergünsti- gungen bei Essen & Trinken, Sport & Fitness, Kunst & Kultur, Ausgehen & Spaß. Also los, nehmen Sie Ihre Bank aus: Alle Vorteile nutzen und dabei auch noch sparen. Die ganze contomaxx-Welt in Ihrer Sparkasse oder auf www.contomaxx.de . . . lebe dein Konto! cm-111,6x158_2010:Layout 1 17.04.12 15:12 Seite 1 Ressourcenschonend ist er auf jeden Fall: der selbst gebastelte Solarkocher von Janina Heim. www.megforum.uni-freiburg.de E ArbeiterKind Freiburg Zurzeit sind zehn Mentoren in Frei- burg aktiv, weitere 34 Mitglieder engagieren sich im Netzwerk der Ortsgruppe. Wer Interesse hat, ist herzlich zum Arbeiterkind-Stamm- tisch eingeladen: jeden ersten Mon- tag im Monat, 18:30 Uhr im Restau- rant „Mehlwaage“. › Mittagstisch mit Salatbuffet › Gartenwirtschaft Kantinenstraße 12 | 79106 Freiburg | 0761.76 66 68 81 | info@die-kantina.de › Sonntag Frühstücksbuffet › Kaminzimmer (bis 40 Personen) www.die-kantina.de Frisch aufgemacht für Anhänger guter Volks-Wirtschaft „Nicht mit erhobenem Zeigefinger kommen“ Studierende organisieren das „Freiburg Forum on Environmental Governance 2012“