03 2015 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 4 forschen von Verena Adt Arbeit findet heute in einer globalen, dicht vernetzten Welt statt. Gleich an welchem Ort, kann jedermann zu jeder Zeit mit Kunden, Geschäftspart- nern oder Projektkollegen in Verbin- dung treten, jedenfalls in der kom- munikationstechnisch erschlossenen Arbeitswelt. Wozu also zu Konferen- zen reisen, wenn man das Nötige viel zeit- und kosteneffizienter per Skype- Schaltung besprechen kann? Arbeitstreffen, auf denen Menschen einander von Angesicht zu Angesicht begegnen und sich ohne technische Unterstützung austauschen, finden gleichwohl weiterhin statt. Warum das so ist, interessiert Dr. Anna Growe vom Institut für Umweltsozialwissen- schaften und Geographie der Frei- burger Universität. In ihrem Habilita- tionsprojekt untersucht sie, wie der konkrete Raum und immaterielle Netz- werke miteinander verbunden sind. Geringer Anteil, hohe Bedeutung Stadtgeographie und Metropolen- forschung sind die Schwerpunkte der in Dortmund promovierten Raumplane- rin, die seit 2012 in Freiburg ihre For- schung in Humangeographie fortsetzt. Sie stellt fest, dass persönliche Be- gegnungen im gesamten Arbeitsab- lauf zwar nur noch einen geringen An- teil ausmachen, doch gerade deshalb an Bedeutung gewinnen: „Face-to- Face-Treffen werden gezielt eingesetzt, um den Arbeitsprozess erfolgreicher zu machen.“ Trotz moderner Kommu- nikationsmittel sei oft direkter Kontakt erforderlich, um Wissen und Informati- onen zu produzieren. Besonderes Au- genmerk richtet Growe auf Konferen- zen, Tagungszentren, Flughäfen und Messen – Orte, die „räumliche Nähe auf Zeit“ bieten. Für ihre Studie hat Growe Un- ternehmen untersucht, die alle im Dienstleistungssektor angesiedelt, aber unterschiedlich fokussiert sind: IT-Berater („technisch ausgerichtet“), Unternehmensberatungen („verhand- lungsorientiert“) und Werbeagenturen („kreativ“). Keine dieser Firmen ver- zichte auf Face-to-Face-Treffen, trotz des erheblichen Kosten- und Zeitauf- wands. Dafür hat Growe drei wesentli- che Motive gefunden: zu Beginn einer Geschäftsbeziehung, um einander kennenzulernen und Vertrauen auf- zubauen; im weiteren Verlauf, um ein aufgetauchtes Problem oder einen Konflikt durch persönlichen Austausch zu lösen; schließlich – was neu sei – zur Entschleunigung und als Zeichen der Wertschätzung. „Gerade weil die Telekommunikation einen brutalen Rhythmus entwickelt, wirkt ein Face- to-Face-Treffen wie eine Atempause. Und weil Zeit so kostbar ist, wird solch ein Treffen als Zeichen der Wertschät- zung wahrgenommen.“ „Face-to-Face“ wird Chefsache Mehr als im vordigitalen Zeitalter ist das Präsenzzeigen heute Chefsache. Weil Face-to-Face-Begegnungen für den einfachen Informationsaustausch nicht mehr nötig sind und hohe Kos- ten verursachen, sind sie in der Ver- antwortungshierarchie hoch ange- siedelt. „Je höher man kommt, desto wichtiger sind Face-to-Face-Begeg- nungen“, hat Growe beobachtet. Der Zweck des Treffens bestimmt die Wahl des Ortes. „Zur Konfliktlö- sung oder zur Behebung eines Pro- blems gehen Unternehmen häufig in Klausur, etwa in ein isoliert gelege- nes Tagungshotel“, erläutert Growe. „Ein Treffen, mit dem man Wertschät- zung zeigen will, kann ein gemein- schaftliches Wochenende mit attrakti- vem Programm in schöner Umgebung sein. Ein Treffen zum Start eines Projekts beim Auftraggeber hilft dem Dienstleister, Funktionsweise und Ar- beitsbedingungen des Kunden zu ver- stehen und sich darauf einzustellen.“ Am Ende geht es der Raumplanerin um die Zielfrage: „Wie ist das alles in die Stadtplanung integrierbar?“ Denn die Wachstums- und Innovationskräf- te der Metropolregionen sind räum- lich nicht fest umrissen. Sie strahlen vielmehr diffus ins jeweilige Umland aus. Dies ist auf den von Growe ana- lysierten Karten der bundesweiten „Leitbilder für die Raumplanung“ zu erkennen. Raumplanerische Entschei- dungen der Politik richteten sich aber an festen Zuständigkeitsgrenzen zwi- schen Gemeinden und Körperschaf- ten aus. Planung und Bedarf könnten da auseinanderklaffen. Den Wider- spruch hofft Growe mit ihrer Arbeit ein Stück weit aufzulösen. „Es geht darum, im Kopf aller Beteiligten ein paar Türen zu öffnen.“ Für ihr Projekt erhielt sie 2013 eine Förderung im Margarete von Wrangell-Habilitati- onsprogramm für Frauen des Minis- teriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg. Die Geographin Anna Growe erforscht, an welchen Orten Menschen im Arbeitsleben Wissen und Informationen austauschen Mittagspause im Frankfuter Bankenviertel: Persönliche Begegnungen im Arbeitsleben werden immer seltener – und gewinnen dadurch an Bedeutung. FOTO: ANNA GROWE Räumliche Nähe auf Zeit Banken gibt es viele. Aber die BBBank ist die einzige bundesweit tätige genossenschaftliche Privatkundenbank, die Beamten und Arbeitnehmern des öffentlichen Dienstes einzigartige Angebote macht. 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