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uni'leben 06-2012

06 2012 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 5 von Annette Kollefrath-Persch Biologische Signalprozesse bilden die Lebensgrundlage aller Zellen eines Organismus. Ein genaueres Ver- ständnis dieser Prozesse liefert daher Lösungen für viele biologische Heraus- forderungen. Die Forscherinnen und Forscher des Freiburger Exzellenzclus- ters BIOSS Centre für Biological Sig- nalling Studies erforschen Signalpro- zesse auf der molekularen, zellulären und suprazellulären Ebene. Dabei hat BIOSS unter dem Motto „Von der Ana- lyse zur Synthese“ erstmalig die Signal- forschung mit Methoden der syntheti- schen Biologie zusammengebracht. Die Forscher entwickelten Strategien und Geräte, um Signale, die das Leben in und zwischen Zellen bestimmen, zu er- gründen und für medizinische Zwecke zu verändern – etwa, um Signale von Tumorzellen kontrollieren zu können. Hierdurch gelang es dem Cluster in der ersten Förderperiode der Exzellenz- initiative, Antworten auf fundamentale wissenschaftliche Fragen zu finden. Die erfolgreiche Arbeit weiterführen Das belohnte die Deutsche For- schungsgemeinschaft und sprach BIOSS am 15. Juni 2012 eine Förde- rung für weitere fünf Jahre zu. „Diese Entscheidung zeigt uns, dass wir im Cluster in den zurückliegenden Jahren vieles richtig gemacht haben“, sagt der Sprecher von BIOSS, der Immunbio- loge Prof. Dr. Michael Reth. Grundle- gendes wollen er und sein Team an den Strukturen und Forschungszielen des Clusters nicht ändern, sondern auf dem bisher Erreichten aufbauen und dieses sinnvoll ergänzen: „Mit den Mitteln werden wir laufende und neue Forschungsprogramme fördern, neue Professuren und Juniorgruppen an der Universität Freiburg besetzen und un- ser neues Forschungsgebäude, das Signalhaus Freiburg, vollständig aus- statten.“ Seit Juni 2012 arbeiten dort am Cluster beteiligte Arbeitsgruppen zusammen. Reth und Dr. Johannes Kaiser, Geschäftsführer von BIOSS, sind glücklich, den Wissenschaft- lerinnen und Wissenschaftlern da- durch eine optimale Infrastruktur bieten zu können. Die Schwerpunkte „Signale bei der Tumorentstehung“ sowie „Nanobio- logie der Plasmamembran“ werden das bisherige Forschungsprogramm erweitern. Synthetische Biologie und Ingenieurswissenschaften werden da- bei in einer Einheit integriert. Dadurch wird das Forschungs- und Lehrpro- gramm „Biology meets Engineering“ weiter vorangetrieben. Reth freut sich auf die vor ihm liegende Zeit: „BIOSS wird sein Forschungsprogramm weiter- entwickeln und sich als erfolgreiches Zentrum der biologischen Signalfor- schung nicht nur in Deutschland, son- dern weltweit etablieren.“ Advanced Grant für Michael Reth Der Sprecher des Clusters hat dop- pelten Grund zur Freude, denn im November 2012 erhielt er für seine Forschung vom Europäischen For- schungsrat (ERC) einen Advanced Grant. Die Auszeichnung ist mit 2,24 Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre dotiert. Reth, der außerdem In- haber des Lehrstuhls für Molekulare Immunologie am Institut für Biologie III und Gruppenleiter am Max-Planck- Institut für Immunbiologie und Epige- netik Freiburg ist, möchte in dieser Zeit auf eine „Entdeckungsreise in den Nanobereich der biologischen Mem- bran gehen“. Der Forscher untersucht mit seiner Arbeitsgruppe die Struktu- ren und Funktionen von Rezeptoren auf Immunzellen. Rezeptoren sind Proteine oder Pro- teinkomplexe, die Signalmoleküle bin- den können und dadurch Signalpro- zesse in Zellen auslösen. Aufgrund der physikalischen Auflösungsgrenze des sichtbaren Lichts bei 250 Nano- metern (nm) können die Strukturen von Rezeptoren auf lebenden Zellen nicht direkt gesehen werden: Die meisten auf Rezeptorumlagerungen beruhen- den Signalprozesse in Zellen finden in Bereichen unterhalb von 150 nm statt. Reths Arbeitsgruppe entwickelte Methoden, mit denen erstmalig Rezep- tororganisationen auf Membranen im Bereich zwischen 10 und 100 nm un- tersucht werden können. Das Projekt kann wesentliche Erkenntnisse über die Organisation biologischer Mem- branen liefern. Ganz nach der Idee von BIOSS – „Signale verstehen und steuern“ – könnten sich daraus neue Therapiemöglichkeiten bei fehlgeleite- ten Signalprozessen ergeben. forschen Die Deutsche Forschungsgemein- schaft (DFG) hat zum 1. Januar 2013 die Einrichtung von zwei neuen Son- derforschungsbereichen (SFB) an der Universität Freiburg bewilligt. Der SFB „Muße. Konzepte, Räume, Figuren“ wird mit knapp 5,6 Millionen Euro ge- fördert. Er untersucht Kulturgeschich- ten der Muße, die in Projekten der Philosophie, Soziologie, Psychologie und Ethnologie unmittelbar in die Er- forschung der Gegenwart einmünden. Die Forscherinnen und Forscher wol- len herausfinden, was die unterschied- lichen Vorstellungen von Muße über die jeweiligen Kulturen und Gesell- schaften aussagen. Der auf mehrere Standorte verteilte SFB/Transregio „Planare optronische Systeme“ erhält insgesamt 9,8 Millionen Euro. Haupt- verantwortliche Koordinatoren sind die Universitäten Hannover und Freiburg unter Beteiligung der Universitäten Braunschweig und Clausthal. Die For- scher entwickeln neuartige optische Sensoren, die in dünne, flexible Po- lymerfolien gedruckt werden. Solche großflächigen Sensornetzwerke kön- nen unter anderem Druck, Temperatur oder chemische und biologische Sub- stanzen messen. Der Förderzeitraum endet jeweils am 31. Dezember 2016. Doppelt erfolgreich Signale ergründen und kontrollieren Der Freiburger Exzellenzcluster BIOSS Centre for Biological Signalling Studies hat neue Forschungsschwerpunkte Neue Projekte im Labor: Die Schwerpunkte „Signale bei der Tumorentstehung“ sowie „Nanobiologie der Plasma- membran“ werden das bisherige Forschungsprogramm des Clusters BIOSS Centre for Biological Signalling Studies erweitern. Fotos: BIOSS Das Zentrum für Biosystemanalyse (ZBSA) der Albert-Ludwigs-Universi- tät vergibt Räume an Junior-Gruppen- leiterinnen und -leiter, die auf dem Gebiet der Systembiologie arbeiten und sich entweder für Drittmittelpro- jekte beworben haben oder bereits von Institutionen wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert werden. Das 3.000 Quadratmeter gro- ße Gebäude befindet sich in unmittel- barer Nähe zu den universitären Ein- richtungen der Lebenswissenschaften. Es bietet jeder Nachwuchswissen- schaftlerin und jedem Nachwuchswis- senschaftler neben gemeinsam ge- nutzten Flächen einen persönlichen, etwa 50 Quadratmeter großen Labor- raum. Eine Grundlaborausstattung wird gestellt. Das ZBSA ist ein fach- übergreifendes Forschungszentrum, das systembiologische Projekte mit der Datenerhebung auf den Gebieten Genomics, Proteomics, Metabolomics, Life Imaging und Modellierung in ei- nem Institut vereint. Es wurde von ei- ner Stiftung des Landes Baden-Würt- temberg gegründet und ist mit seiner Forschung gemeinnützigen Interes- sen verpflichtet. Flächen für Nachwuchsforscher www.zbsa.uni-freiburg.de 2,24 Millionen Euro für die Signal- forschung: BIOSS-Sprecher Michael Reth erhält einen Advanced Grant vom Europäischen Forschungsrat. Das Institut für Mikrosystemtechnik (IMTEK) der Universität Freiburg koor- diniert das Forschungsprojekt Disco- Gnosis, das im November 2012 begon- nen hat und von der Europäischen Union mit drei Millionen Euro gefördert wird. Ziel ist, einen Schnelltest zum Nachweis von Malaria zu entwickeln. DiscoGnosis steht für „disc-shaped point-of-care platform for infectious di- sease diagnosis“ – ein Gerät, das ähn- lich aussieht wie ein DVD-Player. Es soll Blutproben von Patientinnen und Patienten reinigen und in einem Schritt alle relevanten Fieber verursachenden Erreger gleichzeitig nachweisen. Studi- en haben gezeigt, dass 30 bis 40 Pro- zent der Kranken, die als Malariapatien- ten behandelt werden, in Wirklichkeit an Typhus oder Dengue erkrankt waren. Für eine erfolgreiche Therapie ist es wichtig, rasch und zuverlässig Auf- schluss über die Krankheitsursache zu erhalten: Mit dem Schnelltest kann zu- künftig auf kostengünstige Weise inner- halb einer halben Stunde festgestellt werden, ob ein von Fieber befallener Mensch Malaria hat oder nicht. Schneller Nachweis von Malaria Prof. Dr. Roland Schüle, Wissen- schaftlicher Direktor der Abteilung für Urologie am Universitätsklinikum Freiburg, erhält einen Advanced Grant des Europäischen Forschungs- rats (ERC) und damit Forschungsmit- tel in Höhe von 2,5 Millionen Euro. Die Auszeichnung ermöglicht Schüle in den kommenden fünf Jahren Stu- dien zur Identifizierung und Charak- terisierung der molekularen und phy- siologischen Funktionen des epigenetischen Enzyms LSD1. Das Enzym wurde in Schüles Labor als Histon Demethylase identifiziert und hat eine wichtige Funktion bei der Entstehung und dem Fortschreiten von Prostatakrebs. Der ERC Advan- ced Grant ergänzt den kürzlich ge- starteten Sonderforschungsbereich Medizinische Epigenetik (SFB ME- DEP), ein Konsortium von etwa 20 Freiburger Forschenden, die das Po- tenzial der Epigenetik in medizini- schen Anwendungen untersuchen. Schüle ist Sprecher des SFB. Erforschung epigenetischer Mechanismen Feiern Roboter Weihnachten? Nao, der kleine humanoide Roboter der Universität Freiburg, kann Wendeltreppen hochsteigen, Schranktüren öffnen und seine Zuhörerinnen und Zuhörer sogar mit Musik in Weihnachtsstimmung versetzen. Wie Freiburger Wissen- schaftlerinnen und Wissenschaftler ihm das beigebracht haben, erklärt die Informatikerin Prof. Dr. Maren Bennewitz. Lesen Sie auf Surprising Science: www.surprising-science.de

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