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uni'leben 03-2015

03 20152 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de aktuell Stiller Reiz im Nordschwarzwald Ein Team erprobt, wie Wissenschaft und Gesellschaft zusammenarbeiten können, um die Region nachhaltig zu stärken von Annette Kollefrath-Persch Ein Wald aus Weißtannen und Bu- chen mit Wanderfalken, Kreuzottern, Grasfröschen und einem beeindrucken- den Blick auf den Schwarzwald: Auf der Wanderung zu den Wasserfällen bei Allerheiligen im Lierbachtal gibt es viel zu entdecken. Der Nationalpark Schwarz- wald ist eine Attraktion, aber keine schrille, laute. „Vieles erschließt sich im Stillen, das macht den Reiz aus“, erklärt Parkranger Arne Kolb. Seit Januar 2014 gibt es im Nordschwarzwald den ersten Nationalpark Baden-Württembergs, seit Januar 2015 begleitet ein Forschungs- projekt der Albert-Ludwigs-Universität dessen Entwicklung. Forschung im Dialog Das baden-württembergische Minis- terium für Wissenschaft, Forschung und Kunst fördert das Vorhaben als eines von sieben Reallaboren mit ins- gesamt 960.000 Euro für bis zu drei Jahre. Inmitten der ursprünglich wir- kenden Natur werden dafür aber kei- ne Labore und Büros gebaut, erklärt Dr. Regina Rhodius, Geschäftsführe- rin des Projekts von der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Universität Freiburg: „Es bedeu- tet, dass Forscherinnen und Forscher in die Region gehen. Dort erproben sie neue Wege, wie Wissenschaft und Gesellschaft miteinander kooperieren können, um die nachhaltige Entwick- lung einer Region voranzutreiben.“ An dem Projekt sind neben der Albert-Ludwigs-Universität die Hoch- schule für Forstwirtschaft Rottenburg sowie die Forstliche Versuchs- und For- schungsanstalt Baden-Württemberg, das Ökoinstitut Freiburg e.V. und die EVOCO GmbH beteiligt. Als Praxis- partner stehen dem Team die Verwal- tungen des Nationalparks Schwarz- wald und des Naturparks Schwarzwald Mitte-Nord zur Seite. „Die Forschungs- themen und -konzepte werden der Be- völkerung nicht übergestülpt, sondern zur Diskussion gestellt und mit den Leuten vor Ort weiterentwickelt“, be- tont Projektleiterin Prof. Dr. Barbara Koch, ebenfalls von der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen. Natürliche Prozesse laufen lassen Die Wissenschaftlerinnen und Wis- senschaftler untersuchen, welche so- ziologischen, ökologischen und öko- nomischen Impulse für Nachhaltigkeit vom Nationalpark ausgehen. Zentrale Fragen sind dabei zum Beispiel, wie sich der Tourismus im Nordschwarz- wald durch den gegründeten National- park verändern wird, welche infrastruk- turellen Entwicklungen notwendig sind und wie das regionale Handwerk da- durch profitieren kann. „Die Region im Nordschwarzwald“, ergänzt Koch, „ist dafür sehr attraktiv, weil der Prozess der Etablierung eines Nationalparks von Beginn an begleitet werden kann.“ Die Forschenden arbeiten über einen längeren Zeitraum in der Region mit, um Entscheidungsabläufe kennenzu- lernen und in einen regen Dialog mit der Bevölkerung zu treten. Im Juni 2015 fand als Startschuss für das Projekt der „Wissensdialog Nordschwarzwald“ statt: Zusammen mit Akteurinnen und Akteuren aus der Region diskutierten die Wissenschaft- ler das zukünftige Forschungspro- gramm. Die geäußerten Wünsche und gemeinsam entwickelten Ideen die- nen ihnen nun dazu, ihre Forschungs- themen zu konkretisieren. Im Septem- ber 2015 wollen sie mit ihren Arbeiten im Nationalpark beginnen. Während für das Team der Hochschule Rotten- burg der Tourismus und damit viele ökonomische Aspekte im Vordergrund stehen, werden die Freiburger Forst- und Umweltwissenschaftler vor allem die Veränderungen in den Wäldern und deren gesellschaftliche Auswir- kungen untersuchen. In der Kernzone des Nationalparks gilt ein so genannter Prozessschutz: Das bedeutet, natür- liche Prozesse laufen zu lassen. Mo- mentan sind von den durch die Nati- onalparkverwaltung betreuten knapp 10.000 Hektar Gesamtfläche gut 30 Prozent Kernzone, die anderen Flä- chen sind zum Teil Entwicklungs-, zum Teil dauerhafte Managementzonen, in denen forstwirtschaftlich gearbeitet werden darf. In den kommenden 30 Jahren werden auch die Entwicklungs- zonen nach und nach zur Kernzone. Bis dahin darf der Mensch dort noch eingreifen und zum Beispiel Fichten zurückschneiden oder abholzen, wenn diese die selteneren und ursprüngli- chen Baumarten Buche und Weißtan- ne überwachsen. Debatte um den Borkenkäfer Die sich verändernden Wälder wir- ken sich auch auf die Zusammen- setzung der Flora und Fauna des Nordschwarzwalds aus: Die Wissen- schaftler sind gespannt, ob die biolo- gische Vielfalt zunehmen oder durch die dichter werdenden Wälder zeit- weise abnehmen wird. Gerade um die Entwicklung von Schädlingen wie den Borkenkäfer hatte sich vor der Grün- dung des Nationalparks eine Debatte entzündet: Besitzerinnen und Besitzer der angrenzenden Wälder haben Sor- gen, dass sich die Käfer ungebremst ausbreiten könnten. Um dies zu ver- hindern, erarbeitet die Nationalpark- verwaltung derzeit ein umfassendes Borkenkäfermanagement. Die Frei- burger Forstwissenschaftler werden es unterstützen und weiterentwicklen: Sie erproben Methoden, um die klei- nen Tiere und deren Verbreitungs- wege besser zu verstehen. Inmitten der idyllisch anmutenden Natur des Nationalparks gelten die Borkenkäfer übrigens nicht als Schädlinge, sondern als Strukturierer, erklärt Ranger Kolb: „Hier gibt es kein Gut und Böse.“ Interessen bündeln, Ideen entwickeln: Ein Forschungsprojekt, das eng mit dem Nationalpark zusammenarbeitet, erhält eine Förderung von knapp einer Millionen Euro. Foto: Thomas Kunz Termine Premiere für den „Sustainability Summit“ Das „Leistungszentrum Nachhaltigkeit“ der fünf Freiburger Fraunhofer-Institu- te und der Albert-Ludwigs-Universität richtet erstmals den „Sustainability Summit“ aus. Auf dem zweitägigen Kongress diskutieren Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft über Fragen zur nach- haltigen Entwicklung: Welche Rolle können Technologien spielen? Welche Vorbilder zur Problemlösung sind in der Natur zu finden? Diese und andere Fra- gen werden Gäste wie die Vorsitzende des Rats für Nachhaltige Entwicklung, Marlehn Thieme, und der Co-Präsident des Club of Rome, Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, mit den Teilnehmenden diskutieren. Die Veranstaltung findet am 19. und 20. Oktober 2015 im Konzert- haus, Konrad-Adenauer-Platz 1, 79098 Freiburg statt und richtet sich an alle Interessierten. Die Tagungssprache ist Englisch. Die Gebühr beträgt 50 bis 250 Euro, eine Online-Anmeldung ist vorab erforderlich. Eröffnung des Akademi- schen Jahres 2015/16 Das 559. Akademische Jahr der Albert-Ludwigs-Universität Frei- burg steht bevor: Den Auftakt zur feierlichen Eröffnung bildet eine An- sprache von Rektor Prof. Dr. Hans- Jochen Schiewer, in der er auf die kommenden zwei Semester blicken wird. Im Anschluss an Grußworte des Universitätsrats und der Studieren- denvertretung vergibt Schiewer den Universitätslehrpreis und die Nach- wuchsförderpreise. Den Festvortrag hält Dr. Heike Schmoll, Korrespon- dentin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in Berlin, die als exzellente Kennerin und Kritikerin des deut- schen Hochschulwesens gilt. Der Festakt zum Beginn des Akademi- schen Jahres 2015/16 findet am Mitt- woch, 21. Oktober 2015, 10.15 Uhr im Audimax des Kollegiengebäudes II, Platz der Alten Synagoge, 79098 Freiburg statt. Die Veranstaltung rich- tet sich an alle Interessierten, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Erstsemestertag 2015 im SC-Stadion Aller Anfang ist schwer: Für Studie- rende, die im Wintersemester 2015/16 ein Studium an der Universität Frei- burg aufnehmen, richtet die Univer- sität deshalb den Erstsemestertag aus. Viele nützliche Informationen helfen den Neuankömmlingen, sich an der Hochschule zu orientieren und einen ersten Eindruck von Freiburg zu bekommen. Eingeladen sind alle Erstsemester mit ihren Eltern, die Rektor Prof. Dr. Hans-Jochen Schie- wer in einer Ansprache begrüßt. Auch Interessierte und Studierende höhe- rer Semester sind willkommen. Auf dem Markt der Möglichkeiten stellen sich die zentralen Einrichtungen, die studentischen Gruppen und die Part- nereinrichtungen der Universität vor. Auch für musikalisches Programm ist gesorgt. Der Erstsemestertag 2015 findet am 16. Oktober 2015 von 14 bis 17 Uhr im Stadion des SC Freiburg, Schwarzwaldstraße 193, 79117 Frei- burg statt. www.uni-freiburg.de/go/erstsemestertag� www.sustainability-summit.de� Die Universität Freiburg ist dem bun- desweiten Best-Practice-Club „Familie in der Hochschule“ beigetreten und hat die gleichnamige Charta unterzeichnet. Damit verpflichtet sich die Universität, die Standards der Familienorientierung auf den Gebieten Führung, Forschung, Studien- und Arbeitsbedingungen, Ge- sundheitsförderung, Infrastruktur so- wie Vernetzung umzusetzen. Mit dem Beitritt zu dem Hochschulnetzwerk, das unter anderem von der Robert- Bosch-Stiftung und dem Centrum für Hochschulentwicklung gefördert wird, hat sich die Universität drei neue Ziele gesteckt, die das Konzept der Famili- enfreundlichkeit erweitern sollen: die Studien- und Prüfungsbedingungen für Studierende mit Familienaufgaben verbessern, familiengerechte Perso- nalführung stärken sowie das Thema Pflege integrieren. Das bisherige Ange- bot der Universität umfasst neben den Betreuungsmöglichkeiten in fünf Kin- dertagesstätten und einem breiten Be- ratungsangebot unter anderem flexible Arbeitszeiten und Eltern-Kind-Zimmer oder Still- und Wickelmöglichkeiten. www.familienservice.uni-freiburg.de� Beitritt zum Best-Practice-Club Die deutsche Bundesregierung und die französische Regierung sichern dem Aufbau des European Campus am Ober- rhein ihre „volle Unterstützung“ zu. Dies geht aus der kürzlich veröffentlichten „Erklärung von Metz über die grenzüber- schreitende deutsch-französische Zu- sammenarbeit“ hervor. Das Signal zeige, „wie wichtig unser gemeinsames Projekt für die Zukunft des Wissenschaftsraums am Oberrhein ist, und es bestärkt uns in dem Ziel, unsere Region zu einem For- schungscluster von globaler Bedeutung und internationaler Ausstrahlungskraft zu machen“, sagt Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer, Rektor der Universität Freiburg und Präsident von Eucor, dem Verbund der Universitäten am Oberrhein. Der Eu- ropean Campus ist ein Projekt von Eucor. Dessen Mitglieder sind die Universität Freiburg, die Universität Basel, die Uni- versité de Strasbourg, das Karlsruher Institut für Technologie und die Université de Haute-Alsace. Die fünf Universitäten werden einen förmlichen Antrag auf An- erkennung als Europäischer Verbund für Territoriale Zusammenarbeit nach deutschem Recht stellen. www.eucor-uni.org� Volle Unterstützung für European Campus www.schwarzwald-nationalpark.de� 0320152

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