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uni'leben 02-2015

02 2015 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 12 FOTO:PATRICKSEEGER versum Wo haben Sie in Freiburg am liebsten gelernt, getanzt und gegessen? Gelernt habe ich entweder an meinem eigenen Schreibtisch – von da aus hatte ich nämlich einen tollen Aus- blick Richtung Schwarzwald, was nicht immer förderlich war – oder in der Bibliothek der Klassischen Philo- logie, in der einfach eine ganz besondere, familiäre Atmosphäre herrschte. Zum Tanzen ging ich am liebsten ins EL.PI oder auf Uni- partys. Der Essensklassiker war für mich ein Sandwich im Art-Café. Welche Erkenntnis aus Ihrer Studienzeit hat Sie nachhaltig geprägt? Dass es am Ende immer irgendwie klappt: Wenn man mal wieder spät dran ist mit der Referatsvorbereitung oder am Abend vor der Abgabe noch an einer Seminararbeit schreibt ... Während mich das im Studium noch ziemlich nervös gemacht hat, bleibe ich bei so etwas heute entspannter. Welchen Rat würden Sie Studierenden geben? Studierenden in Freiburg würde ich den Rat geben, sich auch mal aus der Stadt rauszubegeben – das habe ich viel zu wenig gemacht! Das Um- land hat so viel zu bieten: ein Aus- flug in die Schweiz, Skifahren auf dem Feldberg oder ein Weintrip an den Kaiserstuhl. Was ist schade daran, keine Studentin mehr zu sein? Dass man seinen Geist nicht mehr so vielfältig fordern kann, sich mit Themen beschäftigen kann, einfach nur, weil sie einen interessieren, und angeregte Diskussionen führen kann. In den vergangenen Wochen habe ich mich ab und zu mal heimlich mit einer befreundeten Studentin in Seminare geschlichen und den enor- men geistigen Input richtig genossen! „Typisch Student“ war zu meiner Zeit … … wahrscheinlich ungefähr das Gleiche wie auch heute noch, so lange ist die Studentenzeit bei mir ja noch nicht her. Auf jeden Fall gehört die klassi- sche Feierei heute genauso dazu wie ambitioniertes Lernen – ich denke, dass der Leistungs- und auch der Zeit- druck mittlerweile im Studentenleben eine immer größere Rolle spielen. Janina Huhn hat von 2009 bis 2012 in Freiburg Geschichte, Latein und Phi- losophie studiert. Anschließend wech- selte sie an die Universität Heidelberg, wo sie ihr Studium zwei Jahre später mit einem Bachelor abschloss. Ihre Bachelorarbeit schrieb sie über den Umgang mit Wein bei Platon. Als deutsche Weinkönigin 2014/15 wirbt sie derzeit auf großen Bühnen und Messen weltweit für deutschen Wein. Das erforderliche Wissen hat sie sich unter anderem bei einem Praktikum auf einem Weingut sowie in mehreren Seminaren erarbeitet – etwa an einer internationalen Weinschule in London/England. Abgefragt Abgelichtet FOTO: SANDRA MEYNDT Facebook, Google, der amerikani- sche Geheimdienst: Privatsphäre war gestern, damit hat sich ein Großteil der Menschheit abgefunden. Die glä- sernsten Menschen sind neuerdings amerikanische Studierende. Perma- nent werden sie von den schlimmsten Überwachungsmonstern beobach- tet: ihren Eltern. Eine Firma hat etwa 2.000 Universitätsgelände vermes- sen und die GPS-Daten der Hörsäle mit Kursplänen kombiniert. Auf dieser Grundlage hat sie eine App für Studie- rende programmiert, die bei Mama und Papa in Echtzeit per E-Mail oder SMS Alarm schlägt, wenn sich das Kind zu Unterrichtsbeginn nicht am Ort der Lehrveranstaltung befindet. Kosten: 199 US-Dollar im Jahr. Der Nachfolger des Babyfons wird vermutlich ein Erfolg, und findige Geis- ter wittern: Da entsteht ein Markt. Ge- rüchten zufolge unterstützt das Gründer- büro der Universität Freiburg mehrere Start-ups mit Produkten im fortgeschrit- tenen Entwicklungsstadium. Eine Ma- tratze etwa prüft mit Drucksensoren, ob das Kind zur Schlafenszeit im Bett liegt. Registriert sie gar kein oder ein stark er- höhtes Gewicht (zwei Personen), schrillt eine Alarmglocke im Elternhaus. Eine Drohne überwacht das Kind außerhalb von Gebäuden. Mama oder Papa steu- ern sie vom heimischen Sofa, verfolgen die Kamerabilder auf dem Fernsehbild- schirm und lösen einen Pfeifton aus, wenn das Kind beispielsweise Gefahr läuft, sich in einer Pfütze die Schuhe schmutzig zu machen. Und anstelle von Windeln gibt es die Analysetoilette: Sie untersucht die Hinterlassenschaften der Kleinen auf Pestizide, lebensmit- telchemische Zusatzstoffe und illegale Substanzen. Weist sie den Konsum un- gesunder Produkte nach, wirft sie die Exkremente wieder aus. Dann fotogra- fiert sie das Kind, wie es das Bad putzt, und veröffentlicht die Bilder in sozialen Netzwerken. Allerdings sind Mama und Papa gut beraten, die Überwachung nicht zu übertreiben. Sonst ist ihnen die Rache der Kinder gewiss: Die Technologien eignen sich auch für den Einsatz in betreuten Wohnanlagen und Senio- renheimen. Abgelästert von Nicolas Scherger Big Mother is watching you FOTO:DEUTSCHEWEINE.DE Maschine und Mahlzeit Abgehört von Rimma Gerenstein Sie leben also gefährlich. Das ist Ansichtssache. Ich habe Brü- der, die als Flughafenterminals arbei- ten: Lärm, Chaos, Sprachengewirr – und nicht zu vergessen die Drogen- spürhunde, die die Terminals ab und an für einen Baum halten. Eine Tante muss sich nachts mit Betrunkenen herumplagen, weil sie Parkscheine für eine Tiefgarage druckt, eine andere Hat’s geschmeckt? Bis zu fünf Sterne können Gäste täglich für Mensagerichte vergeben. Rimma Gerenstein hat sich nach dem Mittagessen mit einem Bewertungs- terminal verabredet. uni’leben: Hallo, Bewertungstermi- nal. Ich würde gerne das Essen be- urteilen, aber an meinen Fingern klebt noch ein bisschen Currysoße. Bewertungsterminal: Nur zu. Wenn noch jemand mit Salatsoßehänden und Nudelfingern auf meinen Bild- schirm tippt, habe ich mein Mittag- essen zusammen. Sie scheinen ja recht unempfindlich zu sein. Das ist die Voraussetzung für meinen Job. Sehen Sie, Menschen sind keine besonders intelligenten Wesen. Sie verwechseln oft die Botschaft mit dem Boten. Wenn sich jemand über zer- kochte Kartoffeln oder übertrieben gebutterte Pasta beschweren will, tritt er mir vor Ärger schon mal in die Seite. vergibt Wartemarken für die Sprech- stunden in den Universitätskliniken. Die muss schon um 5.30 Uhr auf Hochtouren laufen, und das bei un- zähligen Keimen und Bakterien, die in der Luft schwirren. Nein, danke! Wird Ihnen nicht langweilig, wenn Sie so betulich Ihren Dienst fristen? Ich kann mich gut alleine beschäfti- gen. Wenn gerade kein Betrieb ist, recherchiere ich im Internet nach neuen Rezepten. Ab und zu lade ich eins hoch, das nicht im Speiseplan vorgesehen ist, dann sind alle wieder wach. Wenn einer seinen brühheißen Kaffee auf mir abstellt, scanne ich seinen Fingerabdruck und leite ihn an die Polizei weiter. Bei manchen Men- schen muss ich auch Eigeninitiative zeigen: Wenn einer zu lange überlegt, gebe ich pro forma vier Sterne ein. Wenn jemand nur einen Punkt verge- ben will, korrigiere ich auf drei hoch. Und bei veganen Gerichten gibt es zu jedem Stern zwei von mir obendrauf. Auch Maschinen können Tierfreunde sein. Alumni antworten: Janina Huhn, Deutsche Weinkönigin Impressum uni'leben, die Zeitung der Universität Freiburg, erscheint fünfmal jährlich. Herausgeber Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, der Rektor, Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer Verantwortlich für den Inhalt: Rudolf-Werner Dreier, Leiter Öffentlichkeits- arbeit und Beziehungsmanagement Redaktion Rimma Gerenstein (Redaktionsleitung), Nicolas Scherger, Yvonne Troll Anschrift der Redaktion Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Albert-Ludwigs-Universität Fahnenbergplatz 79085 Freiburg Telefon: 0761/203-8812 Fax: 0761/203-4278 E-Mail: unileben@pr.uni-freiburg.de Auflage 14.000 Exemplare Gestaltung, Layout Kathrin Jachmann Anzeigen Gregor Kroschel Telefon: 0761/203-4986 E-Mail: gregor.kroschel@zv.uni-freiburg.de Druck und Verarbeitung Freiburger Druck GmbH & Co. KG Vertrieb Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit und Beziehungsmanagement Jahresabonnement Euro 9,– ISSN 0947-1251 © Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Texte geben nicht unbedingt die Meinung des Verlags oder der Redaktion wieder. uni’leben erscheint online unter www.leben.uni-freiburg.de klimaneutral gedruckt Die CO2-Emissionen dieses Produkts wurden durch CO2-Emissions- zertifikate ausgeglichen. Zertifikatsnummer: 311-53210-0310-1003 www.climatepartner.com Schöner Sperrmüll: In manchen Wohngemeinschaften erinnern Bierflaschen und Plastikbecher an die Party am Vorabend. Der Keller des Kollegiengebäudes I beherbergt Giraffenköpfe, Tukane und Marlene-Dietrich-Verschnitte. Die Figuren stammen von Sommerbällen, die die Universität auszurichten pflegte. Neulich öffnete sie die Türen zum Lagerraum und verschenkte die Dekoschätze an studentische Theatergruppen. 022015

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