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uni'leben 04-2014

04 201404 2014 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 8 von Franziska Richter Eigentlich wollte er „ein ganz norma- les Praktikum“ machen. Tatsächlich trug er dazu bei, den Schaden nach einer Überschwemmung einzudäm- men: Teja Kattenborn, Student der Um- weltwissenschaften an der Universität Freiburg, hospitierte bei der geowis- senschaftlichen Organisation „South Pacific Applied Geoscience Commis- sion“ (SOPAC) im Südpazifik. Auf der Insel Tarawa/Republik Kiribati wollte er ein Verfahren entwickeln, das ihm er- möglichen würde, mithilfe einer Drohne dreidimensionale Modelle der Küstenli- nien zu erstellen. Anhand dieser Model- le wollte er Veränderungen dokumen- tieren, zum Beispiel, ob Sand von den Stränden abgewaschen oder angespült wird, also ob die Insel kleiner oder grö- ßer wird. Tarawa ragt nur vier Meter aus dem Wasser – die Insel selbst und ihre Bevölkerung sind daher vom ansteigen- den Meeresspiegel bedroht. Fünf Flüge für drei Kilometer Um Tarawa effektiv, beispielsweise durch das Pflanzen von Mangroven, zu schützen, benötigt die SOPAC präzise Daten. Bisher vermaß sie die Strände, indem sie sie mit GPS-Geräten ab- lief. Doch mit dieser Methode dauert es mehrere Monate, bis alle Strände erfasst sind. „Drohnen sind schneller und effektiver“, sagt Kattenborn. Mit seiner Drohne vermisst er zwei Kilo- meter Küstenlinie in 20 Minuten und erzeugt höher auflösende Bilder und 3-D-Modelle. Im April 2014 unterbrach ein Unwet- ter auf den 2.000 Kilometer entfern- ten Salomonen Kattenborns Arbeit: In der Hauptstadt Honiara spülte der Fluss Matanika Häuser weg und ver- wüstete die Ufer. Der Student bekam den Auftrag, mit seiner Drohne den entstandenen Schaden festzustellen. Aufgrund von Wolken gab es keine zu- verlässigen Satellitenbilder. „In einem Krisengebiet zu sein war ungewohnt, und ich war froh und dankbar, helfen zu können.“ Kattenborn musste seine Drohne fünfmal fliegen lassen, um ins- gesamt drei Kilometer des Flusslaufs zu erfassen. Die Route und den Start- punkt plante er vor Ort, unter anderem, damit die Drohne nicht in Stromleitun- gen krachte. Nachdem er Höhe und Flugrichtung mithilfe des Computers eingestellt hatte, flog die Drohne au- tomatisch. Sie ist mit einem GPS, ei- nem Kompass und einem Barometer ausgestattet. Ihre Kamera ist so be- festigt, dass sie die Flugbewegungen ausgleichen kann. „Die Gelpads sind selbstgebaut. Sie trennen den Kame- rakomplex von der Drohne, damit die Vibrationen die Aufnahmen nicht stö- ren.“ Die Drohne ist zwar windresistent, doch verbraucht sie mit steigender Windstärke mehr Akkuleistung. Mithilfe der aufgenommenen Daten kartierte die SOPAC die zerstörten Ge- biete. Dann teilte sie der Bevölkerung die Ergebnisse mit, um eine erneute Besiedlung der betroffenen Orte zu verhindern. Zudem erhielten Hilfsor- ganisationen die Daten, um der Bevöl- kerung besser helfen zu können. Im bergigen Hinterland von Honiara wie- sen die lokalen Verantwortlichen alter- native Siedlungsflächen aus. Katten- born unterstützte sie bei der Planung neuer Straßen und Parzellen, indem er das Gebiet kartierte. Da die Bebauung auf den Salomonen nicht so geregelt verläuft wie in Deutschland, lassen sich Drohnen auch einsetzen, um be- reits bestehende Stadtviertel zu er- fassen. Somit lässt sich dort die Infra- struktur wie etwa die Müllentsorgung, Verkehrswege und Wasserleitungen organisieren. Drohnen sind schnell und flexibel. Daher können besonders kleine Insel- staaten sie als eine preiswertere Alter- native zu Laserscanning mit Flugzeu- gen und Satelliten bei der Vermessung von Gebieten einsetzen. Kattenborns Praktikum wurde auf die Erfassung von Palmenplantagen ausgeweitet. „Diese gehören zu den größten wirt- schaftlichen Ressourcen vieler Inseln im Südpazifik“, sagt er. „Eine Drohne ermöglicht es, sie zu inventarisieren und dabei einzelne Bäume automatisch zu erfassen und zu vermessen. Dies wäre zu Fuß unmöglich.“ Die Idee hat Geschäftspotenzial: Vor zwei Jahren gründete der Student gemeinsam mit seinem Vater ein Unternehmen, das Fernerkundungslösungen entwickelt. campus Gemeinsam mit seinem Vater hat Teja Kattenborn ein Unternehmen gegründet, das sich auf Fernerkundung spezialisiert. FOTO: SANDRA MEYNDT Neue Perspektiven für die Arbeit im Museum: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat das Vorhaben der Albert-Ludwigs- Universität bewilligt, die Freiburger Akademie für Museums-, Ausstellungs- und Sammlungswissen (FRAMAS) zu gründen. Das BMBF unterstützt das Projekt mit knapp 1,2 Millionen Euro für die erste Förderphase, die am 1. August 2014 begonnen hat. Der Antrag wurde im Rahmen des Wettbe- werbs „Aufstieg durch Bildung: Offene Hochschule“ eingereicht. Ziel der Aka- demie ist es, ein berufsbegleitendes, flexibles und modular aufgebautes Weiterbildungsangebot zu erarbeiten, das Präsenzphasen mit Online-Modu- len kombiniert. Es wendet sich in ers- ter Linie an Personen, die im weiteren Umfeld von Museen, Sammlungen und Galerien arbeiten und sich museolo- gisch weiterbilden wollen. Innerhalb der Universität Freiburg ist FRAMAS wissenschaftlich an der Klassischen Archäologie, der Archäologischen Sammlung sowie am Kunstgeschicht- lichen Institut angesiedelt. Das Format soll im Laufe der Zeit zu einem Master of Advanced Studies weiterentwickelt werden. Master fürs Museum Verband der Freunde Teja Kattenborns Aufenthalt im Südpazifik wurde vom Verband der Freunde der Universität Freiburg ge- fördert. Der gemeinnützige Verein wurde 1925 gegründet, um bedürfti- gen Studierenden zu helfen. Mit sei- nen etwa 800 Mitgliedern und den von ihm verwalteten Stiftungen un- terstützt er auch heute noch vor al- lem Studierende, zum Beispiel durch finanzielle Hilfen bei Exkursionen und Forschungsvorhaben oder durch Examensstipendien und Preise für hervorragende Leistungen. Die Vermessung der Insel Teja Kattenborn half mit einer Drohne in einem Überschwemmungsgebiet auf den Salomonen Ergebnisse universitätsweiter Befragung liegen vor In der bisher größten Befragung der Universität Freiburg hat die Abteilung Lehrentwicklung die Zufriedenheit von Studierenden, Lehrenden sowie Absolventinnen und Absolventen er- mittelt. Nun liegen die Ergebnisse vor. Interessierte können die Berichte im Internet nachlesen. Mit Rücklaufquo- ten zwischen 31 und 47 Prozent war die Beteiligung hoch. Insgesamt füll- ten knapp 10.000 Menschen einen kompletten Fragebogen aus. Sie be- werteten Kriterien wie Ausstattung, Arbeitsbedingungen, Studienzufrie- denheit und Berufserfolg. Die Ergeb- nisse ermöglichen eine universitäts- weite Evaluation von Studium und Lehre und sollen die Fakultäten und Fachbereiche bei eigenen Qualitäts- sicherungsmaßnahmen unterstützen. Auch zentrale Servicestellen der Uni- versität wie das International Office oder das Service Center Studium sol- len von der Umfrage profitieren. www.uni-freiburg.de/go/befragungen Regenerative Energien regional erzeugen: Noch vor Abschluss der Sa- nierungsarbeiten an der Freiburger Universitätsbibliothek hat die Albert- Ludwigs-Universität die Fotovoltaikan- lage auf dem Dach des Gebäudes in Betrieb genommen. Auf einer Fläche von circa 2.100 Quadratmetern wurden 716 Solarmodule mit einer Spitzenleis- tung von jeweils 270 Watt installiert. Die gesamte Anlage verfügt damit über eine Leistung von maximal 193 Kilowatt und ermöglicht jährliche Einsparungen von bis zu 30.000 Euro. Unter Leitung des Kanzlers Dr. Matthias Schenek waren insbesondere das Technische und Kaufmännische Gebäudemanage- ment, die Abteilung Energiecontrolling und die Stabsstelle Umweltschutz an der Realisierung der Anlage beteiligt. Das Universitätsbauamt leistete einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen des Projekts. Ein in der Region ansäs- siger Fachbetrieb setzte die Anlage baulich um und sorgte für eine rei- bungslose Inbetriebnahme. 716 Solarmodule auf dem Dach

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