04 2015 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 11 von Verena Adt Der Straßenkorridor ist eineinhalb Kilometer lang, er liegt unter Beschuss. Am 9. September 2013 muss ihn der Pharmazeut Dr. Ali Al Raghban zusammen mit seiner Frau und den beiden Kindern zu Fuß durch- queren. Es ist der einzige Weg, der aus dem belagerten Aleppo im Norden Syriens führt. An diesem Tag gibt die Familie ihr Zuhause und eine komfortable Exis- tenz auf. Diese zerbrach nach und nach, als der syrische Bürgerkrieg ab Mitte 2011 den Alltag zerstörte: Die Kinder konnten nicht mehr zur Schule gehen, die Eltern gelangten nicht an ihre Arbeitsplätze, die Strom- und Wasserversorgung brach zusammen, Telefon und Internet fielen aus – damit gab es keine Verbindung mehr zur Außenwelt. Die Familie verkroch sich aus Angst vor Bomben und Geschos- sen in einem Zimmer der großen Wohnung. Fünf Monate nach dem 9. Septem- ber, dem Tag, den Al Raghban „den schrecklichsten unseres Lebens“ nennt, steigt die Familie am Freibur- ger Hauptbahnhof aus einem Zug. Am Bahnsteig wartet eine umfangreiche Abordnung des Pharmazeutischen Instituts, die die Ankömmlinge jubelnd begrüßt. Ali Al Raghban und seine Frau Dr. Louma Kalie, ebenfalls Phar- mazeutin, kamen nicht als Fremde nach Freiburg. Gut zehn Jahre zuvor hatten die beiden als Promotions- stipendiaten hier gelebt, geforscht und Freunde gewonnen. Beide promo- vierten beim selben Doktorvater, dem Institutsleiter Prof. Dr. Rolf Schubert. In dieser Zeit wurde auch ihr erstes Kind, die heute 14-jährige Tochter Muna, geboren. Nach sechs Jahren in Deutschland zog die Familie 2006 nach Syrien zurück. Das Institut hätte Al Raghban und Kalie gerne behalten. „Aber wir dachten, Heimat bleibt Heimat“, erinnert sich Al Raghban mit einem etwas wehmütigen Lächeln. Die Rückkehr in die Heimat war zu- nächst ein Erfolg. Al Raghban forschte und lehrte an der Universität von Aleppo und arbeitete als wissenschaftlicher Berater der größten Pharmafirma des Landes, die ihre Produkte in die Euro- päische Union exportieren wollte. Kalie betrieb eine eigene Apotheke und war ebenfalls Dozentin an der Hochschule. 2007 kam Sohn Abdulbari zur Welt. Die Familie lebte ohne Sorgen – bis die politische Lage ab 2011 immer düsterer wurde. Bestnoten bei der Evaluation Bis die Familie nach ihrer Flucht aus Aleppo nach Deutschland gelangte, ver- gingen fünf Monate, die sie teilweise in der Türkei und in Jordanien verbracht hatte. In der Zwischenzeit hatten Kolle- gen und Freunde vom Pharmazeutischen Institut und vor allem dessen Leitung alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ihr den Weg zurück nach Freiburg zu ebnen. Nun ist Al Raghban Gastwissen- schaftler an der Professur für Phar- mazeutische Technologie und Bio- pharmazie. Er arbeitet auf seinem Spezialgebiet, der Arzneiformenlehre – dabei geht es um den Zusammen- hang von Darreichungsform und Wir- kung von Medikamenten –, und er unterrichtet auf Deutsch und auf Eng- lisch. Bei den Evaluationen bekommt er Bestnoten von seinen Studieren- den. Seine Frau arbeitet an einem Forschungsprojekt für die Industrie und bereitet sich auf ihre deutsche Approbation zur Apothekerin vor. Tochter Muna fühlt sich in ihrem Mäd- chengymnasium wohl und hat jede Menge Freundinnen. Der mittler- weile achtjährige Abdulbari ist ein Schachtalent und gehört jetzt schon zu den Besten seines Vereins. Am Wochenende unternimmt die Familie gerne Ausflüge mit dem Fahrrad – wie es sich für Freiburgerinnen und Freiburger gehört. Obwohl in sein eigenes Leben Sicherheit und Normalität zurückge- kehrt sind, vergisst Ali Al Raghban nicht, dass andere Menschen Hilfe brauchen. Er hat sich bei der Freiburger Freiwilligenagentur registrieren las- sen, um Flüchtlingen aus Syrien bei Behördengängen und Arztbesuchen zu helfen. Dass er und seine Familie in absehbarer Zeit noch einmal nach Syrien zurückkehren werden, glaubt er nicht. „Selbst wenn der Krieg heute aufhören würde, bleibt das Land noch auf Jahre zerstört. Ich finde auch in Deutschland ein Stück Heimat.“ menschen Ein Stück Heimat in der Fremde Ali Al Raghban floh mit seiner Familie vor dem Bürgerkrieg in Syrien – heute lehrt und forscht er am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften Zurück nach Freiburg, zurück zum Forschungsschwerpunkt: Ali Al Raghban arbeitet auf dem Gebiet der Arznei- formenlehre, bei der es um das Zusammenspiel zwischen der Darreichungsform eines Medikaments und dessen Wirkung geht. Foto: Thomas Kunz Der neue Kanzler ist der bisherige: Der Senat und der Universitätsrat der Universität Freiburg haben Dr. Matthias Schenek in gemeinsamer Wahl im Amt bestätigt. Die neue Amtszeit beginnt am 1. April 2016 und dauert sechs Jah- re. „Ich bedanke mich für das Vertrau- en, das die Universität in mich setzt“, sagt Schenek. „In meiner zweiten Amtszeit möchte ich die Verwaltung in ihrer Rolle als Dienstleister für For- schung und Lehre weiter voranbringen, damit alle Studierenden, Wissenschaft- lerinnen und Wissenschaftler sowie alle Beschäftigten auch in Zukunft eine her- vorragende Arbeitsumgebung an unse- rer Universität vorfinden.“ Scheneks Ziel ist es, die Verwaltung weiter zu mo- dernisieren, die Personalentwicklung auf die dezentralen Einheiten auszuwei- ten, die Energie- und Umweltbilanz der Universität zu verbessern und auf das papierlose Büro hinzuarbeiten. Ein wei- terer Schwerpunkt liegt in der Umset- zung anstehender Sanierungs- und Neubaumaßnahmen an der Universität. Matthias Schenek bleibt Kanzler www.uni-freiburg.de/verwaltung/ rektorat/kanzler Die neue Amtszeit von Matthias Schenek beginnt im April 2016 und dauert sechs Jahre. Foto: Sandra Meyndt www.chancengleichheit.uni-freiburg.de Katharina Klaas im Amt bestätigt Katharina Klaas, Beauftragte für Chancengleichheit an der Universität Freiburg, ist zum dritten Mal in Folge in ihrem Amt bestätigt worden. Ihre neue Amtszeit hat im Juli 2015 begonnen und endet 2019. Die Beauftragte für Chancengleichheit vertritt die Belange der Mitarbeiterinnen in Verwaltung und Technik und wird von diesen gewählt. In den kommenden vier Jahren will Klaas mehrere Schwerpunkte setzen: Wichtige Ziele sind etwa, Frauen in technischen und informationstech- nologischen Berufen zu fördern und Gender-Aspekte in die Personalent- wicklung der Universität einzubringen. Eames Aluminium Chair, 1958 Der Prototyp des modernen Bürostuhls: Aluminium Chair von Charles & Ray Eames. Luxuriöse Wirkung. Repräsentative Anmutung. Moderne Eleganz. Streit Service & Solution GmbH & Co. KG Tullastr. 70 ■ 79098 Freiburg ■ Tel. 07 61/ 50 49 60 ■ www.streit.de in Freiburg bei Streit inhouse Der Senat der Universität Freiburg hat die von einer Findungskommissi- on beschlossene Liste des neuen Uni- versitätsrats bestätigt. Von den elf Mitgliedern wurden drei externe und zwei interne Mitglieder neu gewählt. Drei interne und drei externe Mitglie- der waren schon im bisherigen Uni- versitätsrat vertreten und wurden wie- dergewählt. Die Amtszeit des neuen Universitätsrats hat am 1. Oktober 2015 begonnen. Mit Prof. Dr. Dr. Andreas Barner, Vorsitzender der Unterneh- mensleitung der Boehringer Ingelheim GmbH, Alfred Theodor Ritter, Vorsit- zender der Geschäftsführung der Alfred Ritter GmbH, und Prof. Dr. Sabine Rollberg, Professorin für Künstleri- sche Fernsehformate, Film und Fern- sehen an der Kunsthochschule für Medien Köln und Redaktionsleiterin WDR/ARTE, gehören nun weitere füh- rende Persönlichkeiten des öffentli- chen Lebens diesem Aufsichtsgremi- um der Universität an. Neue interne Mitglieder sind Dr. Helmut Waller, stellvertretender Vorsitzender des Personalrats der Universität, und Anna-Lena Osterholt vom Vorstand des Studierendenrats. Neue Köpfe im Universitätsrat www.uni-freiburg.de/universitaet/ zentrale-universitaere-gremien Andreas Barner, Sabine Rollberg, Alfred Theodor Ritter (von links). Fotos: Boehringer Ingelheim GmbH, Sandra Meyndt, Alfred Ritter GmbH & Co. KG 042015 Tullastr. 70 ■ 79098 Freiburg ■ Tel. 0761/ 504960 ■ www.streit.de