Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

uni'leben 03-2015

03 2015 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 9 von Martin Jost Der „Eiserne Kanzler“ braucht nicht mehr nur gut oder nur schlecht zu sein: Seit den 1970er Jahren hat sich in der Geschichtswissenschaft ein dif- ferenzierterer Blick auf die Persönlich- keit Otto von Bismarcks durchgesetzt. In diesem Sinne ist der Historiker Dr. Heiger Ostertag auf dem Stand der Forschung – auch wenn er einen Ro- man und kein Sachbuch geschrieben hat. In „Abgründe der Macht“ erscheint Bismarck als beinharter politischer Stra- tege, der von der Richtigkeit seines Tak- tierens überzeugt ist, und zugleich als leidenschaftlicher Mann mit Schwächen. 1866: Auf Bismarck wird geschossen. Das Attentat des Revolutionärs Ferdi- nand Cohen-Blind schlägt allerdings fehl. Eduard von Sandersleben – diese Figur ist Ostertags Schöpfung – teilt Cohen-Blinds Überzeugung, dass die Ermordung des kriegstreiberischen Mi- nisterpräsidenten Unheil von Deutsch- land abwenden könnte. Der adoptierte von Sandersleben durchsucht die Ta- gebücher aus dem Nachlass seines Onkels nach Hinweisen auf seine wah- ren Eltern und stößt dabei unerwar- tet auf intime Details aus dem Leben Bismarcks. Der Onkel, ein Spion in sächsischen Diensten, hatte Bismarck früh in dessen Karriere beschattet. Wein, Weib und Roulette Die Erzählperspektive in „Abgrün- de der Macht“ wechselt zwischen Bismarck und von Sandersleben. Per Flashback reisen die Leserinnen und Leser durch Bismarcks gesamte Bio- grafie. Die häufigen Perspektivwechsel und Zeitsprünge sind zwar komplex und erfordern hohe Konzentration, doch Os- tertag arbeitet geschickt mit den über- lieferten historischen Tatsachen und verwebt sie in seinen Plot. Bismarck wäre bei einem Tête-à-Tête mit einer Fürstin Orlowa 1862 in Biarritz fast ertrunken (die knappe Rettung durch den Leuchtturmwärter ist belegt). In Ostertags Plot kommen Bismarck und die Dame durch eine Auseinanderset- zung mit einem Erpresser überhaupt erst in ihre missliche Lage. Bismarck, der seine Karriere bis zu diesem Zeit- punkt für Wein, Weib und Roulette aufs Spiel gesetzt hat, beendet seine Eska- paden nach diesem Erlebnis. Doch ist er womöglich Vater eines unehelichen Kindes? Auf diese Frage laufen die Handlungsfäden in Ostertags Erpres- sungsplot, in dem es auch einige Morde gibt, jedenfalls zu. Die meisten Szenen zeichnet der Autor im groben Aufriss. Da kommt vermutlich der Historiker zum Vorschein, der möglichst schnell von der Erzählung zur Einordnung der Ereignisse kommen möchte. Der gebürtige Itzehoer Ostertag hat nach einer Laufbahn als Offizier bei der Luftwaffe an der Universität Freiburg Germanistik, Geschichte und Nordgermanische Philologie studiert. Er promovierte über ein Thema aus der Geschichte des 19. und 20. Jahr- hunderts. Seit den 1990er Jahren war er in der Lehre tätig und forschte am Militärgeschichtlichen Forschungsamt in Freiburg. Neben militärhistorischen Fachpublikationen hat er zahlreiche Kriminal- und historische Romane ver- öffentlicht, einmal sogar ganze drei Romane in nur einem Jahr. von Claudia Füßler Das geht ratzfatz“, sagt Markus Hoppe. Er tippt ein paarmal auf den kleinen Bildschirm, der an einer grauen Digitaldruckmaschine ange- bracht ist. Das riesige Gerät springt mit Getöse an. Es brummt und rumpelt – und zack! Am anderen Ende drei Meter weiter fliegt eine Broschüre ins Ausga- befach. Sie ist nicht nur frisch gedruckt, sondern auch bereits geheftet und ge- falzt. Später muss nur noch der Rand von Hand nachbeschnitten werden. Hoppe, gelernter Offsetdrucker und Industriemeister der Fachrichtung Druck, ist Chef der Uni-Druckerei. Im Erdgeschoss des Herderbaus an der Tennenbacher Straße arbeiten er und seine vier Kollegen jedes Jahr 4.000 bis 5.000 Druckaufträge ab. „Von ei- nem Auftrag für eine Visitenkarte bis zu einem für 2.000 Bücher ist alles dabei“, sagt Hoppe. Vier Offset- und drei digi- tale Druckmaschinen stehen dem Team zur Verfügung. Dabei sind die Offset- maschinen immer seltener im Einsatz. Etwa 75 Prozent der Aufträge, schätzt Hoppe, werden digital gedruckt. Grund dafür ist die stark gestiegene Nachfra- ge im Farbdruck. Der geht mit digitalen Maschinen einfach schneller. Im Offset- druck müssen die Mitarbeiter für jede Form und jede Farbe eine eigene Platte anlegen. Das dauert – und rentiert sich erst ab einer hohen Stückzahl. Broschüren verlangen Bastelei Ob Vorlesungsverzeichnis, Veranstal- tungsflyer, Magazin, Abschlussarbeit oder Studienbericht, ob weißes, rosa- farbenes, hellgrünes, hauchdünnes oder besonders stabiles Papier: Sämtliche Aufträge beginnen mit dem gleichen Ar- beitsschritt – dem sorgfältigen Einrichten. Kein Buchstabe darf den Rand streifen, die Abschlüsse der Seite müssen gerade sein. „Am meisten Bastelei verlangen die farbigen Broschüren“, berichtet Hoppe. Darin sind oft Bilder, die über zwei Seiten gehen. Hier muss der Anschluss haar- genau stimmen, das ist Maßarbeit. Ob’s klappt, testet das Team mit einem Pro- bedruck. Der zeigt auch, ob die Farben richtig wiedergegeben werden. Die Druckerei nimmt Aufträge aus sämtlichen Einrichtungen der Univer- sität sowie der Universitätsklinik ent- gegen. Weil sie nicht gewinnorientiert arbeitet, sind die Preise im Vergleich zum freien Markt eher günstig. Und es geht schnell: „In absoluten Spitzenzei- ten kann ein Auftrag auch mal 14 Tage dauern, das ist aber das Maximum.“ Zweimal im Jahr laufen die Maschinen in der Druckerei auf Hochtouren: jeweils kurz vor Semesterbeginn. Wenn es aus irgendwelchen Gründen mal besonders eilig ist, genügt ein Anruf – dann können die Drucker den Auftrag vorziehen. Der fertige Auftrag kommt per Hauspost Die meisten Aufträge gelangen über das universitätsinterne System „Web- to-Print“ zum Team. Dort sind Vorla- gen mit dem einheitlichen Design der Universität – zum Beispiel für Faltblät- ter, Grußkarten und Broschüren – hin- terlegt. Auch eigene Dateien können Nutzerinnen und Nutzer hochladen. Per Klick wird der Auftrag abgeschickt, per Mail kommt später die Info aus der Druckerei, dass er erledigt ist. Die fer- tigen Bücher, Broschüren oder Visi- tenkarten gelangen per Hauspost zum Auftraggeber. „Es sind durchaus spannende The- men, die hier Tag für Tag ihren Weg aufs Papier finden.“ Trotzdem hat Hop- pe sich abgewöhnt, alles zu lesen, was bei ihm gedruckt wird. Nur wenn es ein Thema ist, das ihn interessiert, liest er sich doch mal kurz fest. „Wenn die Bo- tanik oder die Pathologie etwas dru- cken lassen, ist öfter etwas dabei, das meine Aufmerksamkeit fesselt“, sagt er. Auf seinem Schreibtisch liegt ein dicker Band mit dem Titel „Trinken und Bechern“, den er vor Kurzem für die Archäologie gedruckt und geklebt hat. „Das sind dann schon kleine Highlights.“ kompass Alter Schwerenöter Herren der Bilder und Buchstaben Die Druckerei der Universität Freiburg versorgt die Mitarbeiter mit allerlei Papierkram – von Visitenkarten bis zu Büchern Heiger Ostertag verwickelt in seinem Roman „Abgründe der Macht“ Otto von Bismarck in einen Krimi Heiger Ostertag: Abgründe der Macht. Ein Bismarck-Roman. Gmeiner Verlag, Meßkirch, 2015. 279 Seiten, 11,99 Euro. Flyer, Broschüren, Visitenkarten: Zwischen 4.000 und 5.000 Druckaufträge bearbeitet Markus Hoppe mit seinem Team jährlich. FOTO: KLAUS POLKOWSKI www.zuv.uni-freiburg.de/service/ uni-druckerei  Heiger Ostertag: Katharina Klaas bleibt Beauftragte für Chancengleichheit Die Beauftragte für Chancengleich- heit der Universität Freiburg, Katha- rina Klaas, ist bei der Wahl im Juni 2015 im Amt bestätigt worden. Ihre neue Amtszeit hat am 1. Juli 2015 begonnen und dauert vier Jahre. Die Beauftragte für Chancengleichheit vertritt die Belange der Mitarbeite- rinnen in Verwaltung und Technik und wird von diesen gewählt. Klaas will mehrere Schwerpunkte setzen: Wichtige Ziele sind etwa, Frauen in technischen und informationstech- nologischen Berufen zu fördern und Gender-Aspekte in die Personalent- wicklung der Universität einzubringen. Außerdem will sie die in den vergan- genen Jahren erzielten Erfolge in den Bereichen „Frauen in Führungspo- sitionen“ sowie „Familienfreundliche Arbeitsbedingungen“ verstetigen und weitere Dimensionen von Vielfalt wie Behinderung, ethnische Herkunft, Alter, Weltanschauung oder sexuelle Identität in ihre Arbeit einbeziehen. Klaas ist seit 2003 Beauftragte für Chancengleichheit der Universität Freiburg. www.chancengleichheit.uni-freiburg.de 032015

Seitenübersicht