02 2014 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 12 versum Wo haben Sie in Freiburg am liebsten gelernt, getanzt und gegessen? Gelernt habe ich meistens im Juristi- schen Seminar oder in meiner Küche in der Klarastraße 70 mit conni und Kerstin auf ziemlich unbequemen Stühlen, die von meiner Oma stamm- ten …, getanzt auf diversen Feten, vor allem auf vielen Examensfeiern in Schwarzwaldhütten …, und ge- gessen habe ich schon damals am liebsten mit meinem heutigen Ehe- mann, egal, wo und was. Welche Erkenntnis aus Ihrer Studienzeit hat Sie nachhaltig geprägt? ich finde, ein Studium verlangt ganz schön viel Einsatz und Durchhalte- vermögen, dafür hat es mich später mit dem Gefühl belohnt, auch ande- res bewältigen zu können. Welchen Rat würden Sie Studierenden geben? … es zu genießen, an einer so schö- nen Universität zu sein, und neben dem eigenen Fach auch mal nach links und rechts zu schauen; das Lesen von Romanen und Gedichten auf keinen Fall zu vergessen und daran zu denken, dass man nie wie- der für so wenig Geld so viel ins Theater gehen kann. Was ist schade daran, keine Studentin mehr zu sein? Eigentlich nicht so viel – alles hat seine Zeit. Ich verfolge jetzt lieber das Studentenleben meines älteren Sohnes aus der Ferne. „Typisch Student“ war zu meiner Zeit … … jemand, für den das Berufsleben in weiter Ferne lag (ein Beruf war etwas für ziemlich alte Leute, weil alle Ausbildungsabschnitte so schön lange dauerten). Dr. Bettina Brückner wurde 1965 in Solingen geboren. Von 1985 bis 1991 studierte sie Jura in Göttingen, Genf/Schweiz und Freiburg. Da- nach war sie Mitarbeiterin am Max- Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht in Hamburg und verfasste dort ihre Doktorarbeit. Nach dem Referen- dariat wurde sie 1997 zunächst Richterin in Hamburg und wechselte dann in die niedersächsische Justiz. Dort war sie als Staatsan- wältin und Richterin tätig, zuletzt am Oberlandesgericht Oldenburg. 2010 wurde sie zur Richterin am Bundesgerichtshof in Karlsruhe gewählt. Sie ist mit Prof. Dr. Jens- Peter Schneider verheiratet, der seit 2010 eine Professur für öffent- liches Recht an der Universität Freiburg innehat. Das Paar hat zwei Söhne, für die ein Jurastudium nicht infrage kommt. Abgefragt! Spieglein, Spieglein an der Fassade: Nicht nur Fußgängerinnen und Fußgänger, sondern auch die Skulpturen am Kollegiengebäude I können ihr Antlitz in der Universitätsbibliothek (UB) bewundern, die nun fast fertig ist. Rektor Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer setzte zusammen mit Karl-Heinz Bühler, Leiter des Uni- versitätsbauamts, und UB-Direktorin Dr. Antje Kellersohn das letzte der 1.350 Fenster ein. Die Fassade hat eine Fläche von 7.300 Quadratmetern, von denen die Glaselemente 4.000 Quadratmeter einnehmen. 3.900 Teile aus Edelstahlblech runden die Erscheinung des Gebäudes ab. Abgelichtet! FOTO: SANDRA MEYNDT Deutsche und andere unerwünschte fremdländische Brut: Die schöne Schweiz hatte die Nase voll. Zu viel Vielvölkerei im eigenen Staat, zu weni- ge chancen für die Einheimischen. Mit der Annahme der Masseneinwande- rungsinitiative im Februar 2014 haben die Schweizerinnen und Schweizer per Referendum der Freizügigkeit den Rie- gel vorgeschoben. Die Europäische Union zögerte nicht lange: Wer nicht mehr im harmonischen Nebeneinander der Schengenstaaten mitmischen will, soll auch bitte seine Griffel aus den Geldtöpfen nehmen. Die Europäische Kommission schloss das Land von For- schungsprogrammen und vom studen- tischen Austausch „Erasmus +“ aus. Die Schweiz lässt sich davon aber nicht beirren. So ein europäischer Hoch- schulraum ohne Grenzen werde ohne- hin überbewertet. Der Staat startet durch wie eine Powerfrau, die kurz nach der Trennung von ihrem globalisierten Ehe- mann die innere Tiefenkraft entdeckt. Mag schon sein, dass Frauen das Stimm- und Wahlrecht erst 1990 in allen Kantonen erhielten. Aber die Kühe auf den Alpengipfeln sind die glücklichsten, und die perfekt geschwungenen Löcher im Emmentaler suchen ihresgleichen. Autark leben, Pizza verbannen Mit dieser Besinnung auf eigene Res- sourcen bieten einige schweizerische Hochschulen nun eigene Forschungs- förderungen als Alternative für ihre Wis- senschaftlerinnen und Wissenschaftler an. Warum also nicht einen Schritt wei- ter gehen und die autarke Lebensweise nicht auch auf anderen Ebenen veran- kern; der Globalisierung eine Revoluti- on aus der inneren Mitte entgegenset- zen? Die internationale Küche etwa erinnert an ein Kosmopolitenbuffet, das den sauber gezogenen Landesgrenzen hohnspricht – Rösti und Käsefondue statt Frühlingsrollen, Pizza, curryge- richten, Kakao, Kaffeebohnen und Süd- früchten. Apropos Landesgrenzen: Auf schweizerischen Flughäfen könnten in Zukunft nur noch Maschinen der Haus- linie landen; das würde die Wirtschaft ankurbeln und könnte die Import-Ex- port-Anbiederei nachhaltig unterbinden. Und um die Kommunikation endlich vom World Wide Web loszukoppeln, könnte die Schweiz sich vom Internet lossagen und ein schwyzer Intranet verlegen: ch.ch.ch.üsi-wält.ch – dann klappt’s auch mit den Umlauten. Abgelästert! von Rimma Gerenstein Der Weg zur einsamen Mitte Abgesahnt! Was können die Nano- partikel, die der Chemiker Prasad Shastri entwickelt? a) Fettpolster auflösen b) Krebsgewebe aushungern c) Hautzellen zum Wachstum anregen d) Proteine zur Implosion bringen Gewinnen Sie zwei Eintrittskarten zu einem Stück des Wallgraben- theaters Freiburg, einen Gutschein im Wert von 20 Euro des Studieren- denwerks Freiburg-Schwarzwald sowie einen Gutschein über 20 Euro für die Buchhandlung Walthari. FOTO:THOMASKUNZ Alumni antworten: Dr. Bettina Brückner Sie ist der Schlüssel zur Uni- versität – für Studierende und Be- schäftigte: die Unicard. Immer da- bei, wenn ihre Besitzerin oder ihr Besitzer unterwegs ist, erlebt sie mehr, als ihr lieb sein kann. Nicolas Scherger hat sich mit einem Exem- plar unterhalten. uni’leben: Guten Tag, Unicard. Unicard: Wer bin ich? Was mache ich hier? Warum fragen Sie das? Schauen Sie mich an, ich bin völlig verratzt. Die Schrift ist unlesbar. Mei- ne oberfläche ist so stark aufgeraut, dass ein neuer Aufdruck gar nicht haf- ten würde. Ein Foto meiner Besitzerin habe ich übrigens nie bekommen. Nur dieses blöde Universitätssiegel. Sie fühlen sich benutzt. Benutzen soll die Frau mich schon, ich bin professioneller Dienstleister. Aber zumindest eine Plastikhülle hätte ich verdient – bei allem, was ich mit- machen muss. Was meinen Sie damit? Normalerweise liege ich in einer unför- migen Ledertasche herum, zusammen mit Kaugummis, Tabak, Schreibkram, Kleingeld und einem Schlüsselbund. Besonders der Schlüssel für das Fahr- radschloss nervt, der scheuert immer an mir herum. Ab und zu werde ich he- rausgeholt und an irgendwelche Scanner gehalten. Das piepst immer so laut, dass ich schon schlecht höre. Und ständig werde ich vergessen! Wo und warum? Vor allem auf dem Mensatablett, wenn das Blut meiner Besitzerin aus dem Hirn in den Verdauungstrakt ge- flossen ist. die dame gehört auch mal durchgespült, und zwar in einer dieser industriellen Geschirrreinigungsan- lagen. Danach würde sie besser auf mich aufpassen. Hat Ihr Leben auch schöne Seiten? Natürlich. Ich jammere nur gern, weil ich damit gleichzeitig drohe. So kann ich mich am Gefühl der Allmacht berauschen. Wie bitte? Wir Karten herrschen über den campus. Wenn wir streiken, verleiht die Universitätsbibliothek kein ein- ziges Buch. Im Rektorat geht nichts, weil die Tür versperrt ist. Und alle Mitglieder der Universität verhungern, weil niemand für den Milchreis bezah- len kann. Abgehört! von Nicolas Scherger Schicken Sie Ihre Antwort an unileben@pr.uni-freiburg.de Einsendeschluss ist der 02.06.2014. FOTO:MATHILDEBESSERT-NETTELBEcK