03 2015 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 8 campus Autoren im Austausch In der Schreibwerkstatt Nocthene feilen Studierende an ihren literarischen Texten von Julie Lucas Für schreibwütige und experimen- tierfreudige Studierende aller Fach- richtungen gibt es an der Universität Freiburg einen Ort, an dem sie sich mit Papier und Stift ausprobieren können: die Schreibwerkstatt Nocthene. Chris- toph Bürgener und Christian Heinrichs haben sie in Düsseldorf gegründet. Mit Heinrichs, der inzwischen in Freiburg einen Masterstudiengang belegt, ist das kostenlose Angebot im Sommer- semester 2014 hierhergekommen. Die Idee für den Namen ist Bürgener und seiner Vorliebe für Vögel zu verdan- ken. „Nocthene“ leitet sich von „Athene noctua“ ab, dem lateinischen Namen des Steinkauzes, der als Sinnbild der griechischen Göttin der Weisheit, Athe- ne, gilt. Der Titel sollte im Ohr bleiben. Steinkäuze sind nachtaktiv, und die Nacht ist die Zeit des Schreibens, denn dann verändert sich die Sinneswahrneh- mung und die Fantasie erwacht. Nocthene entstand aus der Idee he- raus, Schreibinteressierten, Neulingen sowie erfahrenen Schreiberinnen und Schreibern einen Raum für Austausch, Reflexion und stetiges Lernen zu eröff- nen. Hierfür treffen sich Studierende sowie Moderatorinnen und Modera- toren insgesamt siebenmal alle zwei Wochen im Semester, um Texte zu be- sprechen. Beim ersten Treffen legen sie die Schreibthemen für die einzel- nen Sitzungen fest. Die Atmosphäre ist entspannt, aber konzentriert: eine gesellige Runde, in der es um den kre- ativen Prozess des und der Einzelnen geht. „Wir bemühen uns, dass jeder an seiner persönlichen Baustelle arbeiten kann“, sagt Heinrichs. Der Schwerpunkt liegt darauf, an ei- genen Texten zu feilen, sie kritisch zu betrachten und sich mit Gleichgesinn- ten auszutauschen. Die Autorin oder der Autor selbst leitet die Textbespre- chung und kann so Diskussionen anre- gen sowie auf Probleme und Schwach- stellen des Texts aufmerksam machen. Ansatzpunkte können sein: Wie funkti- oniert ein Text? Was sind schiefe Me- taphern? Wie wird Spannung erzeugt? Zudem üben die Teilnehmenden das Vortragen eigener Texte, was für Le- sungen eine große Rolle spielt. Nach dem Ende der Sitzung folgt der gemein- same Umtrunk. Er dient dem Zweck, sich näher kennenzulernen, dann funktioniert auch die Zusammenarbeit besser. Schließlich ist es etwas sehr Persönliches, eigene Texte mit anfangs unbekannten Zuhörerinnen und Zuhö- rern zu teilen. Brief und Zeitschrift Außerhalb der Universität bietet Noc- thene ebenfalls viele Möglichkeiten. Die Schreibwerkstatt veröffentlicht eine gleichnamige Zeitschrift sowie den „Pro- metheus-Brief“ – ein gefaltetes DIN-A3- Blatt mit sechs bis acht Lyrik- und Pro- satexten. Darüber hinaus können Interessierte an Lesungen teilnehmen. Für Djordje Kandic, anfangs Teilneh- mer, nun Moderator, ist Nocthene „eine Art Schule, in der man lernt, auf eigene Ideen und Instinkte zu hören“. Früher hat er Ideen auf Papier gekritzelt und nicht weiter beachtet. Die Schreibwerk- statt fordert von ihm, so lange an ihnen zu arbeiten, bis er bereit ist, sie ande- ren zu präsentieren. „Dadurch wird jede Idee als kleiner Schatz gespeichert“, erläutert er. Aktuell schreibt er Gedichte über Männerfreundschaften, ein Thema mit langer Tradition. Wer also an seinen inneren Schätzen feilen und mit Noc- thene wachsen will, ist in der Schreib- werkstatt gut aufgehoben, sagt Hein- richs: „Die Nocthene ist so stark, wie jeder Einzelne sie für sich macht.“ Wie funktioniert Dramaturgie? Was sind schiefe Metaphern? In entspannter, aber konzentrierter Atmosphäre lernen an- gehende Literaten das Handwerk. FOTO: PATRICK SEEGER www.nocthene.de Hochschulen ver- tiefen Kooperation Aufgaben in Forschung, Lehre und Weiterbildung gemeinsam wahrnehmen: Acht Hochschulen aus der Region haben in einer Absichtserklärung das Ziel for- muliert, die bestehenden Kooperationen zu vertiefen – bis hin zur Gründung eines Hochschulverbands, eine Möglichkeit, die das 2014 novellierte Landeshoch- schulgesetz eröffnet. „Die beteiligten Hochschulen pflegen untereinander seit vielen Jahren sehr gute Beziehungen, die wir nun mit Entschiedenheit aus- bauen wollen, um aus der Kooperation zusätzliche Stärke zu gewinnen“, sagt Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer, Rek- tor der Albert-Ludwigs-Universität. Die Hochschulen haben sich in der Erklärung auf Themen für künftige Kooperationen geeinigt. Diese umfassen Lehre und Weiterbildung, Forschung, Service und Marketing. Unterzeichner der Absichtser- klärung sind die Universität Freiburg, die Evangelische Hochschule Freiburg, die Hochschule Furtwangen, die Hochschule für Musik Freiburg, die Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl, die Katho- lische Hochschule Freiburg, die Hoch- schule Offenburg und die Pädagogische Hochschule Freiburg. Wahlergebnisse liegen vor Bei den Universitätswahlen Ende Juni 2015 haben Studierende und ein- geschriebene Promovierende der Uni- versität Freiburg ihre Vertreterinnen und Vertreter im Senat und in den Fakultäts- räten gewählt. Die Wahlbeteiligung lag bei circa elf Prozent. Zeitgleich fand die Wahl zum Studierendenrat der Verfass- ten Studierendenschaft statt. Die Amts- zeit der Gremienmitglieder beträgt je- weils ein Jahr. Senatsmitglieder ab dem 1. Oktober 2015 sind: Jona C. Winkel, Wahlvorschlag „BVS a“, Isabel Schön, Wahlvorschlag „BVS b“, Julia Müller, Wahlvorschlag „Juso-Hochschulgruppe“ und Felix Karpp, Wahlvorschlag „RCDS und LHG“. Musik ist von jeher auch ein visu- elles Phänomen. Die Formen ih- rer Präsentation sind durchdacht und unterliegen bestimmten Konventionen. Seien es die aufwendig gestalteten Titelblätter historischer Notendrucke oder die Bühnen des Musiktheaters: Was das Publikum optisch wahrnimmt, ist nicht nur Beiwerk der Hörerfahrung, sondern ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Sinnkosmos „Musik“. Das Aufkommen der modernen Massen- medien hat die Präsenz des Visuellen in der Musik verstärkt. So spielten etwa Musikerinnen und Musiker im Tonfilm von Anfang an eine bedeuten- de Rolle ‒ der multimediale Star war geboren. Fortan wurde den Images der Stars ein hoher Stellenwert bei- gemessen, sowohl in der Vermarktung als auch in der Rezeption. Die Pop- und Rockmusik hat die- sen Trend bestätigt. Es zeigt sich aber, dass die visuelle Ebene immer auch als ästhetisches Experimentierfeld ge- nutzt wurde. Gerade die „counter cul- ture“, die Gegenkultur der 1960er und frühen 1970er Jahre, suchte die krea- tive Auseinandersetzung mit etablier- ten Darstellungsformen. Ein Medium, das den Geist jener Epoche einfängt, ist das Plattencover. In Zeiten, in de- nen der Musiksender MTV und die Onlineplattform YouTube nicht einmal im Bereich des Möglichen schienen, bereicherte es die Populärkultur um aufregende, neue Bilderwelten. Die abgebildete Platte „Happy to Meet – Sorry to Part“ (1972) der iri- schen Folkrock-Band Horslips steht exemplarisch für diese Entwicklung. Die Hülle hat ein aufwendiges Cover- design mit Fotografien und Ornamen- ten, Angaben zu den Musikern und einem ausgeschnittenen Muster auf der Vorderseite. Allein die achtecki- ge Form signalisiert dem Hörer, dass ausgetretene Pfade verlassen werden. Abgebildet ist eine englische Konzerti- na, ein Handzuginstrument – das Ak- kordeon ist der bekannteste Vertreter dieser Art –, das vor allem in traditi- onellen Musizierpraktiken verwendet wird. Vermutlich wollte man auf den Stil der Band anspielen, die traditio- nelle Instrumente und Spieltechniken mit Rockelementen kombinierte. Die Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit lassen die Zukunft der Covergestaltung ungewiss erscheinen. So erfolgt Musikrezeption vermehrt über Downloads und Streaming-Diens- te. Das bedeutet, dass die haptische Grundlage des Coverdesigns, der Ton- träger, nach und nach zurückgedrängt wird. Doch ist bereits zu beobachten, dass dies nicht zu einer Abnahme der Bilderproduktion führt. Vielmehr finden sich ausgefeilte visuelle Arrangements auf den Webseiten der Künstlerinnen und Künstler und ihren Präsenzen in den sozialen Netzwerken. uni’katDas Zentrum für Populäre Kultur und Musik (ZPKM) der Universität Freiburg beherbergt unzählige Schätze – von Schellackplatten und Pop-Singles über Liederbücher und Schlagerhefte bis hin zu Musicalpostern. In einer Serie stellt Dr. Christofer Jost vom ZPKM besondere Exemplare aus den Sammlungen vor. www.zpkm.uni-freiburg.de Musik und Hüllenkunst Das Runde muss ins Achteckige: Das Plattendesign der Band Horslips zeigt die „counter culture“ der 1960er und frühen 1970er Jahre. FOTO: SANDRA MEYNDT 032015